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Kornähren=Orden Klassifizierung: 704.9 IkonografieDDC-Icon Klassifizierung: 929.7 Königshäuser, Hoch- und Niederadel, RitterordenDDC-Icon , Aehren=Orden, Fr. Ordre de l' Épi, oder Espi, wurde von Franz I., Herzog von Bretagne, um das Jahr 1450, gestiftet, damit tugendliebende Personen vor andern geehret würden. Er begabte die Candidaten mit einer goldenen Kette, welche von kreutzweise über einander gelegten Korn=Aehren, als Liebes=Knoten geflochten, einem Kranze von Aehren ähnlich sahe, woran ein auf einem grünen Rasen stehenden Hermelin hing, mit der Devise: A ma vie; PfeiliconFig. 2603 a), womit angedeutet wird, daß man sich eher tödten lassen, als etwas böses begehen solle. Denn dieses Thierchen, welches wegen der weißen Felle eine besondere Zierde der französischen Prinzen ist, liebt die Reinlichkeit dermaßen, daß, wie Plinius schreibt, wenn es seine Grube mit Morast besudelt findet, sich von den Jägern lieber fangen lasse, als daß es sich besudeln sollte; welches auch zu den im XXIII Th. Pfeil-IconS. 64, f. beschriebenen Hermelin=Orden Anlaß gegeben hat. Justinian sagt, dieser Orden sey dem Sacramente des Altares zu Ehren eingesetzt worden, weil Franz den Rittern den Korn=Bau anbefohlen habe, wovon hernach das heilige Brod bereitet werde. Das Kleid war weißer Damast, roth gefüttert, und auf demselben das Kleinod, nähmlich ein von 4 Korn=Aehren zusammen gesetztes goldenes Kreutz; PfeiliconFig. 2603 b). Einen Ritter von der Korn=Aehre, Eques Spicae, stellt PfeiliconFig. 2603 c) dar.

Korn=Aufbewahrung und Erhaltung, s. oben, Pfeil-IconS. 642, fgg.

Korn=Aufkäufer, s. Pfeil-IconKorn=Handel.

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Korn=Auflagen, sind ein sicheres und nützliches Hülfs=Mittel, die Ausfuhre des Getreides zu dirigiren; s. im Art. Pfeil-IconKorn=Handel.

Korn= Aus= und Einfuhre, s. Pfeil-IconKorn=Handel.

Korn=Austheilung unter dem armen dürftigen Volke bey den Römern; s. im Art. Pfeil-IconKorn=Magazin.

Korn=Bau, der Getreide=Bau, und in engerer Bedeutung der Rocken=Bau; s. oben, Pfeil-IconS. 605.

Korn=Beere, s. Pfeil-IconKornelle.

Korn=Blume Klassifizierung: 615 Pharmakologie und TherapeutikDDC-Icon Klassifizierung: 632 Schäden, Krankheiten, Schädlinge an PflanzenDDC-Icon Klassifizierung: 635.9 Blumen und ZierpflanzenDDC-Icon Klassifizierung: 583.99 Asterales (Asternartige)DDC-Icon , überhaupt eine jede Blume, welche unter dem Getreide, und besonders unter dem Rocken, wächst. Im engern Verstande eine Art der Flocken=Blume, welche auf dem Felde unter dem Rocken häufig wächst, und meistens schöne himmelblaue, zuweilen auch weiße Blumen, in den Gärten aber Blumen von vielerley Farben, trägt.

Nicht allein Tournefort und Vaillant haben diese Pflanzen=Gattung unter dem Nahmen Cyanus, aus dem Griech. Κυανος, angenommen, sondern auch Hr. v. Haller hat denselben beybehalten, und ist hierin von Hrn. v. Linné abgegangen, welcher solche mit der Flocken=Blume, Centaurea, vereinigt. Das besondere Merkmahl, wodurch Hr. v. Haller die Korn=Blume unterschieden hat, besteht in den weichern, unbewehrten, und seitwärts eingekerbten oder gefranseten Kelch=Schuppen. Diese Arten, welche dergleichen Kelch=Schuppen haben, machen die zweyte Abtheilung der Flocken=Blume des Hrn. v. Linné aus. Es begreift dieselbe 19 Arten unter sich, von welchen ich bereits unter diesem Nahmen, im XIV Th. Pfeil-IconS. 274, fgg. einige angeführt habe, und hier die bekannteste beschreiben will. Es ist solches

die gemeine Korn=Blume, kleine Korn=Blume, blaue Korn=Blume, schmahlblätterige blaue Flocken=Blume, Rocken=Blume, Sichel, <44, 754> Tremisse, Tremse, Tremzen, Zacharias=Blume, Ziegenbein, Cyanus Offic. Cyanus caeruleus arvensis Tab. Thal. Besl. Baptisecula Trag. Cyanus caerulcus Theod. Cyanus flos Dod. Cyanus segetum, flore caeruleo C. B. Tourn. & Vaill. Cyanus sylvestris Fuchs. Cyanus vulgaris Pen. Lob. & Gerard. Lychnis agria et Flos frumenti Brunfelsii, Papaver heracleum Theophrasti & Dioscoridis Col. Cyanus segetum vulgaris minor annuus Moris. Cyanus flosculis radialibus larissimis septifidis Hall. Centaurea Cyanus, calvcibus serratis, foliis linearibus integerrimis, infimis dentatis Linn. Fr. Aubifoin, Barbeau, Blaveole, Bleuet. Bluet, Casse-lunette, Perole, Engl. Corn-Bottle. Die Wurzel ist holzicht, und mit vielen Fasern besetzt. Sie treibt einen in Zweige abgetheilten, 2 bis 3 F. hohen, eckigen, etwas wollichten Stängel, an dessen untern Theile tief eingeschnittene, am obern aber vollkommen ganze, schmahle Blätter sitzen. Jeder Zweig endigt sich mit einer Blume. Die Kelchschuppen liegen dicht über einander, und ihr schwärzlicher Rand ist mit weißen Haaren besetzt, doch mehr sägeartig eingekerbet, als gefranset. Bey der großen hellblauen Blume sind die unfruchtbaren Randblümchen breiter und ansehnlicher, als bey vielen andern Arten, und die Einschnitte eingekerbet, und gleichsam lippenweise gestellt, so, daß man zu der obern 4 bis 5, zu der untern aber 2 bis 3 rechnen kann. Die Samen tragen eine kleine Haarkrone, und sitzen auf dem haarichten Blumenbette. Die Blümchen, davon die äussern blaß, die innern dunkelblau sind, verändern öfters diese Farbe. Sie wachsen häufig unter dem Getreide, insonderheit unter dem Rocken und Weitzen, und blühen im Jun. und Julius. In den Gärten findet man sie von vielerley Farben, sowohl einfach, als auch gefüllt; als: ganz weiße, Cyanus flore albo fleischroth, Cyanus flo<44, 755>re incarnato; hochroth, C. flore rubro; purpurroth, C. purpureus, C. segetum flore purpureo; schwarzroth, C. flore atro-purpurascente; aus dem Weißen in das Violette spielend, C. flore ex albo violaceo; violett, C. flore violaceo; blaßblau, C. flore dilute ianthino; mit weißem Blumenstrahl und blauer Scheibe, C. albo flore, umbilico coeruleo, s. Cyanus segetum, disco coeruleo, cum corona candida; mit weißem Blumenstrahl und purpurrother Scheibe, C. albo flore, vmbilico purpureo, s. Cyanus segetum, flore albo, fundo purpureo, s. Cyanus segetum disco purpureo, cum corona candida; mit weißem Blumenstrahl und fleischrother Scheibe, C. segetum, flore albo, fundo carneo, s. Cyanus disco carneo, cum corona candida; mit weißem Blumenstrahl und schwarzröthlicher Scheibe, C. flore albo, fundo atro-purpurascente; mit weißem Blumenstrahl und röthlicher Scheibe, C. disco purpurascente, cum corona candida; mit weißem Blumen=Strahl und violetter Scheibe, C. disco violaceo, cum corona candida; mit einer aus dem Weißen in das Violette spielenden Blumenkrone, C. ex albo violaceus, s. Cyanus segetum, flore ex albo violaceo; mit weißem Blumenstrahl und schneeweißer Scheibe, C. flore albo, fundo immaculati candoris; mit fleischrothem Strahl und schneeweißer Scheibe, C. flore carneo, fundo immaculati candoris; mit blauem Strahl und purpurrother Scheibe, C. disco purpureo cum corona caerulea; gefüllte blaue, Cyanus hortensis, flore caeruleo; gefüllte purpurrothe, C. flore purpureo multiplici Besl. C. hortensis flore pleno purpureo Tourn. gefüllte, mit weißem Strahl und purpurrother Scheibe, C. multiflorus medio purpureus, s. Cyanus flore albo multiplici, medio purpureus H. Reg. Par. s. Cyanus hortensis, flore pleno, medio purpureo Tourn. Dieser Ver<44, 756>schiedenheit wegen zieht man diese Spiel=Arten in den Gärten. Man säet nähmlich den Samen dieser Sorten, sobald er im Herbste reif ist (damit sie vor Winters aufgehen, denn sie scheuen keine Kälte,) oder im folgenden Frühlinge auf den Rabatten trippelweise umher, auf jede Stelle einige wenige Samen, 1/2 Z. tief; und sobald sie ihre Blumen zeigen, reißt man die schlechten Sorten aus, und lässet nur diejenigen stehen, deren Blumen die besten Eigenschaften und die glänzendsten Farben haben. Von diesen nimmt man auch nur Samen auf, weil sie sonst mit der Zeit in die gemeine blaue Sorte ausarten.

Auf den Aeckern sieht man die Korn=Blumen nicht gern; und man thut daher wohl, wenn man sie, wenn sie noch jung sind, und ehe ihre Samen reif werden, abschneidet, und dem Viehe vorwirft, da sie alsdann ein gutes Futter=Gras sind; wenn sie aber bereits reife Samenköpfe tragen, sind sie hierzu zu schlecht, und zugleich ein schlimmes, und sonst ein den Acker=Feldern ganz eigenes Unkraut, dessen Same mehr durch das Dreschen, als durch das Ausfallen auf dem Acker, sich fortpflanzt, daher diesem Unkraute, da der Same sehr spät, mithin nicht leicht auf dem Acker ausfällt, sondern durch die Saat dahin kommt, im Dreschen einiger Maßen begegnet werden könnte.

Hr. Past. Goeze *

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Im 4 B. des Nützl. Allerley aus der Natur und dem gemeinen Leben für allerley Leser, (Lpz. 1787, 8.) S 429, fgg.

hält den Genuß der Samen=Kapseln, welche sich als Bürstchen unter den Linsen befinden, für sehr schädlich, und hat daher folgende Warnung bekannt gemacht.

„Diese Bürstchen kennt doch wohl ein Jeder; aber nicht jeder wird die Blume kennen, von welcher sie die Samenkapseln sind; noch weniger wird es schon bekannt seyn, daß sie der Gesundheit höchst schädlich sind. Ich <44, 757> habe mich daher für verpflichtet gehalten, alle und jede Aeltern, Hauswirthe und Oekonomen davor zu warnen.

Daß ich dazu Ursache habe, wird folgende Geschichte entscheiden. Ein junger Gelehrter, der auf dem Lande in Condition gestanden, erzählte mir: er habe sich allezeit nach Tische sehr übel befunden, wenn Linsen wären gegessen worden, und heftige Leib=Schmerzen bekommen. Als er wieder von Linsen gehört, so habe er sie sich vor dem Kochen zeigen lassen, da sie denn sehr unrein, und viele von diesen Bürstchen darunter gewesen wären. Dies habe ihn aufmerksam gemacht. Er habe zu dem Ende wohl eine Hand voll dieser Bürstchen gesammelt, mit Wasser abgekocht, etwas Butter dazu gethan, und den Absud einem jungen Hunde zu saufen gegeben. Es wäre keine Viertel=Stunde vergangen, so habe der Hund Convulsionen bekommen, und sey von Zeit zu Zeit immer elender geworden, daß gar gefürchtet habe, er möchte toll werden. Kurz, 4 Stunden nachher habe er ihn todtschlagen müssen.

Diese Geschichte ist so wahr, als ich sie schreibe, und so bedenklich, daß sie verdient, beherziget zu werden. Sie beweiset offenbar, daß die Bürstchen, wenn sie in zu großer Menge mit gekocht und aufgelöset werden, der Gesundheit schädlich sind.

Wie viele Häuser sind nicht, in denen die Kinder in den Winter=Abenden Linsen verlesen müssen! Diese Bürstchen werden gewöhnlich zum Spiel ausgesucht. Wie viele Kinder haben sichs nicht zur fatalen Gewohnheit gemacht, alles, womit sie spielen, zu käuen, oder in den Mund zu nehmen. Dies könnte ihnen schon schädlich seyn. Wer weiß, wovon manche Kinder Krämpfe und Krankheiten kriegen!

Auf dem Lande, in großen Wirthschaften wird es mit dem Verlesen der Linsen für das Gesinde so genau nicht genommen. Die Leute bekommen also allemahl, wenn viele Bürstchen darunter mit gekocht werden, etwas schädliches mit. Ich bitte alle und jede Oekonomen, die viele solche Bürstchen unter ihrer Linsen=Gerste haben, damit an einem Hunde oder andern Thiere die Probe zu machen.

Wirklich hat es mich Mühe gekostet, zu erfahren, von welcher Blume dieser Same wäre. Alle unsere hiesige Oekonomen wußten es nicht. Ich sammelte also derglei<44, 758>chen Bürstchen aus den Linsen. Am häufigsten fand ich sie unter der Buchweitzen=Grütze. Wie häufig aber wird diese nicht auch gegessen! Ich säete sie in ein Kästchen mit Erde, und wollte selbst das Unkraut ziehen. Mit einem Mahle fiel mirs ein, dieserhalb den großen Botanikus zu Quenstedt, den Prediger Rimrod zu befragen. Er antwortete mir: es sey der Same der blauen Korn=Blume, oder Korn=Nelke. Es war der 14te Jul. 1786, als ich diese Nachricht erhielt. Noch an demselben Tage zerschnitt ich einige Korn=Blumen, und fand die Bürstchen darin noch ganz weich; aber die nähmlichen, wie sie unter den Linsen sind.

Am Johannis=Tage werden von der Landjugend von diesen Blumen viele Kränze gemacht. Sie trocknen, und die Kinder machen den Samen aus, um damit zu spielen, auch wohl zu essen, wie sie wohl mit dem giftigen Bilsen=Kraut=Samen zu thun pflegen. Es ist doch immer eine Pflicht, vor der Schädlichkeit einer Sache, je gemeiner und häufiger sie ist, desto ernstlicher zu warnen.”

Hr. Prof. Böhmer, in Wittenberg, prüft in einem Programma, *

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Prolusio, qua cyano segetum nuper imputatum virus limitatur. Vitemb. 1787. 4. 1 u. e. h. B.

ausser den verschiedenen Meinungen von den Kräften der Korn=Blumen, die von Hrn. P. Goeze angegebene Erfahrung, daß die Samen heftige Zuckungen machen sollen, und zweifelt an der Richtigkeit derselben.

Aus den balsamischen Blümchen der Scheibe, sammeln die Bienen Honig.

In den Apotheken hat man nur die Blumen allein, sie werden aber jetzt gar selten gebraucht. Man kann auch, da sie fast gar keinen Geruch noch Geschmack haben, sehr wenige Arzeney=Kräfte von ihnen erwarten. Hrn. Geoffroy haben sie in der chemischen Untersuchung viel saures und etwas herbes Wasser, ein wenig urinösen Liquor, eine ziemliche Portion dickes Oehl wie ein Extract, und etwas fixes alkalisches Salz und Erde, <44, 759> gegeben. Das spirituöse Extract aus ihnen schmeckt etwas herbe und salzig, letzterer Geschmack aber ist in dem wässerigen Extracte weit deutlicher. Hoffmann; *

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Diss. de remed. domest. p. 35

sagt, daß nichts den unterdrückten Urin so gewiß wieder beförderte, als ein Decoct dieser Blumen mit Nessel=Samen verbunden; ja sein Vater will die beste Wirkung von ihnen bey anfangender Wassersucht gesehen haben *

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Pharm. Schroeder L. 4. Sect. 1. p. 464.

selbst bey dieser schon eingewurzelten Krankheit sollen sie sich noch nützlich erwiesen haben. Vielleicht aber ist die Rede von der ganzen Pflanze. Ohne Zweifel ist das Kraut und der Same, da sie beyde bitterer sind, wirksamer als die Blumen.

JO. PET. ALBRECHT obs de cyani virture antihydropica, st. in Misc. Nat. Cur Dec. III. A. V, obs. 20.

Sebast. Alischers Obs. von dem sonderbaren Nutzen des Infusi florum calcatrippae & cyani in suppressione vrinae, st. im 12 Vers. der Bresl. Samml. Apr. 1720, Cl. 4, Art. 3.

Der Aufguß, der Saft, oder das von ihnen destillierte Wasser wurde ehemahls wieder die Entzündung, Schwärung und Schwäche der Augen gebraucht, daher wird das destillierte Wasser von dem gemeinen Manne in Frankreich auch Eau de casse-lunette genannt. Als Thee getrunken, sollen sie den Leib öffnen. Das aus den Blumen nebst den Köpfen gemachte Pulver wird, wenn es eine Zeitlang zu 1 Quent genommen wird, von Einigen wieder die Gelbsucht angepriesen. Rajus sagt, daß dieses Pulver, wenn es auf die Rosen gestreuet würde, dienlich sey, und der ausgepreßte Saft von diesen Blumen die faulen Geschwüre heile. Die Blumen werden von Einigen unter den Rauch=Toback gemischt, mehr der Zierde, als des Geschmackes oder der Kräfte wegen. Getrocknet werden sie, der Zierde wegen, zum Pot pourri genommen. Die Zucker=Bäcker bedienen sich der Blumen, den Zucker da<44, 760>mit zu färben, wie auch Morsellen und allerley Confect damit zu bestreuen. In den Küchen färbt man Geleen damit.

Manche Hausmütter pflegen auch Essig damit folgender Maßen anzustellen. Sie nehmen von diesen Blumen gleich anfangs, wenn sie zu blühen anfangen, und die beste Kraft haben; pflücken sie ab, schneiden unten das Weiße davon, lassen sie etwas welk werden, und thun sie alsdann in ein Glas, (wiewohl sie auch etliche frisch gebrauchen,) gießen darnach guten Essig daran, und stellen es wohl verbunden an die Sonne. Wenn die Blumen weiß und fahl werden, thun sie wieder frische in ein anderes Glas, und seihen diesen Essig von den Korn=Blumen aus dem ersten Glase wieder darüber, und erneuern ihn also 3 oder 4 Mahl. Wenn man aber destillierten Essig haben kann, und diese Blumen darein legt, so wird er noch weit schöner von Farbe, und darf man solchen über 2 Mahl mit den Blumen nicht erneuern oder verstärken.

Klassifizierung: 667 Reinigungs-, Färbe-, Beschichtungstechniken, verwandte TechnologienDDC-Icon Zur Färberey im Großen nutzt der blaue Saft aus den Blumen nichts, indem er, wie der Saft aus allen blauen Blumen, unbeständig ist, und von den laugenhaften Salzen leicht in das Grüne, und von den sauren in das Rothe geändert wird. Für die Mahler aber lässet sich aus den blauen Blumen eine dauerhafte blaue Farbe verfertigen. Wenn man die Blumen in ziemlicher Menge sammelt, die Blumenkelche und die äussern größern Blumenblätter abbricht, die übrigen blauen Blumen auspreßt, und etwas Alaun hinzu thut, so geben sie eine schöne, durchsichtige, beständige blaue Farbe, welche dem Ultramarin nahe kommt, und von Säuren roth, von Laugen=Salzen aber grünlich wird. Man kann auch eben diese Blumen, in gleicher Absicht, nachdem sie von den Kelchen und den äussern größern Blümchen gereinigt sind, mit Thau oder gemeinem Wasser benetzen, in einem Ofen über einem aus Haaren ge<44, 761>machten Tuche oder einem Haar=Siebe trocknen, die solcher Gestalt getrockneten Blumenblätter mit Gummi=Wasser besprengen, auf diese Art nach und nach einen Kuchen daraus machen, diesen hin und wieder umkehren, wieder benetzen, und einige Minuten lang zusammen pressen, bis der Kuchen fest wird, welcher alsdann sehr schön färbt. Aus dem Safte dieser Blumen=Blätter kann man auch eine blaue Tinte verfertigen, die aber mit der Zeit verschießt, und unbeständig ist. Man kann auch die schönen reifen Korn=Blumen in einem Mörser mit Eyweiß zu einem Mus zerstoßen, den Saft durch ein reines Tuch in eine Muschel=Schale drücken, und darin trocknen lassen. In den Apotheken färbt man mit diesem blauen Safte die Syruppe und den Zucker schön blau.

Zur Verfertigung dieser schönen blauen, dem Ultramarin beynahe gleich kommenden Farbe, und Erziehung der Korn=Blumen zu dieser Absicht, wird im Universal Magazine, May 1752, S. 220, fgg. nachstehende Anweisung ertheilt.

„Dieses schöne Blau macht man aus der Korn=Blume, die sich fast auf allen Korn=Feldern häufig findet. In den 4 Sommer=Monathen kann man sie leicht haben und an dem Rande der Korn=Felder sammeln, ohne dem Korne einigen Schaden zu thun. Diese Blume hat zweyerley Blau in sich: eines in den größern und äussern Blättern, von einer blassen Farbe; das andere in der Mitte der Blume, von einer dunkelblauen Art. Beydes kann man gebrauchen, wenn man es von den Fächern, worin es wächst, absondert; doch haben die dunkelblauen Blätter in der Mitte den Vorzug um vieles, und geben die schönste Farbe. Das kann man leicht wahrnehmen, wenn man die Blätter nur, indem sie noch frisch sind, auf ein Stück von gutem Schreibe=Papier so stark reibet, daß man den Saft heraus drückt. Es wird eine vortreffliche Farbe geben, welche nicht verbleicht, wie ich durch eine Erfahrung von vielen Jahren überzeugt bin. Der mittlere Theil der Blume ist also der vornehmste, und zuverlässig eben derjenige, welcher unter den übrigen Blättern der Blumen, <44, 762> an eben dem Tage da sie gesammelt sind, wo es füglich geschehen kann, oder wenigstens so bald als möglich, heraus gepflückt werden sollte.

Wenn man eine hinlängliche Quantität von diesen mittlern Blättern zusammen gesucht hat, drücke man so viel Saft daraus, als man kann, und setze ein wenig Alaun dazu. Dann wird man ein beständiges und durchsichtiges Blau von einer so hellen und starken Farbe, als man verlangen kann, die kaum dem Ultramarin weicht, haben.

Was die äussern Blätter, welche blässer sind, betrifft, so weiß ich nicht sicher, ob sie zu der Absicht dienen werden, weil ich nicht Versuche genug damit angestellt habe. Indessen verlohnt es sich doch wohl der Mühe, da diese Farbe so nützlich ist, auch mit ihnen einige Versuche zu machen, welche hinlänglich entscheiden werden, ob man sie mit Vortheil gebrauchen kann, oder nicht.

Die beste Zeit diese Blumen zu sammeln, ist um den Anfang des Jun., oder im Jul. und August, obgleich auch im März einige zu finden seyn mögen. Die Blumen mögen aber gesammelt werden zu welcher Zeit es sey, so merke man, daß man die mittelsten Blätter der Blume, die eine dunkle Farbe haben, so bald als möglich, nachdem man sie gesammelt hat, auspflücke, und den Saft daraus drücke, sonst wird die Farbe etwas von ihrer Vollkommenheit verlieren.

Es ist sehr wahrscheinlich, daß, wenn man die Köpfe dieser Korn=Blumen eben so zubereitete, wie den Saffran, sie eine weit reichlichere Quantität von Farbe=Stoff, womit man weit leichter färben könnte, geben würden, als wenn man sie so frisch, wie sie aus dem Felde kommen, ausdrückt. Dies ins Werk zu richten, müßte man einen solchen Brenn=Ofen zurichten, als man zur Bereitung des Saffrans zu gebrauchen pflegt, worin man ein gelindes Kohl=Feuer von Holz machen könnte, der obern Fläche des Ofens eine mäßige Hitze mitzutheilen. Die obere Fläche des Ofens muß mit einem Haar=Tuche, und über dasselbe mit 4 oder 5 Bogen von weißem Papier, wie man zur Bereitung des Saffrans gebraucht, bedecket werden. Alsdann muß man einen Theil der ausgesuchten Blumen, so, daß sie ungefähr 2 oder 3 Z. in der Höhe betragen, auf die bedeckte Fläche legen, mit einem Messer fest und platt <44, 763> an einander drücken, und mit etwas dünnem Gummi=Wasser besprengen. Hiernächst muß man den Blumen=Kuchen noch mit 2 oder 3 Bogen Papier und einem Brete, nebst einem kleinen Gewichte, bedecken. Das Bret und Gewicht bleiben nur wenige Minuten darauf liegen; dann muß man beydes wieder abnehmen, und den Blumen=Kuchen auf dem Ofen, so, daß man zugleich alles Papier mit beyden Händen fasset, umkehren. Wenn er wieder recht gelegt ist, muß man auch das obere Papier abnehmen, und den Kuchen wieder mit etwas von dem dünnen Gummi=Wasser besprengen, ihn hernach mit dem Messer zusammen und eben drücken, dann das Bret mit dem Gewichte 1 oder 2 Minuten wieder darauf legen, und nach dieser kurzen Zeit ihn wieder umwenden. So muß man es beständig zu machen fortfahren, bis der Blumen=Kuchen sich zusammen setzt, und die Dicke eines Saffran=Kuchens bekommt.

Bey dieser Zubereitung wird man finden, daß die Blumen allemahl dunkler werden, so oft man sie umwendet, bis der Kuchen endlich ganz dunkelblau aussehen, und die Farbe in das Schwarze fallen wird. Hieraus kann leicht ein Färbe=Stoff gezogen werden.

Während der Zurichtung muß man große Sorgfalt beobachten, daß das Feuer die Blumen nicht verbrenne, sondern so beständig und gelinde sey, als möglich ist. Dann wird der Blumen=Kuchen unfehlbar eine gute Farbe bekommen.

Sollte man einwenden, daß es mühsam seyn wird, diese blaue Farbe zu machen, so erwege man, wie viel Mühe und Sorgfalt erfordert wird, den Saffran zu sammeln, und zu bereiten, der oft für 30 engl. Schillinge das Pfund verkauft wird; da hingegen dieses Blau, wenn es dem Ultra marin gleich kommt, 4 bis 5 Pfund Sterl. für jede Unze werth seyn wird, insonderheit, wenn es so wohl färbt, als dieses. Daher würde es sich, aller Wahrscheinlichkeit nach, der Mühe verlohnen, ein eigenes Stück Feldes zu dem Ende zu haben, wo nichts als diese Korn=Blume gesäet würde.

Was die Art, diese Pflanze zu bauen, anbelangt, so muß ein jeder Samenkopf geöffnet werden, ehe man ihn aussäet; denn ein jeder Kopf enthält eine große Anzahl von Samenkörnern. Zur Zubereitung des Bodens zu die<44, 764>sem Samen, ist das ordentliche Pflügen allein hinreichend. Wenn das geschehen ist, kann der Same entweder zu Ende des Augustes gesäet werden, und dann wird er früh genug aufgehen, den Winter über auszuhalten, und früh im folgenden May blühen. Oder, man säet ihn zu Ende des Märzes, so wird er im folgenden Jun. zur Blüthe kommen. In beyden Jahrszeiten durchege man den Grund, nachdem er wohl gepflüget ist, mit Buschwerk.

In Ansehung der Wahl dieses Samens wird es nöthig seyn, daß man ihn von solchen Feldern sammle, wovon man versichert ist, daß keine andere als blaue Korn=Blumen darauf wachsen; und dann werden alle Pflanzen, welche von einem solchen Samen aufgehen, eine blaue Farbe hervor bringen. Sammelt man aber den Samen von einem Felde, wo sie von verschiedener Farbe sind, so kann man auch Blumen von verschiedener Art, als: weiße, rothe oder purpurfarbene, erwarten, wenn man gleich versichert ist, daß man den Samen nur von solchen, die wirklich blau gewesen sind, genommen hat. Denn wo eine rothe Blume von eben dem Geschlechte neben der blauen wächst, wird die verschiedene Farbe zwischen beyden so gemischet werden, daß der Same von einer jeden dieser Pflanzen eine Blume von ganz unterschiedener Farbe erzeugen wird, weil die eine mit dem befruchtenden Mehle von der andern geschwängert ist.”

Allgem. Magazin der Natur, Kunst und Wissensch. 4 Th. (Lpz. 1754, gr. 8.) S. 237, fgg.

Kenntniß derjenigen Pflanzen, die Mahlern und Färbern zum Nutzen, und den Liebhabern der öconom. Pflanzen=Kenntniß zum Vergnügen gereichen können, (Lpz. 1776, 8.) S. 688, fgg.

Nachricht von einer aus Engelland kommenden neuen Erfindung, die gemeinen und bis hieher unbrauchbaren Kornblumen zu einer kostbaren und dauerhaften blauen Farbe zuzubereiten, st. im 68 St. der Gött. gel. Zeit. a. d. J. 1748, S. 540, f.

In Holland pflegt man auf eine gewisse Art aus allerley Wurzeln, Blüthen, Blättern etc. trockne Farben zu verfertigen, die so schön sind, daß man anfangs gar nicht einsehen konnte, aus welchem Stoffe sie wohl bereitet würden. Der Nutzen davon war nicht klein, und man unternahm diese Arbeit manufacturmäßig. <44, 765> Nach dieser Bereitung geben die Blüthen der Korn=Blumen das schönste Hellblau; frische Rosen=Blätter, (wozu aber die französ. kleine Rose am besten taugt,) das schönste Roth; Veilchen, Violett, u. s. f. Das ganze Verfahren besteht in Folgendem. Man nimmt ein Kraut, eine Blume, Wurzel etc. je nach dem man es braucht, und so viel man Farbe erzeugen will; thut es in einen irdenen Topf, zerstößt es, thut eine hinlängliche Quantität Wasser hinzu, gießt alsdann zu jedem Pfunde einen Löffel voll gute Lauge, und lässet dieses alles in einem geräumigen Geschirre sieden. Hernach wird das Wasser von dem Kraute etc. durch Papier oder Tuch abgesondert, und Alaun=Solution hinein getröpfelt, so fällt die Farbe zu Boden. Diese Farbe muß als dann mit frischem Wasser so lange gewaschen werden, bis keine Schärfe mehr in dem Wasser zu spüren, sondern dasselbe ganz süß ist. Zuletzt wird es nochmahls durch Papier geseihet, und die zurückbleibende Farbe wird sodann getrocknet.

Im ganzen Pflanzen=Reich verliert keine Blume eher und leichter ihre Farbe, als die blaue Korn=Blume. Man muß sie geschwinde und schnell trocknen, wenn etwas davon zurück bleiben soll. Zum Gebrauch für Kräuter=Bücher geschieht dieses am besten zwischen recht heißen Sand.

Beschreibung der Kornblume, entworfen von Fried. Casim. Medicus. st. in Historiae et Commentationum Acad. Elect. TheodoroPalatinae, Vol. I. (Manhem. 1766, 4.) p. 491 -- 505.

Von der ausländischen türkisch=asiatischen Art der Korn=Blume, Cyanus floridus odoratus turcicus, s. orientalis, welche, ihres lieblichen Bisam=Geruches wegen, Bisam=Blume genannt wird, s. im V Th. Pfeil-IconS. 498, f.

Korn=Bock, in einigen Gegenden eine Benennung des braunen oder schwarzen Korn=Wurmes, wovon im folgenden Pfeil-IconArt. gehandelt wird.

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Korn=Boden Klassifizierung: 633.1 GetreideDDC-Icon Klassifizierung: 631.4 BodenkundeDDC-Icon . 1. Das Erdreich in Verhältniß gegen das Getreide, und in engerer Bedeutung gegen den Rocken. Ein Land, ein Gut hat einen guten Korn=Boden, wenn das Getreide, und in engerer Bedeutung der Rocken, daselbst gut fortkommt.

2. Ein Boden, oder der oberste Raum eines Gebäudes unter dem Dache, so fern er dazu dient, Korn, d. i. ausgedroschenes Getreide und andere Feld=Früchte, zu künftigem Gebrauch in Menge darauf zu schütten und zu bewahren; der Frucht=Boden, Getreide=Boden, Schütt=Boden; an einigen Orten ein Kasten (s. Th. XXXV, Pfeil-IconS. 672); in der Schweitz die Schütte; L. Granarium, Fr. Grenier, eigentlich Grenier à blé.

Von dem Korn=Boden, in der ersten Bedeutung dieses Wortes, geschieht bey Abhandlung einer jeden Getreide=Art besonders Erwähnung. Hier ist von dem Korn=Boden, in der zweyten Bedeutung dieses Wortes, die Rede.

Klassifizierung: 631.2 Landwirtschaftliche GebäudeDDC-Icon Klassifizierung: 631.56 Arbeitsabläufe nach der ErnteDDC-Icon Man sollte glauben, daß man sein Getreide, wenn man es von dem Felde in die Scheune, und aus derselben auf den Boden gebracht hat, nun vor aller Gefahr sicher habe; allein, es hat solches daselbst eben so viel, und bisweilen noch mehr, als bey allen andern Wirthschafts=Geschäften, auszustehen. Der Schade und Verlust, den ein Haus= und Land=Wirth an den bereits ausgedroschenen Körnern leidet, ist um so wichtiger, als dieselben den edelsten Theil der ihm zugewachsenen Früchte ausmachen. Nachdem ich das Getreide bey seiner Einärndung, im XI Th. Pfeil-IconS. 376 fgg., und dem Ausdrusch, im IX Th. Pfeil-IconS. 505, fgg. in Betrachtung gezogen habe, muß ich dasselbe noch bis in sein letztes Behältniß verfolgen, und diejenigen Mittel anzeigen, welche zur unbeschädigten Erhaltung der ausgedroschenen, und nunmehr auf den Boden in Verwahrung gebrachten Körner etwas beytragen können.

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Ich will zwar den landverderblichen Korn=Wucherern und so genannten Korn=Juden, welche ihr Getreide nicht eher verkaufen, als bis sie von ihrem armen Nächsten und Mitbürger einen übermäßigen Preis dafür erpressen können, und in dieser Absicht den ihnen von der Vorsehung geschenkten Segen von vielen Jahren her aufsammeln, keinesweges das Wort reden; vielmehr bin ich der Meinung, daß nicht allein dergleichen Korn=Wucherern durch eine wohlgeordnete Landes=Polizey gerechter Einhalt zu thun sey, sondern daß auch dieselben, wegen der vielen Gefahr, der sie, bey ihrem übertriebenen Warten auf übermäßig theure Zeiten, auf so mancherley Weise ausgesetzt sind, am Ende selten gut dabey fahren, und daß ein vernünftiger Haus= und Land=Wirth besser thue, wenn er die ihm zugewachsenen Früchte, von Zeit zu Zeit, für den gangbaren Markt=Preis verkauft, wovon ich im Art. Pfeil-IconKorn=Handel ausführlicher handeln werde. Indessen erfordern es doch sowohl die allgemeinen, als auch bisweilen die besondern Umstände einer wohl eingerichteten Oekonomie, daß ein Eigenthümer, wo nicht das Ganze, doch einen gewissen ansehnlichen Theil seines Getreides in Vorrath halte.

Wer vernünftig wirthschaften, und nicht seine ganze Haushaltung auf ein bloßes Gerathewohl ankommen lassen will, muß sich auf alle bey dem Ackerbaue mögliche Fälle bereit halten, und solche Verfügungen zu treffen suchen, daß ihm dieselben so wenig, als möglich, schwer fallen mögen. Ein Haus= und Land=Wirth hat nicht lauter Segen vom Himmel zu erwarten, sondern muß öfters viele und große Unglücks=Fälle in seiner Haushaltung erfahren. Mißwachs, Schlossen, Heuschrecken, und andere dergleichen Uebel mehr, setzen ihn nicht selten in die Umstände, daß er weder den erforderlichen Samen, noch auch den für sich, sein Gesinde und Vieh nöthigen Unterhalt von dem <44, 768> auf gedachte Art verunglückten Einschnitte nehmen kann. Diese schon an sich harte Unglücks=Fälle aber fallen einem Wirthe, wenn er allen seinen Samen und Wirthschafts=Bedürfnisse mit barem Gelde von fremden Leuten erkaufen muß, doppelt schwer; dahingegen derjenige, welcher noch von den vorigen Jahren einen hierzu nöthigen Vorrath in Bestand hat, solche weit weniger empfindet, und sie ihm daher viel leichter zu ertragen werden. Weil nun alle dergleichen unglückliche Begebenheiten, die bloß von der Macht einer höhern Hand herrühren, niemahls voraus gesehen werden können, indem es nicht an traurigen Beyspielen fehlt, wo ein Landmann, wenn er gleich schon die Sense angesetzt, und die größte Hoffnung zu einer reichen Aernde hat, doch alle seine Feld=Früchte in wenigen Augenblicken zerschlagen und zu Grunde gerichtet sehen muß: so ist es billig eine eben so vernünftige als nöthige Wirthschafts=Regel, daß man jederzeit so viel Vorrath an Getreide behalte, als auf ein Jahr zu Samen und zu den Wirthschafts=Bedürfnissen erfordert wird. Und dieser Vorrath muß als ein eiserner Bestand angesehen, und nur jährlich mit frischem Getreide verwechselt werden.

Ueberdies ist es auch kein verwerflicher und unerlaubter Korn=Wucher, sondern es muß vielmehr für eine vernünftige und regelmäßige Wirthschaft gehalten werden, wenn man, bey ausserordentlich wohlfeilen Zeiten, nicht allein den Samen und die Wirthschafts=Nothdurft, sondern auch den ganzen übrigen zum Verkauf bestimmten Vorrath eine Zeitlang aufbehält, und dadurch sein Land=Gut, ohne Drückung des armen Nächsten, besser zu nutzen sucht. Die Erfahrung lehrt, daß öfters so wohlfeile Zeiten einfallen, daß ein Land=Mann, wenn er alsdann sein Getreide verkauft, kaum die auf dessen Zeugung und Bearbeitung verwandte Kosten wieder heraus bekommt, und also in solchen Jah<44, 769>ren sein Land=Gut als ein müßig liegendes und todtes Capital ansehen muß. Bey dergleichen Umständen ist es allerdings rathsam und vernünftig, daß man sein Getreide nicht, so zu sagen, wegwerfe, sondern dasselbe eine Zeitlang, bis etwa ein mehr mittelmäßiger Preis dafür zu hoffen steht, aufzubehalten suche. Ein solches in der Vernunft gegründetes Verfahren gereicht auch dem gemeinen Wesen zu keinem Nachtheil. In solchen außerordentlich wohlfeilen Jahren wird ohnedies mehr Getreide zu Markte gebracht, als consumiret werden kann. Allzu wohlfeile Zeiten aber sind einem Lande eben so schädlich, als eine übermäßige Theurung, indem sie den so verderblichen Müßiggang befördern, und fast alle Geschäfte und Hanthierungen, zu deren Fortsetzung eine gewisse Menge von Arbeitern erfordert wird, stören und unterbrechen. Wenn sich nun einige vermögende Haus= und Land=Wirthe in die Verfassung setzen, daß sie, in solchen ausserordentlich wohlfeilen Zeiten, ihren Getreide=Zuwachs nicht verschleudern dürfen, sondern ihn auf eine gewisse Zeit vorräthig behalten können, so muß dadurch nothwendig der allzu niedrige Preis einiger Maßen gemäßiget werden. Solchemnach ist diese wirthschaftliche Einrichtung dem Lande mehr nützlich, als schädlich. Man darf nicht befürchten, daß durch ein solches Zurückhalten des Getreides, wenn es von allen und jeden Land=Wirthen ausgeübet werden wollte, zuletzt, auch in den allerwohlfeilsten Zeiten, eine nachtheilige Theurung entstehen könnte. Die wenigsten Besitzer der Land=Güter befinden sich in solchen erwünschten Umständen, daß sie diese Regel beobachten, und den Verkauf des ihnen zugewachsenen Getreides über die gewöhnliche Zeit aussetzen können. Die meisten hat die Noth und ihr Vermögens=Zustand über die Beobachtung dieses Wirthschafts=Gesetzes hinaus gesetzt, indem sie sich, wenn sie die öffentlichen Abgaben entrichten, die schuldigen Zinsen bezahlen, <44, 770> und dabey sich und die Ihrigen mit dem Nothdürftigen versehen wollen, an keinen Preis binden können, sondern ihr Getreide, wenn es auch mit dem größten Verluste geschehen sollte, so gut als möglich an den Mann zu bringen suchen müssen. Es wäre zu wünschen, daß es mehr Land=Wirthe gäbe, welche den Verkauf des Getreides in ihrer freyen Macht hätten; das Land würde blühender seyn, und einem unerlaubten Wucher könnte durch vernünftige Polizey=Gesetze allemahl gar füglich vorgebeuget werden. In wie fern es für den Land=Wirth rathsam sey, seine Korn=Früchte aufhohe Preise liegen zu lassen, und wie lange er mit dem Verkaufe derselben zurück halten könne, werde ich im Art. Pfeil-IconKorn=Handel untersuchen. Aus dem Obigen erhellet zur Genüge, daß in einer wohl eingerichteten Wirthschaft allemahl ein gewisser beträchtlicher Getreide=Bestand vorräthig seyn müsse, und also ein jeder Land=Wirth die zu dessen unbeschädigten Erhaltung erforderlichen Mittel zu kennen nöthig habe.

Diese unbeschädigte Erhaltung des nöthigen Getreide=Vorrathes kann nun, wie es die Vernunft selbst gibt, nicht füglich geschehen, wofern nicht dazu tüchtige und bequeme Behältnisse vorhanden sind. Die erste Sorge eines Wirthes muß also dahin gerichtet seyn, daß er zu dergleichen Behältnissen gelange.

Es wäre zu wünschen, daß alle Land=Wirthe sich in solchen Umständen befänden, daß sie, zur Aufbehaltung ihres vorräthigen Getreides, eigene Gebäude (Speicher oder Korn=Häuser) anlegen und erbauen könnten. Sie würden alsdann alle Vortheile, die bey der Einrichtung eines tüchtigen Getreide=Behältnisses erforderlich sind, gehörig in Acht nehmen können, und also wegen dessen unbeschädigter Aufbehaltung weit weniger bekümmert seyn dürfen. Da es aber nur wenige Besitzer gibt, deren Vermögens=Kräfte zu den Kosten, welche die Erbauung eines besondern Korn=<44, 771>Hauses erfordert, hinlänglich sind, so müssen sich auch die meisten mit den oben, Pfeil-IconS. 642, fgg. angezeigten Anstalten, oder auch den gewöhnlichen, in den zugleich zu einem andern Gebrauch bestimmten Wirthschafts=Gebäuden angelegten Korn= oder Schütt=Böden, behelfen. Damit man nun desto besser kennen lernen möge, was ein Haus= und Land=Wirth bey der Anlegung und Einrichtung dieser Böden zu beobachten habe, wollen wir die Eigenschaften derselben untersuchen.

Die Haupt=Eigenschaft eines tüchtigen Korn=Bodens besteht wohl ohne Zweifel darin, daß er nicht allein recht trocken, sondern auch zugleich dabey kühl seyn muß.

Es ist eine durch die tägliche Erfahrung ausgemachte Sache, daß der größte und meiste Schade, den die aufgeschütteten, d. i. zum künftigen Gebrauch auf dem Boden zusammen geschütteten, Körner leiden, aus einer gewissen Art von Gährung, *

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Ich nehme hier das Wort Gährung nicht in demjenigen Verstande, als es in der Chemie gebraucht wird, (s. Th. XV, Pfeil-IconS. 616, fgg.) sondern ich habe mich dabey nach den allgemeinen Begriffen, die man im gem. Leben davon hat, gerichtet.

in welche dieselben sehr leicht gerathen können, herrühre. Dieses ist die Ursache von dem Auswachsen und Dumpfigwerden des Getreides; insonderheit aber wird die Erzeugung der so gefährlichen Korn=Würmer dadurch befördert; ja, man kann wohl mit Gewißheit behaupten, daß ein Haus= und Land=Wirth, der sein Getreide vor dergleichen schädlichen Gährung verwahrt, im übrigen vor dessen unbeschädigte Aufbehaltung wenig besorgt seyn dürfe. Da nun aus der Naturlehre sowohl, als auch aus der gemeinen Erfahrung bekannt ist, daß alle Gährung durch Wärme und Feuchtigkeit verursachet und befördert wird, so ergibt sich daraus von selbst daß ein tüchtiger Korn=Bo<44, 772>den vor allen Dingen recht trocken und kühl seyn müsse. Soll ein Behältniß zu gleicher Zeit recht trocken und auch dabey kühl seyn, so muß es auf einer Seite vor aller übermäßigen Wärme bewahret, auf der andern aber zugleich mit solchen Oeffnungen versehen werden, wodurch die sich sonst in einem eingeschlossenen Orte gemeiniglich sammelnden und anhäufenden Dünste ihren Ausgang finden können. Hieraus folgt nun von selbst, daß ein tüchtiger Korn=Boden dergestalt anzulegen sey, daß die heiße Mittags=Sonne nicht in denselben hinein falle, weil solches eine übermäßige Hitze verursachen würde. Die Fenster und Oeffnungen desselben müssen solchemnach nur auf der Mitternacht= und Morgen=Seite angebracht, dabey aber auch zugleich so eingerichtet werden, daß die Luft frey durchstreichen, und alle sich sammelnde Dünste vertreiben kann. Aufsolche Weise wird durch einerley Veranstaltung nicht allein aller schädlichen Wärme vorgebeuget, sondern auch der Boden jederzeit trocken erhalten.

Daß ein tauglicher Getreide=Boden diese Eigenschaften haben müsse, ist nicht etwa eine erst den neuern Oekonomen bekannt gewordene, sondern schon von den allerältesten Liebhabern der Haus= und Land=Wirthschaft eingesehene Wahrheit. Und warum sollten sie auch die Alten nicht so wohl, als wir, eingesehen haben, da sie nicht auf einer bloßen Erfahrung, sondern in der Vernunft selbst, gegründet ist! Varro, welcher für den Gelehrtesten unter allen Römern gehalten wird, und diese seine Gelehrsamkeit mit der Liebe zur Land=Wirthschaft verbunden hat, sagt, de re rustica, L. 1, c. 57, ausdrücklich: Triticum condi oportet in granaria sublimia, quae perflentur vento ab exortu ac septentrioneum regione, ad quae nulla aura humida ex propinquis locis aspiret, (d. i. den Weitzen muß man in der Höhe auf solche Korn=Böden schütten, welche von dem Morgen= und Mitternacht=Winde durchstrichen werden, und wozu aus den nächst belegenen Oertern keine feuchte Luft kommen kann.) Und der wegen seiner Einsichten in die Land=Wirthschaft nicht weniger berühmte Columella druckt sich, de re <44, 773> rust. L. 1, c. 6, folgender Gestalt aus: Sed granaria, vt dixi, scalis adeantur, & modicis fenestellis aquilonibus inspirentur. Nam ea coeli positio maxime frigida & minime humida est, quae vtraque perennitatem conditis frumentis afferunt, (d. i. die Getreide=Böden aber müssen, wie ich schon gesagt habe, mit Treppen versehen seyn, und dabey mittelmäßige Fenster haben, durch welche der Nord=Wind hinein streichen kann. Denn diese Himmels=Gegend ist die kälteste, und führt auch zugleich die wenigste Feuchtigkeit bey sich, welches beydes zur langen Erhaltung des aufgeschütteten Getreides sehr viel beyträgt). Ja Varro bemerkt zugleich, daß, zu den damahligen Zeiten, verschiedene Wirthe sich nicht an den gewöhnlichen auf den Seiten angelegten Fenstern hätten begnügen lassen, sondern auch so gar solche Veranstaltungen gemacht hätten, daß der Wind von unten, von der Erde auf, in die Getreide=Böden habe streichen können. *

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Supra terram granaria in agro quidam sublimia faciunt; -- quidam, quae non solum a lateribus per fenestras, sed etiam subtus a solo ventus regelare possit.

Ob nun wohl dieses, bey der heutigen Bau=Art unserer Wirthschafts=Gebäude sehr schwer nach zuahmen, auch, wenn nur das übrige gehörig beobachtet wird, an und vor sich überflüssig seyn möchte, so sieht man doch wenigstens daraus, mit wie vieler Aufmerksamkeit schon die Alten für die Erhaltung ihres Getreides besorgt gewesen sind.

So gut und nützlich auch die vorhin gegebene Regel, daß ein tüchtiger Korn=Boden nur allein von der Mitternacht= und Morgen=Seite Fenster haben müsse, an sich selbst ist, so steht doch die Beobachtung derselben nicht allemahl in eines Land=Wirthes freyer Gewalt. Wer, einen eigenen Korn=Speicher bauen zu können, nicht vermögend ist, sondern sein Getreide noch in den übrigen Wirthschafts=Gebäuden aufbehalten muß, ist öfters, von dieser Regel wieder seinen Willen abzugehen, und sich nach der Lage seiner Wirthschafts=Gebäude, die sonst, anderer Umstände wegen, zu Getreide=<44, 774>Behältnissen bequem sind, zu richten, genöthigt. Die meisten gemeinen Korn=Böden können nicht anders, als unter dem Dache, und also die Fenster auf denselben auch nur füglich unter den Giebeln angebracht werden. Wofern nun das Gebäude dergestalt gelegen ist, daß von den beyden Giebeln der eine gegen Mitternacht und der andere gegen Mittag steht, so kann man die Oeffnung an der Mittags=Seite schlechterdings nicht vermeiden. Denn wenn es auch gleich, wegen des nöthigen Lichtes und anderer Umstände, anginge, daß man nur allein an der Mitternacht=Seite ein oder mehrere Fenster machte, und die Mittags=Seite ganz und gar zuliesse, so würde doch die zweyte Haupt=Regel, nach welcher nähmlich ein tüchtiger Korn=Boden so anzulegen ist daß die Luft denselben recht durchstreichen, und die darin sich sammelnden Dünste vertreiben könne, darunter leiden. Es ist aber gewiß, daß, wenn bey einer von diesen beyden Regeln eine Ausnahme gemacht werden muß, solches bey der ersten nicht so schädlich, als bey der letzten, ist. Bey einer solchen Lage des Korn=Bodens bleibt daher keine andere Vorsicht übrig, als daß man die nach der Mittags=Seite liegenden Fenster mit einem mit Haar=Sieb überzogenen Rahmen versehe, weil dadurch ein großer Theil der brennenden Sonnen=Strahlen abgehalten, und doch auch zugleich der Luft einiger Zugang gelassen wird.

Ueberhaupt müssen auf den Korn=Böden alle Fenster, sie mögen auf welcher Seite sie wollen, liegen, nicht ganz offen gelassen, sondern dergestalt verwahret werden, daß die Tauben und andere Vögel dadurch abgehalten werden können. Bey den gegen Morgen und Mitternacht heraus gehenden Fenstern aber ist deshalb genug, wenn sie mit einem tüchtigen, entweder von Draht oder auch nur von Holz gemachten Gitterwerke versehen sind, indem das Haar=Sieb nur auf der Mittags=Seite, um die brennenden Sonnen=<44, 775>Strahlen abzuhalten, genommen wird. Uebrigens ist es ganz natürlich, daß ein Gebäude, welches gegen die volle Mittags=Sonne liegt, und von dieser Seite mit nichts bedeckt ist, nicht so kühl, als ein anderes, welches eine hinlängliche Schutzwehre dawieder hat, seyn könne, wenn auch gleich gegen diese Gegend keine Oeffnungen oder Fenster heraus gehen. Wie diesem Uebel einiger Maßen bey den Scheunen abzuhelfen sey, werde ich an seinem Orte zeigen. Da nun die Korn=Böden solcher Vorsicht fast noch mehr, als die Scheunen benöthigt sind, so kann man bey ihnen eben die Mittel anwenden.

Aus demjenigen, was jetzt festgesetzt und erwiesen worden ist, daß nähmlich ein tüchtiger und zur unbeschädigten Erhaltung des Getreides tauglicher Schütt=Boden sowohl trocken als auch kühl seyn müsse, ergibt sich nun von selbst, daß die über Pferde= Kuh= und Ochsen=Ställe angelegten Getreide=Behältnisse dazu am wenigsten geschickt seyn. Es fehlt diesen offenbar an beyden gedachten Eigenschaften. Denn es ist nicht allein unwiedersprechlich, daß die in allen Ställen befindliche Wärme nothwendig durch den Boden durchdringen muß, sondern es kann auch nicht fehlen, daß nicht die Ausdunstungen des Viehes und Mistes hinauf steigen, und das darauf liegende Getreide davon anziehen sollte. Kurz, Böden, welche über Vieh=Ställe angelegt sind, haben alles dasjenige an sich, was die oben erwähnte Gährung des Getreides verursachen und befördern kann. Nicht zu gedenken, daß dergleichen Korn=Behältnisse auch in Ansehung der Sicherheit von sehr schlechter Beschaffenheit sind, indem dadurch dem treulosen Gesinde die schönste Gelegenheit gegeben wird, zur Nacht=Zeit ihre Diebereyen ungestraft auszuüben, und man Beyspiele hat, daß sie, wenn sie auch sonst Thüren und Schlösser respectiren, durch den Boden ein Loch gebohrt, und dadurch eine Menge des aufge<44, 776>schütteten Getreides unvermerkt entwendet haben. Hieraus sieht man, wie vielen Gefahren ein Land=Wirth seine vorräthige Früchte aussetzt, wenn er dieselben dergleichen Behältnissen anvertrauet. Es ist wohl so leicht kein Wirth, der nicht diese Wahrheit einsehen sollte; allein, wie ist solches zu ändern, und auf was für Art kann diesem in den meisten Land=Wirthschaften nothwendigen Uebel abgeholfen werden? Die meisten Land=Wirthschaften, bey welchen ein starker Ackerbau ist, sind dergestalt eingerichtet, daß sich, zu Auf behaltung des Getreides, fast nirgends ein bequemerer Ort, als über die Ställe, finden will. Denn, weil die Stall=Gebäude, wegen der nöthigen Futter=Kammern, gemeiniglich zwey Etagen hoch erbauet werden, und der Raum in der zweyten Etage nicht ganz dazu nöthig ist, so pflegt man gemeiniglich, zu Ersparung der Kosten, den übrigen Raum zum Korn=Boden zu gebrauchen. Um die aus den Ställen aufsteigende Wärme und Dünste abzuhalten, ist es gut, doppelte Dielen=Böden zu legen, wovon ich weiter unten sprechen werde. Bey hoch angelegten Kuh= und Pferde=Ställen kann zuweilen eine Beyhülfe erfolgen, wenn man zwischen dem Boden und Stalle einen Unterschlag anbringt, damit die aufsteigenden Dünste aus den Ställen und dem Unterschlage sich in der Luft verbreiten können. Wenn der von dem Viehe aufsteigende Qualm auf keine andere Weise vermieden werden kann, treffe man wenigstens die Verfügung, daß die Luft frey durchstreiche, wodurch der Boden einiger Maßen wieder abgekühlt, und die durchgedrungene Feuchtigkeit vermindert wird. Man muß daher so viel Oeffnungen, als möglich, an beyden gegenüber stehenden Seiten, und zwar nahe am Fuß=Boden, anbringen, und sie mit engen Gittern verwahren, daß keine Vögel durchkommen können. Man thut daher auch wohl, wenn man die Fächer mit gebrannten Steinen dergestalt ausmauern lässet, daß zwischen jeden zwey <44, 777> Steinen allemahl eine Fuge, etwa 1/4 oder höchstens 1/2 Z. weit, offen bleibt, welches ein verständiger Mauer=Meister recht wohl zu bewerkstelligen weiß.

Wollte man etwa meinen, daß ein Land=Wirth eher die Böden der Wohn=Gebäude erwählen müsse, als daß er das Getreide über die Ställe schüttete, so sind hierbey nicht allein an und vor sich selbst mancherley Bedenklichkeiten, sondern es würde auch der daselbst vorhandene Platz an sehr wenigen Orten hinlänglich seyn, an den meisten aber, in Ansehung des ganzen aufzubehaltenden Vorrathes, nur ein sehr weniges betragen. In den meisten Land=Wirthschaften bestehen die Wohn=Gebäude, die ein Eigenthümer eines Land=Gutes zu seiner Disposition hat, besonders in dem herrschaftlichen Wohn= und dem Gesinde=Hause. Daß auf den meisten Gesinde=Häusern nur ein gar kleiner Vorrath Raum habe, bedarf wohl keines weitern Beweises, wenn man in Erwegung zieht, daß ein jeder vernünftiger Land=Wirth solche nicht größer, als es die Umstände seiner Haushaltung erfordern, anlegt, indem ein Jeder, der mit Ueberlegung handelt, sein Gut nicht gern mit überflüssigen Gebäuden beschwert. Ausserdem ist aber auch das Getreide über den Gesinde=Häusern eben so schlecht, als über den Ställen, aufgehoben, indem das starke und übermäßige Einheitzen, welches gemeiniglich in den Gesinde=Stuben zu geschehen pflegt, nothwendig eben diejenige, ja wohl eine noch schädlichere Wirkung, als die aus den Ställen aufsteigende Wärme, haben muß. Was aber die herrschaftlichen Wohn=Häuser anbetrifft, so werden wohl wenige Eigenthümer dieselben mit einer so großen Last, als das Getreide ausmacht, zu beschweren, und dadurch den Ruin derselben vor der Zeit zu befördern, für rathsam halten. Und wenn man auch hierauf nicht sehen wollte, so sind ja in einem wohl eingerichteten herrschaftlichen Hause, welches mit dem Umfange und der übrigen Beschaffenheit der Wirth<44, 778>schaft in einem gewissen Verhältnisse steht, bereits alle Behältnisse zu andern ebenfalls nöthigen Dingen bestimmt, dergestalt, daß wohl in den meisten für das Getreide weiter nichts, als der alleroberste auf dem Gipfel des Daches befindliche Boden, übrig bleibt. In einem mit der Größe des Gutes in einem richtigen Verhältnisse stehenden Wohn=Hause aber wird dieser Platz allemahl nur ein sehr weniges betragen, zumahl ein solcher in der Höhe angelegter Boden nicht viele Last ertragen, und also das Getreide daselbst nur sehr dünn aufgeschüttet werden kann.

Die über die Wagen= und andere dergleichen Schoppen, ingleichem über die Siede=Kammer, angebrachten Korn=Böden, sind zwar die besten und zuträglichsten; allein, auch dieses kann in jeder Wirthschaft nur ein weniges ausmachen. Denn gibt es viele dergleichen Schoppen und Siede=Kammern, so ist solches eine Anzeige einer weitläuftigen Wirthschaft, und folglich auch eines größern Getreide=Vorrathes; da hingegen bey einer kleinern Haushaltung auch wenigere dergleichen Behältnisse vorhanden sind. Kurz, es bleiben in den meisten Wirthschaften die Korn=Böden über die Ställe, so viel Schaden auch dadurch angerichtet wird, so lange nothwendig, bis die Eigenthümer zu eigenen Speichern und Korn=Häusern gelangen können.

Damit aber dieses nothwendige Uebel einem Land=Wirthe so wenig, als möglich, zum Nachtheil gereichen möge, muß derselbe, bey der Aufschüttung des Getreides, unter dessen verschiedenen Sorten einen vernünftigen Unterschied machen. Nicht alle Getreide=Arten haben eine gleiche natürliche Neigung zur baldigen Gährung; mithin sind auch die wiedrigen Eigenschaften der über die Ställe angelegten Korn=Böden nicht allen gleich schädlich. Der Weitzen und Rocken können dergleichen am wenigsten vertragen, da <44, 779> hingegen es bey der Gerste, dem Hafer und den Erbsen nicht so leicht Schaden thut. Hat man nun in einer Wirthschaft vermischte, d. i. theils gute, theils schlechte Korn=Böden, so muß man die Eintheilung davon dergestalt machen, daß die guten Behältnisse für den Weitzen und Rocken bestimmet werden, die schlechten aber für die andern nicht so leicht Schaden nehmenden Getreide=Sorten übrig bleiben. Und wenn auch die guten Böden, auf welchen aus den vorhin angeführten Ursachen, gemeiniglich der wenigste Raum zu seyn pflegt, zur Aufbehaltung des sämmtlichen Weitzen= und Rocken=Bestandes nicht hinreichend seyn sollten, muß man doch wenigstens denjenigen Vorrath, den man entweder zum Verkauf, oder zu dem oben, Pfeil-IconS. 768, in Vorschlag gebrachten eisernen Wirthschafts Bestande gewidmet hat, daselbst unterzubringen suchen.

Sollte man aber auch über die Scheunen Getreide=Böden anlegen können? Es ist dieses nicht bloß ein leerer Einfall, sondern man findet dergleichen wirklich an verschiedenen Orten. Wenn nicht sonst allzu viele Unbequemlichkeiten mit dieser Einrichtung verknüpft sind, so scheint eine solche Art von Frucht=Böden vor allen andern einen Vorzug haben zu müssen. Die übeln Eigenschaften, die bey den über den Ställen angelegten Behältnissen angezeigt worden sind, wären bey denen über den Scheunen nicht allein nicht zu befürchten, sondern es müßte überdies auch als eine besondere Bequemlichkeit angesehen werden, daß man die ausgedroschenen Körner, ohne daß die Drescher einen Fuß aus der Scheune setzen dürfen, sofort auf den Boden in Verwahrung und Sicherheit bringen lassen kann, wodurch zugleich alle die Besorgnisse, die sich sonst bey dem Abtragen des aufgehobenen Getreides zu eräugnen pflegen, (s. Th. IX, Pfeil-IconS. 599, f.) gänzlich wegfallen wurden. Indessen versteht es sich von selbst, daß die gemeinen Scheunen, die bloß zur Aufbehaltung des ungedrosche<44, 780>nen Getreides eingerichtet sind, sich hierzu nicht schicken würden, sondern daß eine ganz andere Bau=Art damit vorgenommen werden müßte. Der Grund einer solchen Scheune, der Däch=Stuhl, die Kehl= und Hahn=Balken, und überhaupt das ganze Dach müßte standhafter und auf eine ganz andere Art angelegt seyn, wenn sie eine so schwere Last, als ein mit Getreide beschütteter Boden beträgt, tragen soll. Es scheint zwar hierbey die Bedenklichkeit zu seyn, daß das in den Bansen liegende Getreide durch den darüber gelegten Boden gar zu dicht eingeschlossen seyn, und folglich nicht genug Luft, um, insonderheit zu der Zeit, wenn es schwitzt, gehörig auszuduften, haben würde; vielleicht aber könnte diesem dadurch abgeholfen werden, daß man eben solche, in Gestalt eines Schorsteines angelegte Oeffnungen, als man sonst bey andern Scheunen über die Firsten hinaus zu führen, und welche man Dampf=Züge zu nennen pflegt, an der Seite des Daches anzubringen suchte.

Zu einem tüchtigen Korn=Behältniß, in welchem man das Getreide unbeschädigt erhalten will, wird ferner ein guter Fuß=Boden erfordert. Es kann derselbe entweder mit Bretern, oder mit einem Estriche, beleget werden. Es fragt sich also zuvörderst, welche von diesen beyden Arten die beste, und für das Getreide am zuträglichsten sey.

Im 94 St. des hannov. Magaz. v. J. 1764, sucht Hr. H. C. Bröckel, in Cassel, zu beweisen, daß die Gyps=Böden, sowohl für Früchte darauf zu schütten, als auch in den Wohn=Zimmern bürgerlicher Leute, oder auch Domestiken, den Fuß=Böden von Dielen oder Bohlen, aus vielen Ursachen weit vorzuziehen seyn. Die Vorzüge welche er in Ansehung der letztern anpreiset, habe ich bereits im XI Th. Pfeil-IconS. 658, f. angeführt. Hier will ich nur noch desjenigen erwähnen, was er in Ansehung der Korn=Böden davon rühmt. <44, 781> Er sagt: „Die Estriche oder Gyps=Böden, wenn solche gehörig gemacht sind, sind allerdings für Früchte darauf zu schütten, besser als die, welche mit Dielen getäfelt sind; denn die Früchte liegen auf dem Estrich oder Gyps=Boden kühl, und die Mäuse können sich nicht dadurch fressen, wie solches in den Fugen der mit Dielen getäfelten Fuß=Böden zu geschehen pflegt, durch welche Fugen und Löcher sich denn viele Körner verlieren, und den Mäusen in ihre Vorraths=Kammern folgen. Man kann die Böden von Gyps auch waschen, und Malz darauf machen, ohne daß sie der geringsten Veränderung unterworfen wären. Uebrigens muß auf Frucht=Böden der Estrich dicker gegossen werden, als in Wohn=Zimmern, und man muß wenigstens 7 Malter Gyps auf die Quadrat=Ruthe rechnen, weil oftmahls unvorsichtiges Gesinde einen Sack voll Getreide mit Gewalt darauf niederwirft, wovon ein dünner Estrich zerspringen und Risse bekommen kann, weil der Estrich mehrentheils in der Mitte schwebt, insonderheit bey Eichen=Balken, wo er in der Mitte nicht aufliegt.”

Allein, ich glaube mit gutem Grunde behaupten zu können, daß ein tüchtiger und gut gespündeter Dielen=Boden den Vorzug vor dem besten Gyps=Boden oder Estrich verdiene. In Wohn=Häusern, wo man die Zimmer gern vor das Eindringen der Kälte verwahren will, mögen die Gyps=Böden oder Estriche gut und nützlich seyn; allein auf Getreide=Böden schicken sie sich so wenig, daß sie vielmehr dem Getreide offenbar schädlich sind. Es ist niemanden unbekannt, und wird auch unten mit mehrerm gezeiget werden, wie nöthig es sey, die auf dem Boden eine Zeitlang liegenden Früchte vor aller Unreinigkeit, und insonderheit dem übermäßigen Staube zu bewahren, indem ein unreines, mit vielem Staube und Unrathe vermischtes Getreide nicht allein dem Verderben mehr unterworfen, <44, 782> sondern auch, wenn man dasselbe verkaufen will, den Käufern gemeiniglich austößig ist, dergestalt, daß ein Eigenthümer niemahls den marktgängigen Preis dafür zu erwarten hat. Wenn nun nicht zu läugnen ist, daß ein jeder Estrich, er mag auch so gut zubereitet und geschlagen seyn, als er will, doch beständig Staub von sich gibt, so folgt daraus von selbst, daß das darauf geschüttete Getreide nie rein gehalten werden kann, sondern beständig, zumahl wenn es eine Zeitlang liegen bleibt und öfters umgestochen wird, mit sehr vielem Staube vermengt seyn müsse. Ueberdies finden auch die Katzen und Mäuse, die für alle Korn=Böden so gefährlichen Gäste, in den Estrichen allerdings die schönste Gelegenheit, sich recht einzunisten, und ihre unerforschliche Wohnungen aufzuschlagen. Bey einem gut gespündeten Dielen=Boden, ist alles dieses nicht zu befürchten. Ein jeder kluger Land=Wirth, dem nicht die freye Wahl hierunter aus andern Umständen benommen ist, muß daher seine Frucht=Böden mit Dielen zu belegen, und alle Estriche, so viel möglich, abzuschaffen beflissen seyn.

Es ist aber zugleich eben so vernünftig, als nothwendig, daß ein solcher Boden, dem man seinen Getreide=Vorrath anvertrauen will, doppelt gelegt sey, und zwar dergestalt, daß die eine Schicht der Dielen in die Länge, die andere darüber liegende aber in die Quere gehe. Hierdurch wird man sicher gestellt, daß durch die etwann entstandenen Ritzen nichts durchfallen und verloren gehen kann, welches bey einfachen Dielen=Böden nichts Seltenes ist. Diese Vorsicht ist insonderheit bey denen Frucht=Böden, welche über Ställe angelegt sind, aus einer doppelten Ursache nöthig. Denn eines Theils fehlt es nicht an Beyspielen, daß, wie ich bereits erwähnt habe, ungetreues Gesinde die in einem einfachen Dielen=Boden entstandenen Ritzen sich zu Nutze gemacht, und das dadurch unvermerkt durchfallende Getreide heimlich gesammelt, ja wohl <44, 783> gar zu solchem Ende die anfangs von selbst entstandenen Ritzen und Oeffnungen durch allerley unerlaubte Mittel immer größer gemacht hat; und andern Theils ist es ganz natürlich, daß die in Ställen befindliche Wärme und Dünste mehr durch einen einfachen, als durch einen doppelten Boden durchdringen und hinauf steigen können.

Auch selbst bey den obersten Böden ist es nöthig, daß sie auf vorbeschriebene Art doppelt geleget werden. Denn weil man auf denselben gemeiniglich andere Getreide=Sorten, als auf den untersten liegen, aufzuschütten pflegt, bey einem einfachen Dielen=Boden aber das beständige Abkrümeln und Durchfallen fast unvermeidlich ist, so würde man das unten liegende Getreide niemahls recht rein und unvermengt erhalten können, welches doch eine in der Wirthschaft höchst schädliche Sache ist, und daher auf alle nur mögliche Weise vermieden werden muß.

Uebrigens darf wohl nicht erst, als eine schon Jedermann bekannte Vorsicht angepriesen werden, daß man zu einem tüchtigen Dielen=Boden nicht allein recht gute Spund=Breter, die wenigstens 1 Z. dick sind, nehmen, sondern dieselben auch vorher wohl austrocknen müsse. Und zwar ist dieses letztere abermahl hauptsächlich bey den über die Ställe angelegten Böden zu beobachten, indem sonst die nicht trocknen Breter, wegen des aus den Ställen beständig aufsteigenden Qualmes sich gar leicht werfen, welches nicht allein den Boden verunziert, sondern auch den Ratzen und Mäusen, die sich in allen kleinen Höhlungen zu verbergen wissen, einen bequemen Aufenthalt gibt.

Wenn das aufgeschüttete Getreide vor aller Hitze und Feuchtigkeit bewahret werden soll, so wird ferner erfordert, daß das dazu bestimmte Behältniß mit einem tüchtigen Dache versehen sey. Die Dächer auf den Wirthschafts=Gebäuden sind entweder mit Ziegeln, oder mit <44, 784> Schindeln, oder auch mit Rohr oder Stroh=Schoben, belegt. Ein Ziegel=Dach hat dieses voraus, daß ein damit versehenes Gebäude der Feuers=Gefahr nicht so sehr ausgesetzt ist, worauf ein Land=Wirth bey einem tüchtigen Getreide=Boden, auf welchem der Kern seines ganzen Wirthschafts=Segens befindlich ist, allerdings zu sehen hat. Sonst aber ist gewiß, daß die Ziegel=Dächer nicht allein bey starkem Regen und Schnee=Gestöber *

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Was in Ansehung des, aller Sorgfalt ungeachtet, durch die Fugen der Ziegel dringenden Schnees über dem Getreide auf Böden, zu beobachten ist, werde ich bey dem Schlusse gegenwärtigen Artikels anzeigen.

der eindringenden Nässe nicht so viel Wiederstand thun, sondern auch in den heißen Sommer=Tagen ungemein hitzen. Die Ziegel werden durch die brennenden Sonnen=Strahlen dermaßen erwärmet, daß man kaum die Hand darauf leiden kann, und man wird daher die mit Ziegeln gedeckten Böden in den warmen Sommer=Tagen sehr schwer recht kühl erhalten können. Die Schindel=Dächer, die vornehmlich in Schlesien sehr gemein sind, sind, wie überhaupt, so auch besonders zu den Getreide=Böden, die schlechtesten. Die Erfahrung lehrt es, wie leicht sie schadhaft werden, und wenn sie sich auch in einem noch so guten Stande befinden, so ist doch das Eindringen der Nässe bey starkem und anhaltendem Regen=Wetter schwer zu verhindern; die Sonnen=Hitze aber halten sie noch weniger, als die Ziegel=Dächer, ab, und bey entstandenem Brande sind sie die allergefährlichsten. An einigen Orten bedient man sich der mit Stroh vermengten Lehm=Schindeln; diese haben ein besonderes Gewicht, und es sind nicht alle Gebäude von der Stärke, solche darauf kommende große Last zu tragen. Ein Schilf= Stroh= oder Rohr=Dach ist wohl, wenn man die einzige Feuers=Gefahr ausnimmt, das beste zu einem Korn=Boden; denn auch der stärkste Regen könnte, wenn es beständig in gu<44, 785>tem Stande erhalten wird, durch dasselbe nicht durchdringen, und dabey hält es die Sonnen=Hitze mehr, wie alle andere, ab, daß also ein solcher Getreide=Boden mit leichter Mühe stets trocken und kühl erhalten werden kann.

Was sonst die Form und Bau=Art der Dächer anbelangt, so ist zu bemerken, daß ein sehr flaches Dach sich für einen Korn=Boden am wenigsten schickt, weil es im Winter den Schnee gar zu häufig auffaßt, und daher bey dem Aufthauen desselben, indem das Wasser nicht so gut davon abschießen kann, sehr leicht durch weichet wird. Die gebrochenen oder so genannten Mansard=Dächer sind aus einem doppelten Grunde die bequemsten zu einem Korn=Boden; denn eines Theils kann sowohl das Regen= als auch Schnee=Wasser weit besser davon abschießen, und andern Theils gibt es viel geräumigere Böden, wie solches aus der Structur dieser Dächer einem Jeden von selbst in die Augen fällt.

Weil es bey den gemeinen Stroh=Dächern nicht zu vermeiden ist, daß nicht von denselben hier und da etwas Stroh und andere Unreinigkeiten ab= und auf das Getreide fallen sollte, so pflegen sorgfältige Wirthe, um solches zu verhüten, die Sparren mit Bretern austäfeln zu lassen. Es ist zwar solches sehr kostbar, und daher nicht eines Jeden Sache; indessen hat es doch, wenn die Kosten einmahl daran gewandt sind, auch überdies noch den Vortheil, daß man vor allem Durchdringen der Nässe desto sicherer ist.

Die zu einem tüchtigen Korn=Boden erforderlichen Eigenschaften, deren bisher Erwähnung geschehen ist, zielen bloß dahin ab, daß dadurch die aufgeschütteten Früchte vor aller Verderbung und Beschädigung bewahret werden mögen. Da aber die ausgedroschenen Körner eine Ware sind, welche öfters nicht allein bey ungetreuem Gesinde, sondern auch bey fremden Dieben, einen unordentlichen Appetit erweckt, so ist unumgäng<44, 786>lich nöthig, daß ein Land=Wirth bey der Einrichtung der Korn=Boden auch dafür sorge, daß das darauf liegende Getreide vor allen sowohl einheimischen als auch auswärtigen Diebereyen in Sicherheit gesetzt werde.

Die Thür, durch welche man zur Kornboden=Treppe kommt muß dergestalt angebracht werden, daß man sie aus dem Wohn=Hause sehen, und die aus= und eingehenden Personen beobachten könne. Ihre Größe muß dergestalt beschaffen seyn, daß ein Drescher mit einem auf der Schulter habenden, und mit Korn angefüllten Sacke ohne Anstoß durchkommen kann; dazu sind 4 F. in der Breite, und 7 bis 8 F. in der Höhe, nöthig.

Zu allen Behältnissen pflegen die Diebe nicht gern eher einen ausserordentlichen und gemeiniglich sehr gefährlichen Zugang zu suchen, als bis ihnen der ordentliche unmöglich gemacht worden ist. Es folgt also daraus von selbst, daß man seinen Korn=Boden vor allen Dingen mit einer tüchtigen und festen Thüre zu verwahren habe. Ich will, da das übrige bekannt genug ist, nur eines davon anmerken. Eine gute Kornboden=Thür muß insonderheit nicht bloß auf die inwendigen Leisten angenagelt sondern auch noch überdies von aussen mit starken Leisten befestigt seyn. Beobachtet man dieses nicht, so ist es dem diebischen Gesinde und einem jeden untreuen Menschen ein leichtes, daß er eines von den nur allein auf die inwendigen Leisten angenagelten Bretern los mache, und sich dadurch ganz unvermerkt einen freyen Zugang zu dem Getreide verschaffe. Ist aber die Thür auch auswärts mit Leisten befestigt, so kann nicht anders, als mit Gewalt, eine Oeffnung in dieselben gemacht werden, welches denn die Diebe nicht leicht zu wagen pflegen. Ueberhaupt hat man sich in der ganzen Wirthschaft mehr vor die heimlichen und unvermerkten, als vor die öffentlichen und gewaltsamen, Diebstähle in Acht zu nehmen.

<44, 787>

Allein, mit einer flüchtigen und festen Thüre ist es noch nicht ausgemacht, sondern es muß dieselbe auch, wenn man, so viel möglich, alle Veruntreuung verhüten will, mit sichern und tauglichen Schlössern versehen seyn. Man hat, wenn man nur nicht selbst nachlässig handeln, und, aus einer übel angebrachten Sparsamkeit, die dazu nöthigen Kosten scheuen will, heut zu Tage solche feste Schlösser, daß alle Diebes=Künste dabey zu Schanden werden. Unter den Blatt= oder Riegel=Schlössern sind die doppelten deutschen weit sicherer, als die französischen. Gemeiniglich pflegt man sich, zur Verschließung der Körn=Böden, nur der Vorhänge= oder Vorlege=Schlösser, unter welchen die französischen vorzuziehen sind, zu bedienen, doch muß die Krampe davon durch den ganzen Stiel gehen, und hinten umgeschlagen seyn, sonst wäre sie leicht auszuziehen und wieder einzuschieben, ohne daß man es merkte. Ein solches Vorhänge=Schloß ist nun zwar gewisser Maßen eben so sicher, als ein Riegel=Schloß; da sich aber ein Wirth vor die auf dem Lande gewöhnlichen Diebereyen nicht genug in Acht nehmen kann, und sein bester und vornehmster Schatz doch gemeiniglich auf dem Getreide=Boden befindlich ist, so thut er am besten, wenn er die Vorsicht gebraucht, und denselben mit einem doppelten, einem Riegel= und einem Vorhänge=Schlosse verwahrt. Man macht wenigstens den Dieben ihren Angriff schwerer; und wenn es ihnen auch mit der Eröffnung des einen gelingen sollte, so kann doch vielleicht das andere sie von der Ausführung ihres bösen Vorhabens abhalten.

Die Boden=Treppe muß, wo möglich, gerade aus gehen, und weder gebrochen noch im Schnecken=Zuge angelegt seyn, damit die hinauf tragenden Drescher theils das einmahl zum Steigen vorgebückte Kreuz, durch die auch wenigen, aber einen geraden <44, 788> Leib erfordernden Schritte im Winkel, unter der Last, nicht erst wieder zurück, und hernach wieder vorwärts, richten dürfen, theils, daß der aufliegende und oftmahls recht balancirende Korn=Sack, in dem Wind=Zuge, dem Auf= und Abtragenden, nicht gar den Schwindel verusache. Sie muß ferner weder zu steil, noch zu flach, angelegt seyn, und im Nothfall sind auf den Seiten auch Stangen, zum Anhalten, auf das festeste anzuschlagen. Die Stufen müssen weder zu breit, daß der Fuß zu weit fortgesetzet werden müsse, noch zu schmahl, daß man nur etwa mit den Zehen haften könne, weder zu flach, daß man unter der Last über die Mensur des Körpers ausschreiten müsse, noch zu hoch über einander, um eine unnatürliche Hebung des so schon belästigten Schenkels zu verursachen, seyn. Die Tritte müssen fest, und auch der beladenste Mann vor dem Entzweytreten sicher seyn; auch müssen sie daneben vorn fast höher als horizontal gerichtet seyn, nur um einen festen Tritt zu geben. An der Ecke der Treppe kann eine Säule angebracht werden, woran sich ein Mann bey dem Abtragen vor dem Schwindel verwahren, und sich fest anhalten kann, um erst festen Fuß zu setzen, wenn er herab steigen will.

Da die meisten gemeinen Korn=Böden unmittelbar unter dem Dache angebracht sind, müssen dieselben da, wo das Dach aufliegt, mit Bretern fest verschlagen und verwahret werden, weil sonst nicht nur Vögel daselbst gemächlich durchkriechen können, sondern auch wohl untreues Gesinde, wenn es den Korn=Boden zu besuchen Lust hat, sich dieser Oeffnungen mit vieler Bequemlichkeit bedienen kann. Man kann diese Stelle auch, so wie die von Ställen unmittelbar auf den Boden führenden Treppen, doppelt verkleiden, die eine Reihe Breter der Länge nach, die andere aber überquer anschlagen, mit starken Quer=Leisten besetzen, <44, 789> und die Nägel, damit sie nicht auszuziehen seyn, oben umniethen.

Die Fenster sind zwar, aus den bereits oben, Pfeil-IconS. 772, fgg. angeführten Ursachen, auf einem wohl angelegten Korn=Boden eine höchst nöthige und unentbehrliche Sache; allein, sie können auch dabey den Dieben eine erwünschte Gelegenheit zum Einsteigen geben. Wie sie gegen die Vögel und Sonnen=Strahlen zu verwahren seyn, ist an gedachtem Orte umständlich gezeigt worden. Will man aber auch dem untreuen Gesinde und andern Dieben den Eingang durch dieselben verwehren, so muß man sie entweder mit eisernen Gittern, oder tüchtigen Fenster=Läden, versehen. Die eisernen Gitter sind eines Theils sehr kostbar, und andern Theils in den hölzernen Gebäuden, wo sie nicht eingemauert werden können, nicht sicher genug. Ich halte daher Fenster=Läden für weit rathsamer; doch müssen dieselben nicht von aussen, sondern einwärts angebracht werden, indem sie sonst nicht all in die Diebe nicht genug abhalten können, sondern auch alle Augenblicke von dem geringsten Sturm=Winde herunter gerissen und zu Schanden geworfen werden; sind sie aber inwendig angebracht, und dabey mit ein Par guten eisernen Riegeln versehen, so können weder Diebe, noch der Wind, ihnen etwas anhaben. Doch ist es nöthig, daß ein Wirth, dem diese Einrichtung gefällig gewesen ist, seinen Korn=Boden in stetem Andenken habe, und die Fenster=Läden auf demselben des Morgens zu eröffnen, des Abends aber zu zumachen, nicht vergesse.

Die Größe des Korn=Bodens muß nach der Quantität des aufzuschüttenden Getreides eingerichtet werden. Hierzu ist nun zu wissen nöthig: 1. daß das Getreide füglich 2 Fuß hoch aufgeschüttet werden kann; und 2. daß ein berliner Scheffel 1 3/4 Kubik=Fuß berl. Maß enthält. Man kann also füglich annehmen, <44, 790> daß zu jedem berl. Scheffel Getreide 1 Quadrat=Fuß Boden=Raum, mit Inbegriff der zwischen den Korn=Haufen nöthigen Gänge, erfordert wird. Wenn nun die Scheffel=Zahl des Getreides, welches aufgeschüttet werden, und eine geraume Zeit oder ein Jahr lang beysammen liegen bleiben soll, bekannt ist, kann man den dazu erforderlichen Boden=Raum und mithin die Größe des Korn=Bodens leicht ausrechnen, und dessen Länge und Breite bestimmen. Wenn z. B. ein Korn=Boden zu 200 Wispel, oder zu 4800 Scheffel, berl. Maß, Getreide angeleget werden sollte, und das hierzu bestimmte Gebäude 40 F. im Lichten breit oder tief wäre, so muß man mit dieser Breite oder Tiefe der 40 Fuß in die Zahl der Scheffel 4800 dividiren, so gibt der Quotient die Länge des Bodens zu erkennen. Als:

Pfeil-Icon[Tabelle 1 in Korn=Boden]

Wenn man hingegen zu wissen verlangte, wie viele Scheffel oder Wispel man auf einen vorhandenen Korn=Boden, welcher 120 F. lang und 40 F. breit ist, schütten könne, so muß man die Länge des Bodens mit dessen Breite multipliciren, und das Product mit der zu einem einzigen Scheffel nöthigen Quadrat=Fläche dividiren, so zeigt der Quotient die Anzahl der Scheffel, welche auf den Boden gebracht werden können, welches aber bey dem berliner Maße, weil ein Scheffel 1 Quadrat=Fuß Fläche erfordert, nicht nöthig ist, indem das aus der Multiplication der Länge mit der Breite des Bodens entstandene Product die Scheffel=Zahl anzeigt. Man darf also in diesem Falle die Scheffel=Zahl nur mit 24, als der Zahl der Scheffel, die einen Wispel ausmachen, dividiren, <44, 791> so gibt der Quotient die Zahl der Wispel, welche auf den vorhandenen Boden geschüttet werden können, zu erkennen. Die Höhe des Korn=Bodens kann 8 bis 9 F. seyn.

Bey der Zeichnung eines Korn=Bodens, ist weiter nichts zu beobachten nöthig, als daß man im Grund=Riß ein längliches Viereck, oder was die Fläche des Korn=Bodens sonst für eine Figur hat, durch ein Par Parallel=Linien einschließt, welche die Wände vorstellen, und den Zwischenraum der Parallel=Linien, wenn es Holz=Wände sind, blaßgelb, wenn es aber Mauerwerk ist, blaßroth macht. Die auf dem Boden stehenden Träger=Säulen werden an ihrem gehörigen Orte durch kleine Vierecke, 8 Z. lang und breit, angedeutet. Im Profil=Riß werden die beyden Seiten=Wände und die in das Gesicht fallenden Träger=Säulen, wie auch der obere und untere Balken, angedeutet.

<44, 792>

Bau=Anschlag

zu Gießung eines Gyps=Bodens, 1 1/2 Z. dick auf einem Korn=Boden, welcher 120 F. lang und 40 F. breit ist, und also 4800 q' enthält.

      Rthl. Gr.
a) Materialien.    
  19 Wisp. Gyps=Kalk, (à 100 q' 9 1/2 Scheff. berl. Maß gerechnet) à Wisp. 3 Rthlr. 57 --
  10 Fuder Sand zum Abebenen und Gerademachen des Fuß=Bodens, (zu jeden 500 q' Fuder à Kubik=Fuß) à Fuder zu graben Gr. -- 20
b) Fuhrlohn.    
  Für 19 Fuhren Gyps=Kalk, 1 Meile weit, à 1 Rthlr. 19 --
  Für 10 Fuder Sand, 1/4 Stunde weit, à 8 Gr. 3 8
c) Arbeitslohn.    
  Für 4800 q' in der 2ten Etage mit Gyps zu begießen, à 100 q' Gr. incl. dazu nöthigen Geräthschaften 20 --
    Summa 100 4

<44, 793>

Anschlag

zu einem neuen Dielen=Boden von rauhen vollen Dielen oder Spund=Bretern, 120' lang, 40' breit.

      Rthl. Gr.
a) Materialien.    
  200 Stück fußige volle Dielen oder Spund=Breter, 1 1/2 Z. stark, 14 1/2 Z. im Durchschnitt breit, à St. 14 Gr. 116 16
  40 Schock Nägel, à 4 Gr. 6 16
b) Fuhrlohn.    
  Für 6 Fuhren Dielen (33 St. auf 1 Fuhre), 2 Meilen weit, à 2 Rthlr. 12 --
c) Arbeitslohn.    
  Für 200 St. Dielen zu spünden und rauh zu verlegen, à 2 Gr. 16 16
    Summa 152 --

Anschlag

zu einem neuen Dielen=Boden von rauhen Futter=Dielen, 120' lang, 40' breit, beträgt 4800 q' .

      Rthl. Gr.
a) Materialien.    
  240 Stück fußige Futter=Dielen, 1 1/4 Z. stark, 12 Z. im Durchschnitt breit, à St. 8Gr. 80 --
  48 Schock Latt=Nägel (à Diele 12 Stück), à Schock 3 Gr. 6 --
b) Fuhrlohn.    
  Für 5 Fuhren Dielen (à Fuhre 48 Stück), 2 Meilen weit, à 2 Rthlr. 10 --
c) Arbeitslohn.    
  Für 240 Stück Dielen zu spünden und rauh zu verlegen, à 2 Gr. 20 --
    Summa 116 --

<44, 794>

Anschlag

zu einer schlechten offenen Boden=Treppe von rauhen Dielen mit 15 Stufen.

      Rthl. Gr.
a) Materialien, incl. Fuhrlohn.    
  30' Wangen=Holz, 4 Z. stark, 8 Z. breit, à 6 Pf -- 15
  3 Stück 20 fußige volle Dielen, 1 1/2 Z. stark, à Stück 16 Gr. 2 --
  2 Stück große Nägel, zu Befestigung der Treppe, à 6 Pf. -- 1
b) Arbeitslohn.    
  Für die Treppe zu machen und zu legen, 15 Stufen, à 2 Gr. 1 6
    Summa 3 22

Anschlag

zu einer auf beyden Seiten und unten verkleideten Boden=Treppe mit einer Thür von rauhen Dielen mit 15 Stufen.

1. Zimmer=Arbeit.

      Rthl. Gr.
a) Materialien, incl. Fuhrlohn.    
  30' Wangen=Holz, 4 Z. stark, 3 Z. breit, à 6 Pf. -- 15
  3 Stück 20 fußige volle Dielen, zu 15 Stufen, à St. 16 Gr. 2 --
  12 Stück 20 fußige Futter=Dielen, zur Bekleidung und Thür, à 9 Gr. 4 12
  2 Stück große Nägel, à 6 Pf. -- 1
  3 Schock Latt=Nägel, à 4 Gr. -- 12
b) Arbeitslohn.    
  Für die Treppen zu machen und zu verkleiden, 15 Stufen, à 3 Gr. 1 21
  Für die Thür zu machen und anzuschlagen -- 8
  Für einen Handgriff zu machen -- 4
    Für Zimmer=Arbeit, Summa 10 1

<44, 795>

2. Schlösser=Arbeit.

    Rthl. Gr.
Für das Beschläge zu machen, und zwar    
  für ein verdecktes Schloß mit Schlüssel 1 --
  für 1 Par gebogene Haken -- 6
  für 1 Par gerade Häspen -- 6
  Für Schlösser=Arbeit 1 12
  Für Zimmer=Arbeit 10 1
  Summa Summarum 11 13

J. C. Huth Unterricht zu Bau=Anschlägen, 2 Th. (Halberst. 1779, f.) S. 88, f.

Ein Behältniß, welches die bisher angeführten Eigenschaften hat, trägt zwar zur unbeschädigten Erhaltung des Getreides sehr viel bey. Indessen ist die Sache dadurch noch nicht völlig abgethan, sondern es werden noch weit mehrere Vorsichten erfordert, wenn ein Land=Wirth seine auf dem Boden liegende Früchte wieder allen Verlust und Gefahr sicher stellen will, indem die tägliche Erfahrung zur Genüge lehrt, daß das Getreide auch auf den hesten Böden, ja selbst in den mit dem größten Fleiße angelegten Korn=Häusern, wenn ihm nicht die gehörige Wartung wiederfährt, Schaden nimmt und verdirbt.

Das Getreide kann auf dem Boden auf mehr als einerley Art verderben, und, wo nicht ganz, doch zum Theil, unbrauchbar werden. Wie leicht die aufgeschütteten Körner bey unterlassener gehöriger Wartung verdumpfen, oder wohl gar auswachsen, ist einem jeden Wirthschafts=Erfahrnen bekannt. Die größte Gefahr aber hat das Getreide, welches eine Zeitlang auf behalten werden muß, von den schädlichen Korn=Würmern auszustehen. Da nun dieses Uebel nicht allein eines der größten, und wichtigsten in der ganzen Land Wirthschaft ist, sondern auch viele eben derjenigen Mittel, welche den Korn=Wurm verhüten können, zugleich zur Abwendung alles Schadens, dem das Getreide noch sonst <44, 796> unterworfen zu seyn pflegt, dienlich sind, so werde ich dasjenige, so hierbey zu erinnern ist, ausführlich anzeigen.

Dieses verderbliche Ungeziefer ist doppelter Gattung; es gibt nähmlich weiße und schwarze Korn=Würmer, und ein Korn=Boden ist entweder schon damit angesteckt, oder noch ganz frey und rein davon, so, daß ein Land=Wirth denselben nur ferner davor zu bewahren suchen muß. Es sind also hier ganz verschiedene Mittel nöthig. Ich werde nicht nur die Natur=Geschichte dieser Insecten, sondern auch die bey einem jeden zur Verhütung sowohl. als auch zur Vertilgung derselben bisher bekannt gewordenen Mittel, beschreiben

I. Der weiße Korn=Wurm, Korn=Made, Korn=Raupe, Vermis frumentarius albus, ist eine weißliche Raupe oder Wurm, welcher den meisten Schaden anrichtet, indem er nicht nur das Getreide frißt, sondern sich auch in demselben einspinnet, und es klümperig macht. Bey seiner letzten Verwandlung ist er eine fliegende Nacht Motte, Phalaena Granella, Tinea alis albo nigroque maculatis, capite albo Linn. welche auch die Korn=Motte, Getreide=Aftermotte, oder Korn=Schabe, im Würtemberg. Korn=Vogel, genannt wird, ihre Eyer wieder in das Getreide legt, und dadurch ihr Geschlecht fortpflanzt. Nieders. Ryworm, weil er das Getreide durch sein Gespinnst gleichsam anreihet. Die Holländer nennen ihn, wegen seiner Schädlichkeit und Gefräßigkeit, den Wolf.

Dieser zwar unansehnliche, aber gefährliche Feind unsers Getreides, insonderheit des Rockens und Weitzens, welcher seine Wohnung auf den Korn=Böden aufzuschlagen pflegt, ist anfänglich eine kleine gelblichweiße Raupe, beynahe von der Länge eines halben Zolles, welche 6 Füße, und vorn am Kopfe zwey kleine rothe <44, 797> Zähne hat, womit sie nicht nur die Getreide=Körner, sondern auch so gar Holz durchbeißen kann. Sie hat unter dem Kopfe ein Werkzeug, aus welchem sie beständig einen zarten Seiden=Faden spinnt, womit sie 4, 5, ja auch 8 Körner zusammen hängt. In dem Zwischen=Raume, welchen diese Körner lassen, webt sie sich ein Häuschen oder einen Canal von weißer Seide, welche sie an den benachbarten Körnern befestigt. Gemeiniglich ist ihr seidener Aufenthalt von aussen mit Mehl und Kleyen zernagter Körner bestreuet. Aus diesem tapezierten Behältnisse kriecht sie, wenn der Hunger sie treibt, etwas hervor, um sich durch Zernagung des umliegenden Getreides zu sättigen. Leeuwenhoeck will beobachtet haben, daß sie sich auch an wollene Zeuge vergriffen haben, welches ihm aber Hr. v. Reaumür mit Recht abstreitet, weil nicht leicht einerley Insect so weit von einander unterschiedene Nahrung zu suchen pflegt. Wenn sich auf einerley Korn=Boden viele dergleichen Würmer befinden, sieht man auf der ganzen Fläche des aufgeschütteten Getreide=Vorrathes, alle Körner mit seidenen Fäden an einander gebunden, woraus zuweilen eine Rinde, wenigstens 3 Z. dick, zu entstehen pflegt. Wenn man einen aufgeschütteten Getreide=Haufen, worin viele solche Würmer sich aufhalten, umwirft oder umschippet, kriechen diese an den Mauern in die Höhe, kommen aber bald wieder in das Getreide zurück, welches den andern Tag überall wieder mit einer seidenen Watte überzogen ist. Gegen den Herbst kriechen diese Raupen an den Wänden der Korn=Böden hinauf, fressen sich in das Holz der Balken und des Sparrwerkes ein, und verwandeln sich zu Puppen oder Nymphen. Alsdann thun sie keinen Schaden; denn während solchem Zustande nehmen sie gar keine Nahrung zu sich. Im May oder Jun. des folgenden Jahres verwandelt sich diese Puppe in einen Nachtvogel, und wird zur Motte, mit 4 Flügeln, die <44, 798> unterwärts viel breiter, als oben, sind. Ihre weißgraue Oberflügel prangen im Sonnenschein mit einem schönen silberfarbigen Glanze. Vermittelst eines Such=Glases erblickt man auf den Flügeln etwas dunklere Flecken, als der Grund, von irregulärer Figur. Sie pflegen ihre Flügel, deren innerer Rand ausgezackt ist, in Form eines Daches zu tragen. Am Kopfe haben sie zwey ziemlich lange Fühlhörner, die aus körnichten Gelenken bestchen, zwischen diesen aber und den Augen einen kleinen Haarbüschel. Diese kleine Abendschwärmer fliegen in gedachten Monathen um die Korn=Böden herum. Sie kommen häufiger herbey geflogen, wenn die weichern und feuchtern Körnchen bey herannahender Wärme in eine innere Bewegung gebracht werden, bey den rege gemachten Vegetations=Kräften zu keimen anfangen, und dabey einen säuerlichen Geruch durch den ganzen Korn=Haufen verbreiten; durch diesen starken Geruch werden die Korn=Motten, aus einem von der versorgenden Natur in sie gelegten Triebe angelockt, und fliegen in Menge herbey, und wenn sie gleich mit ihrer weichen und gewundenen Zunge vor sich selbst den Getreide=Körnern nichts schaden, legen sie doch in dieselben ihre Eyer, weil sie darin für ihre Jungen den bequemsten Ort zur Nahrung und zur Verpflegung finden; sie hängen 2, 3, 10, ja bis 60 Eyer dem Korne vermittelst eines zähen Schleimes an, und sterben, nachdem sie durch alle diese Lebens=Stufen gegangen sind. Aus den Eyern kriechen, nach dem Grad der Wärme der Luft, oder derjenigen, die von dem ausgehäusten feuchten Korne selbst entsteht, in wenigen Tagen, die oben erwähnten kleinen blaßgelben Würmchen mit rothem Kopf, in Gestalt von Raupen, aus. Diese zernagen die zartesten Theile, fressen sich in das Korn hinein, und lassen eine Menge aus kleinen Mehl=Theilen bestehende, weiße Kügelchen zurück, womit sie, wenn sie dieselben durch untermengtes Gespinnst zusammen gehängt haben, <44, 799> die Oeffnung des Kornes allemahl bedecken. Anfänglich sind sie mit einem Korne zufrieden. Wenn sie größer werden, ziehen sie, vermittelst ihres Gewebes, allmählich 2, 3 und mehr Körner zusammen, wobey sie alle Winkel und Oeffnungen dieser Körner mit ihrem weißen Unrathe so künstlich und verschlagen auszufüllen wissen, daß man sie niemahls zu sehen bekommt. Gegen den Sept., auch wohl schon im August, wenn ein solcher Wurm seine völlige Größe bekommen hat, hängt er ganze Klumpen von Körnern zusammen, die er nach und nach sämmtlich aushöhlt, und wo er, statt des Mehles, nichts als seinen Unrath zurück läßt. *

*
Man kann aber doch diesen Unrath zu Geld machen, indem er fast das beste Futter zur Mästung des Feder Viehes abgibt, und gemeiniglich um den halben oder dritten Theil des Preises der Frucht selbst verkauft wird.

Nach völlig erlangtem Wachsthum ist er 4 bis 5 Lin., oder höchstens 1/2 Z. lang, nicht sonderlich dick, weiß oder gelblich von Farbe, in 12 Ringe oder Abschnitte getheilt, und, wie die Raupen, mit 8 Par Füßen versehen. Die Raupe hat viel zarte Härchen am Kopfe, welche man ohne Vergrößerungs=Glas nicht wahrnehmen kann. An beyden Seiten ist der Körper mit 18 kleinen Oeffnungen versehen, wodurch das Insect Athem hohlt, und wo die Luftröhren ihren Ausgang haben, wodurch man sie am leichtesten umbringen kann. Wenn man sie gegen den Herbst auch das Holzwerk oder die Balken des Korn=Bodens oder Magazines angreifen oder zernagen sieht, so geschieht es nicht etwa, sich vom Holze zu nähren, sondern, weil nun die Zeit vorhanden ist, wo sie nicht mehr fressen, folglich das Getreide verlassen, und an den Wänden hinauf kriechen, daselbst bequeme Oerter aufzusuchen, wo sie sich zur Verwandlung anschicken können. Sie nagen sich daher in die Balken ein, und machen sich kleine Vertiefungen, worin sie ungestört <44, 800> liegen und ihre Verwandlung abwarten können. Im Getreide selbst scheinen im Winter nur die wenigen übrig zu bleiben, die zu spät aus den Eyern gekrochen sind, und ihre völlige Größe nicht erreicht haben.

Das Gespinnst, worin der Wurm, ohne Nahrung und irgend einige Veränderung, den ganzen Winter hindurch, bis in den März, April oder May, verborgen bleibt, hat Rösel so abgebildet, wie man es zwischen dem Gehölze findet. Erst in den angeführten Monathen verwandelt sich der Wurm in eine bewegliche Puppe, deren Vordertheil nebst den Flügelscheiden eine dunkelbraune, der hintere Theil aber mit seinen Absätzen eine hellere Farbe hat. Das Par kurze Spitzen am letzten Absatz dient der Puppe vielleicht, um sich in ihrem verschlossenen Gespinnste bequemer umwenden zu können. Aus diesem Gespinnste, worin die Puppe nicht über 3 Wochen aushält, kommt hernach nicht sogleich der Abendvogel, sondern erstlich die Puppe selbst bis über die Hälfte heraus, nach einer halben Stunde aber die Motte.

Im 40 St. der ökon. Nachr. der patriot. Gesellsch. in Schlesien, a. d. J. 1773, S. 318, wird von einer dritten Art von Korn=Würmern behauptet, daß sie nicht minder schädlich sey, als der weiße und der schwarze Korn=Wurm, und es wird, um diese von den übrigen Arten zu unterscheiden, dieß vornehmlich als characteristisches Zeichen angegeben, daß dieselbe als Mücke, die Schale des Kornes, aus dem sie ausgebrochen ist, auf ihrem Leibe, beym Ausfluge, vom Korn=Boden wegtrage; allein diese Mücke, welche hier als eine besondere Gattung Korn=Würmer aufgeführt wird, ist eben die im Vorhergehenden beschriebene Motte, welche den weißen Korn=Wurm oder die Made zeugt. Sie legt entweder schon auf dem Felde in die Aehren, oder nachher in die Getreide=Haufen, ihre Eyer in großer Menge, aus denen die Maden werden, die sich nicht nur in das Korn einfressen, in oder an welches das Ey gelegt wurde, sondern auch hiernächst mehrere Körner verzehren, oder durch ihr Gespinnst verderben, <44, 801> wenn sie nicht gestöret werden. Gemeiniglich im Herbste kriechen dergleichen Maden aus den Getreide=Haufen, und suchen im Gespärre des Bodens Ritzen und Spalten, um sich, wie die Raupen, als zu welcher Gattung sie gehören, einzuspinnen. Im Frühlinge verwandeln sich dieselben in Raupen, beißen sich durch ihr Winter=Gefängniß, und lassen die Hülsen davon zurück, welche als an einander geschichtete Röhrchen aussehen. Wenn sie solcher Gestalt als Motten erscheinen, sammeln sie sich wie Bienen=Schwärme in Haufen, flattern in und um die Gebäude, besonders des Abends um die Korn=Böden, und begatten sich. Dies geschieht vom April an, bis ungefähr in die Mitte des Sommers, und, nach dem die Witterung bequem oder unbequem ist, zwey auch drey Mahl. Sobald die Begattung geschehen ist, nähern sich die Weibchen dem Korn=Haufen, und legen vermittelst des Lege=Stachels, ihre Eyer in die Spitze des Kornes, wo der Keim befindlich ist. Dies ist, bekannter Maßen, der weichste Theil des Kornes; und daher ist leicht zu begreifen, warum der weiße Korn=Wurm hauptsächlich das Sommer=Getreide verdirbt, welches der schwarze nicht allemahl thut. Aus dem Ey im Keim des Kornes wird eine Made, die, wie sie größer wird, immer mehr von dem Mehle des Kornes Nahrung sucht, und zuletzt nichts als die Schale übrig lässet. So bald sich dieselbe aus ihrem Geburts=Orte, wegen Mangel der Nahrung, begeben muß, greift sie alle nahe Körner ohne Unterschied an, und spinnt, um sich Vorrath zu verschaffen, über eine ganze Menge derselben ein Gewebe, in welchem man aber selten mehr als eine Made, und diese gemeiniglich in dem Korne, wo sie jung geworden ist, antrifft. Dieses ist die Wohnung des Insectes so lange, bis es, um der bevorstehenden Verwandlung willen, einen schicklichern Ort suchen muß, von dem schon oben gesagt worden ist. Indessen darf man nicht glauben, daß jede Brut dieses Insectes zu gleicher Zeit zu leben kommt, und folglich alle weiße Korn=Würmer im Herbste sich einspinnen. Ein großer Theil davon bleibt in den Körnern bis auf das folgende Jahr vorhanden, und verwandelt sich noch vor dem Einbruche des Frühlinges in Motten oder Mücken; zuweilen zeigt sich auch erst nach dem zweyten Jahre die Made, und folglich noch später die Motte, die daraus erwächst. Ein aufmerksamer Beobachter wird <44, 802> auch finden, daß von vielen Körnern nur der Keim abgenaget, sonst aber im Korne selbst nichts weiter beschädigt ist. Hieraus erhellt die Schädlichkeit dieser Made. Ob sie aber als Motte deswegen beschuldiget werden könne, zweifle ich noch.

15 St. der Oekon. Nachr. der patr. Ges. in Schlesien, a. d. J. 1774, S. 119, f.

PfeiliconFig. 2604, ist die Abbildung des weißen Korn=Wurmes, in seinem verschiedenen Zustande.

A, der Wurm, welcher ungefähr 4 Lin. oder 1/3 Z. lang ist.

Der Leib ist weiß, fällt aber ziemlich in das Gelbe. Er ist in 12 Theile, B, getheilt, und ganz weich. Der Kopf ist rund, hart oder hornartig, braun von Farbe. Vorn an demselben sieht man 2 braune, harte und ziemlich große Zähne, C, d d, welche viele kleine Zacken an der innern Seite haben. Mit diesen Zähnen beißt der Wurm die Körner von einander.

Auf jeder Seite des Kopfes sieht man ein kleines spitziges Glied, a a, in kleinere Glieder abgetheilt, welches wie 2 Fühlhörner aussieht.

Das erste Glied des Leibes B, a, ist auch hornicht oder hart, und hat 2 große braune Flecken.

Unter dem Kopfe ist ein kleines conisches Werkzeug, vermittelst dessen das Insect Seiden=Fäden spinnt.

In B sieht man die 16 Füße. Die 6 vordern, e, e, e, sitzen unter den 3 ersten Ringen des Körpers, 2 an jedem Ringe, und sind spitzig, etwas braun, auch hart wie Horn. Die mittlern Füße, m, m, m, m, welche, wie der Körper selbst, weich sind, sitzen an dem 6ten, 7ten, 8ten und 9ten Ringe, 2 an jedem; sie sind rings herum mit kleinen braunen Klauen versehen. An dem letzten Ringe des Körpers sieht man 2 dergleichen weiche Füße, n.

Die Raupe hat viel zarte Haare am Leibe und auf dem Kopfe, welche man in D, h h, vorgestellt sieht, wie sie unter dem Vergrößerungs=Glase erscheinen.

E. Der Korn=Wurm, wie er einen Faden zieht.

F. Ein Dinkel=Korn, in dem sich ein junger Wurm aufhält, und dessen Koth die Form von weißen Kügelchen hat.

<44, 803>

G. Mehrere Körnchen, wie der Wurm dieselben durch seine Fäden in einen Klumpen oder in eine Kugel vereinigt hat.

H. Ein Gehäuse, in welchem er an den Wänden hängt.

I. Die Raupe, wie sie mit ihrem Leibe aus dem Gehäuse hervor raget.

K. Die Puppe des Korn=Wurmes. K†, dieselbe durch das Mikroskop vergrößert vorgestellt.

L. Die Korn=Motte im Fluge. L†, dieselbe durch das Mikroskop vergrößert vorgestellt.

M. Eben dieselbe Motte, wenn sie mit geschlossenen Flügeln einher geht. M†, vergrößert.

Eine andere Art des weißen Korn=Wurmes, ist, nach Reaumür, *

*
de Reaumur Memoir. T. II, Tab. 39, Fig. 9. 21.

und Gesner *

*
Abhandlung über die verschiedenen Arten das Getreyd zu bewahren, und derselben Auswahl, von Joh. Gesner, im 1 B. der Abhandlungen der naturforsch. Gesellsch. in Zürich, (Zurich, 1761, 8.) S. 231, fgg.

mehr dem Weitzen und der Gerste, als andern Korn=Gattungen, eigen. Er wird aus den Eychen der Weitzen=Motte, Phalaena tritici, erzeuget. Diese Motte ist von der vorhergehenden an ihren gelbbraunen, flachen, dem Boden gleichlaufenden Flügeln leicht zu unterscheiden. Das Würmchen derselben frißt nicht nur den Keim auf, sondern auch alles was mehlig in dem Korne ist; er hat aber für sein ganzes Leben an einem einzigen Körnchen genug; er lebt in demselben wie in einer in zwey getheilten Hülse, er wird in demselben ernährt, und bringt sein ganzes Leben darin zu, bis er aus der Puppe in Gestalt einer Mücke auskriecht. Er erhält sich auch mit einer bewundernswürdigen Sparsamkeit aus einem einzigen Korne, den ganzen Sommer hindurch. Denn er versorgt seinen Koth, welcher sich ebenfalls als weiße Körnchen zeigt, in den leeren Raum seiner Wohnung, damit er ihn, wenn er nun älter geworden ist, zur Zeit <44, 804> des Mangels wieder daher nehmen könne; erst dann, wann aller Vorrath verzehrt ist, wickelt er sich innerhalb der Rinde des Körnchens in ein wollichtes Gewebe ein, verwandelt sich in eine Puppe, und erscheint als Vogel mit seinen vier mehlichten Flügeln zur Zeit des Frühlinges.

PfeiliconFig. 2605. A. Die in der Gerste oder dem Weitzen wohnende Raupe.

B. Eben dieselbe, vergrößert vorgestellt.

C. Ein Gersten=Korn, von der Seite ihres Einschnittes.

D. Das Korn entzwey geschnitten, damit man die von dem Thiere gesponnene seidene Zwischen=Wand, vermittelst deren es in zwey getheilt wird, sehen könne. In den innern Theil legt es den Koth, und in dem äussern wohnt das Thier, und verwandelt sich daselbst in eine Puppe.

E. Ein Weitzen=Korn.

F. Eben dasselbe Korn, wie es von dem Thiere in zwey Behältnisse getheilt worden ist.

G. Die Weitzen=Motte.

Zur Vertreibung des weißen Korn=Wurmes, empfiehlt man, die Korn=Schaufel mit zerstoßenem Knoblauch zu bestreichen, und das Korn fleißig damit umzuwenden. Insonderheit soll man viele Stöcke bestreichen, und dieselben hin und wieder in die Frucht stecken; die Korn=Würmer werden sich alsdann häufig an die Stöcke hängen, und man kann sie sammt denselben heraus ziehen, und wegschaffen.

Zeiger *

*
In seiner kunstmäßigen Verbesserung des Feldbaues, einem Buche, welches er sich anfangs so theuer bezahlen ließ.

rühmt wieder die Korn=Made Folgendes, als ein Mittel von ganz besonderer Wirkung. Man besprenge die Korn=Haufen mit frischem Wasser, vermittelst eines Mäurer=Pinsels, oder auch nur eines <44, 805> Stroh=Busches. Alsdann streue man fein zerstoßenen Pfeffer über die Frucht, und stürze sie um, daß sie recht wohl unter einander komme: so wird der Wurm, wenn er schon vorhanden ist, bald Abschied nehmen, oder, wo er noch nicht vorhanden ist, ganz gewiß davon bleiben.

Dieses Mittel, gestoßenen Pfeffer unter das Korn zu mischen, scheint von geringer Erheblichkeit zu seyn. Gesetzt, daß der Pfeffer die Würmer wirklich vertriebe, so würde man doch eine beträchtliche Quantität haben müssen, um dieselben aus einem Haufen von 30 bis 50 Wisp. zu vertreiben, oder abzuhalten.

Thiebault sahe auf seinem Boden einen Gersten=Haufen ganz mit Korn=Würmern bedeckt, und bediente sich eines eben so leichten, als glücklichen Mittels. Er ließ Leinwand=Laken anfeuchten, zusammen drehen, und auf dem Gersten=Haufen ausbreiten. Anderthalb Stunden nachher nahm er sie auf, und fand sie ganz voll Würmer. Er wollte die Operation wiederhohlen, allein es war keiner mehr da. Daß man die Würmer vom Laken in ein Feuer schleudern müsse, versteht sich von selbst.

Eben dieses war das Geheimniß des G. R. von Gleichen genannt Rußworm, nur daß er sich nicht leinener Tücher bediente. Er ertheilt hiervon, und zugleich von seinen ehemahligen Versuchen, den Korn=Wurm zu vertilgen, folgende Nachricht. *

*
Im 3 Jahrg. der allerneuesten Mannigfaltigk. (Berl. 1784, gr. 8.) S. 33, fgg.
  Siehe auch Auszug eines Schreibens aus Erlangen, v. 30 Aug. 1786, im 2 St. des 70 B. der Allg. D. Bibl. S. 608, f.

„Wenn man die große Menge der Vertilgungs=Mittel der Oekonomie schädlicher Thiere, die in den Schriften der Oekonomen aufbehalten sind, erweget, so sollte man glauben, daß besonders Ratten, Mäuse und der schwarze Korn=Wurm oder Käfer, und so genannte weiße Korn=<44, 806>Wurm, noch seltener als weiße Schwalben seyn müßten. Allein, leider! stimmt die Erfahrung hiermit so wenig überein, daß vielmehr die Klagen über den Schaden, so diese Thiere, jedes nach seiner Art, dem Haushalter zufügen, unter die allgemeinen gerechnet werden müssen.

„Eine Menge dieser, oft mit vielem Wortgepränge gegebenen, und noch öfter mit neuem Firniß überzogenen, von einem Buche in das andere übergetragenen Mittel, habe ich bey meinen 30 jährigen Oekonomie=Besorgungen, ohne alle Wirkung, vergeblich angewandt. Lediglich habe ich es also meiner Liebe zur Naturkunde zu verdanken, daß ich jetzt so glücklich bin, ein besseres Mittel, als diejenigen meiner Vorgänger sind, angeben zu können. Denn, als ich bereits vor einigen Jahren diese Raupen mikroskopisch untersuchte, und ihrer Lebens= und Verwandlungs=Art nachspürete, *

*
Die Geschichte des weißen Korn=Wurmes hat Rösel im 1 Th. und der 6ten Samml. seiner Insecten=Belustig. S. 25, sehr gut beschrieben, und Tab. XII. mit Figuren erläutert. Meine Beobachtungen desselben, und noch eines wohl 7 bis 8 Mahl größern Wurmes dieser Art, kommen in meinen mikroskopischen Entdeckungen, mit der 35sten Beobacht. S. 121, vor.

bemerkte ich unter andern, daß sie sich immer auf der Oberfläche des Korn=Haufens aufhielten, und, wenn man das Korn wendete, in kurzer Zeit wieder in der nähmlichen Menge, wie zuvor, oben gesehen wurden. Damahls entledigte ich mich ihrer, aber, nachdem ich, wie gesagt, verschiedene Mittel fruchtlos gebraucht hatte, durch den Entschluß, das Korn und den Weitzen mit Verlust zu verkaufen, und das folgende Jahr keine dergleichen Früchte mehr auf diesen Boden zu schütten, wodurch denn die Brut der noch hier und da in den Ritzen des Holzwerkes zurück gebliebenen Raupen, oder vielmehr ihrer Motten, aus Mangel der Nahrung, zu Grunde gehen mußte.

„Verschiedene auf einander gefolgte Jahre, hatte dieses Verfahren die Folgen, die ich davon erwartete; denn man sahe nicht eine Raupe mehr. Aber verwichenes Jahr wurde auf einmahl wieder alles lebendig auf meinem Boden. Da nun eine, im ganzen Reich damahls bekannte, ausserordentliche Wohlfeile den Verkauf fast aller Getrei<44, 807>de=Sorten im Großen beynahe unmöglich machte, so mußte ich jetzt auf andere Mittel bedacht seyn, meinen Boden zu reinigen. Hier erinnerte ich mich nun wieder an jene Bemerkungen des Aufenthalts dieser Raupen auf der Ober=Fläche des Haufens, und machte sodann, nach Anleitung derselben, die mir so wohl gelungenen Veranstaltungen zu ihrer gänzlichen Ausrottung.

„Verschiedene Oekonomen hägen zwar die Meinung, daß diese Raupen, wenn sie einmahl so viel Körner mit ihrem Gespinnste zusammen geklebt hätten, daß eine dicke Kruste entstände, alsdann, wenn man den Korn=Haufen nicht mehr wende, auch nicht mehr schädlich wären. Aus Erfahrung kann ich dieses zwar nicht widerlegen, weil vielleicht ein halbes Jahrhundert erfordert wird, bis diese Kruste die Dicke bekommt, daß man, wie man sagt, darauf herum gehen kann, und ich weder einen solchen Korn=Haufen jemahls auf fremden Böden gesehen, noch das Korn auf dem meinigen so alt wird, daß sich die Korn=Raupen in der Maße vermehren könnten, als es seyn müßte, wenn sie einen so dicken Ueberzug zu Stande bringen sollten. Hingegen kann ich für gewiß sagen, daß, nachdem ich diese ungebetene Gäste einstmahlen schon in das dritte Jahr beherberget hatte, ich gegen das Frühjahr meinen Korn=Vorrath messen ließ, und das folgende Frühjahr 8 pro Cent Abgang hatte.

„Wahr ist es, daß dergleichen Korn an seinem Werthe nichts verliert, ja so gar, weil die Raupen nur diejenigen Körner, so sie zu ihrem Verwandlungsquartier bestimmt und zusammengeklebt haben, gänzlich ausleeren, von den übrigen aber nur die dem Keim entgegen stehende Spitze des Korns abnagen, diesen aber nicht berühren, zur Saat, wie ich selbst die Probe machen lassen, eben so gut ist als jedes andere unbeschädigte Korn; allein erstgedachter Abgang ist, wie ich glaube, immer wichtig genug, sowohl obige Meinung von der Unschädlichkeit dieser Insecten unter der dicken Kruste zu widerlegen, als auch auf ein Mittel zu denken, ihrer los zu werden.

„Man weiß es, daß die Motten der Korn=Raupe vom Anfang des Jun., und öfters, zumahl bey warmer Witterung, bis spät im Herbst fliegen, und ihre Eyer auf Korn und Weitzen, auch wohl auf Erbsen, aber nie auf Hafer oder Gerste, legen, woraus in wenig Wochen die <44, 808> jungen Räupchen hervor kommen, und sogleich zu fressen anfangen, dabey aber so langsam fortwachsen, daß sie erst im August ihre vollkommene Größe erlangen. Von der Zeit des Auskriechens bis gegen den Herbst, wo sie anfangen sich einzuspinnen, und man alsdann den Korn=Haufen wie mit einem Silber=Flor bedeckt sieht, setzen sie dem Korn am meisten zu; und nur den Winter über, da sie Puppen, und im Frühjahr, da sie Motten sind, kosten sie dem Hauswirth nichts.

„Sobald man nun gegen den Herbst durch erstgedachtes, immer dicker und sichtbarer werdende Gespinnst, ihre Veranstaltungen, sich zur Verwandlung einzuspinnen, gewahr wird, so ist es Zeit, ihnen den Krieg anzukündigen, und den Angriff folgendergestalt zu machen. Man bedecke den Korn=Haufen mit groben und solchen Tüchern, wie man zu Segeln und zu Hopfen=Säcken gebraucht, *

*
Diese Art von Tüchern ist darum die beste, weil die Zwischenräume ihrer Fäden so groß sind, daß die Würmer leicht durch solche auf die Oberfläche kommen können.

welche man sodann meistens über den andern Tag, dergestalt mit den Korn=Raupen bedeckt finden wird, daß es scheint, als lebte das ganze Tuch; alsdann rollet man diese Tücher zusammen und schaffet sie in den Hof, breitet sie daselbst wieder aus, und sieht, wie begierig sie von dem herbey laufenden und fliegenden Geflügel verzehret und so rein abgelesen werden, daß in kurzer Zeit nicht eine Raupe mehr zu sehen ist. Die von den Würmern gesäuberten Tücher werden nun wieder auf den Korn=Haufen gelegt, und dieses Auflegen und Heruntertragen derselben so oft wiederhohlt, bis kein Wurm mehr zu sehen ist.

„Gewiß ist es, daß wenn diese Methode der Ausrottung des weißen Korn=Wurmes durch allgemeine Ausschreiben bekannt gemacht und gehörig befolget würde, in wenig Jahren ganze Staten von diesen Insecten gereiniget werden könnten, wozu freylich erforderlich ist, daß, wenn ein Nachbar seine Korn=Würmer den Hühnern zu fressen gibt, der andere sie nicht häge. Ueberhaupt aber darf man bey letzterm Fall, sobald man wieder einige Würmer gewahr wird, das Korn nur sogleich wieder mit Tüchern bedecken, und die Würmer von den Hühnern verzehren lassen, so werden sie nie überhand nehmen können.

<44, 809>

„Auf diese Art bin ich meiner Korn=Diebe vom Sept. bis Ende Nov. sammt und sonders los geworden, und mein Geflügel hat deren in dieser Zeit, ich will wenig sagen, wenigstens ein halbes Korn=Malter, so 130 Pfund wiegt, verzehrt. Mit gutem Gewissen glaube ich also diesem Recept das alte

Probatum est
beysetzen zu können.
Nov. 1782.
Greifenstein ob Bonnland, d. 25
  W. F. Freyh. von Gleichen
genannt Rußworm.

Nach des schwedischen Kammer=Herren Degeer Versicherung, *

*
Beschreibung kleiner weißer Raupen, welche das Korn auf Böden und Vorraths=Behältnissen verzehren, nebst einem Versuche, sie zu mindern und auszurotten, von Carl Degeer, im 8 B. der übers. Abhandl. der kön. schwed. Akad. der Wiss. a. d. J. 1746, (Hamb. 1752, 8.) S. 499.

ist das beste und beynahe das einzige zuverlässige Mittel, dieses Ungeziefer auszurotten, der Tobaks= und Schwefel=Rauch. Es ist aber nicht seine Erfindung, sondern Leeuwenhoek, Deslandes, und Hr. v. Reaumür, haben es schon gelehrt.

Leeuwenhoek hat bemerkt, daß altes Getreide, welches sehr trocken war, und folglich sehr harte Schalen hatte, von den jungen Raupen nicht beschädigt worden ist, weil sie durch die harte Schale durchzubeißen nicht vermogt haben; aber neues Korn, besonders welches an feuchten Orten gewachsen ist, wird von den Raupen gleich aufgezehrt, weil sie die Schale ohne Mühe durchbohren, die bey solchem Korne sehr weich und locker ist. Die Raupen, sagt er, sind theils durch den Schwefel=Rauch zu tilgen, theils auch dadurch, daß man sie von den Wänden zu der Zeit abkehrt, da sie hinauf kriechen, wovon die meisten allezeit sterben, weil ihre Körper sehr weich sind, und nicht das geringste Drücken leiden, ohne sogleich <44, 810> davon zu sterben. Doch ist hierbey zu merken, daß der Schwefel=Rauch weit bessere Wirkung thut, als das Abkehren; bewerkstelligt man aber beydes, so hilft es desto mehr, diese schädliche Raupen und Schmetterlinge zu tödten.

Deslandes gibt zwey Mittel an, diese schädliche Insecten auszurotten. 1. Die Wände auf den Korn=Böden, welche berappt, oder mit Kalk ganz glatt bestrichen seyn sollen, mit dazu dienlichen steifen Bürsten oder Besen oft abzukehren. Die Absicht davon soll seyn, daß die Schmetterlinge sich nicht mit den Füßen an die Wände hängen, und mithin sich nicht paren können, wodurch also ihre Fortpflanzung verhindert wird. Allein hierin irrt er sich; denn es ist unmöglich, eine Kalk=Wand durch Bürsten oder Bestreichen so glatt und eben zu machen, daß die Schmetterlinge sich nicht so leicht daran hängen und hinauf kriechen könnten, weil sie an den Füßen sehr zarte Klauen haben, womit sie sich an die glattesten Sachen anhalten. Hingegen die Insecten durch Abbürsten zu tödten, wie Leeuwenhoek angibt, das hat einen Nutzen. 2. Man soll in das Magazin oder auf den Korn Boden 4 kupferne Lampen hängen, worin man jeden Monath, oder öfter, Schwefel=Dochte brennen lässet, *

*
Zu dieser Schwefelung ist am dienlichsten, daß man gegossene eiserne Töpfe, 6 bis 8 Z. weit, und eben so tief, nehme, oder man lässet starke Näpfe von guter Erde, welche nicht springt, machen. In diese Töpfe stellt man 2 oder 3 Dochte von gelinde zusammen gerollter alten Leinwand in gewisser Weite von einander, gießt sodann den in einer eisernen Pfanne geschmolzenen Schwefel darein, und bringt diese Töpfe hernach an ihren Ort. Die Dochte müssen etliche Personen anzünden, und sich sofort retiriren, damit sie nicht, weil zuvor alle Läden, Fenster und Thüren zugemacht seyn müssen, von dem Schwefel=Dampfe ersticken. Nach 24 oder 48 Stunden kann man etliche Läden von aussen an den Böden öffnen, oder auch durch die Thüren versuchen, ob der Dampf sich gesetzt habe, und man ohne Gefahr auf die Böden kommen dürfe.
  Der von Dühamel getroffenen Einrichtung, bey den schwarzen Korn=Würmern mit Schwefel=Dampf zu räuchern, wird unten Erwähnung geschehen.

vorher aber soll das Korn *

<44, 811> wohl umgeworfen werden, und man soll auch alle Fenster und Thüren wohl zumachen, damit der Rauch nicht hinaus dringe.

Aus Hrn. v. Reaumür Bemerkungen lernen wir Folgendes. 1. Die Zeit, wenn diese Raupen das Korn verlassen, und die Wände hinauf kriechen, sich Plätze zu ihrer Verwandlung auszusuchen, welches im Herbste geschieht. 2. Die Zeit, da sie sich in Schmetterlinge verwandeln, welches der May ist, etwas eher oder später. 3. Daß sie sich in das Holz der Balken einfressen, und über Winter da bleiben. 4. Daß ein einziger Schmetterling bis 70 Eyer legt, und solcher Gestalt allein 70 Raupen erzeugt, welche das Korn angreifen. 5. Daß die jungen Raupen 16 Tage, nachdem die Eyer gelegt worden sind, auskriechen. 6. Daß altes und wohl reif gewordenes Korn sich besser hält, und der Gefahr, von diesen Raupen verzehret zu werden, nicht so unterworfen ist, als neues und in regenhaftem Wetter gewachsenes. 7. Daß der Schwefel=Rauch diese schädliche Insecten am besten tödtet.

Wir sehen solcher Gestalt, daß die rechte Zeit, den Rauch zu machen, im Herbste ist, wenn die Raupen vom Korne weg kriechen, und im Frühlinge, wenn die Schmetterlinge auskriechen.

Der Schwefel=Rauch tödtet, bekannter Maßen, alle Gattungen Insecten, und folglich auch die kleinen Korn=Raupen und Schmetterlinge. Die Ursache davon ist, daß die oben erwähnten kleinen Luftlöcher oder Oeffnungen, welche durch den ganzen Körper vertheilt sind, von dem zarten und durchdringenden Rauche völlig verstopfet werden, wodurch das Insect selbst im Au<44, 812>genblick, oder wenigstens bald, erstickt und den Athem verliert. Man muß demnach auf diese Art die Korn=Raupen zu ersticken suchen; es kommt aber auch eben so viel darauf an, die Schmetterlinge mit starkem Rauche anzugreifen, denn wenn man diese tödtet, so verhindert man die Erzeugung vieler tausend Raupen, welche von ihnen entstehen würden. Man muß sie aber zu ersticken suchen, ehe sie die Eyer legen. Daher muß man im Frühlinge genau Acht geben, wenn die Schmetterlinge sich auf dem Korn=Boden oder im Magazin zu zeigen anfangen: da ist es dann Zeit, mit dem Rauche anzufangen, und man muß damit fortfahren, so lange man Schmetterlinge sieht, und bis man keine mehr bemerkt. Denn sie kommen nicht alle auf einen Tag hervor, sondern etliche Tage nach einander. Die gelegten Eyer selbst werden durch den Rauch nicht verderbt. Es schadet auch nicht, daß man den ganzen Sommer hindurch einige Mahl im Vorraths=Hause räuchert; denn natürlicher Weise können dadurch viele Raupen hingerichtet werden, die sich schon im Korne befinden. Uebrigens versteht sich von selbst, daß man das Korn wohl umschaufeln muß, ehe man mit dem Räuchern anfängt, denn dadurch werden die Raupen, welche sich in Körner eingesponnen haben, aus ihren Nestern vertrieben, und der Rauch thut solcher Gestalt bessere Wirkung auf sie.

Eine andere Zeit, da man räuchern muß, ist im Herbste, oder so bald man merkt, daß die Raupen das Getreide verlassen, und die Wände hinauf zu kriechen anfangen. Man kann da auch das andere Mittel brauchen, nähmlich die Raupen von den Wänden abzukehren, wodurch man viele tödtet. Mit dem Rauche hält man so lange an, bis man keine Raupen mehr sieht.

Dieses Mittel, die Korn=Raupen zu vertilgen, kann gar nicht besonders kostbar fallen. Leeuwenhoek hat berechnet, daß man nicht mehr Schwefel, als 1/2 <44, 813> Pfund, brauche, einen Raum von 12 Ellen lang, 8 Ellen breit, und 4 E. hoch, damit zu durchräuchern, welches genug seyn wird, die Insecten jedes Mahl zu tödten. Eben so wenig kann der Schwefel=Rauch auf einige Art dem Korne schaden, oder es zum Genuß ungesund machen, weil er bald verschwindet, wenn man nach vollbrachtem Räuchern Thüren und Fenster aufmacht.

Hales sagt, in seiner Abh. von den Mitteln, den Zwieback und das Korn vor den Insecten zu bewahren, er habe versucht, vom Malze, das mit Schwefel recht stark durchräuchert war, Getränke zu brauen, und nicht den geringsten wiedrigen Geschmack darin gefunden. Eine Ungemächlichkeit, die daher entstehen könnte, ist, wie er sagt, daß das Bier nicht sobald gährt. Dagegen aber hat er durch verschiedene Versuche gefunden, daß Korn, welches mit Schwefel geräuchert ist, alles sein Vermögen zu wachsen dadurch verloren hat, daß man solcher Gestalt durchräuchertes Getreide nicht zum Säen brauchen kann, sondern nur zur Speise.

Die Wirkung des Schwefels selbst zu beobachten, stellte Degeer folgenden Versuch an. Er that in ein gläsernes Geschirr, welches 7 Z. hoch und 4 weit war, 3 lebendige und frische Raupen, machte hernach bey ihnen 10 Gran gemeinen Schwefel brenne, und verstopfte das Geschirr wieder. Die Raupen fingen sogleich an, hin und her zu kriechen, und krümmten sich auf verschiedene Weise, bis sie endlich den Körper ausstreckten und starben. In einem andern Gefäße von eben der Größe verschloß er auch 3 Raupen; bey diesen zündete er unter 10 Gran gemeinen Rauch=Tobak Feuer an; dieser Rauch that noch geschwindere Wirkung als der Schwefel=Rauch, denn innerhalb einigen Minuten waren die Raupen völlig todt. Aus dieser Probe erhellt also, daß der Tobaks=Rauch sie besser und geschwinder tödtet, als der Schwefel=Rauch, und er scheint also dienlicher dazu zu seyn, als jener. Braucht man beyde zugleich, so wird die Kraft desto stärker, und die tödtende Wirkung gewisser.

Die weißen Korn=Würmer überziehen die Getreide=Haufen, gedachter Maßen, mit ihrem seidenartigen <44, 814> Gewebe, und machen über die ganze Oberfläche eine Rinde, die zuweilen 3 bis 4 Z. dick ist. So tief hinein verdirbt das Getreide ganz und gar, und das übrige bekommt durchgängig davon einen übeln Geruch. Wenn man gleich die Nester zerreißt, so hilft dieses doch sehr wenig, weil sie am andern Tage schon wieder hergestellt sind. Aus diesem Grunde sind Einige der Meinung gewesen, es sey am rathsamsten, ihnen die Oberfläche des Getreides, wovon sie Besitz genommen haben, ungestört zu überlassen. Es ist aber zu bedenken, daß 3 Zoll der 6te, und 4 Z. mehr als der 5te Theil eines Getreide=Haufens sind, der 18 Z. hoch aufgeschüttet wird, welches die Mittel=Höhe der gewöhnlichen Getreide=Haufen ist. Wenn man also auch den übeln Geruch nicht achtet, drn der Ueberrest davon an sich nimmt, so ist es doch immer ein ansehnlicher Verlust, ob er sich gleich nicht weiter erstrecken sollte. Bricht man durch diese Rinde hindurch, so sind die meisten Körner darin entweder ausgefressen, oder voll lebendiger Würmer, oder voll Püppchen, nachdem die Jahrs=Zeit ist. Man sieht auch wohl bloß die leeren Hülsen von den Raupen, wenn aus den Püppchen bereits Motten geworden sind.

Man behauptet, das Getreide dürfe nur mit fein gestoßenem Kalke bestreuet werden, so, daß eine Rinde darüber entsteht, so hindere dieses die Verwüstung, welche die Korn=Würmer anrichten. Indessen macht diese Oberfläche bey einem kleinen Vorrathe Getreides, der nur für eine einzige Familie aufgehoben wird, schon einen ansehnlichen Theil aus. Daher wollte Dühamel dieses Mittel nicht versuchen. Eine Decke von Heu, womit er es versuchte, hatte gar keinen Nutzen. Diese Bemerkungen, und das darüber angestellte Nachdenken, brachten ihn auf die Gedanken, da dieses Insect sich nicht leicht anderswo als an sehr warmen Orten einfinde, so würde es in der kühlen Luft seiner, oben beschriebenen, luftigen Vorraths=Behältnisse zu leben <44, 815> nicht im Stande seyn. Diesem zu Folge ließ er im Winter 1746 alle wurmige Rinden, welche diese Raupen auf den gewöhnlichen Korn=Böden gemacht hatten, abnehmen. Diese Rinden wurden klein gemacht und gesiebet. Die davon gesammelten Körner, welche ganz ungezweifelt mit den Eyern dieser Motten beschwängert waren, wurden in eines seiner Behältnisse von 75 Kubik=Fuß gethan, und den Winter hindurch von Zeit zu Zeit durch frische Luft abgekühlt. Gegen das Ende des Mayes, da die Luftlöcher oder Klappen oben an dem Behältnisse geöffnet wurden, flogen die Motten in erstaunlicher Menge heraus, zum Beweise, daß ihrer eine große Anzahl im Getreide seyn, und es ihnen darin nicht gefallen mußte. Als der Weitzen durch die Blase Bälge genug durchlüftet zu seyn schien, verschloß man die Klappen wieder, und ließ sie einen ganzen Monath lang zu. Denn da dieses Getreide, welches man nicht in der Wärme getrocknet hatte, alt und ziemlich trocken war, gab man ihm selten durch den Blase=Balg Luft. Gegen den Jun. 1747 machte man dieses kleine Behältniß leer. Alle Motten und Würmer waren todt, und es fand sich bloß in der Oberfläche eine, etwa 1/12 Z. dicke, Linie. Das Getreide roch nicht mehr so schlimm, wie bey dem Anfange des Versuches, und konnte nach dem marktgängigen Preise verkauft werden.

Doch mit diesem Versuche war Dühamel noch nicht zufrieden, sondern versuchte an einem andern Theile Weitzen, der voll solcher Würmer war, die Wirkung der Stuben=Wärme. Sie starben alle bey einer Hitze von 45 bis 50 Grad, nach dem reaumür., oder 115 bis 124 nach dem fahrenheit. Thermometer. Hernach wurde dieses Getreide auf einen gewöhnlichen Korn=Boden gebracht, wo es 2 Jahr lag, ohne von diesem Ungeziefer angegriffen zu werden; so gar im dritten liessen sich nur gar wenige daran sehen.

<44, 816>

In den Bemerkungen über die Korn=Made, welche Hr. Accise=Commissär Markworth, in Wittenberg, der leipziger ökonomischen Societät *

*
S. Anzeige von der Leipz. ökon. Societ. in der Oster=Messe 1783, S. 11, f.

mitgetheilt hat, empfiehlt derselbe als das einfachste und sicherste Mittel zu ihrer Verminderung, im März und April, an heitern Tagen, die von diesen Insecten aus fein geschrotenem Holze und ihrem eigenen Schleime verfertigten, und angesetzten Schwämme, worin sie fast den ganzen Winter über, ohne Bewegung, doch mit völligem Leben, verborgen gesessen haben, mit scharfen spitzigen Instrumenten abzuschaben, die Oeffnungen und Ritzen des Gebälkes aber, zu welchen man nicht gelangen kann, mit Haar=Kalke zu bestreichen, und die heraus kommenden Motten in den ersten Tagen mit Besen von den Wänden abzukehren, und zu tödten. Eine gänzliche Abwendung des Uebels hält er bey allen ersinnlichen Vorkehrungen doch für unmöglich, auch selbst bey den auf das beste verwahrten Böden, und glaubt vielmehr, daß es durch unermüdete Sorgfalt nur gemindert, nicht aber gehoben werden könne. Bey seinen fünfjährigen Versuchen mit allen ihm bekannt gewesenen Mitteln, hat er bloß das zeitigere Auslaufen der Made bewirken können, wozu er das Umschippen des Getreides im Aug. und Sept., und zwar wöchentlich 2 Mahl, für das beste hält, weil dadurch der Fraß verhindert wird, und dabey sehr viele Würmer umkommen. Bey Erbauung neuer Korn=Böden aber hält er es von großem Nutzen, vorzüglich darauf zu sehen, daß alles Balken= Säulen= und Riegel Holz recht vierkantig bearbeitet, und alle Borke und Schale völlig abgehauen werde, indem sich die Made, nach gemachten Erfahrungen, darin einzunisten und zu vermehren pflegt. Der Verlust, den dieses Insect verursachet, beläuft <44, 817> sich, nach Hrn. M. Angabe, (ausserdem daß es das Getreide verunreinigt und zum Samen untauglich macht,) im ersten Jahre, auf 10, im zweyten auf 7, und im dritten auf 2 pro Cent.

Im J. 1784, gab Hr. Markworth der Societät *

*
S. Anzeige von der leipz. ökon. Soc. in der Mich. Messe 1784, S. 10.

von seinen fernern Versuchen, die Korn=Made zu vermindern, Nachricht. Er hoffte nähmlich, die Made bey der Winter=Wanderung in einer um die Getreide=Haufen geschütteten, und mit starken Stücken fichtener Baum=Rinde vermischten Quantität Säge=Späne aufzufangen, und so nach der Einspinnung das ganze Generations=Werk aufzuheben. Der Erfolg entsprach aber der Erwartung nicht; denn die Made arbeitete sich durch die Einfassung von Säge=Spänen, die 1 Elle breit und etliche Zoll hoch war, mühsam hindurch, achtete die darunter befindliche Baum=Rinde nicht, sondern kroch 20 bis 30 Schritt weit davon in die Borke der Balken, oder, bey deren Ermangelung in den weit härtern Balken selbst. Er folgert hieraus, daß eine gänzliche Vertilgung der Korn=Made unmöglich sey, und daß nur die in vorerwähnter Anzeige beschriebene mühsame Verminderung derselben Statt finden könne.

Im 96 St. des hannov. Magaz. v. J. 1786, empfiehlt Hr. Wohlers, in Geestendorf, das öftere Umstechen der Getreide=Haufen, als das einfachste und sicherste Mittel, den weißen Korn=Wurm entweder ganz zu vertilgen, oder doch wenigstens seine Wut zu mäßigen. Er schreibt also:

„Nachdem ich alle bekannt gemachte Mittel vergeblich versucht hatte, verfiel ich endlich darauf, den Würmern den Weg zu ihren Winter=Wohnungen zu sperren. Die <44, 818> Früchte wurden deshalb, so bald sich der Wurm nur in seiner Vollkommenheit darauf zeigte, täglich umgestochen, damit der Wurm zum Einspinnen keine Ruhe behielt, ihm auf diese Weise der Faden immer wieder aufs neue abgerissen, und er von seinem Platz verdrängt wurde. Da nun der Wurm hierdurch wieder zwischen das Korn versetzt wurde, ihm dazwischen der Raum zum Einspinnen zu klein war, und er sich folglich wieder nach der Oberfläche der Frucht=Haufen durcharbeiten mußte, so wurde er endlich durch deren oftmahlige Wiederhohlung, und durch den jedesmahligen Verlust seines Gespinnstes so entkräftet, daß er zusammen schrumpfte und zwischen dem Getreide zuletzt todt liegen blieb.

„Damit aber auch kein Wurm aus den Frucht=Haufen entweichen möchte, wurde um dieselben und um die darin aufstehenden Ständer, Schorstein=Röhren etc. ein Kreis von Theer gezogen, worin diejenigen, die hindurch wollten, auch ihr Grab fanden.

„So einfach dieses Mittel auch scheinen mag, so ist es doch keine Prahlerey, wenn versichert wird, daß ich auf diese Weise eines der größten Korn=Magazine hiesiger Lande, das auf das stärkste vom weißen Korn=Wurm inficirt war, erweislich dergestalt davon gesäubert hatte, daß im zweyten Jahre, da mit Mühe ein Wurm gesucht werden mußte, wo sie doch vorher mit Schaufeln konnten zusammen geschoben werden.”

Im 15 St. eben dess. v. J. 1787, machte Hr. Wohlers folgende Rechtfertigung bekannt.

„Da ich mir über den, nach meiner Meinung, unschuldigen Aufsatz im 96 St. dieses Mag. v. vorig. Jahre, den weißen Korn=Wurm betreffend, Unannehmlichkeiten zugezogen habe, indem so gar bey mir höhnisch angefragt ist, jedoch ohne Orts= und Nahmens=Unterschrift, ob das im obigen Aufsatz erwähnte Korn=Magazin hier wirklich jemahls existiret: so sehe mich genöthigt, diesem Herrn Ungenannten, der vielleicht fürchtet, seinen zweybeinigen Korn=Würmern zu nahe zu kommen -- --, hierdurch öffentlich zu antworten, daß das gedachte Korn=Magazin so wenig im Monde, als auf einem andern Planeten, sondern wirklich auf unserm Erdball, und zwar in Hannover und unter Aufsicht des wohlsel. Hrn. Kammer=Secretär Cordemann war, bey <44, 819> dem ich damahls Schreiber und zugleich beeidigter herrschaftlicher Korn=Messer war.

„Und kann ich nun noch bey dieser Gelegenheit hinzu setzen, daß dieser mein gewesener Herr Principal mir mit seinem Beyspiel, des Königs Interesse auf alle Weise bekanntlich zu befördern, vorging, und mich in meinen Bemühungen stets mit aufmunterte, daher ich denn auch endlich so glücklich war, das bekannte Mittel zur Wirkung zu bringen.”

Man hat Beyspiele, daß Verwalter, wenn die Zeit heran nahete, daß ihre Früchte in ventarisirt werden sollten, und sie indessen vieles davon ungebührlich sich zugeeignet hatten, die Früchte, zumahl zur Sommers=Zeit, geflissentlich verwahrloset, und den weißen Wurm gleichsam eingeladen haben. Die Gefährde, die sie dabey begehen, ist folgende. Diese Art Wurm zieht, mehrerwähnter Maßen, über den ganzen Korn=Haufen ein dichtes glänzendes Netz, oder vielmehr eine Haut, worin die von den Würmern ausgebohrten obersten Körner sich einhängen, wie die Fliegen in ein Spinnen=Gewebe, und die Körner, sowohl die sich einhängen, als auch diejenigen, die sich tiefer unten nicht einhängen, sind dermaßen zusammen geknetet, daß 10 bis 20 Körner in Klumpen zusammen hängen, als wenn sie mit Honig oder Leim zusammen geklebt wären; doch ist dieser Zusammenhang nicht so dicht, daß 10 oder 20 auf solche Art zusammenhängende Körner etwann einen engern Raum einnähmen, als sie einnehmen, wenn sie lose neben einander liegen, sondern das von den Würmern aus den Körnern heraus geschrotene gröbliche Mehl hängt wie Eingeweide heraus, und dieses verursachet durch Kleberigkeit, wodurch das geschrotene Mehl zusammen hängt, daß solche Körner doppelt so viel, auch wohl mehr, Raum einnehmen, als sie in ihrem ganzen und unversehrten Zustande eingenommen hatten. Die ausgefressenen Körner, oder die Hülsen selbst, sind auch <44, 820> sowohl durch diese Aushöhlung und durch die darin sich ausdehnende Luft, als auch durch die in der Erwärmung angezogene Feuchtigkeit, gleichsam aufgeschwollen. Alle diese Erscheinungen zusammen genommen, machen leicht begreiflich, daß dieselbe Menge trockner und tüchtiger Körner, die bey der Annahme z. B. ein Scheffel=Maß ausgefüllet haben, deren zwey ausfüllen können, wenn sie nachher von dem Wurme angefressen sind. Der ungetreue Haushalter kann sich also, wenn er nicht verbunden ist, seine Rechnung nach dem Gewichte zu führen, dieses zu Nutzen machen, und, wenn er von einem Getreide=Haufen zu 100 Malter, 25 oder 30 derselben in seinen Nutzen verwendet hat, die übrigen 75 oder 70 Malter in einen solchen Zustands setzen, wo er doch das Maß von 100 Malter damit ausfüllen kann. Das ist aber ein schlimmer Zustand des Getreides, den man mit Händen greifen kann. Man darf nur eine Handvoll Körner nehmen, so hängt sich ein Bündel, das in zwey Hände nicht einzuschließen ist, daran, wie wenn man eine Handvoll Sauer=Kohl aus einer Tonne heraus nehmen will.

Es gehört viel dazu, einen solchen Verwalter, der die Kunstgriffe versteht, und vielleicht auch in der fürstlichen Kammer unter den Rechnungs=Probatoren Freunde hat, dergestalt sträflich zu finden, daß er den Schaden ersetzen müßte. Hier ist auch der Ort nicht, bey diesem Falle stehen zu bleiben. Aber der Versuchung den Weg abzuschneiden; dem Frevler, der die Hand verliert, wenn er sich an verbothenen Dingen vergreift, die Hand abzuhauen, ehe er sich vergreift, das ist das Werk der Kammer; und dazu scheint nichts geschickter zu seyn, als die Einführung des Gewichtes, in steter Verbindung mit dem Maße der Früchte, insonderheit aber der glatten, des Rockens und Weitzens; denn bey dem ungegärbten Spelze, dem Hafer und der Gerste, greift der Wurm gar nicht, oder nur selten, an; daher <44, 821> kann man auch diese Gattung Früchte, insonderheit den Hafer, in 2 bis 3, und mehr Fuß hohe Haufen aufschütten, ohne daß er darunter erwärmen wird, welches bey Rocken und Weitzen nicht thunlich ist.

Gleichwohl würde es zu strenge seyn, wenn man von dem Verwalter fordern wollte, den Wurm vom Magazin abzuhalten, wenn er schon einmahl da ist. Es ist damit beynahe, wie mit gewissen Arten Unkraut im Acker, die durch ganze Folgen von Jahren nicht auszurotten sind. Der Wurm, wenn er sein Gespinnst vollendet und den Haufen mit seinem glänzenden Netze überzogen hat, verlässet denselben, und begibt sich an die hölzernen Wände und Balken, und setzt dort seine Eyer zu Tausenden. Ist es einmahl so weit, so hilft alle Sorgfalt, Mühe und Arbeit, die Körner trocken zu erhalten, nichts. In einem solchen Falle hat der Verwalter vieles zu seiner Entschuldigung für sich. Aber das sind auch Fälle, wo die Sorgfalt der Kammer besonders wirksam seyn muß, um vorerst das Magazin vom Wurme ganz zu säubern, ehe sie von dem Verwalter eine uneingeschränkte Rechenschaft fordern kann.

Wenn ein Getreide=Haufen einmahl übersponnen und vom weißen Wurme verlassen ist, so ist er auf immer verlassen; und man hat Beyspiele, daß unter der darüber gesponnenen Haut ein solcher Getreide=Haufen über 100 Jahr lang auf behalten werden kann; denn er ist dadurch dem Einflusse der Luft, folglich auch der Gefahr der Fäulniß, entzogen. *

*
Darüber möchte man fast auf den Gedanken gerathen, ob man nicht durch die Kunst, auf eine nicht kostbare Weise, einen Firniß bereiten könne, um die Korn=Haufen damit zu bedecken. Vielleicht wäre mit Papier die Absicht zu erreichen, wofern es nicht zu kostbar wäre. Aber es ist, bey der heutigen Verfassung der meisten Kammern, mit dem Getreide wie mit dem Gelde. So unpraktisch es für unsere Zeiten seyn würde, die baren Gelder der Kammer in Fässer einzuspünden, damit sie durch die Circulation nicht abge= nutzet werden: eben so unmöglich ist es meistens, Korn=Vorräthe aufzubewahren, die man mit einer Haut überziehen lassen wollte.

Allein, der <44, 822> Wurm zieht alsdann in ein anderes Stockwerk des Magazines. Gesetzt aber, daß in andern Stockwerken keine Früchte, die der Wurm angreift, aufgeschüttet wären, so würde er auch aussterben. Aber die Fälle sind selten, daß man Korn=Haufen unangegriffen liegen lässet, weil sie alle ihre angewiesene Abgaben auf sich haben; in Klöstern und Kirchen kann man bisweilen solche alte Haufen finden, die aber auch nur gleichsam als Fideicommisse oder Seltenheiten auf bewahret werden. Wenn der weiße Wurm den Haufen verlassen und sich an die Wände begeben hat, dann wird der Verwalter darauf denken, die Nester und Eyer an den Wänden zu zerstören, durch starke Geruche, besonders mit Tobak, in denen Gegenden wo er gebauet wird, der nicht nur an alle Dach=Sparren grün aufgehänget, sondern auch auf den Fußboden gestreuet wird, die Würmer zu verjagen oder zu tödten; auch die Breter, welche an den Enden des Fußbodens herum gesetzt zu werden pflegen, um zu verhindern, daß keine Körner zunächst am Dache durchfallen, wird er abbrechen und abhobeln lassen. Wenn nun dergleichen Anstalten 1 oder 2 Jahr lang ernstlich fortgesetzet, dabey aber auch alle übrige von dem Wurme zerfressene und nicht übersponnene Früchte weggeschaffet werden, welches öfters, wenn man Zeit und Umstände wohl beobachtet, ohne beträchtlichen Verlust geschehen kann, weil dergleichen wurmige Früchte bey den Branntwein=Brennereyen wegen ihrer Maceration, wodurch sie leichter anfzulösen sind, mehr gesucht werden, als die gesunden und ganzen Früchte (solche Anstalten müssen aber von der Kammer entweder jedes Mahl angeordnet, oder unter die Pflichten der Verwalter begriffen werden): so kommt man <44, 823> bald so weit, daß die Böden von dem Ungeziefer und allem Samen desselben ganz rein werden. Alsdann kann die Kammer von dem Verwalter fordern, sie auch rein zu erhalten; und kann ihm auflegen, die Früchte, so oft als möglich, besonders zur gefährlichsten warmen Frühlings= und Sommer=Zeit, umstechen zu lassen, und keine andere als recht trockne Körner anzunehmien.

An einen teutschen Kammerpräsidenten, ein teutscher Bürger, (Von Hrn. Kammerdirect und geb. Reg. R. Springer.) Riga und Lpz. 1775, 8. S. 406, fgg.

Des durch die Schmetterlinge der Korn=Maden verursachten Verlustes im Maße wird unten, wo ich von dem Abgange beym aufgeschütteten Getreide handle, wieder Erwähnung geschehen.

Eine nichtswerthe Sache, die nur zum Verdruß und Schaden der Land=Wirthe da ist, zu nutzen, oder wohl gar zum Gewinn zu machen, ist gewiß für jeden Oekonom der Empfehlung würdig; wenigstens kann man dieses von dem bisher ganz schädlich verwüstenden Insecte, dem weißen Korn=Wurme, sagen. Hr. Kammer=Junker von Mayersbach in Oehringen, hat gefunden, daß die Puppen der weißen Korn=Würmer, ehe der Wurm ausgekrochen ist, wenn sie unter die Presse gelegt werden, die Hälfte ihres Gewichtes, ein vortreffliches Oehl geben, welches heller, als alles andere Oehl, ohne Rauch in der Lampe brennt. Die rechte Zeit dieses Oehl zu bereiten, sind also nur die Winter=Monathe. Sein eigener Bericht davon, lautet also:

„Ich nahm zu Ende des Febr. eine Partie unter der Haut des Gespinnstes klumpenweise unthätig liegender weißer Korn=Würmer, reinigte sie vermittelst eines Siebes von allem Unrathe, nahm 2 Loth, und wickelte selbige in ein roßhärenes Tuch unter die Presse. Gleich bey dem ersten Drucke floß ein helles schönes Oehl von selbigen; bey fernerm Drucke erhielt ich, ohne schleimige und wässerige Theile, 1 Loth weniger <44, 824> 20 Gran des besten Oehls. Ich wog dann die ausgepreßten Bälge, welche kaum 1 Loth am Gewicht noch hielten, mithin blieb das übrige abgehende, als Oehl, in Tuch und Presse. Sogleich machte ich die Probe es zu brennen, wo ich dann mit vielem Vergnügen es ohne allen Rauch heller, als jede Oehl Art, brennen sahe. Ich wiederhohlte diesen glücklichen Versuch noch einige Mahl, und immer blieb er derselbige. Anfangs hielt ich diese Würmer, weil, selbige ganz unthätig schienen, auch gelblich aussahen, für todt; allein nachdem die Tage wärmer wurden, fand ich an deren Statt nichts als Bälge; die Würmer selbst waren in den Korn=Haufen gedrungen. Ich nahm dann eine Partie Korn, that es in ein Gefäß; nach einer kleinen Zeit kamen solche nun ganz weiß gegen den Rand des Gefäßes gekrochen, wo ich sie auch vermittelst einer Feder zusammen kehrte, das Korn wieder jetzt etwas rührte, wo sodann keiner in selbigem zurück blieb. Mit diesen machte ich auch einen gleichen Versuch, allein nun war es über die Hälfte, statt Oehles, eine weiße schleimige Materie; mithin müssen zu Bereitung des Oehles nur die Winter=Monathe gewählet werden.

„Versuche mit dem schwarzen Korn=Wurme haben mir nicht geglückt, daß es der Mühe verlohne, ob selbige gleich auch zwischen Papier zerquetscht, einen kleinen Oehl=Flecken geben.

„Landwirthe sagen, daß die zwey Würmer=Arten nie auf einem Korn=Boden beysammen bleiben, sondern der schwarze dem weißen, oder im Gegentheile, weiche. Sollte also jede aufzuhäufende Korn=Art einigen dieser Insecten ausgesetzt seyn, so wollte nach obigen Versuchen, wovon sich ein jeder Landwirth von der Wahrheit mit weniger Mühe überzeugen kann, anrathen, besonders bey neuen Böden, sein aufzuschüttendes Korn mit den weißen Korn=Würmern gleichsam zu inoculiren, welches ihm in Winter=Monathen eine Oehl=Aernde geben würde, und wodurcher den weit schädlichern ganz unnützen Korn=Wurm von seinem Getreide abhalten würde.

Hrn. Amtsr. Riem physik. ökon. Zeitung, v. Sept. 1786, S. 266, f.

Lichtenbergs Magazin etc. 4 B. 2 St. (Gotha, 1787, 8.) S. 187.

<44, 825>

Von den Versuchen des Hrn. K. J. von Mayersbach über das Oehl der weißen Korn=Würmer, st. im 2 B. der Vorlesungen der churpfälz. phys. ökon. Gesellsch. (Mannh. 1787, 8.) S. 463, fgg. folgende Nachricht.

„In dem 12ten St. des Oehringer Wochenbl. v. J. 1784, machte der Hr. Kammer=Junker v. Mayersbach diese Versuche mit den weißen Korn Würmern bekannt, und übersandte nachher sowohl diese gedruckte Nachricht, als einen guten Theil dieses Oehles, der churpfälzischen ökon. Gesellschaft, unter d. 15 Nov. 1784, zu ihrer Prüfung ein. Von dem erstern theilen wir hier wegen weitern Aussichten, in einem Auszuge das Vorzüglichste mit. Von Würmern, welche vermittelst des Siebes von den anhangenden Häuten gereinigt worden, wurde 1 Loth in einem gläsernen Mörser zerdruckt, und hierauf in einem haarenen Tuche ausgepreßt, wo man ein klares helles Oehl erhielt. Der Rückstand nach dem völligen Auspressen betrug 1/2 Loth und 10 Gran, und würde bey stärkerer Pressung wohl ein völliges halbes Loth an Oehl zu erhalten gewesen seyn. In einem neuern Schreiben berichtet Hr. v. M., daß die lebendigen etwas größern und weißern Würmer zwar auch viel Oehl liefern, solches aber mit einem wässerigen, schleimigen Satze vermischt sey. Nach einem neuern Versuche mit den gelben Würmern beym Auspressen fand sich, daß 16 Loth davon genau 7 1/2 Loth Oehl gaben. Sowohl nach des Verf. Versuchen, als unsern Proben mit diesem Oehle zum Brennen, beweiset es sich so brauchbar, als andere ausgepreßte vegetabilische, oder thierische Oehle und Fette. In Vergleichung mit feinem Baum=Oehl fand man wenig Unterschied in Ansehung der Flamme; nur wurde das Oehl brauner im Tachte, als jenes vom Baumöhl=Lichte. Zum Brennen wäre es daher allerdings brauchbar, um so mehr, da sich das an uns übersandte Oehl im Verlaufe von mehr als anderthalb Jahren sehr gut und rein erhalten hat. Freylich wird dadurch niemand aufgemuntert werden, eine Kornwurm=Zucht anzulegen, aber diese Erfindung des Hrn. v. M. hat doch zweyerley Verdienst; nähmlich erstlich daß, wenn man das Unglück hat, daß die Früchte mit dem schwarzen Korn=Wurme angesteckt sind, man vielleicht wohl thut, diese angegriffene Frucht mit dem weißen Korn=Wurme <44, 826> gleichsam zu bevölkern, weil diese letztere den ersten aufreibt; und dann von letztern, besonders in den Winter=Monathen, noch einiger Vortheil einzuärnden wäre. Dann können glückliche Versucher aufgemuntert werden, auch bey andern Raupen auf eine gleiche Nutzung nachzuspüren.

II. Der braune oder schwarze Korn=Wurm, ist ein Rüssel=Käfer, der mit einer, nach Proportion seiner Größe, länglichen Schnauze, zwey hornartigen Flügeldecken und zwey dünnhäutigen Flügeln versehen ist. Er hat, wie die vorher beschriebene Korn=Motte, während seiner Lebenszeit, drey Verwandlungen. Die aus dessen Eyern ausgekrochenen Würmer zerfressen das Getreide so gut, als der durch die Verwandlung daraus gewordene Rüssel=Käfer selbst, nur daß er kein Gespinnst, wie die Korn=Motte, zu machen pflegt. In einigen Gegenden heißt er der Korn=Bock, Korn=Krebs, Harnacken, bey den Nieder=Sachsen und Holländern Galander, Kalander, Klander, bey Andern Glander, Galander, Klanner, (weil er an den Wänden herum klettert und klimmet,) der Wiebel, Korn=Wiebel, die Wippel, Engl. Weevel. Wegen seiner Vielfräßigkeit hat er auch den würdigen Nahmen Vielfraß, Gurgulio, erhalten. An andern Orten heißt er der Reiter, Korn=Reiter, womit entweder auf seine kriechende Bewegung an den Wänden, oder auch auf die durch ihn verursachte Zermalmung des Getreides, gesehen wird. Bey dem Ottfried Gabissa. Manche geben ihm den Nahmen der Getreide=Laus, oder Korn=Laus, weil er die Thiere weit heftiger, als Flöhe, beißt. Daher kommt es, daß man dieses Insect unter das fleischfressende gerechnet hat; und Manche behaupten, es fresse die Korn=Motte, sowohl wenn sie ein Wurm, als auch wenn sie ein Püppchen ist. Diese Meinung hält Dühamel nicht für unwahrscheinlich, <44, 827> indem man wirklich im Getreide, wo viele schwarze Korn=Würmer sind, gemeiniglich sehr wenig weiße findet. L. Curculio, Vermis frumentarius niger; Fr. Calandre, Charançon, Charençon, oder Charenson. *

*
Bey gewissen Schriftstellern ist Callandre und Charançon einerley. Andere verstehen durch Calandre den Curculio frumentarius und granarius Linn., durch Charanson aber den Curculio segetis Linn.

Eine Art desselben wird im Hannöverischen Spanjer genannt, wenn dieser nicht der oben beschriebene weiße Korn=Wurm ist, der diesen Nahmen von seinem Spinnen hat.

Man unterscheidet den rothen und den schwarzen Korn=Wurm. Der rothe Korn=Wurm, Frucht=Rüsselkäfer, Curculio frumentarius longirostris, sanguineus Linn. hat anfänglich eine weiße Farbe, wird aber mit der Zeit immer röther, und hält sich sehr häufig auf den Korn=Böden auf, wo er deswegen viel Schaden anrichtet, weil er in die Samenkörner ein Loch bohrt, und in jedes Körnchen ein Ey legt, damit die auskriechenden Jungen, welche sich von dem Mehle der Samenkörner nähren, und darin bis zu ihrer Verwandlung bleiben, genug Platz und Nahrung finden. Er ist ungefähr von der Größe einer Laus oder eines Flohes. Der schwarze Korn=Wurm, Korn=oder Hafer=Rüsselkäfer, Curculio granarius, longirostris, piceus, oblongus, thorace punctato, longitudine elytrorum, welcher fast eben die Größe hat, ist gemeiniglich nicht ganz schwarz, sondern schmutzig aschgrau. Er hat ein Bruststück, welches so lang ist als die Flügeldecken, und trägt den Kopf und Rüssel niederwärts gebogen. Er ist auf den mehresten Getreide=Feldern, insonderheit auf den Haser=Feldern anzutreffen, ist aber auch in den Kaufmanns=Läden und auf den Korn=Böden nicht selten.

<44, 828>

Den rothen sowohl als schwarzen Korn=Wurm, nennt Linné unter den schädlichen Insecten, vor welche ein Haus= und Land=Wirth das Getreide verwahren muß, zuerst, mit der Nachricht: es verzehre das Getreide in Magazinen, und thue mehr Schaden, als Ratzen und Mäuse. So sahe es auch wirklich mit der von der kön. schwed. Acad. d. Wiss. dem Hrn. Prof. Wilcke mitgetheilten Probe des damit behafteten Getreides aus, worüber er Untersuchungen angestellt hat. *

*
Im 38 B. der übers. Abhandl. der kön. schwed. Akad. der Wiss. a. d. J. 1776, (Lpz. 1782, gr. 8.) S. 276, fgg.

Sie bestand aus 1000, dem Ansehen nach frischen Körnern, 266 aus gefressenen leeren Schalen, 80 Körnern tauber Saat, und andern Samen, und 87 Stück völlig erwachsenen und größten Theils lebendigen Korn=Würmern, ausser den Eyern und Larven, die er schon ausgelesen hatte, oder die mehr oder weniger vollkommen unter den Körnern geblieben waren, so, daß mehr als ein Drittel des besten Rockens rein weg verzehrt war, und von den übrigen Körnern jedes 12te, ja 10te, seinen Wurm hatte, solches noch zu verzehren. Es ist wohl kein traurigerer Anblick für einen Haus= und Land=Wirth, als diese schwarze Feinde aus den ausgehöhlten Körnern hervor gucken zu sehen, wo sie in aller Stille, auf verschlossenen Böden, die Frucht seines Schweißes und seiner Mühe verzehren. Nichts ist ekelhafter, als der Gedanke, daß dieser kriechende Rocken sein Mehl und seine Nahrung werden soll. Desto weniger ist es bloß Neugierde, diese kleine schädliche Thiere genauer zu untersuchen, wenn ihre Kenntniß Wege zeigt, sie auszurotten.

Der Korn=Wurm hat, nach Hrn. Wilcke Beschreibung, harte Flügeldecken, und einen langen hornartigen Schnabel oder Rüssel, auf dem die Fühlhörner sitzen. Die Farbe ist, nach dem Alter des Thie<44, 829>res, mehr oder weniger rothbraun, überall einerley. Die Größe 1 bis 1 1/2, selten 2 Decimal=Linien. Die Flügeldecken machen etwa die Hälfte davon aus; Brust und Kopf mit dem langen Schnabel, etwas über die andere Hälfte der Länge. Die Brust ist überall rundlich, glatt, mit vielen ausgegrabenen Tüpfelchen, die irregulär sitzen. Die Flügeldecken sind hornartig, steif, durchsichtig, längsthin gestreift, welche Streifen ebenfalls fein getüpfelt sind; am Ende sind sie schalig, daß sie zusammen gehen und den Hintertheil bedecken. Flügel sind nicht da, daher das Thier auch nicht fliegen kann. Der Kopf ist sehr kurz und kugelrund, sitzt zur Hälfte innerhalb des glatten Ringkragens, und verliert sich vorwärts in den langen, steifen und harten Schnabel, welcher oben etwas platt und gestreift, auch ein wenig niedergebogen, übrigens aber cylindrisch ist, und sich in eine breite Rundung mit Härchen endigt, worin die Kinnbacken befindlich sind, zwischen welchen Leeuwenhoek einen Stachel gesehen zu haben glaubt, womit das Thier die Schale des Kornes erst sticht, dann naget; PfeiliconFig. 2606, G. Nächst am Kopfe über den Augen gehen die Fühlhörner seitwärts heraus mit einem steifen langen Gelenke, woran 6 kleinere kugelrunde Gelenke sitzen, und zuletzt der größere mit Härchen besetzte Kolben, der, nach Clerk' s Meinung, den Papilionen als Nase zur Witterung und zum Geruch dient. Wenn das Thier springt, streckt es den Schnabel aus, und die Fühlhörner vorwärts, da sie dann ein wenig vor dem Stachel hervor gehen; C. Füße sind 6; 2 unter der Brust, und 4 unter dem Hintertheile, fast alle auf einerley Art gebildet. Der Schenkel ist glatt, getüpfelt, mit Härchen besetzt, zackig, und endigt sich in eine lange und scharfe Klaue, welche das Thier beym Gehen einzieht und ausstreckt, auch wie ein Krebs damit faßt. Der Fuß hat 3 kleine Gelenke, und endigt sich mit einer langen zweygespaltenen Zehe. Die Beschreibung <44, 830> des Hintertheiles kann bey Leeuwenhoek *

*
ANT. de LEEUWENHOEK epistola, de 6 Aug. 1687, data ad Regiam Societatem, tractans: Ouod Curculiones & Lupi non alias possint oriri. quam mediante progeneratione: Curculiones frumenti grana intrinsecus comedendo evacuare possunt &c. st. in Dessen Continuatio epistolar. datar. ad Reg. Soleiet. Londinensem, (L. B. 1689, 4.) S. 57, fgg.

nachgesehen werden.

Dieser Curculio ist wie andre seine Verwandte gebildet, daß er mit seinem langen Schnabel die Schale des Getreide=Kornes öffnet und sich durchfrißt. Das geschieht aber nicht, wie man wohl vermuthen dürfte, an dem Ende oder der Fuge, sondern mitten in des Kornes glattester und kernvollester Seite, in dem reinsten Mehle. Auch weiß er die besten und vollesten Körner, sowohl für seine Nahrung als auch für seine Brut, zu wählen. Im ersten Falle macht er eine größere Oeffnung, und frißt sich quer durch das Korn, schält auch das Mehl aus, so weit er dazu kommen kann, und hält sich indessen ganz fest an das Korn, darein er zur Hälfte kriecht. Im andern Falle bohrt er nur ein kleines Loch, zermalmt daselbst das Mehl, und macht solcher Gestalt ein weiches Bett für sein Ey, bereitet auch lockere Speise und Platz für den zarten Wurm, welcher da ausgebrütet wird, und sich ferner von dem Korne nährt, auch, während seines Wach thumes, die ganze Schale statt des Mehles, mit seinem kurzen fadenähnlichen Unflathe anfüllt. Innerhalb dieser Bettung verwandelt sich der Wurm erst in Puppe, und darnach in das vollkommene Insect, welches sich durch das Ende der Schale durchfrißt und sie leer lässet, sich paret, und eben so sein Geschlecht fortpflanzt. In einem Korne findet man nie mehr als Einen Wurm; mehrere hätten darin nicht Raum.

Von allen diesen Umständen hätte Hr. Wilcke sich schwerlich versichern können, wenn er nicht auf den <44, 831> Einfall gerathen wäre, einen Theil des Rockens in Wasser zu werfen, da er wahrnahm, daß alle frische und kernreiche Körner zu Boden fielen, die aus gezehrten oder würmervollen aber schwammen. Dabey eräugnete sich auch das, daß die ersten eine gute Zeit im Wasser liegen konnten, dagegen die letzten Körnervoll Wurm=Mehl, so unbeschädigt sie auch aussahen, bald Wasser einsogen und weich wurden, so daß sich die Schale mit einer kleinen Feder=Zange leicht öffnen und ausbreiten ließ, da man dann allezeit in ihr den lebendigen Wurm, oder seine mehr oder weniger zur Verwandlung reife Puppe findet. Das vollkommene Insect findet man nur in ganz leeren Schalen; und es war ungewiß, ob es darin ausgebrütet oder hinein gekrochen war. Das letzte thun sie meist alle, sich zu verbergen, wenn es kalt wird, oder wenn man den Rocken rührt. So hat Hr. W. auch diejenigen gefunden, die er hier, wie das Mikroskop sie darstellt, hat zeichnen lassen.

Der Wurm, oder die Larve, wie sie aus dem Ey gekommen ist, A, PfeiliconFig. 2606, ist ganz weiß, mit einem harten Kopfe, welcher aussieht, als wenn er in zwey Theile gespalten wäre. Die sehr scharfen Kinn=Backen daran, sind braun. Der Körper ist oval, der Rücken halbrund, das Untertheil platt; 12 Ringe bis zum Hintern, aus dem das fadenähnliche Wurm Mehl heraus geht. Dieser Wurm ist sehr lebhaft, und sein Leib in einer beständigen kriechenden Bewegung, vermittelst welcher er, wie man deutlich sieht, sich durch das ihn umgebende Mehl hervor drängen kann; ausser dem Korne aber kann er, aus Mangel der Füße, nirgends hin kommen. Drückt man ihn mit einem Nagel, so wird er böse, und beißt sich, mit weit ausgespannten Kinnbacken, fest in den Nagel. Wenn der Wurm sich in Puppe verwandelt, springt die harte Schale des Kopfes an den Kinnbacken ab, wie ein Helm, doch behält er das wurmähnliche Ansehen, bis sich endlich mehr Zeichen zu Flü<44, 832>geln und Beinen anfangen, und vermuthlich noch eine Häutung vorgeht, wonach des ganzen Insectes Gestalt sich in einer weißen Puppe zu zeigen anfängt, durch deren Erhöhungen alle Theile des Thieres, der lange Schnabel, Fühlhörner, 6 Füße und die Flügeldecken, auf das netteste zusammen gelegt, zu unterscheiden sind. Diese Theile entwickeln sich nach und nach mehr und mehr, und bekommen zuerst eine gelbe Farbe, darnach eine mehr rothbraune; alsdann fängt das Thier auch an, sich zu rühren, und spielt zuerst mit den Füßen; nach und nach legt es die anfangs vorwärts gebogenen Flügeldecken hinterwärts; da wird dann das Insect vollkommen, wie es vorhin beschrieben worden ist, und wie es die Fig. C drey Mahl so groß, als es natürlich ist, vorstellt, weil seine natürliche Größe, Fig. E, nicht gestattet, die Theile darzustellen. Leeuwenhoek hat gesehen, daß sie sich gespart haben, und hat in den Weibchen Eyer gefunden, die von verschiedener Reife waren, woraus er schließt, daß sie nicht auf ein Mahl geleget werden, sondern nach und nach, wie auch nöthig ist, wenn für jedes Ey ein besonderes Korn ausgebohrt und zubereitet werden muß, wodurch auch der Schade, den sie anrichten, desto größer wird.

Von ihrer übrigen Lebensart konnte Hr. W. in so kurzer Zeit nicht viel erforschen. Wenn das Glas mit dem Korne still stand, waren sie meist versteckt, ausser daß man einen und den andern an einem Korne arbeiten sahe; wenn man aber die Flasche in die Hand nahm und wärmte, kamen sie sogleich hervor, wanderten, und versuchten im Glase hinauf zu kriechen, krochen aber wieder zwischen die Körner zurück in die leeren Schalen; da hielten sie sich auch still, wenn man den Rocken auf ein Papier ausschüttete; that man ihn aber auf die warme Hand, oder ließ man warmen Athem darauf gehen, so wurden sie bald munter und wanderten. Solcher Gestalt muß Wärme dieses Ungeziefer beleben, <44, 833> wie es von Kälte starr wird. Im Anfange kamen auf diese Weise sehr viele hervor, nach und nach weniger, und zuletzt wollte keines sich mehr rühren, so sehr man es auch versuchte; woraus zu schließen ist, daß die lebenden Thiere innerhalb der verschlossenen Flasche gestorben waren, ob sie gleich mit hinlänglichem Futter versehen waren. Uebrigens sollen sie sehr lange, so gar, wie Leeuwenhoek bemerkt hat, länger als ein Jahr, leben. Daß sie die Wärme sehr lieben, hat Dühamel bemerkt, weil sie nicht nur selbst, wo sie sich in Menge auf eine Stelle versammeln, eine merkliche Wärme verursachen, sondern auch in Magazinen gern die Süd=Seite einnehmen, wo sich die meiste Wärme findet. Man hat auch bey angestellten Versuchen gefunden, daß sie eine Wärme von 63 Grad des schwedischen Thermom. aushalten, und erst beym 75sten Gr. sterben. Ob hier ihr Untergang mit durch Vertrocknung des Getreides in der Flasche, oder durch eingesperrte Luft verursachet worden sey, und ob diese Thiere besser in frischerm und weicherm Getreide fortkommen, als in trocknem, u. d. gl. das verdient genauere Untersuchung. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird die alte Raße durch gehörige Wärme aufgemuntert und zur Parung gereitzt, und legt darauf ihre Eyer in die Körner; bey einfallender Kälte stirbt dieses Geschlecht aus, die Eyer aber mit den Jungen bleiben in den Körnern übrig, bis die Jahrszeit wieder ihr Wachsthum und ihre Ausbreitung begünstigt. Dies ist daraus zu schließen, weil Hr. W. von vorerwähnten 1000 für gut angesehenen Körnern, durch die Wasser=Probe doch noch 75 absonderte, welche schwammen, und denmach Würmer enthielten, auch diese verdächtige Körner bald auf eine kalte, bald auf eine warme Stelle legte, da dann in der Wärme allemahl, innerhalb etlichen Tagen, einige völlig erwachsene lebendige Curculionen ausgekrochen sind, welches in der Kälte nicht geschahe. Paren sich nun diese wieder, und ge<44, 834>ben neue Nachkommenschaft, so ginge vermuthlich ihre Fortpflanzung, bey gehöriger Wärme, das ganze Jahr durch; und das scheint auch mit ihrer übrigen Lebensart am meisten überein zu stimmen.

Die alten Philosophen waren der Meinung, daß die Insecten größten Theils aus keinem besondern Samen, sondern bloß aus der Fäulniß, oder, wie sie es nannten, per generationem aequivocam, erzeuget würden. Da nun der Korn=Wurm auch ein Insect ist, so mag es wohl daher gekommen seyn, daß viele Land=Wirthe, auch noch zu unsern Zeiten, die Erzeugung desselben bloß der in dem Getreide entstandenen Corruption, als der einzigen Grund=Ursache zuschreiben. Allein, die neuern Natur=Forscher haben, wie aus Vorstehendem erhellt, diese Meinung wiederlegt, und deren Ungrund so deutlich gezeigt, daß wohl niemand mehr zweifeln wird, daß auch das kleinste Insect nicht anders, als aus dem besondern Samen seiner Art erzeuget werden könne.

Daß der Same, woraus die Korn=Würmer erzeuget werden, in den Körnern des Getreides selbst verschlossen liege, ist den meisten Land=Wirthen unbegreiflich gewesen, weil sie nicht einsehen konnten, wie solcher Same in ein so fest verschlossenes Getreide=Körnchen hinein komme. Daher auch der berühmte sorauische Wirthschafts=Amtmann, Jo. Ge. Leopold, in seiner Einleitung zur Land=Wirthschaft, S. 97, diese Meinung gar heftig bestreitet, und behauptet: daß die Grund=Ursache der Würmer in allem Getreide eine nebelige und unreine Luft sey, die sich an das Ende des Körnleins anlege, und von welcher, vermittelst verschiedener Wärme und Ursachen, die Würmer in Getreide lebendig würden, wüchsen, und die Körner alsdann ausfräßen. Allein, es ist durch neuere Versuche ganz klar erwiesen und dargethan worden, daß der Wurm ursprünglich in dem Korne selbst entstehe und lebendig werde, und sich hernach, wenn er seine Vollständigkeit erlangt hat, durch dasselbe durchfresse. Und auf diese Art ist es ganz begreiflich, wie das beste und reinste Getreide, auf den besten und reinsten Böden, bey Unterlassung der nöthigen Wartung, ein Raub der Würmer werden könne.

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Ueber die Erzeugung der Korn=Würmer hatte auch bereits Hr. Bergr. Lehmann, im 17 St. der physikal. Belustig. S. 522, fgg. solche Erfahrungen mitgerheit, die auch hier in einem Auszuge wiederhohlt zu werden verdienen. Ein Mann klagte über Korn=Würmer, und meinte, weil ihm der Fuhrmann das Korn im Regen=Wetter gebracht habe, so müßte es feucht gewesen seyn, und würde sich folglich auf dem Korn=Boden erhitzt haben, daraus denn hernach die Korn=Würmer erwachsen wären. Hr. Lehmann ließ sich ungefähr 2 Loth reines trocknes Korn geben, darin noch kein Korn=Wurm zu spüren war, feuchtete es ein wenig an, schüttete dasselbe in ein breites reines Bier=Glas, welches er oben mit weißem Papiere zudeckte, in welches er einige kleine Löcher mit einer Nadel stach. Dieses Glas setzte er auf einen warmen Ofen, doch so, daß es nur immer laulich warm blieb. Nachdem dieses Korn sich erhitzt hatte und sehr aufgeschwollen war, fand er am 5ten Tage, durch Hülfe der Vergrößerungs=Gläser, in der Mitte eines geöffneten Kornes einen kleinen rothen Punct, an welchem ein rother Faden hing, der durch eines seiner stärksten Vergrößerungs=Gläser kaum als ein Haar stark zu seyn schien. Den 6ten Tag war dieser Punct etwas größer geworden, aber nicht mehr so schön roth, sondern mehr dunkel oder braunroth, auch war der daran befindliche Faden etwas stärker geworden. Den 7ten Tag waren in seinem Korne schon einige Würmer ausgekrochen. Bey Eröffnung einiger Körner fand er, daß der rothe Punct schwarz, der Faden dicker, das Ganze aber lebendig war. Der Faden war bräunlich, und an dem gewesenen schwarzen Puncte konnte er die Augen des Wurmes durch Vergrößerungs=Gläser wahrnehmen. Am 8ten Tage waren seine Würmer sehr vermehrt, in einigen aufgemachten Körnern aber lagen diese Insecten in ihrer gehörigen Größe, doch nicht so dick, und noch ohne Flügel. Er nahm wahr, daß, wenn sie zu dieser Größe gelangt waren, sie sich bey dem Keime durchfraßen; und da er am 9ten Tage so glücklich war einige zu belauschen, die fast durch waren, so bemerkte er, daß sie alsdann ihre kleine Flügel erst entwickelten. Hr. L. glaubt, daß die Erzengung dieser Würmer aus den hinein gelegten Eyerchen der Korn=Würmer entstehe, und daß deren Ausbrütung bloß auf den gehörigen Grad der Wärme ankom<44, 836>me, diesen aber erhalte sie durch die innere Erhitzung eines solchen feuchten und dicht über einander liegenden Kornes.

Der oben erwähnte sorauische Wirthschafts=Amtmann, Hr. Leopold, bedient sich, a. ang. O., S. 81, zur Wiederlegung dieser Meinung, eines Argumentes, welches vielen Schein vor sich hat, und daher etwas näher untersucht zu werden verdient. „Es halten,” sagt er daselbst: „zwar einige davor, es sey das Leben oder der Same der Getreide=Würmer in dem Körnchen selbst, und solcher würde, durch Wärme und Ruhe, alsdenn beweget, wachsend, und zu eigentlichen fressenden Würmern. Hierauf antworte ich aber, daß es nicht wohl möglich seyn kann; denn wo wollte doch das Leben in den Weitzen= und Gersten=Körnern bleiben, wovon das Malz gemacht wird, indem es bekannt, daß solches Getreide durch das viele Wässern ein starkes Gewächs auf der Malz=Tenne erhält, und alsdenn alle Feuchtigkeit auf der Darre durchs Feuer ausdörret, und gleichsam alles Leben verliert. Und gleichwohl hat man genugsame Erfahrung, daß die Würmer im Malz=Vorrathe eben so stark, wenn es nicht umgearbeitet wird, als wohl solche immer mehr in dem Weitzen, Gersten und Korn selber, kommen. Ja, ich habe gesehen, daß die Würmer im Malze, an den Kanten oder Ecken der Malz=Haufen, sich fast fingerdick über einander angeleget hatten. Doch fressen auch solche stärker im Weitzen= als Gersten=Malze. Dieses wird also auch zu einem Beweise dienen, daß die Bruten der Korn=Würmer von der unreinen Luft, und von den Nebeln, mit in das Getreide gebracht werden.”

So wichtig auch dieser Zweifel anfangs zu seyn scheint, so hält er doch, wenn man die Sache in nähere Erwegung zieht, nicht Stich. Daß die Korn=Würmer das Weitzen= und Gersten=Malz lieber, als alle andere Getreide=Sorten, zu ihrer Speise wählen, ist bekannt, und man kann also in so weit dem Hrn. Leopold hierunter keinesweges wiedersprechen. Doch würde es noch eine Frage seyn, ob die Korn=Würmer, die Derselbe in dem Malze in so großer Menge angetroffen hat, darin auch wirklich selbst erzeugt, oder nicht vielmehr von anderwärts dahin gebracht worden seyn. Allein, man kann auch ganz sicher zugeben, daß die Ausbrütung derselben in dem Malze selbst geschehe, ohne befürchten zu dürfen, daß der behauptete <44, 837> Satz, daß der Same dazu in den Körnern verschlossen liege, dadurch den geringsten Abbruch leiden werde. Daß der Same von allen Insecten sehr viel ausstehen könne, ohne zu verderben und zur Ausbrütung untüchtig zu werden, wird nicht allein von allen Natur=Forschern bemerkt, sondern auch durch die tägliche Erfahrung bestätigt. Man ziehe nur z. B. die Brut der Heuschrecken in Erwegung, und bedenke, wie dieselbe auch durch die strengste Kälte, ja durch alle üble Witterung, nicht verderbet und zu Grunde gerichtet werden könne. Es ist also gar nicht unmöglich, daß sich auch der Kornwürmer=Same in dem Malze, ohne durch die viele Nässe und Wärme, die es unter der Maceration oder Zubereitung auszustehen hat, den geringsten Schaden zu leiden, unverletzt erhalte. Das Malz=Körnchen selbst verliert ja durch diese Zubereitung nichts von seinem soliden Wesen und Substanz, indem es sonst keinen so starken und kräftigen Saft geben könnte. Warum sollte denn nicht der in seiner Mitte verschlossene Würmer=Same eben so wohl unbeschädigt bleiben können? Ja, es ist vielmehr zu vermuthen, daß eben deshalb, weil das Malz durch die Maceration viel poröser geworden ist, die Ausbrütung der Korn=Würmer in demselben viel leichter, als in einem unzubereiteten Getreide, in welchem die Port weit mehr verschlossen sind, und also der zur Ausbrütung erforderliche Grad der Wärme nicht so ungehindert durchzudringen vermag, geschehen könne.

Wozu dienen aber diese und mehrere Untersuchungen, wenn sie nicht dazu etwas beytragen, gegen diese kleine, aber häufige und gefräßige Feinde nützliche und nöthige Verwahrungs Mittel anzugeben? Der Schade ist offenbar, da die Hälfte des Vorrathes auf Korn=Böden und in Magazinen, am Gewichte so wohl als auch am Maße dadurch verschwindet; das Mehl vom Ueberbliebenen wird grau, und, des Ekels nicht zu gedenken, den solche Nahrung verursachet, wer kann uns versichern, daß in der Menge der scharfen und harten Klauen, Schnäbel und Flügeldecken dieser Thiere, nicht Ursachen sonderbarer und gefährlicher Krankheiten, die man noch nicht kennt, mit der Nahrung in den Leib <44, 838> gebracht werden? Der Mühl=Stein zermalmt zwar etwas von ihrer mechanischen Schärfe; aber was ist damit gewonnen, wenn etwa das Pulver eine Aehnlichkeit mit den spanischen Fliegen hätte! u. s. w. Erschüttert bloß die Möglichkeit hiervon Andere, wie mich, so wird es wohl der Mühe werth seyn, die zu Hülfe und Anstalten gegen dieses Ungeziefer gethane Vorschläge und angestellte Versuche sich bekannt zu machen.

Es gibt theils Mittel zur Vertilgung der Korn=Würmer, theils auch Präservativ=Mittel wieder dieselben. Werden letztere nicht beobachtet, so dürften jene auch wenig helfen.

Was zuvörderst die Präservativ=Mittel wieder diese Wurm Plage, daß sie nicht so leicht entstehe, betrifft, so ist nöthig: 1. den Korn=Boden stets rein zu halten; 2. das Dach in gutem Stande zu erhalten, damit weder Regen noch Schnee auf den Boden kommen, und keine Fäulniß durch die Feuchtigkeit entstehe. 3. Das Dörren des Getreides, hat der Verf. der Histoire des Charançons, unter die Verwahrungs=Mittel vorgeschlagen, weil der Korn=Wurm alsdann nicht Macht genug habe, dasselbe zu zernagen, und da hinein sein Ey zu legen. Er führt auch an, daß man dies zu Toulon mit dem besten Erfolge unternommen habe. Es ist überdies bekannt, welche Vortheile die vortreffliche Einrichtung des Dörr=Hauses zu Genf hat. Man hat sich durch dasselbe von je her vor Theurung und Hungersnoth verwahrt, alles Getreide in einem beständigen Markt=Preise erhalten, und die Bäcker in den Stand gesetzt, ihr Brod beständig in einerley Preise zu verkaufen. Von welchem allen ich im Art. Pfeil-IconKorn=Darre ausführlicher handeln werde. Das Dörren hat allerdings zwar wieder den Korn=Wurm den offenbarsten Nutzen; allein die Anlage eines Dörr=Hauses, die Unterhaltung verschiedener Leute, die dabey zu thun haben, selbst die Kostbarkeit des Holzes an vielen Or<44, 839>ten, möchte wohl diesen Rath manchem Lande viel zu kostbar machen. Und wie viel Dörr=Häuser soll man haben? Für Genf, ist ein ein ziges Haus hinlänglich; aber wird auch ein einziges haus von der Art für ein großes Land hinreichen? Es ist noch nicht genug, wenn bloß der Fürst des Landes sein Korn wieder den Wurm schützen könnte, denn der Land=Mann braucht hier auch Hülfe, und für diesen müßte man vor allen Dingen sorgen, weil die Korn=Häuser des Regenten eigentlich von den Früchten der Unterthanen gefüllet werden müssen. Gesetzt, daß ein einziges Dörr Haus zugleich ein allgemeines Dörr=Haus wäre, dessen auch der Landmann sich bedienen könnte, so müßte man doch auch die Unkosten, die Mühe und den Zeit=Verlust mit in Anschlag bringen, die solchen Land=Leuten, die in einer weiten Entfernung wohnen, zugezogen würden. Also kein Dörr=Haus! Indessen würde doch darin folgendes Verwahrungs=Mittel liegen. Man lasse seine Früchte gehörig austrocknen, um sie vor den Korn=Wurm gehörig zu verwahren! Daß viele Haus= und Land=Wirthe ihre Böden mit feuchtem Getreide beschütten, und dadurch dem Korn=Wurme die bequemste Gelegenheit zu ihrem Schaden und zu seiner Nahrung darbiethen, davon liegt der vornehmste Grund schon in der Aernde. Man schneidet es nähmlich zu früh, ehe es recht dürre und reif ist; man bindet es auf, ehe noch das Stroh und Gras hinlänglich austrocknen konnte; und oft sieht hinter den Schnittern der Knecht mit dem Wagen, um es in die Scheune zu fahren. Nun wird es in große Haufen gelegt und erwärmt. Kommt dann die Zeit, wo der Land=Wirth seine Feld=Arbeit besorgt hat, so tritt er in die Scheune. Er drischt feuchte Früchte, schüttet sie auf den Boden, wo er oft wenig Raum hat, auf große Haufen, und wendet es höchstens ein Mahl um. Wie sichtbar ist hier der Schade! Wenn man aber dem <44, 840> Korne die gehörige Reife liesse, es bey dauerndem Sonnenschein wenigstens 8 Tage ausbreitete, es dann wohl getrocknet auf Mandeln legte, und auch diese noch einige Tage unter der Aufsicht der trocknenden Sonne liesse, so würde es zwar in der Scheune auch dunsten, aber nicht erwärmen. Es müssen aber auch in der Scheune gehörige Einrichtungen getroffen seyn. Wer sieht es nicht ein, daß die gewöhnlichen Bansen bis zur ersten Wand, die sie von der Tenne unterscheidet, gar keine Luft haben, daß die Früchte auf einem feuchten Boden liegen, und auf drey Seiten gar von keiner Luft berühret werden? Solcher Gestalt muß das Getreide sich nothwendig erhitzen, und die Mäuse haben dabey die größte Bequemlichkeit, ihre Wohnung so lange zu finden, bis die letzte Garbe heraus geworfen und gedroschen wird. Man gedenke sich aber nur eine Erhöhung von 3 Fuß, auf welcher die untere Schicht der Früchte ruhet, die unter sich eine freye Höhlung haben; man bringe auf allen Seiten, die keine Luft bestreichen kann, runde Löcher in die Wände, und verwahre sie vor dem freyen Durchzuge der Sperlinge, mit einem kleinen Netze. Die dunstenden Früchte werden sich alsdann nie erhitzen; sie werden in wenig Wochen völlig austrocknen, und die Körner werden schon im ersten Jahre so dürre auf den Frucht=Boden kommen, als sie ausserdem kaum in einem Jahre werden. Doch, wie wenige sind wohl im Stande, ihre Scheunen auf diese Art verändern zu lassen! Man muß daher bey diesem eingerissenen Uebel auf Mittel denken, die Früchte auf dem Boden auszutrocknen. Hat man die oben angepriesene Vorsicht auf dem Felde beobachtet, so ist das Trocknen auf dem Frucht=Boden desto leichter, da die Früchte schon auf den Feldern die meiste Feuchtigkeit verloren haben. Man muß nur nachher die dreyfache Vorsicht beobachten, daß man 1) das Getreide anfänglich auf dem Boden in keine große Haufen schütte; 2) dasselbe, bis es völlig <44, 841> ausgetrocknet ist, fleißig wende; und 3) dem Frucht=Boden hinlänglich Luft gebe.

Zuvörderst muß man, wenn man sein Getreide in keine schädliche Gährung, welche zum Ausbrüten der Korn=Würmer Anlaß gibt, gerathen lassen will, solches nicht zu dick schütten, indem sowohl die Vernunft, als auch die Erfahrung lehrt, daß ein dick über einander liegender Getreide=Haufen sich viel leichter erhitzt. Diese Vorsicht ist insonderheit bey dem Rocken und Weitzen zu beobachten, weil dieselben, unter allen Getreide=Sorten, die substanziösesten und mehlreichsten sind, und dabey weit zartere und dünnere Hülsen, als die andern, haben, folglich auch mehr ausdunsten, und eben deshalb der Gährung am meisten unterworfen sind. Das dicke Uebereinanderliegen ist dem Getreide zwar allemahl schädlich, doch läuftman hierunter bey dem frischen und erst ausgedroschenen die meiste Gefahr. Daher muß man solches im Anfange nur höchstens 1 F. hoch schütten. Wenn es hingegen eine Zeitlang auf dem Boden gelegen hat, und der Platz nicht zureichen will, kann es wohl 1 1/2, und allenfalls 2 F. über einander liegen; doch darf dieses letztere nur all ein bey überjährigem Getreide, welches schon gehörig ausgetrocknet ist, geschehen. An jeder Seite des Getreides bleibt allemahl ein Platz von 2 F. leer, damit es nicht in die Löcher oder Ritzen an dem Rande des Fußbodens hinunter laufen, oder etwas von der Feuchtigkeit anziehen könne, wenn die Wände schwitzen, oder das Dach irgendwo schadhaft ist. Man lässet auch gern mitten im Haufen hin, wenn er sehr breit ist, einen leeren Platz, damit er sich desto leichter umstechen lasse.

Das fleißige und öftere Wenden, Rühren, Umschlagen, Umstechen oder Umschaufeln (Umschippen) des Getreides, dessen Nutzen ich bereits oben zur Vertilgung des weißen Korn=Wurmes angezeigt habe, ist ebenfalls eines der vornehmsten Verwahrungs=Mittel, daß <44, 842> auch der schwarze Korn=Wurm nicht überhand nehme, weil dadurch seine Fortpflanzung gehindert wird. Das Getreide mag so dünn liegen, als es will, so erhitzt es sich doch zuletzt, wenn es in beständiger Ruhe bleibt, und nicht, nach dem die verschiedenen Jahrs=Zeiten und andere Umstände es mit sich bringen, fleißig gerührt und umgestochen wird. Bey einem in steter Ruhe liegenden Getreide können nur allein die oben liegenden Körner frey ausdunsten, die unten und in der Mitte befindlichen aber werden daran völlig gehindert. Es ist also ganz natürlich, daß diese letztern, wenn sie beständig einerley Lage behalten, und niemahls eine freye Ausdunstung bekommen, zuletzt in eine schädliche Gährung gerathen, und den ganzen Haufen anstecken müssen.

Da es ganz begreiflich ist, daß das Getreide im Frühlinge und Sommer eher, als im Herbste und Winter, durch die von aussen dazu kommende größere Wärme und daraus nothwendig entstehende Ausdunstung, in eine schädliche Gährung gerathen kann: so muß auch dasselbe in den zuerst genannten Jahrs=Zeiten öfter und fleißiger, als in den letztern, gerühret und umgewendet werden. Wer sein Getreide im Frühlinge und Sommer unbeschädigt erhalten will, muß solches alle 8 bis 10 Tage umstechen lassen; im Herbste und Winter hingegen ist es genug, wenn es alle 3 bis 4 Wochen geschieht. Am fleißigsten aber muß man die auf dem Boden liegenden Körner in den Monathen Jun. und Jul. warten und umrühren. Das Getreide auf dem Felde steht zu dieser Zeit in der Blüthe, und verschiedene Naturkundige halten dafür, daß alsdann das ausgedroschene Getreide eben so, wie der Wein, arbeite und in eine gewisse Gährung zu gerathen geneigt sey. Ich lasse dieses zwar an seinen Ort gestellet seyn; wenn aber auch gleich der angegebene Grund nicht richtig seyn sollte, so ist doch in gedachten Monathen das öftere Umste<44, 843>chen und fleißige Warten des Getreides des halb nöthig, weil es in denselben die meiste Hitze auszustehen hat.

Das fleißige Umwenden des Getreides ist auch auf den besten und tüchtigsten Böden nicht zu verabsäumen; am allersorgfältigsten aber muß es bey solchen Behältnissen, denen es an den oben bemerkten Eigenschaften eines tüchtigen Korn=Bodens mangelt, und insonderheit bey denen, die über Ställe angelegt sind, beobachtet werden. Denn da diese, wie oben mit mehrerm gezeigt worden ist, schon den Grund zu einer schädlichen Fermentation in sich haben, so muß ein Land=Wirth, um deren Ausbruch zu verhüten, billig eine doppelte Aufmerksamkeit anwenden.

Auch hat man bey Bestimmung der Zeit, wie oft das Umstechen des Getreides nöthig sey, auf dessen Alter Rücksicht zu nehmen. Denn da ein frisches und neu gedroschenes Getreide weit mehr Feuchtigkeit bey sich führt, und also weit eher als ein altes und bereits eingetrocknetes, zur Ausdunstung geneigt ist, so folgt auch aus eben diesem Grunde, daß die Unterlassung des öftern Umstechens bey dem ersten weit gefährlicher, als bey dem letzten, sey. Es braucht aber auch eine Getreide=Sorte das Wenden immer nöthiger, als die andere. Sollte ich dieselben nach den Graden ihrer leichtern Erhitzung rangiren, so würde ich sie (voraus gesetzt, daß sie auch allerfeits in einerley Grade von Staube rein, und vollkommen trocken seyn,) folgender Gestalt classificiren. 1. Weitzen. 2. Rocken. 3. Gerste. 4. Buchweitzen. 5. Hafer. 6. Hirse. Die Erbsen, Wicken und Linsen, können Monathe liegen, ehe ihnen diesfalls etwas begegnet.

Man kann versichert seyn, daß, wenn im März, Apr. May, Jun. und Jul., besonders aber zur warmen Zeit, das Umwenden der Korn=Haufen alle Woche 2 oder 3 Mahl geschieht, ganz unfehlbar kein Wurm aufkommen wird. Diese Anstalt ist auch so kostbar nicht, <44, 844> als man wohl glauben möchte, gesetzt daß dieses Umwenden auch durch Tage=Löhner geschähe; denn 2 Tage=Löhner können in 4 Stunden 400 Malter Korn herum werfen, das Malter zu 500 Pfund gerechnet. Wo aber Fröhner bey einem Gute sind, da kann die Kammer noch wirthschaftlicher abkommen. Das ist ein Werk der Hand=Dienstleute, der Haus=Genossen und Einlieger, die dazu angestellet werden können und zwar gegen eine geringere Vergeltung, als das gewöhnliche Tage=Lohn betragen würde. Die Aufsicht des Verwalters, daß dieses richtig geschehe, ist leichter und einfacher, als man glauben möchte. Ohne diese können die Fröhner zwar vorn und hinten den Haufen angreifen, oder sie können diesen, wenn er flach und etwann nur 1 F. hoch ist, nur mit der Schaufel fort schieben, ohne die Körner auf die Schaufel zu nehmen, und auf solche Art herum zu werfen. Wenn der Verwalter befiehlt, daß nun der Haufen, der z. B. von der Thüre des Einganges 12 F., und oben vom Fenster 8 F. weit entfernt ist, nun dergestalt gegen die Thür hinab gerückt werden soll, daß er nun nur 8 F. weit von der Thüre, und hingegen 12 F. vom Fenster entfernt seyn soll: so können die Fröhner diesen Befehl befolgen, und der Haufen bleibt in der Mitte doch unverrückt; sie kürzen ihn nähmlich oben am Fenster um 4 F. ab, und werfen das abgekürzte auf das übrige Getreide zurück, unten an der Thüre hingegen verdünnen sie den Haufen, und dehnen ihn um 4 F. gegen die Thür aus; dann nehmen sie eine Latte, ziehen sie quer vom Fenster an herunter, und gleichen damit die Oberfläche des Haufens, bis unten an das Ende, ein; mit dieser Arbeit können sie in 1 Stunde fertig werden, an statt daß sie sonst 2 Stunden dazu gebraucht hätten. Dieses zu verhüten, stecktder Verwalter in der Mitte des Haufens kleine Hölzer, die er horizontal darunter unbemerkt hinein schiebt, und weiset die Fröhner an, daß sie so und so viel kleine <44, 845> Hölzer im Haufen finden und vorzeigen müssen, um sich zu legitimiren, daß sie ihr Geschäft gebührend verrichtet haben. Dieses verbindet sie unentheblich, den Haufen ganz durch einander zu werfen, um die Hölzchen zu finden; und der Verwalter hat nicht nöthig, der Arbeit beyzuwohnen, die Zeit zu versäumen, und den Staub einzuschlucken.

An einen teutschen Kammerpräsidenten etc. S. 412, fgg.

Was für einen herrlichen Nutzen dieses öftere Umschaufeln habe, hat man bey der Theurung im J. 1772 gesehen, da das auf den Schiffen verdorbene, angelaufene, übel riechende Korn, Weitzen und Gerste allein dadurch verbessert, und zum Gebrauch für Menschen, wozu diese Früchte zuvor ganz untauglich waren, gleichsam von neuem geschickt gemacht worden ist. Das öftere Umstechen ist nicht allein, um die Körner vor dem Erhitzen zu bewahren, sondern auch und vornehmlich die Korn=Würmer abzuhalten und zu verjagen, von großem Nutzen. Languet verlangt daher auch, das Korn beym Ausstechen fein hoch in die Luft und bogenweise zu werfen.

Wie aufmerksam man bey dem Wenden des Getreides verfahren, und nicht sogleich den Schluß machen müsse, es sey ein unzureichendes Mittel, kann man aus nachfolgendem Vorfalle ersehen. Ein angesehener Guts=Besitzer fand auf einmahl im Sommer 1775, seine Getreide=Böden mit diesem Ungeziefer angesteckt. Er hatte wöchentlich ein auch zwey Mahl das Getreide wenden lassen, und doch schienen sie immer mehr überhand zu nehmen, daß er auf die Gedanken gerieth, es sey dieses ein vergebliches Mittel, und weitern Rath suchte. Ein alter erfahrner Verwalter wurde zu Rathe gezogen. Er fand, da er auf den Getreide=Boden kam, gar bald die Ursache davon. Es war dem geringen Getreide der Platz auf dem obersten und der meisten Wärme unter den Ziegeln ausgesetzten Boden angewiesen; und dieses, weil es eben so viel nicht mehr betrug, beym Wenden und Rühren vernachlässigt worden. Die Wärme und Ruhe, so dieses Ungeziefer hier genossen, hatte es so ver<44, 846>mehrt, daß der ganze Boden davon schwarz war, und von hier aus zogen sie in größter Menge nach dem guten Getreide, auf die untern Böden. Sobald dieses Nest durch völlige Räumung des Bodens und Belegung desselben mit Hopfen zerstöret war, verloren sie sich auch täglich mehr in dem guten Getreide, und das fleißige Wenden ward nun wieder ein hinreichendes Mittel. Ich erinnere mich, irgendwo gelesen zu haben, daß man so gar auf die Gedanken gerathen ist, es müßten die Korn=Würmer durch die Fenster und Luftlöcher von fliegenden Insecten in dem Getreide angesetzt worden seyn. Mehrere Achtsamkeit auf alle Getreide=Böden, auch sonderlich auf den, wo der Auswurf aufgeschüttet wird, würde uns die natürlichen Ursachen von ihrer geschwinden Entstehung leicht aufdecken. Wie bald werden etliche Scheffel geringes Getreide von Leuten vernachlässiget, denen das Wenden anbefohlen ist! und diese sind allemahl hinreichend, ganze Böden anzustecken. Daher bey großen Wirthschaften wohl gethan ist, wenn man dem geringen Getreide einen von dem guten ganz entfernten Boden, oder eine Kammer in einem Neben=Gebäude anweiset.

29 St. des Wittenb. Wochenbl. v J 1776, S. 230, f.

Ob das Getreide durch das Umschippen vermindert werde, werde ich unten, wo vom Abgange beym aufgeschütteten Getreide gehandelt wird, untersuchen.

Es ist überhaupt nöthig, bey dem Ausschütten eine gute Ordnung halten zu lassen, daß jeder Haufen sorgfältig zusammen gekehrt, und so gar überharkt sey. Jeder Haufen muß auch so besonders liegen, daß sie nicht zu nahe zusammen stoßen, folglich das Getreide durch das Wenden ankehren, oder auch wohl durch Katzen und Ratzen nicht unter einander gemenget werden könne, wenn auch keine Scheide=Breter dazwischen wären, welches sowohl zum eigenen Gebrauch, als auch zum Verkauf, etwas sehr unangenehmes ist. Die Getreide=Sorten müssen auch nach ihren Eigenschaften, so viel möglich, von einander entfernt gehalten werden; es muß z. B. nicht Weitzen neben dem Rocken, oder Hafer neben der Gerste, sondern neben dem Rocken etwann Hafer, und neben dem Weitzen Gerste geschüttet werden. <44, 847> Auf diese Art kämen sowohl die Winter= als auch Sommer=Früchte von einander; und wenn ja von ungefähr ein wenig gemenget werden sollte, so hätte man doch wenigstens alsdann keinen Nachtheil zu befürchten, wenn etwann von denselben etwas zur Saat gebraucht werden dürfte. Es macht auch immer ein Getreide das andere unscheinbarer als ein anderes, wenn auch nur wenig unter einander kommt.

Der Verf. der Histoire des Charançons, hat einen Gedanken, der, wenn er richtig ist, viel wichtigere Folgen hat, als dem Verfasser vielleicht beygefallen sind. Er sagt: der Korn=Wurm scheue das Licht, und leitet davon den großen Nutzen des Umstechens und Worfelns her. Ich weiß nicht, ob es so ausgemacht gewiß ist, daß der Korn=Wurm das Licht scheuet. Man hat Fälle gehabt, wo weder ein heller Boden, noch sonst ein Licht, die Ankunft dieser Würmer hindern konnte. In einer gewissen Pfarr=Wohnung verschonten sie nicht die Wohnstube des Besitzers, die mit Kalk getüncht und mit 3 großen Fenstern versehen war. Gesetzt aber, der Korn=Wurm scheue wirklich das Licht, so folgt daraus ein neues Verwahrungs=Mittel wieder den Korn=Wurm: Man gebe dem Korn=Boden genugsames Licht und hinlängliche Luft! Das letztere wird zur bequemen Austrocknung der Früchte gereichen; das erste aber wird den Korn=Wurm nöthigen, einen Ort zu fliehen, der ihm ein stetes helles Licht unerträglich macht.

Der bequemste Weg, einen dunkeln Ort zu erleuchten, sind die Fenster. Man werfe demnach die so gefährlichen als unnützen Läden, wodurch man den Korn=Boden des Lichtes und zugleich der Luft beraubt, hinweg, und bringe vielmehr daselbst geräumige Fenster an. Man lasse das eine gegen Morgen, das andere gegen Abend, oder, wo die Lage des Hauses es nicht gestattet, das eine gegen Mittag und das andere gegen <44, 848> Mitternacht gestellet seyn, oder richte sie wohl gar, wenn es möglich ist, nach allen vier Gegenden des Himmels, damit auf allen Seiten die Licht=Strahlen gesammelt werden können, und auch nicht ein einziger Winkel unerleuchtet bleibe. Wäre das letztere nach der Beschaffenheit des Gebäudes ganz unmöglich, so hüte man sich, in dunkle Winkel Früchte zu schütten. Denn das ist aus der Erfahrung bekannt, daß in dunkeln Winkeln der Korn=Wurm die Früchte am ersten anfällt, und dort seine Eyer ansetzt. Damit aber große Fenster, zumahl bey ordentlichen Korn=Häusern, nicht den Dieben bequem und für die Früchte gefährlich seyn mögen, kann man seine Fenster entweder mit Stäben verwahren, oder man muß vor die Korn=Häuser Wache stellen. Ein Boden aber über einem bewohnten Hause ist dieser Gefahr ohnehin nicht ausgesetzt. Eben diese Fenster können auch zugleich ein Weg werden, dem Boden Luft zu verschaffen. Man richte seine Fenster also ein, daß man sie auf= und zuschieben kann; man schiebe sie so weit auf, daß weder ein Vogel noch eine Taube hinein fliegen kann, und durch diesen Weg wird die Luft aus zwey gegen einander überstehenden Fenstern den ganzen Frucht=Boden durchstreichen. Ausserdem aber mache man, zur Verschaffung der Zug=Luft, noch besondere Einrichtungen. Die Zug=Luft oder das Durchstreichen der Luft über die Korn=Böden, ist nicht nur zur Verhütung nöthig, sondern dient auch zur Tilgung. Die beste Weise, einen Korn=Boden oder ein Korn=Magazin wieder den Wurm=Fraß sicher anzulegen, besteht darin, daß die Luft=Züge am rechten Orte und mit gehöriger Vorsicht angebracht werden. Hierbey hat man auf die Lage der Korn=Böden selbst vornehmlich Rücksicht zu nehmen, und ob sie in den Stockwerken eines Gebäudes angebracht sind, oder ob sie sich unter dem Dache befinden. Sind die Korn=Böden in den Stockwerken eines Gebäudes eingeschlossen, so wer<44, 849>den alle unterste Fächer bis auf das Setz= oder Sohl=Holz, offen gelassen. Dicht auf das Setz=Holz wird ein 1 1/2 F. hoher, mit schmahlen Traljen oder Sprossen, oder auch mit geflochtenem Draht versehener Rahmen, in der Breite des mit Steinen ausgesetzten Faches, damit keine Vögel durchkommen können, wieder eingesetzt, darüber ein Riegel eingezogen, und der oberste Raum wieder zugemauert, oder auch nur mit Stöcken und Spänen ausgezäunet, und mit Lehm verstrichen. Hierdurch entsteht ein so anhaltender und strenger Zug, und eine so schneidende Luft, welche der Korn=Wurm schlechterdings nicht aushalten kann. Hiernächst ist jedes Gitter ausserhalb mit einer Klappe, einem Deckel oder Laden, der allenthalben etliche Zolle übergreift, oben Häspen hat, unten aber mit einer im Gewinde gehe nden und rund gebogenen, mäßigen eisernen Stange auf= und zugemacht wird, zu bedecken. Liegen die Böden unter dem Dache, so stellt man ein fortlaufendes, an einander hängendes, oder ein einziges Dach=Fenster, nach der Linie des Hauses, auf. Zwischen alle Sparren=Weiten werden auf den Breter=Boden, oder wenn etwann eine Dach=Schwelle vorbey läuft, in deren Erhöhung, anderthalb Fuß hohe Rahmen mit Sprossen, in der Breite des Zwischenraumes, gesetzt, und mit Klappen verwahret. Die Haupt=Sache ist, daß bey Korn=Böden in den Stockwerken, nirgends ein einziges Fach ungeöffnet bleibe, ausser an den Ecken des Gebäudes, und in den Boden=Luken und Thüren. Die Gitter=Rahmen sind durchgängig, nicht 1 1/2, 2 oder noch mehrere Schuh hoch, vom Horizont der Böden, sondern so niedrig, als es nur immer geschehen kann, aufzustellen. Die Dach=Fenster werden, zu Verhütung der vielen ganz untauglichen und unnützen Zwischenräume, nicht einzeln oder zerstreut aufgesetzt, sondern man lässet sie vielmehr in einer ununterbrochenen Flucht fort laufen. Die Klappen vor den Gittern werden niemahls <44, 850> inwendig, sondern allezeit auswendig, angebracht; am wenigsten aber sind solche gänzlich wegzulassen, weil sonst ein Magazin, oder jeder Korn=Boden, aller übeln Witterung und anderer Gefahr beständig ausgesetzt seyn würde. Man ließ, zur Probe, etliche Malter Getreide, worin der schwarze Wurm sich so häufig befand, daß es zu leben schien, auf einen nach oben beschriebener Methode verfertigten Boden schütten; nach wenigen Tagen war auch nicht die mindeste Spur von diesem schädlichen Gewürme mehr zu finden. Im Herbste des J. 1766, wurde ein Korn=Boden, der mit dem schwarzen Wurme so überhäuft angefüllt war, daß, als man eine Anzahl Pferde mit diesem vorräthigen Rocken füttern wollte, verschiedene davon krank wurden, auf eben die Weise abgeändert; die Früchte blieben liegen wie sie waren, und man sahe bald darauf diesen Boden völlig rein.

Nach No. 18 des leipz Int. Bl. v. J. 1764, S. 166, hat der Beamte zu Eilenburg unter allen an denen Orten, wo er sich vorher mit der Wirthschaft beschäftigte, und zuletzt in Eilenburg selbst, gemachten vielfältigen Versuchen, kein sichereres, besseres und zuverlässigeres Mittel gefunden, wodurch er die Korn=Würmer gänzlich zu vertreiben vermogte, als auf folgende Weise. Es wurden von ihm die sämmtlichen Fenster auf den Amts= Getreide= und Schütt=Böden heraus genommen, und an deren Statt so viel Draht=Gitter eingesetzt, folglich den Böden Zug=Luft gegeben; daher er gleich im ersten Herbste seiner gemachten Probe, eine solche Verminderung dieser Würmer wahrnahm, daß im nächstfolgenden Jahr, und nachher, nicht ein einziger mehr zu sehen oder zu spüren war, ob selbige gleich vorher so häufig anzutreffen gewesen, daß sie bis in die Wohn=Stuben, auch gar in die Betten gekommen, und häufig in die Thee=Schälchen, Gläser und andere Gefäße gefallen, und darin von Zeit zu Zeit immer frische anzutreffen gewesen waren, welches Uebel aber, seit vorher deschriebener Einrichtung, gänzlich aufgehört hat, und keiner andern Ursache zugeschrieben werden kann. als daß die allzu kühle Luft solches Geschmeiß von denen Orten vertrieben haben muß, wo es sich <44, 851> sonst den Winter über aufzuhalten pflegt. Wie sich denn so gar noch jetzt alle Korn=Würmer, die mit dem Zins=Getreide dahin gebracht werden, augenblicklich wieder verlieren.

Der von Dühamel in seinen Korn=Behältnissen deshalb angestellten Versuche, wird weiter unten Erwähnung geschehen.

Wer das im Herbste oder Winter gelieferte Getreide, zumahl wenn es bey feuchter und nasser Witterung geliefert worden ist, auf dem Boden ganz dünn aus einander werfen lässet, und zwar so, daß es anfangs nicht über 1 F. hoch zu liegen komme, hernach bey trockner und luftiger Witterung und bey Eröffnung aller Läden und Fenster wohl umstechen, hiernächst bey heiterm und hellem Wetter, auf die Art wie ich im Art. Pfeil-IconKorn=Fege zeigen werde, über das Sieb laufen, darauf nach einigen Tagen es abermahl umstechen, und so, den Winter, den Frühling, den Sommer und den darauf folgenden Herbst über, damit continuiren lässet, wird sich gewiß wohl dabey befinden. Wenn man nun diese Vorschrift ein ganzes Jahr hindurch genau beobachtet, und dazwischen, bey trockner und heller Witterung, die Böden fleißig öffnen lässet, so, daß immer reine Luft durchstreichen kann, dagegen aber bey nebeligem, feuchten und regenhaften Wetter solche beständig geschlossen hält, so hat man die größte Gefahr damit bereits überstanden, und kann dann schon immer dieses Getreide 3 bis 4 F. hoch aufschütten, und den darauf folgenden Winter über ganz stille und ruhig liegen lassen; nur daß man es im nächstfolgenden Frühlinge zuweilen einmahl wieder über das Sieb laufen, und in den heißen Sommer=Monathen täglich umstechen lässet. Das auf diese Art behandelte Getreide erhält sich auf viele Jahre ganz unbeschädigt. Man verhütet solcher Gestalt nicht nur die Entstehung und Ausbrütung der schädlichen Korn=Wür<44, 852>mer, sondern beuget auch dadurch vor, daß dasselbe weder auswachsen noch dumpfig werden kann.

Es geschieht nicht selten, daß auch der sorgfältigste Land=Wirth, der sein Getreide auf das beste gewartet, und dadurch die Ausbrütung der Korn=Würmer in demselben wirklich verhindert hat, sich dennoch von diesem Geschmeiße geplagt, und seine mit so vieler Aufmerksamkeit in Acht genommene Böden damit überall angesteckt und überschwemmt sehen muß. Da der Schade, den diese Insecten anrichten, allemahl gleich groß ist, und es zu dessen Vermehrung oder Verminderung nichts beyträgt, ob man dieselben auf seinen eigenen Böden ausgehecket, oder aus einer fremden Zucht bekommen hat: so muß ein Land=Wirth auch die in diesem Falle erforderlichen Vorsichten kennen lernen und beobachten.

Ein sonst reiner Getreide=Boden, auf welchem die Korn=Würmer nicht selbst ausgebrütet worden sind, kann damit auf zweyerley Weise, nähmlich entweder durch wurmfräßiges Getreide, oder durch unreine Säcke, angestecket werden. Vor diese beyde Stücke muß man also seine Böden sorgfältig in Acht nehmen.

Wer sein selbst gewonnenes und erzeugtes Getreide rein und unbeschädigt erhalten will, muß auf diejenigen Böden, die er zu dessen Aufbehaltung bestimmt hat, niemahls ein anderes fremdes bringen, indem er zu keiner Zeit zuverlässig versichert seyn kann, daß solches auch ganz rein und ohne alle Würmer sey. Denn ob er gleich, zur Zeit der Aufschüttung, an demselben keine äusserliche Zeichen eines wirklichen Wurm=Fraßes wahrnehmen möchte, so ist es doch möglich, daß solches schon vorher in diejenige Disposition gerathen ist, wo der in den Körnern verschlossene Wurm schon durch die Ausbrütung sein Leben erhalten hat, und alsdann dessen Vollständigkeit und Auskriechen nicht ferner zu bemerken ist. Wenn man daher entweder <44, 853> fremdes Getreide zu kaufen genöthigt ist, oder von seinen Bauern und Unterthanen Zins= oder vorgeliehenes Getreide zu erhalten hat ist in der Wirthschaft jederzeit die Einrichtung zu machen, daß zu solchem Getreide besondere Behältmsse gewidmet werden, damit man, wenn darunter etwas unreines befindlich seyn sollte, nicht seinen eigenen Vorrath zugleich mit anstecke. Ja, man muß so gar verhüten, daß auch nicht einmahl in eben demselben Gebäude, wo man seinen eigenen Vorrath hat, wenn es auch gleich auf einem andern Boden ist, fremdes und unbekanntes Getreide zu liegen komme, indem dieses Geschmeiß, wenn es erst in einem Theile eines Gebäudes überhand genommen hat, sich auch gar bald, insonderheit wenn es durch öfteres Umstechen beunruhiget wird, durch das ganze Gebäude auszubreiten und frische Nahrung zu suchen pflegt. Ueberhaupt hat man hierunter um so behutsamer zu verfahren, da öfters ein einziger Scheffel unreinen Getreides, einen ganzen Boden, ja ein ganzes Gebäude anzustecken, schon genug ist.

Wie aber zur Ansteckung eines reinen Bodens nicht allemahl nöthig ist, daß wirklich unreines und wurmfräßiges Getreide darauf geschüttet werde, sondern solches auch bloß durch unreine Säcke, wenn man sich derselben zum Auftragen des Getreides bedient, geschehen kann, so gibt mir dieses zu einer besondern Erinnerung und Anmerkung Gelegenheit. Bey der geschwinden und unglaublichen Vermehrung dieses Ungeziefers, dürfen nur einige wenige Würmer in einem Sacke verborgen gewesen seyn, um in kurzer Zeit einen ganzen Boden lebendig zu machen. Insonderheit werden die Korn=Würmer gemeiniglich mit den Mehl=Säcken auf die Böden geschleppt, indem dieselben, da in einer Mühle alles, sowohl reines als unreines, Getreide durch einander gemahlen wird, von diesem Geschmeiße daselbst sehr leicht etwas auffangen können. Wer nun <44, 854> sein Getreide auf diese Weise nicht mit Korn=Würmern verunreinigt wissen will, muß auf seine Böden keine andere Säcke bringen, als von denen er zuverlässig überzeugt seyn kann, daß sie vollkommen rein seyn. Will man aber hiervon überzeugt seyn, so muß man eines Theils zu dem Auf= und Abtragen des Getreides keine fremde Säcke nehmen, und andern Theils auch diejenigen, die man einmahl dazu bestimmt hat, zu keinem andern Gebrauch anwenden. Wenn man in Erwegung zieht, wie vielerley fremde Säcke bey dem Auf= und Abmessen des Getreides, nach dem gemeinen Wirthschafts=Gebrauch, auf den Voden kommen, so ist es wohl für ein großes Glück und Wunder zu halten, wenn man dem ungeachtet seine Böden von diesem Ungeziefer frey behält. Bey dem Auftragen des Getreides braucht man gemeiniglich so viele verschiedene fremde Säcke, als Drescher sind; und an denen Orten, wo das Getreide durch dienstpflichtige Bauern verfahren wird, kommt bey jedem Einsacken abermahl eine große Menge verschiedener fremder Säcke auf den Boden. Wie leicht kann es nun nicht geschehen, daß unter so vielen einige unreine befindlich sind! Und wenn es auch nur ein einziger wäre, so ist es, um sich dieses Uebel auf den Hals zu ziehen, schon genug.

Ich weiß wohl, daß es mit zu den Schuldigkeiten der in Schlesien gewöhnlichen Dresch=Gärtner und der dienstpflichtigen Bauern gehört, daß sie bey dem Auf heben und Einsacken des herrschaftlichen Getreides ihre eigene Säcke mitbringen müssen; es ist auch nicht zu läugnen, daß der Guts=Herr dadurch jährlich einige Ellen Leinwand ersparet. Allein, der Schade, der durch die vielen fremden Säcke auf vorerwähnte Weise angerichtet werden kann, ja gewisser Maßen fast unvermeidlich ist, ist viel zu wichtig, als daß man ihm nicht diesen geringen Vortheil ohne Bedenken aufopfern sollte. Wer die Sache nur ein wenig überlegt, und insonderheit in Erwegung zieht, wie das Getreide der Bauern und Dresch=Gärtner, aus Mangel tüchtiger Behältnisse, weit eher Korn=Würmer aushecken <44, 855> müsse, der wird die Gefahr, wodurch seine Frucht=Böden durch ihre Säcke gesetzt werden, leicht von selbst einsehen. Ich rathe daher einem Jeden, dem die unbeschädigte Erhaltung seiner Früchte nicht gleichgültig ist, daß er diese Schuldigkeit seiner Unterthanen freywillig fahren lasse, und zu dem Aufheben sowohl als auch zum Verfahren des Getreides seine eigene Säcke nehme, von denen er versichert seyn kann, daß ihm dadurch kein dergleichen Ungeziefer auf den Boden gebracht wird. Die Kosten, die dadurch verursachet werden, können auch jährlich ein sehr weniges betragen, wenn man nur auf die einmahl angeschafften Säcke durch seinen Wirthschafter oder Vogt gehörig Achtung geben, die schadhaften bald ausbessern, und diejenigen, die dieselben muthwilliger Weise verderben oder gar von Händen kommen lassen, zu deren Ersetzung anhält. Die Regeln einer vernünftigen Sparsamkeit erfordern es überdem, daß den Haus= und Land=Wirth eine solche Ausgabe, wodurch er entweder einen künftigen Vortheil stiften, oder einen sonst unvermeidlichen Schaden abwenden kann, niemahls gereuen muß.

Wenn aber diese Vorsicht wegen Anschaffung eigener Säcke überall seine gehörige Wirkung haben soll, so ist es auch zugleich nöthig, daß dieselben zu keinen andern Wirthschafts=Gebrauch genommen werden, sondern einzig und allein für dasjenige Getreide, für dessen unbeschädigte Erhaltung man am meisten besorgt zu seyn Ursache hat, gewidmet bleiben. Insonderheit ist dieses von solchen Wirthen sorgfältig in Acht zu nehmen, welche verschiedene Getreide=Böden haben, wovon einige bereits mit solchem Ungeziefer angesteckt, andere aber noch davon befreyet sind. Die Vernunft gibt es, daß bey solchen Umständen, die vorhin angerathene Anschaffung eigener Säcke wenig helfen würde, wenn man dieselben ohne Unterschied auf alle Böden bringen, und sie sowohl zu dem unreinen, als auch reinen, Getreide anwenden wollte. Ein sorgfältiger Wirth, der sich in dergleichen Umständen befindet, muß daher die Einrichtung machen, daß ein jeder Boden seine eigene <44, 856> Säcke habe, in welchen das darauf liegende Getreide auf= und abgetragen wird; und wenn dieselben hierzu nicht gebraucht werden, müssen sie jederzeit auf demjenigen Boden, für welchen sie bestimmt sind, in Verwahrung bleiben. Es ist hierunter eine desto größere Sorgfalt nöthig, als öfters durch einen einzigen unreinen Sack ein ganzer bisher mit vieler Mühe erhaltener Getreide=Boden angesteckt werden kann.

Zu den wieder die Korn=Würmer vorgeschlagenen, und an einigen Orten auch wirklich gebräuchlichen, Verwahrungs=Mitteln gehören noch folgende.

Man reibt den Boden, ehe das Korn aufgeschüttet wird, tüchtig mit der stinkenden Melde, die in Gärten und an Zäunen wächst; Atriplex foetida, s. Vulvaria.

In den bresl. Samml. gibt D. Kerger den Rath, die Böden, ehe Getreide darauf geschüttet wird, mit frischen und noch grünen birkenen Besen sehr scharf und lange zu kehren, bis die Besen stumpf und ganz abgenutzet werden, und hernach das Getreide auf solche mit dem Birken=Safte gleichsam einbalsamirte Aesteriche oder Dielen Böden zu schütten.

In den Schriften der pariser Academie, wird ein Decoct von wilden Kukumern zum Anstrich der Böden angepriesen.

Man räth auch, um das Getreide locker zu erhalten, und damit kein Wurm hinein komme, Hirse darunter zu schütten, und zwar unter 10 Säcke Korn 4 Säcke Hirse. Man kann hernach die Hirse durch ein Sieb wieder von dem Korne absondern. Wenn dieses Mittel auch den gesuchten Erfolg hätte, würde es doch für große Korn=Magazine viel zu beschwerlich, und für ein Land, wo man wenig Hirse bauet, viel zu kostbar seyn.

Dadurch, daß man Attich=Kraut zwischen das Korn gelegt hat, ist, wie Savary in seinem parfait <44, 857> Negociant, Th. II, B. 5, Cap. 9, versichert, in dem Korn=Hause zu Sedan das daselbst aufgeschüttete Korn über 40 Jahr lang vor diesem schädlichen Ungeziefer bewahrt worden.

Die Wände des Bodens und alle Ritzen, soll man mit Kalk, der mit Härings Lake und Theer=Wasser vermischt ist, verstreichen.

Nach der Vorschrift des M. Guelpherbytanus, im 63 St. der gel. Beytr. zu den braunschw. Anz. v. J. 1763, Col. 495, nehme man im Frühlinge 2 Maß scharfen Bier=Essig, 1/4 lb. ganzen Pfeffer, 1/4 lb. zerstoßene Lorbeeren, 4 Loth Sadebaum, und eben so viel Wermuth, lasse es 1/4 Stunde lang kochen, seihe es durch ein leinen Tuch, und besprenge vorher die Böden damit.

Ein holländischer Korn=Händler hat folgendes Präservativ, welches auch in den hannov. Anzeig. v. J. 1752, Col. 825, für souverän angegeben wird, mit Nutzen gebraucht. Man nimmt von dem Wasser, worin die Böttcher ihre Weiden, um sie desto besser zu bearbeiten, eingeweicht haben; diese mussen aber ungeschält gewesen seyn, und mit der Rinde darin gelegen haben. Wenn dieses Wasser recht braun oder schwarz geworden ist, und einen starken Geruch und herben Geschmack angenommen hat, besprengt man auf dem ledigen rein gemachten Boden, ehe man Korn darauf schüttet, den Fußboden, die Wände und das Dach, 2 bis 3 Mahl in 6 bis 8 Tagen.

Hat ein Land=Wirth keine bequeme Gelegenheit, dieses Wasser aus den Städten zu bekommen, so kann er sich solches leicht selbst zubereiten. Er darf nur haselne und haarweidene Reif=Stäbe, davon er einen Theil schälet, einen andern ungeschält lässet, und die er zu anderm Gebrauch in der Haushaltung anwenden kann, in große, mit Fluß=Wasser angefüllte, Tonnen oder Fisch=Fässer legen, und Schalen und Holz so lange im Wasser halten, bis dieses braun wird und bitter riecht. Er lecre sodann sem <44, 858> Magazin von dem darauf befindlichen Getreide, und besprenge mit dem Wasser Boden und Wände, so werden nicht allein die Korn=Würmer binnen 24 Stunden sich gänzlich verlieren, sondern er kann auch ohne Besorgniß das unterdessen beyseit gebrachte bereits von Würmern angesteckte Getreide, nach gleich viel Zeit wieder aufschütten.

46 St. des hannov. Magaz. v. j. 1768, Col. 736

40 St der ökon. Nachr. der patr. Ges. in Schles. v. J. 1773, S. 319.

Im J. 1770, ließ die kön. preuß. Kriegs= und Domänen=Kammer in Berlin, bekannt machen, daß folgendes Mittel gegen den Korn=Wurm sehr zuverlässig sey. Man thut in einen Kessel mit frischer Lauge, so viel von der äussern grünen Schale von wälschen Nüssen, als hinein können, und lässet sie darin 2 Stunden kochen. Diese Nußschalen=Lauge gießt man heiß über den Boden, und bestreicht alle Fugen und Ritzen damit. Dem Getreide thut sie keinen Schaden, und der Boden ist auf viele Jahre vor dem Wurme sicher.

29 St. der Mindenschen Beytr. 3. N. und Vergn. v. J. 1770, Col. 231.

No. 31 des leipz. Int. Bl. v. J. 1770, S. 300.

Zeiger, a. ang. O., S. 200, versichert, daß man durch folgendes Mittel seine Böden rein von Korn=Würmern behalten werde. In 3 Maß recht sauern Essig nimmt man Knoblauch und Pott=Asche, von jedem für 3 Groschen, und zwey Ochsen=Gallen. Diese Dinge zusammen kocht man in einem wohl verschmierten und verwahrten Topfe ganz langsam 48 Stunden, lässet es dann stehen und erkalten. Ehe nun die Frucht auf den Boden gebracht wird, muß män denselben vorher mit diesem Liquor überall und an den Seiten=Wänden wohl besprengen, und wieder eintrocknen lassen, ehe man die Früchte darauf bringt. Man kann mit dem angegebenen Quanto einen Platz, <44, 859> auf welchem wohl 200 dresdn. Scheffel Frucht liegen können, auf 10 Jahr lang, in Sicherheit setzen.

In diesem Mittel scheint die Pott=Asche ohne alle Ueberlegung und Einsicht hinzu gesetzt zu seyn. Der Essig geräth, vermöge seiner Säure, mit der Pott=Asche, als einem alkalischen Salze, in eine heftige Brausung und Gährung, wodurch die Schärfe des Essigs gar sehr gemindert wird. Eben diese Wirkung muß die Pott=Asche auch an dem Knoblauche thun. Wenn also auch Essig und Knoblauch als scharfe und stark riechende Sachen den Korn=Würmern unangenehm wären, so würde die hinzu gesetzte Pott=Asche die Hälfte ihrer Kraft wieder vermindern. Allein, wenn man sich auch von Essig, Knoblauch und Rinder=Galle, mit Hinweglassung der Pott=Asche eine gute Wirkung zu versprechen hätte, ist es doch eine erschreckliche Hyperbel, daß die Wirkung davon sich auf 10 Jahr erstrecken sollte. Alle Dinge von dem schärfsten Geruch, zumahl wenn sie nur in der Auflösung und Besprengung anderer Dinge bestehen, verdunsten und verringern sich in einigen Tagen sehr merklich; und es würde schon sehr viel seyn, wenn der Geruch auf einem damit besprengten Boden nach einem Jahre nur die geringste Spur hinter sich gelassen hätte.

v. Justi öconom. Schriften, 2 B. (Berl. und L. 1760, gr. 8.) S. 242.

Eben Derselbe sagt: „Man kann auch noch auf andere Art sich wieder dieses Ungeziefer verwahren. Man nimmt nähmlich: 1) Vitriol, und löset denselben mit heißem Essig auf; 2) Salmiak; 3) Alaun, eines so viel als das andere; (Wo man für 3 Pfenn. Vitriol nimmt, muß man für 6 Pfenn. Salmiak und Alaun haben.) 4) Wilde Raute, Fumaria; 5) Wermuth=Knospen, jedes zu etlichen Händen voll; 6) Knoblauch, so viel als man meint genug zu seyn. Solches wird ebenfalls gekocht, und damit gleicher Weise der Schütt=Boden besprenget, thut auch gute Dienste.”

<44, 860>

Dieses zweyte Mittel ist mit eben so schlechter Einsicht zusammen gesetzt, wie das erste. Wenn der Vitriol und Alaun, vermöge ihres scharfen und styptischen Geschmackes, einige Wirkung thun könnten, so würde der zu zusetzende Salmiak sie wieder vernichten. Denn da derselbe größten Theils ein flüchtiges Alkali in seiner Grund=Mischung hat, so geht er mit dem Vitriol und Alaun in eine Gährung und Aufbrausung, und stellt ein Mittel=Salz dar, welches bey weitem nicht die Schärfe und den wiedrigen Geschmack des sauern Salzes hat. Vielleicht würde dieses Recept, in Ansehung des hinzu zu setzenden Wermuths, Raute und Knoblauchs, nicht ohne alle Wirkung seyn allein der Salmiak müßte schlechterdings daraus weggelassen werden.

v. Justi, a. ang. O. S. 243.

Nach Seeländer' s *

*
Nic. Seeländers Beantwortung und Auflösung der von der kön. Akad. der Wiss. zu Stockholm im J. 1740 zur Erörterung öffentlich aufgegebenen Frage: Wie das, nicht durch die Sonnen= oder Ofen=Hitze getrocknete Getreide viele Jahre durch aufbehalten werden könne, ohne daß es einigen Schaden oder Abgang leide? st. im 6 St. des 1 B. der hamburg. vermischten Bibliothek, (Hamb. 1743, 8.) S. 984, f.
Lat. u. d. T. Nic. Seelaenderi responsio & expositio super quaestionem, quae a regia Suecica Scient. Societate, Holmiae Ao. 1740. investigantibus proposita est: Quomodo frumentum, non solis vel fornacum calore siccatum, per multos annos absque noxa & decremento asseruari queat? st. im Commerc. litt. Nor. A. 1744, hebd. 43. p. 340, f.

Angabe, ist kein besseres Mittel, als daß man stark gebrannten Kalk auslauge, den Kalk sodann auf Flechten oder Matten wohl abtrockne und zu Staub mache; und wenn das Getreide vorher fleißig gewendet und ausgetrocknet, solches alsdann mit dem Kalk=Staube vermenge, einige Fuß hoch auf seinem Lager=Platze aufschütte, und mit einer breiten Schaufel wohl zusammen schlage, damit aus Mangel der Luft, zwischen der Frucht kein Wurm leben möge.

<44, 861>

Ein Ungenannter hat in einem Schreiben an Hrn. de la Blancherie die zufälliger Weise gemachte Entdeckung angezeigt, daß das Korn, wenn es in Pferde=Ställen aufbewahrt wird, vor dem schädlichen Wurm=Fraße gesichert bleibt, auch daß dieses Insect, wenn es schon wirklich überhand genommen hat, sogleich, als man das Korn an gedachten Ort bringt, vertilget wird.

Nachdem ich im Vorhergehenden nicht allein die verschiedenen Arten, wie man die schädlichen Korn=Würmer sich zuziehen kann, untersucht, sondern auch die dawieder dienlichen Mittel in Erwegung gezogen habe, so ist noch der Fall übrig, wie dieses Geschmeiß, wenn es sich einmahl auf einen Boden eingenistet hat, wieder davon zu vertreiben und zu vertilgen sey. Es ist schwer, sich vor den Besuch dieser unangenehmen und schädlichen Gaste in Acht zu nehmen; noch weit schwerer aber ist es, dieselben, wenn sie einmahl eingekehrt sind, und einen Frucht=Boden in Besitz genommen haben, wieder los zu werden. Indessen ist schon das Alterthum auf Mittel zur Vertilgung dieser Insecten bedacht gewesen, und die Natur=Forscher und Oekonomen in den neuern Zeiten, haben dabey ebenfalls weder Mühe noch Aufmerksamkeit gesparet. Ich werde zwar die sowohl in den alten als neuern Zeiten ersonnenen und mir bekannt gewordenen Mittel anführen; ich muß aber dabey zum voraus erinnern, daß vieles davon ganz und gar ungegründet ist, und die meisten bloß Palliativ= oder nur auf kurze Zeit helfende Mittel sind. Indessen wird es doch nicht ohne allen Nutzen seyn, daß man ihren Grund oder Ungrund kennen lerne. Vor denjenigen, die gänzlich ungegründet sind, wird man sich durch diesen Unterricht hüten lernen, damit man keine unnütze Kosten darauf verwende; zugleich aber wird man auch in den Stand gesetzt werden, unter den übrigen die besten und sich für eines Jeden <44, 862> Wirthschafts=Umstände am meisten schickenden zu erwählen. Denn, ob ich gleich gesagt habe, daß die meisten, auch von den besten und gründlichsten Mitteln, bloß Palliativa sind, die nur höchstens eine Verminderung, nicht aber gänzliche Vertilgung dieser einmahl überhand genommenen Ungeziefer zuwege bringen können, so folgt doch daraus keinesweges, daß man alle diese Mittel schlechterdings verwerfen müsse. Es ist vielmehr vernünftig, daß man, wenn man ein Uebel nicht ganz und gar zu heben im Stande ist, solches doch wenigstens, so viel möglich, zu verhindern und weniger schädlich zu machen suche.

Von denen Mitteln, die das Alterthum zur Vertilgung des Korn=Wurmes für bewährt gehalten hat, will ich nur so viel anführen, als ich davon in den uns übrig gebliebenen Schriften der ältesten berühmten Land=Wirthe aufgezeichnet finde.

Cato, *

*
Frumento ne noceat curculio, neu mutes tangant, lutum de amurca facito, palearum paulum addito, finito macerescant bene, & fubigito bene, eo granatium totum obinito crasso luto, postea conspergito amutcâ omne, quod lutauetis. Vbi aruerit, eo frumentum refrigeratum condito, curculio non nocebit. CATO de re rust. Cap. 101.

Varro, *

*
Parietes et solum opere tectorio marmorato loricandi: si minus, ex argilla, mixto acere e frumento & amurca; quod murem & vermem non patitur esse, & grana facit solidiora ac firmiora. Qu dam ipsum triticum conspergunt, cum addant in circiter mille modium quadrantal amurcae. Item alius aliud adfricat, aut aspergit, ut Chalcidicam aut Caricam cretam, aut absinthium: item huius generis, alia VARRO de re rust. L. 1, c. 57.

Columella *

*
Parietes oblinuntur amurca subacto luto, cui pro paleis admista sunt arida oleastri, vel si ea non sunt, oleae folia. Deinde cum praedictum tectorium inaruit, rursus amurca respetgitur, qua siccata frumentum infertur. Ea res ab noxa curculionum & similium animalium commodissime videtur conditas fruges defendere, quae nisi diligenter repositae sint, celeriter ab iis consumuntur. COLUMELLA de re rust. L. 1, c. 6.

und Palladius, *

*
Sed factis granariis, am urca luto mista parietes linuntur, cui aridi oleastri vei oliuae tolla pro paleis adiiciuntur: quo tecto- rio siccato, rursus amurca respergitur, quae vbi siccata fuerit, frumenta condentur. Haec res gurgulionibus & caeteris noxiis animalibus inimica est. Aliqui coriandri folia frumentis miscent ad seruandum profutura. -- Herba coniza sicca (vt Graeci asserunt) substrata frumentis addit aetati. PALLADIUS de re rust. L. 1, tit. 19.

bezeugen einhällig, daß die Römer ihre Amur<44, 863>cam, welche das unterste von dem aus den Oliven gepreßten Oehle, war, und noch überdies eine besondere Zubereitung bekam, für ein sicheres Mittel, das Getreide nicht allein wieder die Entstehung der Korn=Würmer zu bewahren, sondern auch dieselben, wenn sie sich schon darin befinden, wieder zu vertreiben, gehalten haben. Sie mischten dieselbe theils unter den Kalk und Lehm, womit sie die Wände auf ihren Frucht=Böden bewarfen, theils besprengten sie auch das Getreide selbst damit.

Die Kreide, die von Chalcis oder Carica kam, war bey den Römern ebenfalls ein Mittel, dessen sie sich zur Vertreibung des Korn=Wurmes bedienten, indem sie dieselbe in dieser Absicht entweder auf das Getreide legten, oder, nachdem sie vorher im Wasser aufgelöset worden war, dasselbe damit besprengten. *

*
VARRO, a. ang. O.

Varro erwähnt, daß auch Einige den Wermuth, als ein gegen dieses Ungeziefer dienliches Mittel, gebraucht hätten. *

*
Eb. das.

Viele unter ihnen vermischten den Lehm, womit sie die Frucht=Behältnisse bewarfen, nicht allein mit den vorhin erwähnten Oehl=Hefen, sondern nahmen auch, an statt der sonst gewöhnlichen Spreu, trockne Oliven=Blätter darunter, welche, ihrer Meinung nach, den Korn=Würmern gleichfalls zuwieder waren. *

*
PALLADIUS, a. ang. O.

Nach des Palladius Bericht, sollen Einige ihr Getreide mit Koriander=Blättern vermischt haben, <44, 864> weil sie dafür hielten, daß solche zu dessen Erhaltung sehr vieles beytrügen. Eben Derselbe führt auch an, daß insonderheit die Griechen die Blätter von der Dürt=Wurzel dem Getreide für sehr zuträglich gehalten, und daher, um dasselbe lange zu erhalten, die Frucht=Böden damit bestreuet hätten. *

*
Eb. das.

Das merkwürdigste der angeblichen Gegen=Gifte ist wohl dasjenige, welches Plinius vorschlägt, daß man nähmlich, um ein Vorraths=Haus vor allen Schaden sicher zu stellen, eine Kröte nehmen und sie bey dem einen Hinter=Fuße über der Thüre aufhängen solle.

Ein Jeder sieht von selbst ein, daß die meisten dieser Mittel, wovon einige, als: die Kreide von Carica, gar nicht mehr zu haben sind, sich für unsere Landes=Art nicht schicken, daher auch eine nähere Untersuchung derselben theils unmöglich, theils auch unnöthig, seyn würde.

Die Mittel, welche in den neuern Zeiten zur Vertilgung und Verminderung der schwarzen Korn=Würmer ersonnen worden sind, sind unzählbar. Ich will die vornehmsten derselben anzeigen.

Verschiedene Land=Wirthe, wohin auch unter andern Leopold gehört, sind der Meinung, daß mit dem Getreide, welches schon einmahl angesteckt ist, kein anderer Rath übrig sey, als daß es oft gewendet werde, damit die Würmer sich nicht vermehren, sondern vielmehr durch das Auslaufen vermindern. Andere hingegen. *

*
Zinckens oeconom. Lexicon, (5te Ausg. Lpz. 1780, gr. 8.) Col. 1598.

halten dafür, daß, wenn die Würmer bereits aus Verwahrlosung in das Korn gekommen sind, alsdann das Wenden und Umschlagen desselben <44, 865> mehr schädlich, als nützlich, sey; „denn die Würmer,” sagen sie: „halten sich nur im äussersten Theil des Getreides auf, und kommen nicht allzu weit hinein; wenn man aber das Korn wendet und umschlägt, so kommt dieses Ungeziefer besser hinunter, und wird dadurch der ganze Haufen angesteckt.” Eben dieser Meinung waren auch die Alten, und vielleicht haben die Neuern solche von ihnen entlehnet. Palladius sagt ausdrücklich, daß Columella behauptet habe, daß man dergleichen mit Korn=Würmern angestecktes Getreide weder wenden noch worfeln müsse, weil diese schädliche Thiere sich nur in der obersten Fläche des Getreides, etwa eine Spanne tief, aufhielten, und auch tiefer herunter nicht gezeuget werden könnten *

*
Negat Columella ventilanda esse frumenta, quia magis miscentur animalia totis aceruis; quae si non moueantur, in summitate intra mensuram palmi subsisent. & hoc velut corrupto corio caetera illaesa durabunt. Assexit idem, noxia unimalia vltra praedictam mensuram non posse generati. PALLADIUS de re rust. L. 1. tit. 19.

Aus demjenigen, was oben von der Erzeugung und Ausbrütung der Korn=Würmer gesagt worden ist, erhellt ganz deutlich, daß diese letztere Meinung offenbar falsch und ungegründet sey. Denn da daselbst umständlich gezeigt worden ist, daß die Erzeugung und Ausbrütung des Korn=Wurmes nur allein in denjenigen Körnern geschehe, die durch Erhitzung und angezogene Feuchtigkeit, und weil sie nicht frey genug ausdunsten können, in eine gewisse Art von Gährung gerathen sind, dieses aber nicht sowohl den in der Oberfläche befindlichen, als vielmehr den unten und in der Mitte liegenden wiederfährt, so ist es auch ganz unwiedersprechlich, daß die Erzeugung der Korn=Würmer in den Getreide=Haufen von unten auf vor sich geht, und dieselben vornehmlich unten und in der Mitte ausgebrütet werden. Diese Insecten lassen sich zwar, wenn sie einmahl ausgekrochen sind, in <44, 866> der obersten Fläche des Getreides am meisten sehen allein, alsdann ist der Schade schon geschehen, indem die Körner durch das Auskriechen der Würmer das meiste leiden. Daß die Würmer, nachdem sie lebendig geworden sind, sich nur in der obersten Fläche der Getreide=Haufen aufhalten sollten, ist wieder die Erfahrung. Es geschieht solches nur so lange, als sie daselbst Nahrung antreffen, in deren Ermangelung sie gewiß tiefer in den Haufen eindringen werden. Ob ich nun gleich die Gründe, weshalb man das Umstechen des mit Korn=Würmern angesteckten Getreides für schädlich halten will, für ganz unerheblich halte, so scheint doch auch dieses Mittel an und vor sich allein, und wenn es nicht mit den andern, oben erwähnten, theils vorhergehenden, theils nachfolgenden Anstalten begleitet ist, zur Verminderung derselben nicht viel beytragen zu können. Will man aber von solchem angesteckten und wurmfräßigen Getreide etwas zu Markte schicken, so ist es eine Nothwendigkeit, daß man den Getreide=Haufen kurz vorher umschlagen lasse, damit dieses Ungeziefer das Getreide auf eine Zeitlang zu verlassen genöthiget, und also das zum Verkauf eingesackte Korn weniger unscheinbar werde.

Zink führt, a. ang. O., folgendes Mittel an, welches zwar nicht zur gänzlichen Vertilgung, aber doch großen Verminderung der Korn=Würmer vieles beytragen kann. *

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Man findet dieses Recept wider die Korn=Würmer fast von Wort zu Wort in Coleri Oeconomia rureli & domestica, L. 5, c. 20.

Man stoße Knoblauch, nach dem des Getreides viel oder wenig ist, wohl in einem Mörser, oder zerreibe ihn wohl in einem Reibasch, darnach thue man etliche Hände voll abgestreifte Wermuth=Körner, sie seyn grün oder dürr, dazu, und nehme endlich noch ein gutes Theil wohl zerstoßene äussere grüne Nuß=<44, 867>Schalen, sie mögen ebenfalls frisch oder dürr seyn. Diese drey Stücke zusammen schütte man in einen Kessel voll Wasser, lasse es eine Viertel=Stundelang sieden, und kalt werden; dann gieße man es in einen Zuber oder anderes Gefäß, und nachdem man das Korn mit der Schaufel in Furchen geschlagen, so tauche man einen Besen darein, und indem man das Korn hin und her gewendet, so besprenge man es immer ein wenig; denn es schadet dem Getreide nichts, wenn es gleich ziemlich naß wird; man kann auch wohl die Korn=Schaufel in solches Wasser tauchen. Solche Besprengung mag die Woche 3 oder 4 Mahl, oder allezeit über den andern Tag, bis man dieses Ungeziefer ausgerottet hat, geschehen. Wenn nun also das Korn gewendet und besprenget worden, so grabe man einen lebendigen Kessel tief in die Mitte desselben, also, daß die Würmer oben hinein kriechen können, so versammeln sie sich häufig hinein, daß man sie des Tages 2, 3 oder 4 Mahl, nach dem ihrer viel sind, in das Wasser oder Feuer, oder auch für die Hühner, wenn man deren viel hat, schütten kann; dann gräbt man den Kessel wieder ein, bis sie sich verlieren. Etliche pflegen, nachdem sie mit dem gesottenen Wasser besagter Maßen verfahren, einige frische neugeschnittene Breter aufrecht in das Korn zu stecken, (doch so, daß sie nicht umfallen, und von dem angespritzten Wasser bitter werden,) an den Fasen dieser Breter kriechen sodann die Würmer häufig hinauf, welche man, nachdem die Breter sacht ausgehoben worden, mit einem Kehr= oder Flederwisch in eine Mulde oder anderes weites Gefäß kehren, und hinweg tragen, die Breter aber wieder hinein stellen, und damit so lange fortfahren kann, bis man keine mehr verspüret. Man muß aber inzwischen das Korn oft wenden oder umschlagen lassen, wenigstens des Tages ein Mahl, damit die Körner wieder trocken werden. Je mehr man auch das Korn rührt oder wendet, je mehr <44, 868> kriechen die Würmer heraus. Man soll auch die Wände rings herum mit dem obbesagten bittern Wasser benetzen, sonst kriechen und setzen sie sich häufig daran hin.

In dem hamburgischen Proviant=Hause, ist folgendes ein bewährt befundenes Mittel. Man nehme auf 10 Wispel Korn, 1 Schock guten Knoblauch, eine gute Handvoll Wermuth, und eben so viel Raute. Dieses thue man zusammen in einen Mörser, stoße es zu einem Mus, und lasse es mit 1/2 Stübchen Härings=Sohle 1/2 Stunde in einem neuen Topfe langsam kochen, der Topf aber muß fest zugemacht werden, damit keine Dämpfe heraus steigen können. Zu dieser Masse thut man zuletzt noch für einige Kreuzer Spiek=Oehl, und gebraucht sie alsdann folgender Maßen. Es wird eine Bürste in diese Masse getaucht, und das Korn häufig damit bespritzt. Auch bestreicht man die Korn=Schaufel mit dieser Materie, und wendet alsdann das Korn fleißig um.

In No. 2 des leipz. Int. Bl. v. J. 1764, S. 16, wird folgendes Mittel wieder den schwarzen Korn=Wurm bekannt gemacht, wovon jemand vieljährigen Gebrauch gemacht, und wodurch er seine mit diesem Ungeziefer überzogene Böden, ja sein ganzes Haus, davon befreyet hat. Man nimmt: 20 Kannen scharfen Essig, (der Wein=Essig ist der beste) und 5 Pfund Knoblauch, und lässet beydes zusammen 1/2 Stunde kochen; hernach nimmt man 1 Pfund Teufels=Dreck, und 5 Pf. Pott=Asche; thut beydes in den mit Knoblauch gekochten Essig, lässet alles zusammen wieder heiß werden, und rührt es wohl unter einander. Wenn nun nachher dieser Liquor wieder ganz kalt geworden ist, macht man folgenden Gebrauch davon. Man lässet den Korn=Boden von allem Staube rein abkehren, welches leicht geschehen kann, wenn auch der Boden sehr hoch mit Getreide beschüttet wäre. Man lässet nähmlich das Ge<44, 869>treide am Ende des Bodens 6 bis 8 Ellen breit aufschippen, und wirft das darauf liegende Getreide auf das daneben liegende; alsdann kehrt man den ledig gemachten Raum, wie auch die Seiten=Breter des Bodens, rein ab, und bestreicht oder netzt den ledigen Boden=Raum und die Seiten=Breter, so hoch man das Getreide schütten will, mit obigem gekochten Liquor; füllt diesen ledigen Raum, auf diesem genetzten Boden, mit Getreide, so hoch als man die Seiten=Breter naß bestrichen hat; hernach verfährt man auch mit dem ganzen Boden=Raume, daß man einen Fleck nach dem andern abschippet, mit einem nassen Besen abkehrt, den ledigen Raum nebst Seiten=Bretern mit obigem Liquor bestreicht, und wieder beschüttet. Hierauf umstößt oder umschippet man das Getreide wenigstens wöchentlich ein Mahl, continuirt dieses 4 Wochen lang, kocht nachher die obige Composition wieder, und bestreicht damit den Boden abermahl. Hiernach werden alle Korn=Würmer nach der Boden=Treppe und den Luken kriechen, daselbst kehrt man sie fleißig in ein Faß mit heißem Wasser, oder setzt zur Zeit, da man obigen Gebrauch macht, Kessel in das Getreide, so fallen die Würmer hinein, da man sie dann mit siedendem Wasser todt brühet. Auf dergleichen zugerichteten Boden wird man keine Korn=Würmer wieder bekommen.

Mittel des P. Languet, von welchem er versichert, daß dasselbe, als man die Kräuter im Hofe gekocht hat, zugleich bloß durch seinen Geruch alle Wanzen und Fliegen im Hause vertrieben habe. Man nimmt: frische Raute und Sadebaum, von jedem 2 Hände voll, Rainfarn, kleine Basilien, große und kleine Salbey, Petersilien=Kraut und Wurzel, von jedem 1 Hand voll, und 2 Hände voll Lauchgrün. Dieses hackt und stampft man klein, und kocht es mit 9 Pinten Mist=Lake, drückt es durch, schüttet zu dem Safte 4 Pinten scharfen Essig, und bestreicht damit sowohl alle Seiten, <44, 870> als auch den Fußboden, rings umher, 4 Z. breit; aber nicht den ganzen Umfang des Korn=Bodens, weil sonst das Getreide den Geruch davon annehmen würde. Dieses wiederhohlt man nach 10 oder 12 Tagen, lässet während der Zeit die Fenster=Läden, so viel als möglich, verschlossen, und sticht das Korn fleißig um, daß die Würmer davon laufen und in der angesteckten Luft umkommen müssen. Die Flüchtlinge müssen wohl gesammelt und getödtet werden. Damit aber die übergebliebenen nicht bey Gelegenheit wieder zum Haufen zurück kehren, so setze man Breter, die von aussen eben so angestrichen sind, rings umher, auf die schmahle Seite; und ausserhalb derselben und um die Haufen herum kleine Häuflein von dem ausgekochten und ausgedrückten Marke dieser Kräuter.

Eine umständlichere Beschreibung dieses Mittels, st. im Journ. oecon. Mai 1751, Art. 4; und deutsch, im Hamb. Magaz. 11 B. 4 St. S. 364 -- 369.

Nach Zeiger's Vorschrift, nimmt man Bilsen=Kraut und grünen Knoblauch, lässet beydes mit einander in einem Kessel mit gemeinem Wasser sieden, und auf die Hälfte einkochen; darauf wird Terpenthin=Oehl gegossen, und umgerührt, und sodann das Korn damit überspritzt; auch werden die Schaufeln, mit welchen man das Getreide umstürzt, fleißig damit bestrichen. Wenn es nun etliche Mahl umgestoßen worden ist, steckt man Dach=Späne in großer Anzahl um die Frucht herum, so werden auf solche gar bald schwarz voll solches Ungeziefer laufen; diese Späne zieht man nach einander auf, streicht die Würmer in einen dabey gesetzten Kessel mit Wasser, damit sie nicht in die Gemächer und Schlaf=Zimmer kommen.

Nach einer Anzeige im 27 Stück der berl. Realschulzeit. v. J. 1755, S. 214 f. nimmt man 10 lb Vitriol, thut ihn in ein Geschirr, gießt ungefähr 10 Maß <44, 871> heißes Wasser darüber, und rührt es um, bis der Vitriol zergeht; mit diesem Wasser streicht man, vermittelst eines Mauer=Pinsels, Kasten und Boden an, wenn sie noch leer sind, unten und oben, auf allen Seiten, Holz, Mauern, Pfosten und Aesterich, und zwar 2 Mahl, nachdem das erste trocken geworden ist. Sodann kann man Früchte und Korn aufschütten, und gewiß versichert seyn, daß dieses Mittel 10 Jahr seine Dienste leiste. Wenn das Korn schon auf dem Boden liegt, und von oben angefallen wird, dürfen nur Breter mit dem Wasser angestrichen, auf das Korn geleget oder hinein gestecket werden, so werden sich die Würmer bald verlieren.

Auch der Pfarrer zu Asum in Schonen, Hr. Risberg, hatte, wie im 15 B. der übers. Abh. der kön. schwed. Acad. d. W. a. d. J. 1753, S. 162, gemeldet wird, verschiedene Mittel versucht, die Korn=Würmer zu vertreiben, aber vergeblich. Endlich nahm er gemeinen Vitriol, und lösete ihn in kochendem Wasser auf. Nachdem der Vitriol aufgelöset und in einem Kessel wohl umgerührt war, ließ er damit den ganzen Boden durchaus bis an das Dach bestreichen. Nach einigen Tagen waren sie alle aus dem ganzen Hause weg.

Im 27 St. der ökon. Nachr. der patr. Ges. in Schles. v. J. 1774, S. 220, meldet jemand aus dem bunzlauischen Kreise: „Ich kann nicht umhin, noch einen Versuch mitzutheilen, den ich zu Vertreibung der Korn=Würmer mit erwünschtem Erfolg angestellt habe. Ich habe Vitriol in Wasser auflösen, und damit sowohl die angesteckten Getreide=Haufen, als auch die Böden und Wände des Korn=Magazines, besprengen lassen. Binnen wenigen Tagen sahe ich nichts mehr von den Korn=Würmern. Es ist nun schon 16 Jahre, seitdem ich mich dieses Mittels be<44, 872>dient habe, und seitdem habe ich nicht nöthig gehabt, es zu wiederhöhlen.”

Der Gebrauch des Vitriols, ist bereits in der neu entdeckten Gruft natürlicher Geheimnisse vorgeschlagen worden. Zeiger empfiehlt ihn gleichfalls, wozu er aber mit schlechter Einsicht Salmiak hinzu setzt. Denn es entsteht alsdann ein Mittel=Salz, welches weniger scharf und styptisch, als der Vitriol, ist.

Hr. Amtm. Möller *

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Ge. Fr. Möllers Sendschreiben von Korn= Würmern, st. im 41 St. der leipz. Samml. (1747, 8) S. 387 -- 406.

hatte das Mittel, die Korn=Würmer durch den Vitriol zu vertreiben, auch versucht; allein, es hat nicht das geringste geholfen.

Nach No. 37 des neuen berl. Int. Bl. v. J. 1785, S. 289 f. thut man dicken Terpenthin in ein Faß, gießt kochendes Wasser darauf, rührt es um, und feget dann mit diesem Wasser den Boden und die Wände rein ab. In eben dieses Wasser werden auch die Schippen, womit das Korn umgestürzt wird, getaucht. Die Schippen müssen aber alle Augenblicke, und zwar, wenn 2 Mahl damit weggeschippet worden ist, immer wieder in das Wasser getaucht werden. Binnen 24 Stunden sind alle Korn=Würmer weg.

Oehl=Farben dienen wieder Korn=Würmer und Wanzen. Wenn man auf den Böden das Holzwerk, und die Bettstellen, damit anstreicht, so kommen und bleiben weder Korn=Würmer, noch Wanzen.

Der leipziger ökonomischen Societät, wurde höhern Orts ein bereits einige Jahre hindurch bewährt befundenes Mittel wieder die Korn=Würmer bekannt gemacht, welches in einer Lauge besteht, die aus 2 Scheffel Asche von hartem Holze, 2/4 ungelöschten Kalk mit so viel Wasser, nach Art der Seifen=Sieder, dergestalt bereitet wird, daß 10 Wasser=Kannen derselben erhalten <44, 873> werden. Hiermit ist ein vom Getreide gereinigter Platz auf einem von Korn=Würmern ausserordentlich angesteckt gewesenen Boden nebst den Schutz=Bretern stark begossen, alle Fugen mit einem Besen davon vollgestrichen, das Getreide sodann wieder darauf geschüttet, und wohl unter einander gemenget worden. Nachdem ein Fleck nach dem andern und der ganze Boden auf diese Art zubereitet, und alle Fenster und Zuglöcher zugemacht waren, damit der starke Geruch dieser Lauge recht eindringen konnte, so fand man nach Verlauf von 4 Stunden die ganze Oberfläche des Getreides mit Würmern bedeckt, die Sparren davon voll, auf welche sie von dem Boden gekrochen waren, und nach 3 Tagen waren selbige zum Theil geflüchtet, zum Theil aber auch todt. Dieses Mittel wurde 8 Tage darauf nochmahls wiederhohlt; und schon seit 2 Jahren ist man dadurch von diesem Uebel befreyt geblieben. Auch in Scheunen hat man dieses Mittel gebraucht, und die Würmer, welche sich in die Höhe bis unter das Dach gezogen hatten, so weit, als man mit der Lauge hat sprengen können, vertilgt.

Anzeige von der leipz. ökon. Societ. in der Oster=Messe 1785. (Friedrichst. gr. 8.) S. 8, f.

No. 26 des leipz Int Bl. v. J. 1785, S. 221.

Im 7 St. der hannov. nützl. Samml. v. J. 1756, preiset ein alter Land=Wirth folgendes gegen den schwarzen Korn=Wurm als ganz gewiß an, daß man von der Härings=Lake oder Söhle um das Korn herum gießen solle. Die Würmer ziehen sich aus Durst hiernach häufig, und sterben davon, so daß man sie in kurzer Zeit dadurch vertilgen kann.

Im 1 Jahrg. des Sammlers, 1779, S. 206, steht folgendes Mittel. Vor 3 Jahren fanden sich auf einmahl eine sehr große Menge Korn=Würmer in 2 Korn=Kasten, die auf einem Aestrich standen, und alles Umschüttens und Räucherns mit Schwefel ungeachtet waren <44, 874> sie nicht zu vertreiben. Der Herr gerieth auf den Einfall, den Korn=Kasten mit Kien=Oehl bestreichen zu lassen, und in 4 Tagen darnach war kein einziger mehr zu finden, auch sind sie seitdem nicht wieder erschienen.

Im 32 St. der Oekon. Nachr. der patr. Ges. in Schles. v. J. 1778, S. 253, wird folgendes Mittel, welches durch Versuche bey angestecktem zwey= und dreyjährigen Getreide bewährt befunden ist, bekannt gemacht. Ein Quart Kien=Oehl, in 3 Quart gemeiuen Branntwein; (Spiek=Oehl thut eben die Dienste, ist nur kostbarer,) 4 Quart Härings=Söhle; 40 Stück Knoblauchs=Zwiebeln, und was man von Wermuth mit den Händen fassen kann. Das letztere wird in einem reinen Topfe mit 10 bis 12 Quart Wasser wohl überkocht, und, wenn dies geschehen ist, das mit Branntwein vermischte Oehl, ingleichem die Härings=Söhle und die zerschabten Zwiebeln dazu gethan, und alles noch etwas mit einander sieden zu lassen. Zum Gebrauch streicht man die Schaufeln wiederhohlentlich damit an, womit man das angesteckte Getreide wohl durcharbeiten muß; man übersprengt auch die Getreide=Haufen damit. Der Geruch oder die sonstige Wirkung treibt die Würmer aus dem Getreide an Einen Ort zusammen, wo man sie leicht gar vernichten kann.

Im 19 St. der physikal. Belustig. S. 658, räth Hr. Hoppe den Salmiak als ein zuverlässiges Mittel wieder den Korn=Wurm. Man stößt ihn klein, lässet ihn in heißem Wasser auflösen, und wirft ein wenig ungelöschten Kalk darunter. Mit diesem Liquor benetzt man die Korn=Schaufel, und sticht das Korn damit um, wovon die Würmer alle ausziehen.

In No. 2 des leipz. Int. Bl. v. J. 1764, S. 19, hat jemand folgendes wieder die Korn=Würmer vorgeschlagen. Auf 70 bis 80 Scheffel Korn nimmt man 1 lb arabischen Salmiak, 2 lb spanische Soude, oder, <44, 875> indessen Ermangelung, 2 lb. Pott=Asche. Obige beyde Species werden jedes allein fein gestoßen; alsdann mengt man es unter einander, thut es in eine Stünze, gießt heißes Wasser darauf, taucht die Wurf=Schaufel hinein, stößt mit derselben das Korn um, und übersprengt die Furchen mit einem Stroh=Pinsel; sie laufen alle davon, und sterben.

Im 54 St. der Oecon. Nachr. (Lpz. 1753, 8.) S. 426, f. rühmt ein meißnischer Land=Wirth das Franzosenholz=Oehl, Ol. destill. ligni guajaci. Er sagt Folgendes davon. „Man lässet einen Haufen Getreide, den man reinigen will, so zusammen schaufeln, daß vorn ein ganz freyer und rein gekehrter Platz bleibt, von ungefähr 3 bis 4 Ellen im Quadrat; auch muß auf beyden Seiten noch etwas Platz bleiben, damit die Loute, so damit zu thun bekommen, da ungehindert hanthieren können. Auf dem vordersten Platze wird dieses Oehl mit einem Pinsel im Viereck, und etwa mit 2 Strichen überzwerch auf die Dielen gestrichen, und alsdann das Korn darüber hingeschaufelt, da man denn mit Verwunderung sehen wird, wie die Würmer mit aller Gewalt kohlschwarz auf der Seite ausmarschieren, und muß man alsdann Leute genug in Bereitschaft halten, die diese Flüchtlinge in der Geschwindigkeit zusammen kehren, und entweder in Säcke, oder dabey stehende Fässer mit Wasser, schaufeln, und sie übrigens zu vertilgen suchen, wie es ihnen am besten scheint. Auf solche Art kann man hernach am hintersten Ende des Haufens fortfahren, wenn selbiger einmahl vorgeschaufelt ist; wie denn ein jeder Land=Wirth wissen wird, wie er am geschicktesten auf seinem Boden damit zu Werke gehen kann. Ich habe die Probe auf einem mir sehr nahe gelegenen Ritter=Gute selbst mit angesehen, und kann also davon ein sicheres Zeugniß ablegen. Ein besonderer Vortheil hierbey ist, daß man das Korn in continenti von dem <44, 876> Ungeziefer säubern kann, ob es gleich mit einiger Mühe und Arbeit verbunden ist. Das muß ich noch erinnern, daß, wenn man das Korn, so zu unterst auf das Oehl kommt, nicht ein wenig separirt, und auf einen besondern Fleck eine Zeitlang von der Luft wieder ausziehen lässet, solches im Brode etwas süßlich und ekel schmecke, übrigens aber keinen Nachschmack bekomme, wie bey dem Kien=Oehl, wo man das ganze Getreide verderben und völlig unbrauchbar machen kann, wenn man die Schaufeln damit bestreicht.”

Hr. D. Pauli in Hamburg, hat im 52 St. seiner gemeinnütz. Correspondenz, 1766, S. 417, ein vom dänischen Kanzelley=Rath, Hrn. v. Westphalen mitgetheiltes, und aus dieser seiner eigenen Erfahrung bewährtes, Mittel wider die Korn=Würmer bekannt gemacht. Man nehme frischen Theer, beschmiere die Fugen der Dielen, bestreiche die Ecken des Bodens, setze hin und wieder ein offenes Gefäß mit Theer, und verfahre eben also, wenn das Korn sich in Kisten befindet, nähmlich man beschmiere inwendig die Fugen, u. s. w. Erneuert man diese Arbeit etliche Mahl, so wird man erfahren, daß die Würmer, ohne daß im mindesten das Korn davon einen Geschmack annehmen sollte, nach und nach ganz verschwinden.

Von dem nützlichen Gebrauche des Theeres, ertheilt Börjes Witte, in Hannover, im 12 St. des hannov. Magaz. v. J. 1776, Col 191, f. folgenden Bericht. „Ich kann aus meiner eigenen Erfahrung bekannt machen, daß ich, nachdem auf meinem Getreide=Boden, durch versäumtes Umstechen, der schwarze Korn=Warm ein Gersten=Bette fast gänzlich überzogen hatte, mich auf folgende Weise völlig davon befreyete. Erstlich bestrich ich den Korn=Boden, wo sich das Gersten Lager befand, rund umher in einer Entfernung von 3 Ellen mit Theer einer Hand breit. Zweytens wurde die inficirte Gerste mit Schaufeln alltäglich stark umgestochen; nun verliefen sich die Würmer aus der Gerste nach dem mit Theer gemachten Bezirk, und blieben darin bekleben. Drittens, wenn sich solchergestalt der Strich <44, 877> von Theer mit Würmern gehäuft befand, wurde er mit neuem Theer verfrischt, und das Umstechen der Gerste so lange fortgesetzt, bis kein schwarzer Wurm mehr zu sehen war. Finden sich mehrere Arten Korn auf einem Getreide=Boden, so leidet gewiß die Gerste oder das Malz vom schwarzen Wurm den ersten Anfall; beydes ist seine wahre Lockspeise. Sobald demnach für jenen Theer=Strich und zum Umstechen Raum gewonnen ist, kann der Gebrauch obigen Mittels eintreten. Oft verbreitet sich auch der schwarze Korn=Wurm, wenn das Getreide weggeschafft ist, in Wohnstuben und Kammern. Um ihn da zu vertreiben, kann nur ein kleiner Strich frischer Heu=Grummet einige Tage ausgebreitet werden. Hier hinein zieht sich alsdann der Wurm, und muß nach etlichen Tagen mit Grummet verbrannt werden.”

Oder der Theer wird, nach dem 90 St. dess. v. J. 1780, also gebraucht: „Man schmiere einen großen Kreis mit recht gutem stark riechenden Theer, etwa an einem Ende des Korn=Bodens, in diesen stelle man Leute, die das Korn fleißig und vorsichtig sieben, auch es mit der Hand öfters und stark durchrühren. Durch diese Arbeit wird nun der größte Theil des Ungeziefers auf den Boden fallen, und, sobald es den Theer erreicht, augenblicklich crepiren. Auch kann man Theer mit gekochtem Wasser verdünnen, und damit die im Kreise befindlichen Würmer besprengen, welches sie auch gleich auf der Stelle tödtet. Nach dieser Arbeit aber thut man am besten, wenn man sucht dergleichen Früchte so bald wie möglich los zu werden. Die Böden aber von diesem bösen Ungeziefer völlig zu reinigen, so, daß auch in der Folge nichts zu befürchten ist, hält, wenn man anders vorsichtig zu Werke geht, gar nicht schwer. Man mache nur den angesteckten Korn=Boden von allen Früchten, auch allen andern Sachen, besonders von dem etwa darauf gelegten Nutz=Holze etc. völlig rein, reinige solchen von allem Staube und Unreinigkeiten aufs beste. Ist dieses auf das sorgfältigste beobachtet, so nehme man, nach Verhältniß des Korn=Bodens, recht guten reinen Theer, verdünne solchen aber erst allemahl bey dem Gebrauch mit gekochtem Wasser, (doch muß die Masse nicht zu dünn seyn, weil sonst der Geruch zu schwach wird,) streiche damit die auf dem Boden befindlichen Ritzen und Fugen, Ständer etc. und überhaupt alles darauf befindliche Holzwerk nur dünn über. Ist dieses gehörig geschehen, <44, 878> so kann man ohne Sorge einen solchen Boden in den nächsten 4 Wochen wieder mit reinen Korn=Früchten beschütten, und man hat nicht im geringsten zu befürchten, daß die Früchte von diesem Ungeziefer angesteckt werden, wenn man nur seinen Korn=Boden in der Folge reinlich hält, auch die Früchte fleißig umstechen läßt. Auf dem Boden ist es zwar hinreichend, wenn die Ritzen und Fugen bestrichen werden, allein es ist doch besser, wenn das übrige darauf befindliche Holzwerk auch überall sorgfältig angestrichen wird.

Im 16 St. des Wittenb. Wochenbl. v. J. 1770, S. 126, f. wird folgendes schon oftmahls bewährt befundenes Mittel angezeigt. Man nimmt: ein starkes Bündel Wermuth, 1/2 dresdn. Viertel Hopfen, und eine gute Handvoll Knoblauch. Dieser letzte wird gröblich zerschnitten, und nebst den übrigen Stücken in einen Kessel gethan, ungefähr eine Tonne Wasser darauf gegossen, und man lässet eine gute Stunde alles mit einander kochen. Das abgekochte Wasser, nachdem es erkaltet, wird durch ein Sieb in einen Zober gegossen, das Rückständige ausgedrückt, und etliche Maß guten Bier= oder Branntwein=Essig, nebst 1/2 Metze Koch=Salz, dazu gethan. Dieses alles wird durch einander gerührt, und der Korn=Boden nebst dem Korne damit besprengt; letzteres sodann fleißig umgerührt, gelüftet, und nicht so hoch über einander geschüttet.

Oder: man nimmt 10 Maß Wasser, kocht darin eine gute Handvoll grünes wälsches Nuß=Laub, seihet es ab, und zerlässet in diesem Wasser 4 Pfund Koch=Salz, besprengt damit den Boden, das Korn und die Wände, rührt das Korn wohl durch einander, und steckt hier und da eine Schindel, worauf die Würmer kriechen, um sich zu retiriren. Diese streicht man sodann mit einem Flederwische in ein Gefäß mit Wasser, und tödtet sie.

<44, 879>

Oder: Man nimmt, nach Beschaffenheit des Korn=Bodens und des darin verwahrten Getreides, mehr oder weniger Wasser, und löset darin so viel Koch=Salz auf, als dieses in sich halten kann. Mit dieser Salz=Lake wird der Boden und das Getreide besprengt, das letztere fleißig durch einander gerührt, und hier und da in das Korn eine neue Schindel gesteckt. An derselben kriechen die Würmer herauf, um dem Salz=Geruche und Geschmacke zu entfliehen, der ihnen tödlich, oder doch zuwieder ist.

Wieder die Korn=Würmer auf den Frucht=Böden haben Einige mit Pferde=Huf geräuchert, die Böden dabey wohl verwahrt, und fest zugehalten, da denn, wenn mit Räuchern fortgefahren wird, die Würmer binnen 3 Tagen sich verlieren, oder crepiren. Das Getreide muß beym Räuchern umgewendet werden.

Man wird bey den Mitteln, welche man in ältern sowohl, als auch neuern Zeiten, zur Vertreibung der Korn=Würmer angegeben hat, wahrnehmen, daß sie fast insgesammt aus bittern und übel riechenden Dingen bestehen. Doch hat in den meisten Versuchen, die man mit dergleichen als bewährt angepriesenen Mitteln angestellt hat, die Erfahrung gelehrt, daß das Weichen dieser Insecten nicht sowohl durch den bittern Geschmack, als vielmehr durch den heftigen und übeln Geruch, verursachet werde, wie sich solches bey einigen andern Mitteln, deren ich noch Erwähnung thun werde, ergeben wird.

Im 6ten Bande der ökon. Nachr. (Lpz. 1754, 8.) S. 828, wird folgendes Mittel wieder die Korn=Würmer angeführt. Man nehme lebendige Krebse, und stecke sie in die Korn=Haufen so tief hinein, daß sie sich nicht wieder heraus wickeln können. Wenn man nun, nach Verlauf etwa 24 Stunden wieder nach ihnen sehen würde, so würde man sie von den Korn=Würmern gänzlich ausgezehrt, statt des Krebs=Fleisches aber die Schalen <44, 880> dergestalt mit todten Würmern angefüllt finden, daß das Schild davon aufgetrieben wäre, und fast perpendikulär stände, so man hernach dem Feuer übergeben könnte.

Im 46 St. des hannov. Magaz. v. J. 1768, Col. 735, steht: Auf eine Quantität von 20 Wisp. Korn nehme man 15 frische Krebse, lasse sie abstehen und sterben, stecke davon etwa 5 hin und wieder in das Korn, und die übrigen hier und da um das Korn, doch, daß sie jeder mit einem Stücke vom Ziegelstein bedecket werden, und lasse sie liegen. Der davon entstehende Gestank treibt die Korn=Würmer heraus; sodann muß man sie täglich zusammen kehren, und weit weg in ein stark fließend Wasser tragen, oder verbrennen, oder sehr tief in die Erde scharren, bis man keine mehr spüret. Dem Korne schadet es nicht.”

Wäre dieses Mittel durch die Erfahrung bestätigt, so wäre der Gebrauch desselben um so mehr zu empfehlen, als das Getreide selbst dabey auf keinerley Art leiden kann. Wäre gleich die Menge der dadurch getödteten und weggeschafften Würmer nicht so ansehnlich, als bey andern Mitteln, so würde es doch zu ihrer Verminderung immer etwas beytragen.

Wenigstens ist doch dieses Mittel weit vernünftiger, als der überkluge Rath des Colerus. „Man schneide am Johannis=Tage früh vor Sonnen=Aufgang, etwa 1/2 Elle hohe Haselnuß=Gäbelein oder Zwiesel, auf die Art wie man etwa die Wünschel=Ruthen braucht, ab, stecke an die 4 Ecken eines jeden Korn=Haufens ein solches Gäbelein, und eines in die Mitte, so, daß in jedem Haufen 5 dergleichen Gäbelein stecken, so sollen die Korn=Würmer ganz gewiß ausbleiben.” Den Zeiten des Colerus hat man dergleichen abergläubische Dinge zu gute halten müssen; daß man aber solche auch noch in den in unsern aufgeklärten Tagen heraus gekommenen Werken antrifft, und daß sie darin so gar als bewährt angepriesen werden, darüber muß man sich billig verwundern.

<44, 881>

Hr. Past. Schmersahl gibt, in seiner Abhandlung von der Flachs=Nahrung, *

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Diese Abhandlung steht sowohl im 2 St. des 8 B. des hamb. Magaz. S. 194, als auch im 86 St. des 1 B. der hannov. Anzeig. v. J. 1751, Col. 741.

den Rath, die geworften Flachs=Knoten auf den Korn=Boden zum Trocknen zu schütten. Von dem Trocknen der Flachs=Knoten auf dem Boden, sagt er: hat man auch den besondern Vortheil, daß sie den Korn=Wurm vertreiben; wenigstens kommt dieser denselben Herbst nicht, wo die Knoten gelegen haben, denn er kann den starken Geruch nicht vertragen.

Ueber den Nutzen dieses Mittels, wird im 61 St. des hannov. Magaz. v. J. 1780, Col. 959, folgende Erfahrung von C., in Herford, bekannt gemacht.

„Sowohl mein seliger, Vater, als auch ich, haben den so schädlichen weißen und schwarzen Korn=Wurm lange Jahre auf dem Korn=Boden gehabt, und sehr vielen Schaden dadurch erlitten. Alle Mittel, die dagegen angerathen wurden, wurden gebraucht, aber alles war vergebens. Endlich wurde mir gerathen, daß man den abgerissenen Flachs=Samen in seiner Hülse, welche man allhier Knutten nennt, ganz frisch, und ungefähr eines Daumen dick, auf den Korn=Boden streuen sollte, und denselben alle Tage umharken, damit er nicht stocke und trocken werde. Man muß den Samen so lange liegen lassen, als man den Boden entbehren kann, und dieses einige Jahre nach einander verrichten; so wird man finden, daß sich dieses Ungeziefer gänzlich verliert. Ich habe dieses Mittel einige Jahre lang probiret, und weil ich, wegen Mangel des Raumes, den ausgestreueten Flachs=Samen nur bis Martini auf dem Bodenbete liegen lassen, so ließ ich denselben alsdann in einen Haufen machen, und so lange auf dem Boden liegen, bis derselbe im Frühjahr zum Aussäen ausgedroschen werden mußte. Ich continuirte damit 3 bis 4 Jahr; das Ungeziefer verlor sich gänzlich, und seit 20 Jahren habe ich nicht einen einzigen Wurm wieder verspüret, und meine Böden sind bis auf diese Stunde ganz rein.

<44, 882>

„Da ich mit Gewißheit sagen kann, daß ich durch dieses ganz einfache Mittel den schädlichen Korn=Wurm, sowohl den weißen, als den schwarzen, los geworden bin: so trage ich kein Bedenken, dieses hierdurch bekannt und gemeinnützig zu machen. Ich wünsche, daß von vielen die Probe damit gemacht werden möge; und ich versichere, daß man den besten Erfolg davon erfahren wird.”

Als ein vorzüglich wirksames Mittel wider die Korn=Würmer, wird in der Anzeige von der leipz. oekon. Societ., in der Mich. Messe 1775, S. 15, gemeldet, daß man zu der Zeit, wenn der Hanf blühet, einige blühende Büschel in die 4 Ecken eines Korn=Haufens und in dessen Mitte stecken solle; es sey dieses schon vor vielen Jahren von einem erfahrnen Land=Wirthe mit dem besten Erfolge gebraucht worden.

Auch im 103 St. des hannov. Magaz. v. J. 1784, wird der Hanf als ein bewährtes Mittel wider die Korn=Würmer empfohlen. Der daselbst aus dem Esprit des Journaux übersetzte Brief ist folgendes Inhaltes.

„Man hat bereits so viele Versuche die Korn=Würmer zu vertilgen, daß ich würde abgeschreckt seyn, noch mehrere dergleichen anzustellen, wenn mich nicht die Noth, in welcher ich mich seit mehrern Jahren befinde, dazu aufgemuntert hätte. Im verwichenen Jahre glaubte ich, daß es dienlich seyn werde, eine Pflanze zu suchen, nicht diese Thiere dadurch zu tödten, maßen dergleichen Mittel schon von tausend Personen vergeblich versuchet worden, sondern eine solche Pflanze, deren Geruch diesen Insecten angenehm wäre, und wodurch selbige herbey gelocket werden könnten. Zu diesem Ende ließ ich auf einen Haufen Getreide voller Korn=Würmer bald Thymian, bald Majoran, u. s. f. legen, und wechselte alle 24 Stunden mit einer andern Pflanze ab, in Hoffnung einen guten Erfolg davon wahrzunehmen. Endlich kam auch die Reihe an den Hanf, wovon ich eine Handvoll ausraufen und auf den Korn=Haufen legen ließ, und am folgenden Tage war dieser Hanf mit Korn=Würmern ganz bedeckt. Diese Handvoll Hanf wurde ausserhalb des Korn=Bodens ausgeklopfet, und wieder auf das Getreide geleget; und der <44, 883> Erfolg war so erwünscht, daß nach 5 Tagen kein Korn=Wurm mehr verspüret wurde.

„Meine Nachbarn, denen ich diesen Versuch mitgetheilt hatte, wiederhohlten solchen in ihren Gebäuden, und jederzeit mit eben dem Glücke. In der Jahrszeit, da man keinen grünen Hanf mehr haben konnte, legte man gerösteten, aber schon gebracheten, auf, und jederzeit mit gleichem Erfolge, ausser daß die Ausrottung etwas langsamer von Statten ging.

„Wie ich mein Korn vor dem Frühling noch nicht verkauft hatte, so liessen die Korn=Würmer im May=Monathe sich wieder etwas verspüren. Ich hatte zu der Zeit keinen andern Hanf, als im Werch, oder zum Spinnen zubereiteten; dieser bewirkte jedoch in 8 Tagen ihre Ausrottung, daher man hoffen kann, daß ein von Hanf oder Hanf=Samen abgekochtes Wasser, in welches man einige Tücher eingetunket, eben die Wirkung in denen Gegenden, wo kein Hanf gebauet wird, thun werde. Doch ist nothwendig, daß man den Hanf, der auf das Getreide gelegt wird, alle Tage ausklopfe, weil man sonst den Endzweck nicht erreichen wird; und wenn man viel Korn liegen hat, so ist es dienlich, solches täglich umstechen zu lassen, um den Ausgang der Würmer, die sich innerhalb des Haufens befinden, zu befördern.

„Da die diesjährige regnichte Witterung nicht verstatten wollen, die Feld=Früchte ganz trocken einzuärnden, so hat die dadurch entstandene Gährung eine große Menge Korn=Würmer hervor gebracht, und der Hanf hat uns abermahl davon befreyet; aber es war nöthig, das Korn sehr oft umzustechen, um eine neue Ausbrütung dieser Insecten zu verhindern, denn die Erhitzung war äusserst stark.”

Ein Pachter in Steyermark, dessen Getreide=Böden beständig von Korn=Würmern voll waren, kam von ungefähr auf den Einfall, die Getreide=Haufen mit Hohlunder=Zweigen zu bedecken. Des folgenden Tages wurde er auf die angenehmste Weise in Verwunderung gesetzt, auch nicht ein einziges von diesen Insecten mehr anzutreffen. Dieses so einfach als kräftig wirkende Mittel hatte dieselben gänzlich unsichtbar ge<44, 884>macht, ohne daß man die mindeste Spur an den Wänden des Schütt=Bodens gewahr wurde. Nachdem nun diese Erfahrung von ihm 3 Jahr lang fortgesetzt worden war, so glaubt er von der unfehlbaren Gewißheit seiner Entdeckung überzeugt zu seyn.

Des wohlerfahrnen Landwirths 2ter Th. (Lpz. 1763, 8.) S. 187, fgg.

14 St. der oekon. Nachr. der patr. Ges. in Schles. v. J. 1774, S. 115, f.

No. 130 des berl. Int. Bl. v. J. 1783.

No. 2 des leipz. Int. Bl. v. J. 1784, S. 11, f.

Im 2 B. der Oecon. Nachr. S. 585, und 5 B. ders. S. 185, geschieht von einem zufälliger Weise erfundenen Mittel wider die weißen sowohl als auch schwarzen Korn=Würmer Anzeige; es hat aber der Verf. der Pflanze den rechten Nahmen nicht gegeben, daher leicht ein Irrthum vorgehen, und die Sache mit mehrerer Erfahrung nicht bestätiget werden könnte. Dieses Kraut wird an gedachtem Orte Pfennig=oder Häller=Kraut genannt, welches aber nicht Numularia, sondern Thlaspi peltatum aruense, eine Art des Bauern=Senfes, ist. Man kann diese Pflanze um die Getreide=Haufen herum legen, und mit den Füßen zerquetschen, damit ihr häufiges Oehl seinen Gestank von sich gebe. Alle Theile dieser Pflanze thun eben die Wirkung, als die ganze Pflanze zusammen genommen. Man hat sie in Mist=Lake kochen, und den Boden, wo das Getreide zuvor gelegen hatte, wie auch die Gegend umher, damit anfeuchten und wieder trocknen lassen. Ale nun hernach dasselbe Korn wieder auf dieselbe Stelle geschüttet wurde, verschwanden die Würmer.

Journ. oecon. Mars 1751, Art. 1.

Nach No. 1 des leipz. Int. Bl. v. J. 1764, S. 11, verlieren sich die schwarzen Korn=Würmer in sehr kurzer Zeit, wenn man von dem blau blühenden Isopp oder auch so genannten guten Eisenkraut eine Handvoll hin und wieder in das Getreide steckt, auch etwas davon <44, 885> auf dem Boden streuet; und wenn die Würmer gleich zuweilen im Hause sich sehen lassen, kommen doch keine auf den Boden, wo das Getreide mit diesem Kraute besteckt ist.

Bradley räth, die Blätter des Glaskrautes, Parietaria offic. in die Korn=Haufen zu stecken.

Von dem Nutzen der Zwiebeln zur Anlockung der Korn=Würmer, findet man im 52 St. des Wittenb. Wochenbl. v. J. 1771, S. 433, f. folgende Bemerkung.

„Ein Ungefähr bringt mich auf die Spur, die Korn=Würmer auf eine ganz kurze Art los zu werden. Zu Anfange des Oct. waren in der einen Ecke meines Korn=Bodens einige Metzen Zwiebeln hingeschüttet worden. Im Nov. wurden die Zwiebeln herab gehohlt, um sie an einen Freund in der Nachbarschaft zu versenden. Hier hatten sich unter den Zwiebeln beynahe 1/2 Metze Korn=Würmer zusammen gelegt. Ich erschrack über der Menge, da ich den ganzen Sommer keine auf dem Boden verspürt hatte. Die Würmer schienen wie todt zu seyn, und ich hatte sie in einem Topfe in die Küche hingesetzt, um sie in die warme Stube zu nehmen, und zu sehen, ob sie, wie ich nicht zweifle, wieder aufleben, würden. Kaum war ich auf den Hof gegangen, als schon die Magd siedend Wasser darauf gegossen, Kleye darunter gemenget, und den Ferkeln gegeben hatte. Ich bin der Meinung, daß der Geruch und die starke Ausdunstung der Zwiebeln den Korn=Würmern eine angenehme Witterung sey, und sie schon von weitem anlocke.”

Man hat auch bemerkt, daß der Rübe=Same die Korn=Würmer sehr herbey locke. Der besondere Geschmack, den sie hieran finden, bewegt sie, das Korn selbst zu verlassen, und dann berauschen sie sich so stark in dem sanften und öhligen Safte dieses Samens, daß sie endlich davon umkommen.

Vom Waid, sagt Schreber, hat man bemerkt, daß derselbe den Korn=Würmern zuwieder sey, indem auf solchen Korn=Böden, wo Waid aufgeschüttet wor<44, 886>den ist, diese schlimme Gäste, welche zuvor häufig daselbst vorhanden gewesen, gänzlich gewichen sind. An manchen Orten bestreuet man die Korn=Haufen mit Büchen= oder anderer Holz=Asche, (nur nicht von Rüstern,) und schaufelt hernach das Korn wohl um, damit sie sich recht damit vermische. Dieses Mittel ist auch in großen Magazinen angewendet worden, und soll von gutem Erfolge gewesen seyn.

Nach No. 39 des leipz. Int. Bl. v. J. 1764, S. 339, nehme man ein Viertel, oder so viel man wegen eines Jeden ökonomischen Umstände haben kann, frisch gepflückten Hopfen, schütte denselben auf den Korn=Boden, und lasse ihn daselbst so lange liegen, bis er ausgetrocknet ist; man kehre alsdann den Boden wieder rein ab, und schütte das Korn darauf, so wird man niemahls etwas von dergleichen schädlichen Würmern spüren. Sollten sich selbige durch fremdes Getreide wieder eingefunden haben, so wiederhohle man besagtes Mittel noch einmahl. Man hat befunden, daß, wofern nicht andere Umstände wegen fremden Kornes dazu kommen, auf solchen Boden sich niemahls dergleichen Ungeziefer erhalten kann, sondern der durchdringende Geruch des Hopfens vertreibt sie, dem Korne unbeschadet, sogleich. Man hat auch dieses Mittel deswegen allen andern vorgezogen, weil man wenig Kosten und wenig Mühe darauf wenden, und auch wegen des Ekelhaften verschiedener Mittel, bey diesem ausser allen Sorgen seyn darf, ja, weil man das Mittel selbst, nähmlich den Hopfen, ohne den geringsten Abgang zu anderweitigem Endzweck, nach wie zuvor, anwenden kann.

In No. 2 des leipz. Int. Bl. v. J. 1765, S. 15, zeigt ein Ungenannter an: „Die Korn=Würmer mit Hopfen zu vertreiben, habe ich versucht. Ich habe ganze Säcke voll auf den Boden von einem Orte zum andern <44, 887> bringen lassen, aber ohne Nutzen. Sie krochen an den Säcken selbst getrost herum.”

Hierauf wurde in No. 7 dess. v. e. d. J. S. 53, erwiedert: Nach dem 2ten St. des Int. Bl. v. diesem J. ist das vorgeschlagene Mittel wider die Korn=Würmer nicht recht verstanden worden. Es soll frisch gepflückter Hopfen dawider gebraucht werden; auch soll er auf die Ober=Fläche des Bodens gestreuet und ausgebreitet werden. Ist der Boden groß, so versteht es sich von selbst, daß man auch nach Beschaffenheit desselben eine große Menge Hopfen haben müsse.”

Hr. Superint. Schröter vermuthet, daß auch Graupen hierzu dienlich seyn dürften.

„Ich sahe vor kurzer Zeit ein sehr artiges Schauspiel auf meinem ehemahligen Filial Rettewitz, und vielleicht daß ich hier ein sehr leichtes Mittel zur Vertilgung der Korn=Würmer entdeckt habe. Ich verlangte von einem der dasigen Einwohner einige Korn=Würmer, sie nähen zu untersuchen. Er brachte eine hölzerne Trink=Kanne, in welcher wohl hundert solcher Würmer in ihrem gewöhnlichen Winter=Schlafe lagen, und versicherte mich, daß er sie nirgends häufiger finde, als in den Gefäßen, in welchen er Gersten=Graupen aufbewahre. Man setze also zu Anfange des Herbstes auf seinen Böden allenthalben Gefäße hin, und bedecke ihren Boden mit Graupen; man erwähle sonderlich alte gebrauchte Töpfe, die vom Feuer aussen rauch geworden sind, inwendig aber ihre Glätte haben. Diese werden die Korn=Würmer sich zu ihrem Schlaf=Zimmer erwählen, und gegen die Weihnacht Zeit trage man sie vom Boden herab, und tödte sie mit siedendem Wasser. Gesetzt, man müßte dieses einige Jahre wiederhohlen, es wäre Lohn genug, wenn man nur einst die Hoffnung hätte, die Vertilgung dieses Insects zu sehen. Das wäre zugleich ein bequemes Mittel für die Frucht=Häuser.”

Abhandlungen über verschiedene Gegenstände der Naturgeschichte, von Jo. Sam. Schröter, 1 Th. (Halle, 1776, gr. 8. S. 244.

Man bedient sich auch der Ameisen, zur Vertilgung der Korn=Würmer. Nach dem 27 St. der hannov. nützl. Samml. v. J. 1755, lässet man in einem Sacke <44, 888> eine gute Quantität Ameisen hohlen, wie man sie im Haufen findet, mit oder ohne Eyer, mehr oder weniger, als ungefähr ein Par Metzen voll, nach dem die Böden groß und weitläuftig, und der Korn=Haufen viel, auch der Wurm häufig, oder nur einzeln da ist, schüttet sie beyseit auf den Boden an Oerter, wo man eben nicht nöthig hat hin zu treten, so greifen diese die Korn=Würmer an, und suchen sie überall, so gar in den Korn=Haufen, auf, bis alle getilget sind. Es müssen hierzu die großen Holz=Ameisen genommen werden, als welche stärker zum Angriff sind, hurtiger fertig werden, und sodann sich alle wieder verlieren, weil sie in Gebäuden zu leben nicht gewohnt sind, auch ihre Nahrung nicht finden, dahingegen die kleinen sich leicht in die Wohngebäude ziehen können, wo sie zu ihrem Unterhalt mancherley antreffen und sich einnisten würden.

Auf die an den Verf. dieses Aufsatzes ergangene Bitte: noch anzuzeigen, ob durch dieses Mittel sowohl die schwarzen als weißen Würmer vertrieben werden, und in welchem Monathe man die Ameisen aufschütten solle, um dieses geringe Mittel mit Nutzen gegen so schädliche Würmer anzuwenden? erfolgte im 71 St. ders. v. e. d. J. folgende Antwort:

„Die Ameisen können sowohl wider den weißen, als schwarzen Korn=Wurm gebraucht werden; es ist auch kein Unterschied unter den Monathen. Im Winter möchte etwa ihre Retirade, zumahl zur Schnee=Zeit, schwerer werden, auch ihre Activität nicht so groß seyn; aber in solchen Monathen pflegt auch selten der Wurm auf den Böden zu seyn. Referent hat selber gesehen, daß auch nur die kleinen Ameisen große Raupen angreifen, und ihrer 2 bis 3 die Raupe so lange harceliren, bis sie ihrer mächtig werden. Wenn man eine lebendige Schlange in den Ameisen=Haufen wirft, so geschieht die Attaque mit solcher Vehemenz, daß die Schlange laut schreyet, und nicht davon kommt, welches sich gleichfalls auf die Erfahrung gründet. So ist der Ameisen Begierde nach Fleisch auch daraus bekannt, daß man einen Cadaver im Ameis=Haufen kann skelettiren lassen. Aus welchem allen sich leicht er<44, 889>achten lässet, wie sie mit dem kleinen Kornwurm haushalten, sonderlich mit dem weißen. Es müssen auch eben nicht die ganz großen, 3/4 Zoll langen Ameisen seyn, sondern die mittlere Art, welche hierin vorzuziehen, weil die gar großen nicht das Getreide durchkriechen können.”

Nach No. 1 des leipz. Int. Bl. v. J. 1775, S. 7, hat ein Landmann bey Geneve sich, seit 4 bis 5 Jahren, von den Korn=Würmern in seinen Scheunen befreyet. Er ließ um Johannis, wenn die Scheunen ledig sind, in jeder 5 bis 6 Säcke voll Ameisen=Haufen hin und wieder auf dem Boden ausschütten. Die Ameisen liefen überall auf die Korn=Würmer los, und liessen nicht nach, bis sie selbige verzehrt und gänzlich ausgerottet hatten. 4 oder 5 Tage darnach waren alle Korn=Würmer aus den Scheunen weg; er ließ den Unrath der Ameisen=Haufen wieder zusammen fegen, und anderwärts hinbringen; die Ameisen verliefen sich, und die Korn=Würmer waren vertilget.

Nach der Anweisung im 23 St. des hannov. Magaz. v. J. 1782, bringe man auf den Boden, wo das vom Wurme angesteckte Korn liegt, einen Ameisen=Haufen mit der Erde, so wie man sie in Gehölzen, zumahl Tannen=Holzungen, findet. Binnen wenig Tagen rotten diese Ameisen jene ungebetene Gäste gänzlich aus. Sollten deren sehr viele gewesen, und es daher nöthig seyn, die Ameisen etwas länger zusammen zu behalten, so besprenge man das Erdreich des Haufens, der irgend in einem Winkel des Bodens seinen Platz finden kann, etwa all um den andern Tag mit Wasser, denn sonst verlaufen sich die Ameisen, und kommen vor der Zeit um.

Da die Ameisen nur etliche Tage auf dem Boden aushalten, so muß man, nach Hrn. Germershausen Rathe, im 52 St. des wittenb. Wochenbl. v. J. 1771, S. 433, so lange neue Colonien anlegen, bis keine Würmer mehr zu spüren sind. Auch wäre noch zu versuchen, ob die Ameisen nicht beyzubehalten wären, wenn man ihnen auf den Boden etwas Honig, mit Wasser verdünnt, hinstellete, da sie, bekannter Maßen, dem Honige sehr nachgehen.

Dieses Mittel verwirft Hr. v. Düsburg, in Curland, in einem Schreiben an Hrn. D. Pauli in Hamburg, v. 29 Nov. 1771. Er sagt: „Ich habe zeither so manche <44, 890> Abhandlungen vom Getreide in den hamburg. Adreß=Nachrichten gelesen; keine ist mir aber so besonders vorgekommen, als die dreiste Anweisung eines Mannes, den Wurm durch Ameisen aus dem Korne zu schaffen. Demselben muß unbekannt seyn, daß sowohl dieses Geschmeiß wieder schwer aus einem Hause zu bringen, als auch, daß das Getreide davon einen widrigen Geschmack erlangen und auch den Menschen ungesund seyn würde, da selbige alles, wo sie hinkommen, sehr benetzen, oder, deutlich zu sagen, mit ihrem scharfen Urin befeuchten, so, daß in langer Zeit der Geruch, noch länger aber der Geschmack davon bleibt. Wenn der Erfinder des Arcans hieran zweifeln sollte, so mag er nur eine Minute lang seine Hand in einen Ameisen=Haufen stecken, alsdann wird ihn Stank und Nässe von dieser Wahrheit genug überzeugen”.

Der Verf. der 1752 zu Paris in 12. heraus gekommenen Schrift: L' Abondance, ou la veritable pierre philosophale, versichert, daß sich unter den Bienen=Stöcken Eyer und Mist befänden, woraus durch die Sonnen=Wärme gewisse Fliegen gebracht würden, die alle Korn=Würmer vertilgten, wenn man sie auf die Korn=Böden, wo sie gar keinen Schaden thun, einmahl hingetragen habe.

In großen Korn=Häusern hat man gewisse blecherne Rinnen, die ungefähr 3 bis 4 F. lang sind, und sowohl an den Seiten, als auch an beyden Enden einen einwärts gebogenen rundlichen Rand haben. Diese werden, wenn sich in dem vorräthigen Korne Würmer äussern, eben so, wie oben von dem Kessel gesagt worden ist, in dasselbe eingegraben, da denn, bey dem öfters wiederhohlten Wenden des Getreides, dieses Ungeziefer in dieselben häufig einläuft. Die zur Aufsicht über solche Korn=Häuser bestellte Leute sehen diese Rinnen täglich nach, und schütten die darin befindlichen Würmer in eine bey sich habende blecherne Kanne, welche ebenfalls so gemacht ist, daß die Würmer nicht wieder heraus kriechen können. Weil aber die Rinnen, <44, 891> wenn der Korn=Wurm bequem einlaufen soll, etwas tiefer, als die oberste Fläche des Korn=Haufens zu liegen kommen muß, folglich in dieselben auch manche gute und brauchbare Körner mit hinein fallen, so werden die in der Kanne gesammelten Würmer nicht eher verbrannt oder weggeschüttet, als bis vorher die damit vermischten Körner ausgesiebet worden sind. Es ist ganz begreiflich, daß man durch dieses Mittel, wenn man damit mit der gehörigen Aufmerksamkeit und ohne Unterlaß fortfährt, die Menge dieses Geschmeißes gar sehr verringern, und den zu befürchtenden Schaden weit erträglicher machen könne; weshalb man sich auch auf den großen Magazinen, wo man fast durchgehends dergleichen Rinnen antrifft, und das Getreide bey warmer Witterung immer um den andern Tag gewendet wird, aus dieser Plage wenig macht. Doch ist hierbey noch dieses zu beobachten, daß die Rinnen nicht im Lichten, sondern an solchen Orten, wo das Getreide im Finstern liegt, eingegraben werden müssen. Und auch dieses ist ganz natürlich, indem die Würmer, wenn sie durch das Umrühren des Getreides gestöret werden, ihre Zuflucht nothwendig zu solchen Plätzen nehmen, we sie am meisten verborgen zu seyn glauben.

Im 1 Theil des Spectacle de la Nature, wird der Rath ertheilt: man solle dem das Korn fressenden Gewürme den Krieg ankündigen, und zu solchem Ende auf die Korn=Haufen Hühner gehen lassen, welche, vermöge eines Natur=Triebes, das Gewürme verzehren, das Korn aber liegen lassen würden. Der Rath des Hrn. Plüche ist vortrefflich, wenn die Hühner die unsrigen sind, das Korn aber Andern zugehört. Die Erfahrung beweiset, daß die Hühner Gewürme und Korn ohne Unterschied fressen; und man kann versichern, daß sie sehr gut aufräumen werden, wenn man ihnen den Willen lässet.

<44, 892>

Den Hrn. Abt mit seinem Rathe beschämt ein Mühlen=Meister mit demjenigen, welchen er im 51 St. des leipz. Int. Bl. v. J. 1780, S. 431, f. ertheilt. „Wenn man mit dem Ungeziefer der Korn=Würmer allzu sehr überhäuft ist, wäre mein Rath, man räumte einmahl das Gebäude die heißesten Sommer=Monathe hindurch, als den Jun. Jul. und Aug., gänzlich vom Getreide, (ein halbes Jahr würde sicherer seyn, allein auch der vorbestimmte Zeitraum kann, meines Erachtens, den erforderlichen Nutzen zeigen;) ist dieses geschehen, so halte man in der vorgenannten Zeit, nach der Größe des Gebäudes, 1 oder 2 Glucken mit jungen Hühnern, und lasse selbige mit ihrem jungen Heere frey auf dem Boden herum gehen, so wird man mit Verwunderung sehen, wie diese Hühner die Korn=Würmer von allen Orten und Enden zusammen suchen, solche begierig auffangen, und mit dem größten Appetit verzehren. Ehe man aber diese Gefieder auf den Boden bringen läßt, so lasse man nur etwa eine halbe Handvoll Würmer aus den angefressenen Körnern heraus sieben, und der alten Henne mit ihren Küchlein ein oder zwey Mahl vorwerfen, damit sie selbige kennen und schmecken lernen. Verfährt man also, so werden die Böden gewiß so rein als möglich werden. In Klinsen und Ritzen der Sparren und Balken können die Korn=Würmer sich nicht immerfort aufhalten, sondern Wärme und Hunger treiben sie heraus, und werden sodann von dem Gefieder aufgezehrt. Sollten ja aber einige entrinnen, so wird sichs mit selbigen eben so zeigen, als man bey der besten Vertilgungs=Methode der Ratzen und Mäuse bemerkt, welche, so ihnen auf alle mögliche Art, bald durch Katzen, bald durch Fallen, bald durch aufgesetzten Gift, bald durch Verschmierung ihrer gemachten Löcher, (in welche man bisweilen vorher kochendes Wasser gießt) und Läufte oder Gänge nachgestellt wird, sich in kurzer Zeit verlieren, und solche Oerter zu ih<44, 893>rem Aufenthalte suchen, wo sie nicht gestöret, sondern in ihrem ruhigen Besitz gelassen werden.

Nach Anzeige des 20 St. der oekon. Nachr. der patr. Ges. in Schles. a. d. J. 1773, S. 160, will man auch mit dem besten Erfolge einen angesteckten Boden dadurch gereiniget haben, daß man hin und wieder in die Getreide=Haufen kleine glatt polierte blecherne Muldchen, und zwar dergestalt, daß die Sonne durch die Fenster auf sie ihre Strahlen werfen konnte, gesetzt hat. Die Würmer, gewohnt, oberwärts im Getreide sich aufzuhalten, werden von dem Glanze und der Wärme der Gefäße herbey gelockt, kriechen in die Mulden, und können ihrer Glätte wegen nicht wieder heraus kommen. Die Wännchen werden des Tages einige Mahl über Wasser ausgeschüttet, und in kurzer Zeit wird das Getreide=Magazin von den Würmern befreyet.

Die Korn=Würmer haben es mit den Bohr=Käfern (Ptinus) gemein, daß sie sich gern in enge Röhren und Behältnisse ziehen. Gräbt man in den Korn=Haufen einige Bouteillen mit engen Hälsen, daß sie mit der Oeffnung und der Fläche des Kornes gleich stehen, so wird man sie in weniger Zeit voll haben, und auf diese Art viele Würmer vertilgen können.

Die Korn=Würmer sollen sich auch durch öfteres Pochen und Klopfen auf dem Boden verlieren. Da schon durch Erfahrung erwiesen ist, daß dergleichen Lärm den brütenden Gänsen und Hühnern die Eyer betäubt und ertödtet, so mag vielleicht dasselbe einerley Wirkung auf die Eyer der Korn=Würmer haben.

Auf die in No. 7 des leipz. Int. Bl. v. J. 1780, S. 7, f. befindliche Anfrage: Ob durch öfteres Pochen und Schlagen sich die Korn=Würmer verlieren, und an ihrer Fortzeugung gehindert werden? und da sich dergleichen Lärm vorzüglich in Mühlen zeigt, was die Müller davon halten? antwortet ein Mühlen=Meister in No. 51 dess. v. e. d. J., S. 431, Folgendes.

<44, 894>

„Mühlen=Werkstätte sind öffentliche Gebäude, wo fast täglich Getreide ein= und die Producte desselben ausgeführet werden; sowohl Getreide mit, als ohne Würmer, wird zum Vermahlen dahin gebracht. Um und bey den Mahl=Gängen können diese Gäste keine bleibende Stätte finden, theils weil das Getreide kurze Zeit daselbst bleibt, und fort und fort frische Posten gebracht werden, theils weil die nur genannten Oerter nicht warm und der Natur der Würmer angemessen, sondern kühl und luftig sind; (welche Kühlung sowohl von ihrer Lage, als auch durch die schnell umlaufenden Steine, Räder und Getriebe erzeuget wird.) Befindet sich aber Getreide auf den Böden der Mühlen aufgeschüttet, so wird dieses Ungeziefer solche so wenig als andere Gebäude verschonen; nur dann lässet sich ein Unterschied ihrer schädlichen Beschäftigung bemerken, wenn sich Böden finden, welche dem Mühlenwerke, besonders Oehl=Mühlen, sehr nahe liegen, wo die Korn=Würmer, wegen der starken immerwährenden Bebung nicht mit solcher Kraft, als an andern Orten, ihre Arbeit betreiben; denn daselbst zeigt sichs fast, als mit einem in die Erde gesetzten Baume, soll dieser gehörig Wurzel fassen, so muß er an einen Pfahl angebunden seyn, daß er vom Winde nicht hin und her beweget werde; eben so ist es beynahe mit den Körnern, welche der Wurm aushöhlen will. Werden diese durch eine immerwährende Bebung erschüttert, so ist der Wurm dadurch an seiner schädlichen Verrichtung sowohl, als auch vielleicht an der Fortpflanzung seines Geschlechts, unstreitig merklich verhindert, und halte ich dafür, daß dieses nicht sowohl von der Betäubung, als vielmehr von der beständigen Erschütterung und Bebung herzuleiten ist. Eine solche Bewegung würde auf Wind=Mühlen, weil deren Grundfesten nicht so stark, als an Wassermühlen=Werkstätten sind, sicher größer seyn, wenn zu der Zeit, da diese Thiere wüten, nicht die wenigsten und schwächsten Winde weheten.”

Da der Korn=Wurm sich in den Mahl=Mühlen nicht gern aufhält, und wenn er auch mit Früchten dahin gebracht wird, sich sogleich wieder entfernt: so ist es daher, nach dem 10ten St. des hannov. Magaz. v. J. 1782, Col. 159, f. wohl möglich, daß durch folgendes Mittel derselbe auf die kürzeste Art und ohne <44, 895> große Kosten von einem Frucht=Speicher vertilget werden könne. Man bringe auf einen von diesem Wurme angesteckten Korn=Speicher eine Hand=Windmühle, womit der Land=Mann seine Frucht, wenn sie gedroschen ist, zu säubern pflegt, und lasse die Scheibe Korn, welche mit dem Wippel behaftet ist, durch dieselbe laufen. Wenn dieses in den heißen Sommer=Tagen etliche Mahl wiederhohlt wird, so ist nicht zu zweifeln, daß dieses Ungeziefer sich völlig verlieren sollte. Auf diese Art hätte man auch den Vortheil, daß die Frucht, wie es ohnehin in heißen Sommer=Tagen nöthig ist, gewendet würde.

Hr. Präsid. v. Benekendorf *

*
In der Einleitung zu einer vernünftigen Sparsamkeit in allen Theilen der Landwirthsch. (Bresl. und L. 1764, 4.) S. 211, f. und im 1 Th. der berliner Beytr. zur Landwirthschaftswiss. (Berl. 1774, gr. 8.) S. 124, f.

versichert, bey seinen vieljährigen wirthschaftlichen Erfahrungen zwey Wege entdeckt zu haben, auf welchen man dieser Plage auf eine sichere Art entlediget werden kann. Erstlich: Man lasse den mit diesem Ungeziefer angesteckten Schütt=Boden ein Jahr hindurch von Getreide leer, und packe ihn gegen den Winter voll Heu. Die alten Korn=Würmer endigen, wie alle Insecten ihrer Art, nachdem sie ihre Brut gesetzt, und auf solche Weise für ihre Nachkommenschaft gesorgt haben, ihr Leben. Die neue Brut findet auf dem ledigen Boden keine andere Nahrung, als das Heu, worein sie sich verkriechen. Wenn man nun das Heu nach und nach verfüttert, so wird dadurch die größte Menge derselben vertilget; die übrigen zurückbleibenden aber müssen, wegen Mangel der Nahrung, vergehen, ohne sich weiter fortpflanzen zu können, weil ihre Zeit dazu noch nicht gekommen ist. Auf solche Art wird der Boden mit einmahl davon gereinigt, da hingegen alle andere bisher bekannt gemachte Mittel weiter keine Wirkung haben, <44, 896> als dieses Ungeziefer nur auf eine Zeitlang zu vertreiben.

Das Mittel, die Böden oder Gebäude, in denen der Wurm im Korne ist, mit Heu zu belegen, und dasselbe 1/2 Jahr liegen zu lassen, dabey aber das Gebäude gänzlich von Korn, Mehl, Malz und Schrot leer zu machen, hat, nach dem 64 St. des hannov. Magaz v. J. 1768, Stemme in Laatzum, 2 Mahl in 30 Jahren versucht, und bewährt befunden.

Nach No. 13 des leipz. Int. Bl. v. J. 1784, S. 99, wurde ein Land=Wirth von den Korn=Würmern geplagt, und nahm seine Zuflucht zu diesem Mittel. Er legte sein Heu auf den Korn=Boden, und die junge Brut hatte auch wirklich bey ihrer künftigen Verwandlung nicht, wie sonst gewöhnlich, die Ritzen und Spalten der Schindeln und des Fußbodens, sondern die hohl liegenden Heu Halme gewählt, mit welchen sie zugleich verfüttert wurden. Ob nicht vielleicht auch ein großer Theil dieser Würmer, vor ihrer Verwandlung, von dem Heu=Dunste, der schon für unsere Nerven so viel Auffallendes und Einschläferndes hat, getödtet worden sey, war nicht mit Gewißheit zu bestimmen.

Das zweyte von Hrn. v. Benekendorf durch wiederhohlte Erfahrungen bewährt befundene Mittel setzt ebenfalls voraus, daß das angesteckte Getreide=Behältniß Jahr und Tag unbeschüttet gelassen, und im Herbste mit dem Blätter=Tobacke, wozu dergleichen Böden ohnedieß sehr bequem und brauchbar sind, behangen werden müsse. Der starke und durchdringende Geruch der frischen Tobacksblätter ist ihnen dermaßen zuwieder, daß sie einen solchen Aufenthalt freywillig verlassen; wiewohl vielleicht auch der gänzliche Mangel der Nahrung eben so, wie bey vorgedachtem Mittel, die vornehmste Ursache ihrer Vertilgung ist.

Nach dem Berichte des 86 St. der gel. Beytr. zu den braunschw. Anz. v. J. 1768, Col. 703, ließ jemand die Wände seiner Korn=Böden, und dadurch zugleich die Wurm=Nester und Samen abkehren und abkratzen, beschüttete in der Hopfen=Aernde den Boden einmahl mit <44, 897> grünem Hopfen zum Trocknen, und hing an der Boden=Decke und den Seiten=Wänden seine geärndete Tobacks=Blätter gleichfalls zum Trocknen auf; und solchergestalt wurde sein schwarzer Korn=Wurm vertilget.

Nach No. 44 des leipz. Int. Bl. v. J. 1781, S. 384, hatte ein guter Wirth, auf seinem Boden sowohl mit den Korn=Würmern, als auch mit den Motten, seine Noth und vielen Schaden. Seit 3 Jahren hängen aber auf diesem: Boden auch Tobacks=Blätter, und seit der Zeit hält sich sein Getreide ohne Wurmfraß, und sein Pelzwerk ohne Motten, recht gut.

Das 37 St. des hannov. Magaz. v. J. 1782, Col. 591, hat folgende oekonomische Chicane, als Beytrag zu den Mitteln wieder den Korn=Wurm. „Wenn der Korn=Wurm im Frühjahr bey dem Eintritt warmer Tage hervor zu kriechen beginnet, so müssen die inficirten Korn=Böden zeitig vorher von Früchten geleeret, und dagegen mit sehr kurzem, doch von starkhalmigem Stroh geschnittenen Häckerling, 2 bis 3 Z. hoch, bedecket, und dieser täglich 2 Mahl, nachdem er vorher genässet, und darauf mit verhältnißmäßigem Haber vermenget worden, den Pferden, denen es unschädlich ist, zum Futter gegeben werden. Wer nicht so viel Pferde hält, als die tägliche Consumtion des Häckerlings erfordert, der kann ihn verbrennen, oder auf eine andere Art vernichten. Durch diesen Betrug wird der Korn=Wurm, der in die Höhlungen und Röhrchen des Häckerlings, seine Nahrung zu suchen, kriecht, überraschet, und, wo nicht im ersten, doch gewiß, bey dessen Wiederhohlung, im zweyten Jahre, vertilget, welches ich aus einem sehr erfahrnen Fall, wo gar kein Mittel anschlagen wollte, zuverlässig bezeugen kann.”

Nach Sprenger' s Anweisung, im Landwirthschafts=Kalender, a. d. J. 1770, S. 62, vertreibt man die Korn=Würmer, wenn man die angesteckte Frucht wegschaffet, und entweder 1 bis 2 Jahr Heu auf den Boden legt, oder 14 Tage lang frisch gebrannten <44, 898> Kalk auf den Boden siebet, und mit einem alten Besen zwischen den Fugen und Ritzen derb einkehrt, alles übrige Holzwerk mit eingemachtem Kalk 2 Mahl überstreicht, die Ritzen mit Haar=Kalk ausstreicht, und alle Wände mit eingemachtem Kalk glatt übergeht, endlich mit einer Lauge, da alter Stockfisch 3 Wochen im Regen=Wasser eingeweicht gewesen, übergießt, und den Gestank zu vertreiben, etliche Wochen lang die Fenster öffnet, und mit Wachholderbeeren ausräuchert.

Ich komme nun auf die Mittel, welche Dühamel zur Vertilgung des schwarzen Korn=Wurmes angegeben, und auf die Versuche, welche er, in dieser Absicht, angestellt hat. Wenn man mit der Hand in einen Getreide=Haufen fährt, so kann man es an dessen Wärme leicht merken, daß viele Korn=Würmer darin sind, die gemeiniglich auf einem Flecke beysammen liegen; und diejenigen Oerter, wo sie am zahlreichsten sind, fühlen sich viel wärmer an, als andere. Diese Bemerkung brachte Hrn. Dühamel gleich auf die Gedanken, es sey vermuthlich zu Ausbrütung ihrer Eyer eine beträchtliche Hitze nöthig; in solchem Falle würden sie auch in seinem Luft=Behältnisse, wenn sie sich auch beym Leben erhielten, doch nicht im Stande seyn aus den Eyern zu kriechen. Um davon eine Gewißheit zu haben, that er etliche Korn=Würmer nebst Weitzen, der nicht in der Stube getrocknet war, im May 1751, in eines seiner Getreide=Behältnisse. Es wurde ihm von Zeit zu Zeit mit dem Blase=Balge Luft gegeben, und da er es im Aug. 1752 öffnete, fand er keinen davon. Eben dieses that er mit Weitzen, der in der Stube getrocknet war; und als das Behältniß 1 1/2 bis 2 Jahr darnach geöffnet wurde, ließ sich kein Wurm sehen. Er that ferner einige Würmer in ein Luft=Behältniß, in welches Weitzen vom J. 1754 geschüttet worden war, der nicht in der Stuben=Wärme gelegen <44, 899> hatte. Dieses Getreide wurde im May 1756 heraus genommen, und gab ihm Gelegenheit nachzuforschen, ob die Würmer sich vermehrt hätten. Dem Ansehen nach waren ihrer eben so viel, als er hinein gelegt hatte. Noch eine Ursache, warum er nicht glaubte, daß sie sich vermehrt hätten, war diese, daß dieses Getreide nicht warm war, wie man wohl weiß, daß es ist, wenn Würmer darin wachsen, sondern es war so kühl, daß ein Bauer=Kerl, der zu dieser Arbeit genommen war, mit bloßen Füßen fast nicht darin aushalten konnte.

Im Jahr 1755 hatte Don Eduard Provenchere, Karthäuser=Procurator von Liget bey Loches, in der Landschaft Touraine, die Absicht, wegen der Erhaltung des Getreides einige Versuche anzustellen. In dieser Absicht nahm er einen großen Kasten, und machte ein wenig über dem gewöhnlichen Boden noch einen andern von Gitter werk mit Leinwand überzogen. Dieser Kasten wurde mit Weitzen, der im J. 1754 gewonnen war, angefüllt, und betrug 1080 Pfund an Gewicht. Er legte daran einen Blase=Balg von mittlerer Größe, der so gestellt war, daß sich leicht damit arbeiten ließ. Fast mitten in das Getreide that er so viele Würmer, daß sie an Gewicht 6 Quent betrugen, welches in Proportion des Getreides sehr viel war. Der Blase=Balg arbeitete wöchentlich 1 Stunde. Im Anfange des Sept. 1756, wurde diese Arbeit eine Zeitlang verabsäumt, und daher fing das Getreide an, warm zu werden. Es ward aber nach dem Gebrauche des Blase=Balges bald wieder kühl. Am 15 Oct. wurde das Getreide aus dem Kasten heraus genommen. Es hatte sich darin recht gut gehalten, und es fanden sich nicht über 20 Würmer darin. Don Eduard sagt, er habe dieses Ungeziefer aus den Luftlöchern heraus kommen gesehen, so oft mit den Bälgen geblasen worden wäre. An etlichen Orten wurde er gewahr, daß verschiedene Körner an Fäden beysammen hingen. Vermuthlich <44, 900> war dieses durch die Motten geschehen, die in seinem Weitzen waren, den er nicht hatte in einer Stube abtrocknen lassen. Sie waren vielleicht nicht sogleich gestorben, und hatten also Zeit gehabt, ihr Gewebe zu spinnen. Don Eduard füllte noch einen Kasten mit 900 Pfund Gerste, ohne sie am Feuer abzutrocknen, und that 6 Quent Würmer hinein. Ungeachtet der Blase=Balg bey diesem Behältnisse so gut, als in jenem, welches Weitzen enthielt, gebraucht worden war, nähmlich wöchentlich 1 Stunde lang, so erhitzte sich doch dieses Getreide gar sehr. Der Blase=Balg konnte es nicht kühl machen, und die Würmer vermehrten sich darin entsetzlich.

Da die Korn=Würmer in Dühamels Behältniß, welches er oft hatte lüften lassen, sich zwar wenig gemehrt hatten, aber doch nicht gänzlich vertilget worden waren, war er darauf bedacht, das Getreide mit Schwefel=Dampf zu räuchern, doch nicht auf die gemeine Weise, da man den Schwefel in den Vorraths=Häusern ansteckt und brennen lässet. Denn dieser leichte Dampfsteigt von der Erde hinauf, und die im Getreide vorhandenen Insecten empfinden davon nichts. Vielleicht würde dieses Räuchern mehr nützen, wenn man das Korn vorher tüchtig umschlüge, weil alsdann viele Würmer längst den Wänden, von unten an herum kriechen. Um aber die im Getreide zurück gebliebenen Insecten zu tödten, ließ er, wie PfeiliconFig. 2607 zeigt, Gefäße A machen, die mit ihrem Gitter=Boden auf Oefen B gestellet wurden, worin Schwefel=Fäden gebrannt und zur Oeffnung C hinein gesteckt wurden, dessen feiner und leichter Dampf das Korn in den Gefäßen überall durchdrang. Man fand eine Menge Würmer getödtet; und da der Gährung nichts so sehr als der Schwefel=Dampf wiedersteht, so glaubte Dühamel, daß sich davon das Getreide leichter erhalten würde. Allein dieser Dampf gibt dem Getreide eine <44, 901> blaß weiße Farbe, fast so, als wenn es angefeuchtet, und hernach durch Kunst getrocknet wäre, welches die Käufer nicht gern haben. Das Schlimmste aber ist, daß es hierdurch einen unangenehmen Geruch bekommt, der niemahls vergeht. Und ob dieser gleich in dem Brode nicht mehr zu spüren ist, so ist er doch im Verkauf allemahl ein Hinderniß. Und da endlich der Schwefel=Dampf die Gährung hindert, so geht der Teig von dem Mehle dieses geschwefelten Kornes schwer auf. Diese verschiedene Ursachen veranlasseten Hrn Dühamel, von dem Gebrauche des Räucherns abzustehen. Er hatte erfahren, daß ein Getreide durch 95 und 100 reaum. Grad Hitze nicht war verdorben worden, und noch gutes Brod gegeben hatte. Hiernächst hatte er mitten in seinen Darr=Ofen Hühner=Eyer und lebendige Korn=Würmer gelegt. Als die Hitze auf 75 Grad gekommen war, fand er die Eyer schon hart, und die Korn=Würmer gestorben. Da indessen alle Theile der Darre nicht gleich heiß werden, und die Insecten in der Mitte der Röhre keinen so großen Grad der Hitze bekommen, als diejenigen, welche von der dicken Korn=Schicht nicht bedeckt sind, so glaubt er, daß zum Tödten dieser Insecten die Hitze der Darre bis auf 85 oder 90 Grad verstärket werden müsse. Hiervon wird im Art. Pfeil-IconKorn=Darre ein Mehreres vorkommen.

Zur kurzen Uebersicht der besten Mittel wieder den schwarzen Korn=Wurm, füge ich noch die Gedanken des bereits oben angeführten Hrn. Wilcke hinzu, worin zugleich ein neues Mittel angezeigt wird.

„Die Anstalten gegen diese Ansteckungen bestehen darin: 1. den Wurm selbst in dem Getreide, das schon davon angesteckt ist, zu zerstören; 2. die Magazine von dem Ungeziefer, das sich darein gesetzt hat, zu reinigen.

„Was das erste, die Reinigung des Getreides, betrifft, so haben alle hierzu dienliche und brauchbare <44, 902> Mittel die Absicht, entweder 1. diese Insecten in den Getreide=Haufen selbst umzubringen; oder 2. ihre Haushaltung darin zu zerstören und zu hindern, damit sie davon getrieben werden; wo nicht 3. diese häßliche Gäste von dem noch frischen reinen Getreide abzusondern, und sie gänzlich umzubringen.

„Diese Thiere in der Getreide=Masse selbst zu tödten, scheint wohl das leichteste, und ist vielleicht das allein gebräuchliche, aber nach meinen Gedanken auch das weitläuftigste, unsicherste und schädlichste Mittel. Hitze und Schwefel=Dampf sind die einzigen wahrscheinlichen und wirksamen Mittel, die hierzu angewandt werden können. Die erste, vermittelst dienlicher Trocken=Platten geheitzter Zimmer, u. s. w.; der letztere durch dazu eingerichtete Blase=Bälge und Gefäße, vermittelst deren der Dampf von brennendem Schwefel quer durch die Getreide=Masse getrieben wird, und nach Dühamel' s Versuchen das einzige ist, was diese Thiere tödtet. Aber ausser der Weitläuftigkeit dieses Verfahrens, bleibt auch im Getreide ein unangenchmer Geruch, der es, wo nicht schädlich, doch wiedrig macht. Trockne und Hitze ist gewöhnlicher, möchte auch viel ausrichten, aber dabey ist zu merken: 1. daß die Hitze wenigstens 70 bis 75 Grad übertreffen muß, wenn die lebenden Thiere davon sterben sollen, vielleicht muß sie noch stärker seyn, wenn die Eyer und Larven in den Körnern Empfindung davon haben sollen. 2. Die Wärme macht die völlig ausgewachsenen Thiere lebhaft und munter; sie verbergen sich also theils an dienliche Stellen, theils entfliehen sie und verbreiten sich überall auf Fußböden und an Wände. 3. Diese auch getödtete Thiere, wenn sie sich in Menge finden, bleiben sie damit vermengt, und wenn es gemahlen wird, so kommen alle ihre Klauen, Schnäbel, Schalen, Eyer, Larven und Excremente, mit in das Mehl, welches dadurch eine ganz unreine Speise wird. Sol<44, 903>chergestalt scheint die Menschlichkeit zu verbiethen, daß man nicht, mit geringem Gewinnste des Käufers, auf Kosten der Gesundheit und des Lebens anderer Menschen, diesen an sich selbst kostbaren, und unzulänglichen Weg geht und allein braucht, der doch höchstens dienen kann, die lebendigen Thiere aus einer Getreide=Masse in einen andern Platz zu treiben. Eben das gilt auch von dem andern schon für sich unzulänglichen Mittel. Dühamel versuchte den stärksten Kohlen=Dampf, aber vergebens, auch so die stärkste Terpenthin=Essenz in verschlossenen Kasten; aber die Thiere achteten das nicht, und eben so geht es auch vermuthlich mit vielen andern vorgeschlagenen stark riechenden Sachen.

„Ihre Haushaltung und Fortpflanzung zu hindern und zu stören, ist ein anderes ganz wohl ausgedachtes Mittel. Leeuwenhoek schlägt dazu das gewöhnliche öftere Umrühren des Getreides vor; denn da die Insecten Zeit nöthig haben, das Korn vorzubereiten, ehe sie ihre Eyer hinein legen, so wird ihre Arbeit vergeblich gemacht, wenn sie ihr Korn verlieren, und die Eyer aussen auf die Schale legen müssen, wo der ausgekrochene Wurm aus Mangel der Nahrung vergeht. Dühamel, welcher bemerkte, daß den Thieren Wärme nöthig war, und daß sie von der Kälte starr werden, hat als einen beträchtlichen Vortheil der von ihm erfundenen verschlossenen Behältnisse angegeben, daß die frische kalte Luft, welche mit Blase=Bälgen oft durch das Getreide getrieben wird, dieses Ungeziefer auch hindert und es vertreibt. Allerdings lässet sich auf diese Art etwas mit der Zeit ausrichten; aber, so wenig jemand bloß dieser Würmer wegen ein Korn=Behältniß, welches das Getreide beständig zu durchwehen eingerichtet ist, bauen wird: so wenig wird man auch im Stande seyn, alles Getreide so gleichförmig in Bewegung zu halten, daß kein Insect seine Eyer zu legen <44, 904> im Stande seyn sollte, da überdieß die schon eingelegten Eyer zurück bleiben, und das Thier selbst während der Bewegung irgend in eine leere Schale kriecht. Gleichwohl bleiben Bewegung, Kälte und frische Luft immer Dinge, auf die man zu merken hat.

„Würmer und Schalen von dem guten Getreide abzusondern, möchte doch endlich das einzige sichere, und selbst mit des Besitzers Vortheile am besten übereinstimmende Verfahren seyn. Hierzu ein mühsames Auslesen vorzuschlagen, wäre Thorheit, da die besten Augen nicht ohne genaue Untersuchung die guten Körner absondern können, die doch Eyer oder Larven in sich haben. In Frankreich bediente man sich gewisser dazu eingerichteter, und von Dühamel beschriebener und verbesserter Getreide=Harfen aus feinem ausgespannten Messing=Draht. Man lässet das Getreide darüber laufen, und so werden die ausgekrochenen todten freyen Curculione meist abgesondert. Aber wohin kommen alle in den größten Körnern noch eingeschlossene Larven, und in den ausgehöhlten Körnern versteckte Insecten? die gehen gewiß mit den gesunden Körnern fort; ihre Anzahl wird zwar vermindert, übrigens aber leben sie und befinden sich wohl bis sie sterben; erst nach ihrem Tode sondert die Harfe sie ab. Eben das gilt zum Theil von Worfeln, und Maschinen zum Werfen, obgleich bey angestellten Versuchen sich damit mehr möchte ausrichten lassen.

„Da nun Feuer und Luft sind unzulänglich befunden worden, bleibt nichts übrig als Wasser, diese Getreide=Diebe damit zu überschwemmen. Ich glaube auch eine thunliche Art angeben zu können, wozu mich vorerwähnte Untersuchungen von ungefähr geleitet haben; meines Wissens hat sonst noch niemand sie vorgeschlagen. Wie ich schon bemerkt habe (s. oben, Pfeil-IconS. 831), ist das Thier selbst leichter als Wasser, auch alle Körner sind leichter, die theils schon ausgezehrt und leer sind, theils <44, 905> noch nebst dem Wurm=Mehle Larven und Puppen enthalten. Dieß alles also sinkt nicht so leicht unter, aber die kernvollen frischen Körner fallen zu Boden. Zwar schwimmen auch gute Körner, die sehr trocken und mehlig sind, wenn man sie vorsichtig und gelinde auf das Wasser legt, welches sich bekannter Maßen auch mit einer Näh=Nadel eräugnet; aber einmahl benetzt und eingetaucht, schwimmen sie nicht mehr. Nach des Direct. Ekströms Versuchen, verhält sich die eigene Schwere mittelmäßig trocknen Rockens zu des Wassers seiner, wie 4 zu 3; des Rocken=Kornes zur Schale, wie 2 zu 1. Lässet man also den Rocken von einiger Höhe auf die Oberfläche des Wassers fallen, doch nicht klumpenweise, da die Körner eines das andere niederziehen könnten, sondern zerstreut, daß jedes für sich niederfällt, etwa durch einen Trichter, wie bey Mühlen, so bleibt alles taube, mit Würmern und Unreinigkeit oben auf dem Wasser, die guten Körner fallen zu Boden, welches noch sicherer geschieht, wenn man den Unrath, der obenauf schwimmt, etwa mit einem Stabe rührt. Dieses oben schwimmende muß man doch da nicht lange lassen, damit es von den darauf fallenden schweren Körnern nicht niedergedrückt werde. Man nimmt es also beständig mit einem Siebe weg, oder, welches noch besser ist, man lässet es mit der obern Wasserfläche immer gleichförmig über die Ränder des Gefäßes abfließen, oder durch eine an der Seite angebrachte Rinne ablaufen. Beym Versuche im Großen wird es darauf ankommen, ob es vortheilhafter ist, sich natürlich fließenden Wassers zu bedienen, oder Wasser zu pumpen, und es von oben herunter auf das Absonderungs=Gefäß rinnen zu lassen, oder vermittelst einer Abtheilung im Gefäße, oder, einer niedergehenden Röhre das Wasser von unten hinauf steigen zu lassen, damit solcher Gestalt der aufschwimmende Unrath abgeführt werde. Fängt das Gefäß an voll zu werden, so muß <44, 906> man die gesunkenen guten Körner nicht zu lange weichen lassen, sondern das Wasser stracks abzapfen, und das Getreide darnach ausbreiten und trocknen, so bald und so hart man will und kann. Zugleich muß man zusehen, daß nicht etwas von der unreinen Masse mit fortgehe oder verstreuet werde, sondern auch diese muß gesammelt werden, nicht Vieh oder Hühnern vorgeworfen werden, die davon sterben, sondern in einen feurigen Ofen geworfen, damit ausgekrochenes und unausgekrochenes Ungeziefer am sichersten gehindert werde, ferner anzustecken.

„Nach dem Versuche, den ich mit meinem kleinen Vorrathe angestellt habe, wird sich solcher Gestalt kaum ein einziges Korn mit Würmern darin unter den gesunkenen finden, auch von den gesunden keins oben schwimmen. Hierbey muß man sich doch nicht durch das Ansehen betriegen lassen. Unter den gesunkenen wird man manche finden, da die Insecten Löcher hinein gefressen haben, obgleich der Kern übrigens gesund ist. Von den schwimmenden sieht ein großer Theil gesund aus, nur etwas runzelig; wenn man sie aber erweicht und öffnet, enthalten sie Würmer und Wurm=Mehl. Ginge auch etwa ein Korn mit einem Eye zu Boden, so werden doch gewiß mehr als 90 pro Cent schädliche Thiere abgesondert, und die zurückbleibenden verderben gewiß durch das Durchweichen und Wiedertrocknen, wodurch auch das Getreide schon rein wird. Bloßes Einweichen oder Abspühlen mit Wasser, wenn die ganze Masse unter anderes vermengt ist, erreicht diese Absicht nicht; alles kommt auf die Art an, die Körner einzeln auf eine rinnende Wasser=Fläche fallen zu lassen. Wenn jemand, der solchen wurmvollen Rocken besitzt, den vorgeschlagenen Versuch mit Nachdenken im Großen anstellt, so wird er vielleicht entdecken, was dem Vorschlage noch fehlt.

<44, 907>

„Kürzlich muß ich noch den zweyten Haupt=Punct zu Erreichung der Absicht berühren, nähmlich: die Magazine zu reinigen, und für das Künftige zu versichern. Dieß ist leichter gesagt, als gethan. Unumgänglich nothwendig ist, diese Getreide=Plätze ausleeren; aber daß das gewöhnliche Auskehren hierzu nicht hinlänglich ist, erhellt daraus, daß das Insect so klein ist, auch aus desselben Lebens=Art. Bleiben vom Wurme angesteckte Körner in Ritzen und Winkeln, so ist die Cur unvollkommen, und muß früher oder später wiederhohlt werden. Daß sich die Insecten ohne Getreide lange in den Magazinen erhalten könnten, ist nicht sehr glaublich; könnte man die Magazine also einige Jahre leer lassen, so möchten die Thiere aus Mangel der Nahrung umkommen. In dem Falle muß aber sonst kein Ort in der Nähe seyn, zu dem sie ihre Zuflucht nehmen könnten. Umwechselung der Getreide=Art wird nicht zureichen, wie ich daraus schließe, daß der Wurm mit Gerste angekommen ist, und sich nun im Rocken wohl befindet, vielleicht würde ihm Weitzen noch besser schmecken. Ob ihn andere Gewächse, als: Tobak, Potatoes, Fichten u. d. gl. tödten würden, käme auf Versuche an. Ich wage sonst nichts sicheres vorzuschlagen, als kräftige und gewaltsame Handanlegung, und die Methode, die ich einige Mahl mit Vortheil gegen das gewöhnliche Wand=Ungeziefer gebraucht habe, so viel als möglich davon umzubringen, und alle in die Augen fallende Ritzen und Oeffnungen zu reinigen, solche alsdann mit heißer und scharfer Lauge von Asche und Tobaksrauche zu füllen und abzuspühlen, darauf die Risse mit Gyps oder Kitt wohl zu verstreichen. Oehle tödten die Insecten sicher, aber im Großen sind sie zu kostbar; vielleicht wäre es nicht unnütz, Wände und Fußboden mit Decocte von Tannen, Wachholdern und Tobak zu überstreichen; noch kräftiger aber wird es seyn, dazu Vitriol=Wasser zu brauchen, womit der Hr. Pfar<44, 908>rer Risberg einen glücklichen Versuch gemacht hat; s. oben, Pfeil-IconS. 871. Nachdem unterschiedene Mittel vergebens waren versucht worden, nahm er endlich gemeinen Vitriol, 1 Pfund, lösete solches in kochendem Wasser auf, und nachdem es wohl aufgelöset und im Kessel umgerührt war, ließ er damit alles, Fußboden und Wände bis an das Dach überstreichen; nach einigen Tagen war das Ungeziefer aus dem ganzen Hause weg.

„Wenn man eines oder das andere dieser Mittel mit Eifer brauchte und gehörig anwendete, würde man wohl sicherlich damit die Absicht erreichen. Indessen da die Bewerkstelligung selten so vollkommen ist, als sie seyn sollte, ist gewöhnlich noch eine Art nöthig, den vom ersten Stamme davon gekommenen, verborgenen und herum wandernden Flüchtlingen ihr Recht zu thun. Da diese ihre Nahrung suchen müssen, pflegen sie sich auch gern an der Stelle einzufinden, wo sie solche vorhin gefunden haben. Man lasse daher einige solcher Stellen ungestört, oder mache sie doch bey der Reinigung hier nicht weiter unbrauchbar, als daß die verbreiteten Würmer von neuem, ohne Bedenken da ihr Quartier nehmen, so kann man sie allemahl an einer gewissen bekannten Stelle finden und zerstören. Da diese Curculionen die Wärme lieben, so ist es leicht, an der wärmsten Stelle des Magazins einen kleinen Vorrath von gereinigtem Getreide zu lassen, und so die Würmer, die sich dahin sammeln, gleichsam einzufangen, und die überbliebene Raße durch den nassen Weg fortzuschaffen. Wird dieses einige Mahl mit Vorsichtigkeit bewerkstelligt, so liesse sich wohl allein dadurch dieses schädliche Ungeziefer ausrotten, und das möchte das leichteste Mittel seyn, es los zu werden”.

Des Wurm=Fraßes wird unten, wo ich vom Abgange des aufgeschütteten Getreides spreche, wieder Erwähnung geschehen.

<44, 909>

Publii Commodi Tr. von Kornwürmern. Plauen, 1668, 8. 2 B

Vorschlag zur Tilgung des höchst schädlichen Engers oder Korn Wurms. Hamb. 1723, 4. 2 B.

M. Courad Tiburtius Rango Abhandlung von Korn=Würmern. Berl. 1665, 12. Neue Aufl. u. d T. M. Conradi Tiburtii Rangonis nützliches Tractätlein von denen Curculionibus oder Korn=Würmern, und deren Ursprung und Vertreibung, dabey zugleich von der Art Korn aufzus chütten und zu bewahren, nach Anleitung der heil. Schrift und der Natur den Land= und Handels=Leuten zur nöthigen Nachricht gehandelt wird, anjetzo wegen seines vielfachen Nutzens verbessert wieder mitgetheilet von Artophago. Schneeberg, 1746, 8. 5 B.

Der kön. großbritann. und churfürstl. Kammer zu Hannover Unterricht wegen Erhaltung des gesollerten Korns für den schwarzen und weißen Wurm, d. d. Hannover, d. 22 Jan. 1747, st. im 1 B. des hamb. Magaz. S. 301 -- 308.

Ein Auszug daraus st. im 1 B. der Stutg. Select. phys. oeconom. (1752, 8.) S. 102 -- 105.

Histoire des Charancons, avec les moyens de les detruire. à Avign. 1768.

Auszug aus den drey Abhandlungen des ältern Hrn. Joyense, des Hrn. le Füel, Pfarrers zu Jammericourt in der Landschaft Verin, und des Hrn. Lottinger, Doct. der Arzneygelahrth. in Sarburg, über die von der kön. Gesellsch. des Ackerbaues zu Limoges im J. 1786 aufgegebene Preis=Frage, die Mittel, die Kornwürmer auf eine leichte Art zu tödten, betreffend, davon der ersten der Preis, den beyden andern aber das Accessit zuerkannt wurde, st. im 2 B. der Sammlung brauchbarer Abhandlungen, aus des Hrn. Abt Rozier Beobachtungen über die Natur und Kunst, (Lpz. 1766, gr. 8.) S. 54 -- 68.

Historia naturalis Curculionum Sueciae. P. I. Gabr. Bonsdorff et Laur. G. Borgstrom. P. II. Gabr. Bonsdorff et Petr. Ant. Norlin. Vps. 1785.

Das auf den Korn=Böden und in den Korn=Häusern liegende Getreide hat noch eine andere Art Feinde, die, wenn sie überhand nehmen, ebenfalls sehr viel Schaden anrichten, nähmlich die Ratzen und Mäuse; und ein Haus= und Land=Wirth muß sein Getreide davor sorgfältig in Acht nehmen, und auf deren Vertilgung möglichst bedacht seyn.

Wenn man nur bedenkt, was für Schaden diese Thiere überhaupt in der Wirthschaft anrichten, so wird man den Abgang, der dadurch auf den Korn=Böden <44, 910> verursachet wird, gar leicht berechnen können. Sie begnügen sich nicht allein daran, daß sie sich dessen zu ihrer Nahrung bedienen, sondern sie zerschneiden auch von demjenigen, was sie nicht fressen, einen großen Theil, und machen es dadurch wenigstens zum Verkauf untüchtig; des vielen Unflathes, den sie in demselben hinterlassen, nicht zu gedenken. Insonderheit richten die Ratzen gewaltigen Schaden an, indem sie, wie ein Igel, die Haare sträuben, und in solcher Positur rückwärts in die Korn=Haufen gehen; da ihnen nun in den gesträubten und hernach wieder an sich gezogenen Haaren eine Menge Körner sitzen bleiben, so kehren sie, wenn sie die gehörige Ladung zu haben glauben, damit nach ihren Nestern zurück, wo man, wenn man sie entdeckt, öfters ganze Scheffel des besten und reinsten Getreides antrifft.

Diese schädliche Gäste ganz und gar von den Frucht=Böden abzuhalten, dazu ist bis jetzt noch kein Mittel ersonnen worden. Ich habe zwar oben die Aesteriche unter andern auch deshalb verworfen, weil die Mäuse eine gar zu bequeme Gelegenheit, sich darin einzunisten, finden; indessen sind die Dielen= oder Breter=Böden von diesem Geschmeiße auch nicht völlig frey. Wenn man die Böden auch mit Marmor belegte, würden sich diese Thiere doch daselbst einstellen, und sich einzunisten Gelegenheit suchen. Wenn es nun gleich, die Ratzen und Mäuse ganz und gar von den Getreide=Böden abzuhalten, unmöglich ist, so kann man doch durch allerley vernünftige Mittel ihre Anzahl vermindern, und, daß sie nicht zu sehr überhand nehmen, verhüten, welches ein sorgfältiger Wirth um so weniger zu verabsäumen hat, als diese Thiere sich in kurzer Zeit auf eine erstaunliche Weise vermehren, und alsdann der Schade, den sie verursachen, gar leicht merklich und empfindlich werden kann.

<44, 911>

Die Mittel, die man zu ihrer Vertreibung und Vertilgung angibt, sind unzählbar; es gibt aber unter denselben viele seltsame und lächerliche; und es ist damit eben so beschaffen, wie ich oben bey den ungegründeten Mitteln wieder die Korn=Würmer gezeigt habe. Ich werde einige, die mir am vernünftigsten vorkommen, anzeigen.

Zuvörderst sind wohl gute und tüchtige Katzen das natürlichste und beste Mittel wieder die Mäuse; und es muß daher ein Jeder, der den Mäusen sein Getreide nicht muthwillig Preis geben will, in seinem Hause und Hofe beständig eine gute und tüchtige Katze halten, und dieselbe auf die Korn=Böden zu gewöhnen suchen. Es hat aber dieses Thier die Eigenschaft an sich, daß es sich zum Wegfangen der Mäuse nicht wohl zwingen lässet, sondern solches mehr aus Lust, als aus Noth, verrichtet. Eine Katze, die gut mausen soll, muß man nicht auf das Wildbret, welches sie sich selbst fängt, verweisen, sondern sie noch überdies gut füttern, und ihr dabey ihre gehörige Freyheit lassen. Man würde also, wenn man sie auf dem Boden beständig eingesperrt hielte, den Endzweck nicht erreichen; vielmehr muß man ihnen, wenn man sie nur einmahl mit guter Manier auf die Böden gewöhnt hat, alsdann alle Freyheit, nach ihrem Gefallen auf und ab zu gehen, verstatten, und, in dieser Absicht, in jeder Kornboden=Thüre eine für sie bequeme Oeffnung machen lassen. Sie werden, wenn sie nur ein Mahl Mäuse auf dem Boden gespürt haben, nachher nicht wegbleiben, sondern ihn täglich besuchen, und mithin die so schädlichen Mäuse nicht überhand nehmen lassen.

Was die Ratzen betrifft, die sich insonderheit auf den Getreide=Böden einzufinden, und auch den meisten Schaden zu thun pflegen: so gibt es nur wenig Katzen, die solche wegfangen. Man hat daher eine Katze, die auch wieder die Ratzen tauglich ist, in der <44, 912> Wirthschaft sehr hoch zu halten. Das Schlimmste dabey ist, daß diese in der Haushaltung so nützliche Thiere auf ihrer Jagd selbst Gefahr laufen; denn wenn sie etwa der Appetit, eine gefangene Ratze zu verzehren, ankommt, pflegen sie gemeiniglich davon zu verdorren, und zuletzt gar zu sterben. Man hält zwar dafür, daß solches dadurch verhindert werden könne, wenn man ihnen nur bald Butter=Brod oder seiten Speck zu fressen gibt; allein, man weiß es nicht allemahl, daß die Katze eine Ratze verzehrt hat. Man füttere die Katzen nur gut, und lasse sie keine Noth leiden; hierdurch wird man dergleichen Gefahr am sichersten vermeiden.

Obgleich die Katzen die beste und natürlichste Hülfe wieder die Mäuse und Ratzen sind, so werden doch dadurch die andern Mittel nicht schlechterdings ausgeschlossen, sondern man muß vielmehr, wenn dieses Geschmeiß sich gar zu sehr ausbreitet und überhand nehmen will, alles, was zur Verminderung und Tilgung nur etwas beytragen kann, hervor suchen. Eines der gewöhnlichsten Mittel, dessen man sich wieder Ratzen und Mäuse zu bedienen pflegt, ist der Arsenik, welchen man daher auch Ratzen=Pulver und Mäuse=Gift genannt hat. Es ist zwar nicht zu läugnen, daß der Arsenik von gutem Erfolge ist, und daß man, wenn nur eine Zeitlang damit fortgefahren wird, die Scharen dieser schädlichen Thiere ziemlich dünn machen kann; allein, es ist damit zu viel Gefahr für die Menschen selbst verknüpft. Wie leicht geschieht es nicht, daß die Ratzen oder Mäuse das genossene Gift in die Korn=Haufen wieder ausspeyen, wodurch denn, wenn solches Getreide zu Mehl und Brod genommen wird, öfters unwissender Weise ein großes Unglück angerichtet werden kann. Da man überdieß auch auf solche Böden, wo man Gift gelegt hat, keine Katzen zulassen darf, diese aber, bey allen andern Neben=Mitteln, doch immer das beste thun müssen, so halte ich, auch <44, 913> aus dieser Ursache, den Gebrauch des Arsenikes nicht für rathsam.

Ein besserers und vorsichtigeres Mittel ist, wenn man ungelöschten Kalk mit Zucker vermischt, und gleich daneben eine flache Schüssel mit Wasser setzt. Wenn die Thiere von jenem Pulver gekostet haben, laufen sie bald, der Hitze wegen, welche ihnen der Kalk verursachet, zum Wasser, und hohlen sich im Trunke den Tod, ohne daß Menschen und Vieh davon etwas weiter zu befürchten haben.

Für ein bewährtes Mittel, die Ratzen und Mäuse zu vertreiben, wird auch das schwarze Bilsenkraut angegeben. Diese Thiere sollen den wiedrigen Geruch, den solches Kraut bey sich führt, nicht vertragen können, und daher aus den Behältnissen, wo sich dergleichen befindet, entfliehen. Daß die stinkenden Sachen zur Vertreibung der Mäuse viel beytragen, haben schon die Alten eingesehen, indem sie aus eben solcher Ursache ihre Amurcam, oder die Oehl=Hefen, deren ich schon oben bey den Korn=Würmern gedacht habe, auch als ein zuverlässiges Mittel wieder diese schädliche Thiere angepriesen haben. Es ist also ganz natürlich, daß das vorerwähnte schwarze Bilsenkraut eine gleiche Wirkung haben müsse, weil man sich wohl nicht allein einen wiedrigern Geruch, als dasselbe an sich hat, vorstellen kann, sondern auch bekannt ist, daß dieses Gewächs etwas giftiges bey sich führt. Aus eben diesem Grunde wird auch behauptet, daß alle diejenigen Dinge, die mit Bilsen=Saft bestrichen sind, die Mäuse, welche davon fressen, tödten. Allein, es kann solches wohl nicht sonderliche Dienste thun; denn da dieses Kraut den Ratzen und Mäusen dermaßen zuwieder ist, daß schon der bloße Geruch sie aus ihren Wohnungen verjagt, so ist wohl nicht zu vermuthen, daß sie eine große Begierde haben sollten, solche Sa<44, 914>chen, die mit dessen Safte bestrichen worden sind, zu genießen.

Um die Mäuse von den Frucht=Böden zu vertreiben, räth ein gewisser venetianischer Arzt, daß man Klauen von Maul=Eseln auf Kohlen lege, und damit die Böden wohl durchräuchere; die Mäuse sollen davon heraus laufen, daß man sie leicht todtschlagen und sich also dieser unangenehmen Kostgänger entledigen kann. Die Klauen der Thiere haben viel flüchtiges Salz und ein stinkendes Oehl in sich, welches vielleicht einigem Ungeziefer zuwieder ist. Es sind aber eben nicht Maulthier=Klauen hierzu nöthig, sondern Pferde=Hufe und andere Klauen dürften wohl von gleicher Wirkung seyn.

Man hat auch verschiedene Arten, die Mäuse und Ratzen durch allerley aufgestellte Fallen wegzufangen, und dadurch ihre Menge zu verringern. Die gemeinen Fallen, die sonst in den Stuben und Gemächern gute Dienste thun, sind auf den Getreide=Böden nicht hinlänglich. Denn da diese Thiere daselbst überflüssige Nahrung haben, sind sie nicht so leicht zu körnen, sondern man muß, wenn man deren eine Menge haben will, noch mehrere List dabey anwenden. Die gemeinen Mäuse lassen sich auf den Frucht=Böden am besten auf folgende Weise wegfangen. Man nimmt neue irdene Töpfe, die inwendig wohl glasurt, und ungefähr 1 bis 2 F. hoch sind; sie müssen aber dergestalt gemacht seyn, daß der Bauch einige Zolle weiter, als die oberste Oeffnung, ist. Auf diese Töpfe befestigt man mit starkem Draht einen Deckel, der im völligen Gleichgewichte liegt, so, daß er bey der geringsten Bewegung umschlägt, und wieder in seine Lage steigt. Auf den Deckel nagelt man rings umher gebratenen Speck, oder andere dergleichen Dinge, durch deren Geruch die Mäuse angelocket zu werden pflegen. Die auf solche Art zubereiteten Töpfe gräbt man, nachdem <44, 915> sie halb mit Wasser angefüllt worden sind, in die Getreide=Haufen, bis an die Oeffnung, und zwar dergestalt, daß die Mäuse zu der ihnen angerichteten Lock=Speise ganz bequem und gerades Weges gehen können. Man wird hierdurch in kurzer Zeit eine ansehnliche Menge von diesem Geschmeiße in seine Gewalt bekommen, wenn man nur den zur Lock=Speise aufgenagelten Spack von Zeit zu Zeit wieder aufbraten, und die Töpfe öfters mit frischem Wasser versehen lässet. Es ist dieses eine bey den Landleuten sehr bekannte Art, die bey ihrer Milch=Speise zu Gaste kommenden Mäuse wegzufangen; nur besteht der Unterschied darin, daß sie das im Gleichgewicht liegende Bret auf den Milch=Schranken fest machen, und, zum Aufsangen der herabfallenden Mäuse, bloß einen halb mit Wasser angefüllten Kessel untersetzen; bey der von mit vorgeschlagenen Weise hingegen muß das Bret auf dem Topfe selbst liegen, und dabey dergestalt eingerichtet seyn, daß es mit der Oeffnung des Topfes genau passet, und daß zwischen demselben und dem innern Rande kein größerer Zwischenraum sich befindet, als nur eben zu der erforderlichen Bewegung des Bretes nöthig ist, damit die nachfolgende Maus ihre gefangene Vorgängerinn nicht sehen könne.

Was die Ratzen betrifft, so ist man, weil dieselben weit schädlicher, als die gemeinen Mäuse, sind, auf mancherley Erfindungen, um solche wegzufangen, bedacht gewesen. Man hat nicht allein eigene, von den gemeinen Mäuse=Fallen ganz unterschiedene Fallen, sondern auch wie für die Marder, kleine Eisen für sie ersonnen; ja, man will sie so gar mit Schlingen wegfangen. Weil mir aber alle diese Mittel, welche sonst an und vor sich ganz gut sind, auf Getreide=Böden, wo man es öfters mit ganzen Scharen von solchem Geschmeiße zu thun hat, nicht hinlänglich zu seyn scheinen, so dürfte folgendes, welches zugleich lu<44, 916>stig ist, weit allgemeiner seyn. Man nimmt ein lediges Wein= oder Bier=Faß, schlägt ihm den einen Boden aus, setzt auf den untersten Boden in die Mitte einen Ziegel= oder Back=Stein auf die hohe Seite, und gießt Wasser in das Faß, so hoch als der Ziegel ist. Hernach überzieht man das Faß, an statt des obern Bodens, mit einem Pergamente oder einer andern glatten Haut, wie an einer Trommel. Dann wird ein Bret an das Faß gelehnt, und dieses sowohl, als das Pergament, mit Weitzen=Mehl, Hanf, geschrotenem Malz, u. d. gl. so sie am liebsten fressen, bestreuet. Wenn sie nun also einige Tage auf das Faß angekörnet und gewöhnt sind, schneidet man mitten durch das Pergament ein Kreuz. Wenn nun die Ratzen ihren gewohnten Speise=Gang gehen, fallen sie in das Wasser. Welche nun am ersten hinein kommt, schwimmt zum Ziegel, und setzt sich auf ihn ins Trockne. Wenn ihrer dann mehrere dazu kommen, so entsteht der heftigste Krieg um den Ziegel. Jeder von diesen Freybeutern sucht ihn als seine Freystätte, die ihn vor dem Ersaufen sichern soll. Er stößt seinen Bruder, der ihn schon in Besitz genommen hat, ohne Mitleid herunter, und wird wieder von dem nachfolgenden Freunde, den die Todes=Angst stark gemacht hat, abgeworfen. Diese Angriffe und diese Vertheidigungen geschehen auf gut türkisch mit gräßlichem Geschrey, welches, weil es den ganzen Ton hat, den diese räuberische Nation bey ihren Zänkereyen um Lecker=Bissen anzustimmen pflegt, alle andere aus ihren Löchern herbey lockt, die noch nicht vom Geruche zur neuen Beute geführt worden sind. Alte und Junge, sie alle, die nur einen Laut von ihm hören, eilen herbey, stürzen sich, ohne an eine Gefahr zu denken, zu ihren Brüdern, in das Faß; und es kann nicht fehlen, wenn alles so ordentlich zugeht, als ich es jetzt beschrieben habe, so muß doch wohl endlich das <44, 917> Todes=Faß von Ratzen voll, und der Boden von ihnen leer werden.

Man kann auch, wenn man will, die Ratzen und Mäuse selbst zum Fange und zur Ausrottung ihres eigenen Volkes abrichten. Das Mittel scheint zwar seltsam zu seyn, aber es ist in der Natur der Thiere, und so gar in der Natur des Menschen gegründet, wie ältere und neuere Erfahrungen lehren. Man fange also einige Ratzen und Mäuse lebendig, und sperre jede Nation besonders in große gläserne Flaschen. Hier muß sie der Hunger zwingen, sich unter einander aufzufressen; und es versteht sich von selbst, daß der Schwächere zuerst an die Kost kommt. Dieser Schmauserey sehe man nur so lange zu, (welches man leicht thun kann, weil das Gefängniß von Glas ist,) bis etwann in jedem noch zwey Kannibalen übrig sind. Man lasse sie laufen, und man kann mit großer Hoffnung erwarten, daß sie nun nichts sonst als Fleisch von ihrem eigenen Volke fressen werden.

Der schlesische Landwirth, 1 Th. (Breßl. 1771, gr. 8.) S. 296, fgg.

In Korn=Häusern, die nahe an Mühlen liegen, hält es sehr schwer, die Mäuse zu vertreiben. Man muß, in solchem Falle, ein Mahl das Korn=Haus ganz leer machen, oder den wenigen Rest trockner Körner in große Tonnen füllen, zumahl zur Winters=Zeit; da denn die Mäuse aus Hunger und Frost fliehen oder sterben, unterdessen ihre Löcher aufgesuchet, und, um sie zu verstopfen, die Fußböden ausgebessert, auch die Löcher selbst mit zerbrochenem alten Glase ausgefüllet werden.

Des Ratzen= und Mäuse=Fraßes wird weiter unten, wo ich von dem Abgange beym aufgeschütteten Getreide handle, wieder Erwähnung geschehen.

<44, 918>

Ich muß auch noch eines Mittels, die Sperlinge von Korn=Böden abzuhalten, gedenken. Korn=Böden müssen, wie oben ausführlich gezeigt worden ist, durchstreichende Luft haben, wenn das Korn nicht verderben soll; und das Malz, wenn es auf dem Boden zum Trocknen ausgebreitet ist, erfordert nicht minder Zug=Luft. Die Luken mit so engen Gittern zu verwahren, daß dadurch die Sperlinge abgehalten werden, dürfte manchem Wirthe zu kostbar fallen; und auch solche Gitter würden nicht allemahl der Luft einen so freyen Durchgang verstatten, als zu obigen Absichten nöthig ist. Maucher, zumahl baufällige und große Korn=Boden ist auch so löcherig, daß es schwer werden dürfte, den Sperlingen allen Zugang zu verwehren. Einige hängen Fleder=Wische und Feder=Spulen, an Bindfaden gebunden, in die Luken, und diese haben gute Wirkung, so lange sie sich bewegen. Ist die Luft ganz still, oder haben die Sperlinge vollends anderweitige Schlupf=Löcher, so geht ihr Freuden=Leben bey dem Korn=Haufen oder Malze ungehindert fort. Ein gewisser Wirth hat einen, einem von ihm getödteten Marder abgezogenen Balg ausgestopft, vier Stöckchen statt der Füße gegeben, (doch, wie sich versteht, auch mit der rauhen Haut überzogen,) und in gehörigem Lichte bey dem Korn=Boden gestellt; und dieses Mittel leistet alle gewünschte Wirkung. Verinuthlich thut ein ausgestopftes Hasen=Fell eben dasselbe, zumahl wenn man an statt der Augen ein Par Glas=Korallen hinein setzte. Verschiedene haben dergleichen mit allem gewünschten Erfolge in ihren Gärten gebraucht, um obgedachte ungebethene Gäste von den Erbsen und grünen Schoten, und von den Kirschen, abzuhalten; sie brauchen aber die Vorsicht, daß sie die Stange mit diesem ausgestopften Thiere bald hier bald dort hin stecken, damit die Sperlinge dieses Schreckbildes nicht gewohnt werden, und den nöthigen Respect davor verlieren. Auch die<44, 919>sen Vortheil wird man auf den Korn=Böden in Acht zu nehmen haben, und die ausgestopften Marder bald hierher, bald dorthin, stellen, und im erfordernden Falle auch ihre ganze Positur zuweilen etwas ändern.

Nützl. Beytr. zu den neuen Strelitz. Anzeigen, 2 Jahrg. 4 Quart. 12 St. v. 19 Sept. 1770, Col. 403, f.

Vom Schnee über dem Getreide auf Böden. Viele Dächer, besonders die von Ziegeln, sind also beschaffen, daß, aller Sorgfalt ungeachtet, der Schnee bey großem Gestöber dennoch durch die Fugen dringt, und das auf den Boden aufgeschüttete Getreide überall damit bedeckt wird. Diesen Schnee wegzubringen, und das Getreide von dem dadurch zu befürchtenden Schaden zu befreyen, nehmen einige Land=Wirthe den Schnee mit Schaufeln und Besen weg. Aber sie thun nicht wohl. Denn theils wird viel Getreide mit dem Schnee abgefeget, theils kommt auch oftmahls Schnee unter das Getreide, und bleibt darunter lange liegen, wodurch denn das Getreide gänzlich vermodert. Es hatte jemand dergleichen abgeschipptes Korn mit Schnee in eine warme Stube des Nachts über gesetzt, und da war der Schnee noch nicht geschmolzen; so sehr hatte das Korn den Schnee kalt erhalten. Diejenigen also, die den Schnee auf dem Rocken liegen lassen, thun besser. Denn indem der Schnee allmählich zu schmelzen anfängt, dringt das Wasser nicht in das dicht und derb liegende Korn, sondern es läuft an demselben allgemach schief herab, und sammelt sich nur unten an dem äussersten Rande des Korn=Haufens. Und hier muß man alsdann daran seyn, dieses solcher Gestalt nasse Korn bald wieder zur Trockne zu bringen. Allenfalls thun es die trocknen Winde selbst, wenn man sie durch den Boden streichen und den schmelzenden Schnee verzehren lässet. Es versteht sich aber, daß der Rocken ordentlich aufgeschüttet seyn, und einen <44, 920> kleinen Berg formiren muß. Denn, wo Höhlungen und Vertiefungen auf einem Haufen sind, da läuft das Wasser freylich nicht ab, sondern zieht sich nach und nach in den Haufen, und verdirbt das Getreide. Ganz anders ist es mit dem Regen, der durch die Dachung fällt. Dieser dringt, wegen seiner Schwere und Flüßigkeit, gleich in den Korn=Haufen ein. Dawieder ist kein anderes Mittel, wenn die Dachung nicht ausgebessert werden kann, als daß man das Korn fleißig umwende. Indessen ist bey andern Getreide=Arten, auf welche der Schnee fällt, das Abschippen nothwendiger, als bey dem Rocken; denn das übrige Getreide liegt nicht so derb und schwer auf einander, daher wird der Schnee selbst in die Zwischenräume desselben getrieben. Da es auch überdieß leichter quillt, als der Rocken, so wächst es leichter aus, und fängt zu verderben an; nimmt man aber den Schnee von dem Getreide ab, so ist es am besten mit den Händen. Denn wenn es etwas gefroren ist, so löset es sich vom Schnee gleichsam von selbst ab.

22 St. des Wittenb. Wochenbl. v. J. 1770, S. 178.

Ich schließe mit einer Betrachtung über den Abgang beym aufgeschütteten Getreide, oder die Verminderung des Getreide=Maßes auf den Böden.

„In den Korn=Verwaltungen auf Böden und in den Korn=Rechnungen ist es eine gemeine Sache, daß von dem einige Zeit auf bewahrten Getreide einiger Abgang angenommen, und in der Ausgabe als Mangel, mit Genehmigung verschrieben wird. Dieser Abgang kommt in Korn=Sachen unter dem Nahmen: Boden=Riß, Boden=Recht, Frucht=Schrumpf, Schrimpf, Eindarre, Einwehrung, Mäuse=Fraß, Krimpe, Krimp=Maß, *

*
Eigentlich wird der Abgang an dem Maße, welchen das Getreide auf dem Korn=Boden durch Eintrocknen leidet, oder die Einschwindung, im Hochdeutschen der Bodenriß, Bodenschrimpf, oder Schrumpf, und in einigen oberdeutschen Gegenden der Kastenschwand, von Kasten, ein Korn=Boden (s. Th. XXXV, Pfeil-IconS. 672), und Schwinden, genannt.

u. s. w. zu stehen. Es ist aber <44, 921> dieser Boden=Riß und dieses Krimp=Maß nichts anders, als der Abgang des aufgeschütteten Getreides, welchen die Korn=Verwalter oder Korn=Schreiber in ihren Natural=Rechnungen bey dem Getreide verschreiben, und der ihnen in Ausgabe gestattet wird. Da nun hierbey von einer Seite voraus gesetzt und als richtig angenommen wird, daß dem Getreide, wenn es lange auf dem Boden liegt, etwas an seiner körperlichen Räumlichkeit abgehe: so hat es von der andern die Billigkeit erfordert, daß denjenigen, welche den Korn=Boden und die Getreide=Vorräthe unter sich haben, dieser Abgang in Ausgabe, als ein nothwendiger Mangel, zu gute gehe. Denn ein Mangel, der sich ohne des Korn=Beamten Verschulden eräugnet kann auch von ihm nicht vertreten und ersetzet werden, sondern es geht auf des Korn=Besitzers eigene Rechnung. Um aber hierin etwas fest zu setzen, und den Abgang nicht auf Gutbefinden, oder auf das bloße Vorgeben des Korn=Verwalters ankommen zu lassen, haben die Obrigkeiten in verschiedenen Ländern bereits nach Beschaffenheit ihrer Landes=Einrichtung ein gewisses Maß bestimmt, welches von jeder Getreide=Gattung in Ausgabe passiren solle. Und dieses ist bald mehr, bald weniger, bald gar nichts. Hiernächst ändert es sich nach den verschiedenen Sorten des Getreides. Für diejenigen, welche mehr eintrocknen, hat man ein größeres; für die, welche weniger durch das Eintrocknen verlieren, ein geringeres Maß Abgang ausgeworfen. Ehe ich die Natur des Abganges und die Richtigkeit der Sache selbst untersuche, will ich von demjenigen, was über dieses Krimp=Maß in einigen Gegenden festgesetzt ist, vorläufige Anzeige thun. Denn <44, 922> was hierüber verordnet und Herkommens ist, dabey muß es zur Zeit in den Rechnungen gelassen werden. Eine Abweichung davon erfordert besondere Einrichtungen, die jeder Getreide=Besitzer mit seinem Korn=Berechner zu machen hat.

Zuvörderst ist in den chursächsischen Landen, vermöge der Landes=Ordnung v. J. 1603, festgesetzt, daß den Schössern und Amts=Schreibern, statt des Abganges, bey hartem Getreide ein Scheffel, bey weichem aber 2 Scheffel, bis auf 2 1/2 Sch., vom Hundert passiren solle. Dieses Einmaß scheint so ein billiges und genügliches zu seyn, daß es in verschiedenen andern Ländern ebenfalls angenommen worden ist. Im Preußischen gilt fast das nähmliche; auf Winter=Korn wird gemeiniglich 1 Scheffel, auf den Hafer 2 Scheffel vom Hundert, gerechnet. Vor Zeiten mag mit diesem Abgange weit mehr Bevortheilung vorgegangen seyn, als jetzt, wo es an kleinen Erhohlungen für den Korn=Einnehmer auch nicht fehlt. Denn Döpler schreibt, in seinem Rechnungs=Beamten, Th. 1, S. 429: „Wegen des Bodenrechts oder Einwehr der Frucht ist an vielen Orten vor diesem große Unrichtigkeit und Mißbrauch eingerissen, so gar, daß auch ohne Unterschied von allen Früchten und Getreide=Preisen, es seyen gleich dieselbigen das Jahr eingekommen, oder bey dem Censiten außenstehend verblieben, sowohl von dem, was selbigen Jahrs wiederum ausgegeben, theils auch wohl von der Tenne oder dem Boden stracks weggemessen, oder bey den Censiten angewiesen worden, dennoch das Bodenrecht und Einwehr, als wenn es ein ganzes Jahr auf dem Boden gelegen, zur Rechnung gesetzet, und in Abgang oder Eindarr verschrieben worden: So haben Fürsten und Herren endlich den Beamten solche vortheilhafte Zugänge billig beschnitten, und ein Gewisses, jedes Orts Gemäß nach, verordnet, welches ihnen jährlich in Rechnung passi<44, 923>ret wird nähmlich 1) von derjenigen Frucht, so man nicht wirklich eingenommen, oder desselben Jahres vor dem Schlusse der Rechnung wieder ausgegeben worden, ganz nichts; 2) von dem, was das Jahr über eingenommen, und nicht wieder ausgegeben oder abgeführet worden, sondern beym Schlusse der Rechnung wirklich auf dem Boden vorhanden, und im Vorrath verbleibt, auf 100 Malter 1 Malter; von dem aber, was 1 Jahr über gelegen, von Hundert, zwey. Merkwürdig ist es, daß an einigen Orten dem Korn=Einnehmer nur von Hundert zwey zur Verschreibung verstattet wird, wenn er die Getreide=Zinsen hohlet; wenn aber die Zinsen gebracht werden, vom Hundert nur anderthalb. In Franken gehen dem Rechnungs=Führer zu gute: ein halb vom Hundert Lager=Getreide; wenn das Getreide abgehohlet wird, passiren ihrer zwey vom Hundert.”

Daß an einigen Orten, und in etlichen deutschen Fürstenthümern für Bodenriß und Abgang in den Korn=Rechnungen gar nichts mehr in Ausgabe passiret wird, das behauptet schon H. A. Lange, in seiner Abhandlung vom Rechnungswesen, S. 188, und zwar aus dem Grunde, weil eines Theils die Beamten dahin zu sehen haben, daß ihr Getreide, so viel möglich, trocken auf den Boden komme, und gemeiniglich beym Zumessen nicht so strenge, wie beym Abmessen, gestrichen zu werden pflegt; andern Theils ihnen obliegt, den Mäusen und Würmern möglichster Maßen Abbruch zu thun, und das vorräthige Getreide gegen alle besorgliche Schäden zu erhalten. Ihm stimmt auch Grupen, fürstl. waldeckischer Kammer=Rath, bey, in der Informat. für Amtsverwaltungen, S. 146, Art. 3. „Ordentlicher Weise”, sagt er: „werden auf ein Hundert Himten hartes Korn, 1 Himte; auf ein Hundert Himten Haber, 2 Himten zur Krimpe passiret; und ist die Krimpe bloß von dem Kor<44, 924>ne zu verstehen, das vom Kornboden wirklich wieder abgemessen wird. Was bey Censiten angewiesen worden, dafür wird keine Krimpe gut gethan, auch nicht von dem was bey der Ablieferung zum Deputate abgemessen, auch nicht von dem, was nothleidenden Unterthanen remittiret wird.” Ausser diesen gedruckten Urtheilen über den Korn=Abgang auf den Böden, habe ich manches Gutachten verständiger Wirthe und solcher Kenner eingehohlt, die ganz unmittelbar mit der Wirthschaft auf Getreide=Böden und in Magazinen Verbindung haben. Da sie aber gleichwohl selbst mit der Korn=Verwaltung nichts zu thun haben, bin ich von ihrer aufrichtigen Erklärung um desto mehr versichert gewesen. Einer dieser erfahrnen Freunde schrieb mir vor ein Par Jahren: Wegen des bey Aufbewahrung der Getreide=Vorräthe sich allerdings eräugnenden Abganges, ist dem hiesigen Korn=Schreiber überhaupt von hartem Getreide, als: Weitzen, Rocken, 1 Scheff. von 100, so wie vom weichen, als: Gerste, Haber, 2 pro Cent, in Ausgabe zu verschreiben verstattet, und soll er das übrige, ohne Ansehung der Zeit, wie lange es liegt, gewähren. Dieses letzte würde nun, da hier manche Getreide=Art 10 und mehrere Jahre liegen geblieben ist, nicht wohl möglich seyn; immaßen das hier eingehende Zins=Getreide nicht allemahl das beste, und folglich durch das öftere Wenden zuverlässig in etlichen Jahren größern Abgang leidet; mithin hilft sich der Korn=Schreiber bey der Receptur, wo er viele kleine Theile einzunehmen hat, und dadurch leicht 5 bis 6 pro Cent gewinnt. Auch wird beym Aufheben in der Scheune von ihm seinem Nutzen im Maße vorgesehen. Selbst die größten Wrthschafts=Verständigen können den Abgang nicht wohl bestimmen. Ich bin nun seit 18 Jahren mit manchen vortrefflichen Wirthschaften bekannt, wo man den ungefähren Abgang zu finden bemüht gewesen ist, allein es ist selbi<44, 925>ger allemahl nicht zu bestimmen gewesen. Bey letzterer Theurung, A. 1771, wurden auf einem Ritter=Gute, wo die Getreide=Vorräthe, vom J. 1763 her, aufbewahrt lagen, selbige sämmtlich vermessen, und fand sich ein Abgang von 2 1/2 pro Cent in allen Arten. Indessen fand sich in der Nachbarschaft in gleichem Falle ein geringerer Abgang von 1 pro Cent. Im Grunde war keiner richtig, indem sich ein Verwalter beym Aufheben und Ausgeben mit dem Maße besser hatte helfen können, als der andere. Doch scheint der hier bestimmte Satz, wenn nähmlich das Getreide höchstens nicht über 3 Jahr liegt, den Abgang zu gewähren, wiewohl immer noch mit angeführten Vortheilen. Im Reiche ist an wenig Orten ein Abgang bestimmt, weil wohl die größten Getreide=Einnehmer geistliche Personen aus den Klöstern selbst sind, welche man keines Betruges fähig glaubt, und die Gewährung von ihnen annimmt, wie sie ausfällt. --

Ein anderer Kornwirthschafts=Kenner, ein Mann von reifer Ueberlegung, der beym Amtmanne einer großen Waisen=Anstalt auswärts steht, und mit dem Auf= und Abmessen des Kornes zum Theil zu thun hat, gab uns darüber folgende Auskunft. Den wahren Abgang des Getreides, was auf den Korn=Böden einige Jahre liegt, kann ich aus eigener Erfahrung nicht mit Zuverlässigkeit beantworten, weil ich darüber noch nicht Beobachtungen gemacht habe. Das Getreide, welches hier verwahrlich aufbehalten wird, ist theils eigener Gewinnst, theils Einkauf. Ersterer wird in den Scheunen so reichlich aufgemessen, letzterer aber in so gutem Maße erhandelt, daß dadurch der Abgang, der etwa von Mäuse=Fraß und von Würmern entstehen möchte, hinlänglich wieder ersetzt wird. Ich sollte indessen dafür halten, wenn das Getreide trocken genug zur Scheune gebracht, beym Abdrusch vom Staub und Koth gehörig gereinigt, und auf dem Vorraths=Boden, durch Umschippen fleißig bearbeitet wür<44, 926>de, um dem Wurme zum Anfraß nicht Zeit zu lassen, daß man alsdann auf den Wispel nicht mehr als 8, höchstens 12 Metzen, Abgang für Eintrocknung, Mäuse= und Wurm=Fraß, rechnen dürfte. Für folgende Jahre kann dieser Abgang schon etwas weniger seyn, weil man alsdann auf das Eintrocknen nicht mehr so viel zu rechnen hat. -- Daß in preußischen Landen ebenfalls ein Gesetztes für Krimpe und Einmaß angenommen werde, und solches 1 p. C. sey, habe ich schon oben erinnert. Ob aber dieses durchgeheuds bey den königlichen Magazinen gelte, ist nicht herauszubringen gewesen. Denn ausserdem, daß man dabey einen Unterschied unter Land= und Wasser=Korn anstellt, indem ersteres weniger, letzteres mehr Abgang leidet, was aber der eigentliche Satz darin sey, habe ich nicht erfahren können. Ein Freund aus der Gegend, wo dergleichen Magazine befindlich sind, und der um die dasigen Magazin=Anstalten wohl wissen durfte, gesteht doch: Die Regel für den Abgang am aufgeschütteten Korne bleibt für die Magazin=Beamten ein Geheimniß, und kann er also nicht positiv angegeben werden, was auf einen Wispel an Mäuse=Fraß, Krimpe, u. s. f. in Ausgabe verschrieben und gut gethan wird. Zwar hat das königl. General=Proviant=Amt eine Vorschrift und Krimpkorn=Reglement, worin festgesetzt ist, wie viel sowohl vom Land= als Wasser=Korn jährlich abgehe, und den Magazinen abgeschrieben werden müsse; was er aber betrage, kann ich nicht angeben. So schrieb dieser gute Mann. Aber der Freund, der von ihm die Aufklärung verlangte, setzt in einem Briefe an mich hinzu: „ich übersende Ihnen hier, was heraus zu bringen gewesen, merke aber wohl, daß die Korn=Officianten ihres Vortheils halber die Sache gern in beständiger Finsterniß werden halten wollen.” -- *

*
Auch ich habe mir um das Krimpkorn=Reglement viele Mühe gegeben; allein, das königl. General=Proviant=Amt hält es beständig geheim. K.

<44, 927>

Es ist ein merklicher Mangel, daß in Hrn. Präsid. v. Benekendorf Oeconomia forensis, von dieser Sache nichts angegeben ist. Er scheint auch überhaupt hierin keine genaue Beobachtungen selbst angestellt zu haben. In der Einleitung zu einer vernünftigen Sparsamkeit in allen Theilen der Landwirthschaft, (Bresl. 1773, 4.) sagt er, S. 153, also: „Es wird immer von dem Boden weniger herunter gemessen, als herauf gemessen worden. Ich habe Wirthschaften gefunden, wo der Korn=Schreiber den Kamm, der ihnen beym Aufheben in der Scheune gelassen wird, ordentlich berechnen, und dafür z. E. von einem Malter 1 oder 2 Metzen in Einnahme bringen müssen. Da aber dieser Kamm etwas unbeständiges ist, so wird untreuen Wirthschaftern hiermit zur Betriegerey Anlaß gegeben. Denn sie bekommen hiermit freye Macht, von dem Getreide sich nach Belieben zu nehmen, und noch mehreres Recht, wenn sie den Kamm ordentlich berechnen, und ein gewisses Plus in Einnahme dafür bringen sollen. Der Land=Wirth sollte daher in der Scheune kahl abstreichen, und dem Rechnungs=Führer für den gewöhnlichen Boden=Abgang etwas gewisses in Ausgabe passiren lassen!” Aus allem jetzt Angeführten ersieht man zuletzt so viel, daß doch beynahe überall bey dem Korn=Ausmessen den Officianten für das Eintrocknen, für Bodenriß und Mäuse=Fraß, etwas in Ausgabe gestattet werde, daß aber selbiges nicht überall einerley Regulativ habe. Und eben dieses ist es, welches gegenwärtig nur eine, durch Erfahrung näher zu bestätigende theoretische Untersuchung veranlasset; diese nähmlich: auf welchem Grunde theils der Abgang des lange aufgeschütteten Getreides beruhe, und ob derselbe wirklich anzunehmen sey; theils, in welcher Maße derselbe ins Mittel allgemein könnte angenommen werden.

<44, 928>

Diese Gegenstände nun auszumachen, und mit einiger Wahrheit die Gründe anzuzeigen, worauf die Verminderung des Getreide=Maßes auf den Böden beruhet, so finden sich derselben unterschiedene, die als Beweise zu diesem Ende angeführt zu werden pflegen; das Eintrocknen, der Mäuse=Fraß, der Wurm=Fraß, das Verbröckeln in den Ritzen und Rissen der Dielen auf den Böden, und das Umschippen. Ich will sie nach einander durchgehen.

Das Eintrocknen kann zuvörderst niemand läugnen, und es ist die vornehmste Ursache von Verminderung der Räumlichkeit oder des Maßes vom Getreide. Was sie aber eigentlich betrage, ist noch gar nicht einmahl, durch Versuche zu erforschen, vorgenommen worden. Diese Erforschung ist mehr langwierig und mancherley, als eigentlich schwer. Denn nach Beschaffenheit der nassen oder trocknen Aernden, nach Beschaffenheit des Land=Kornes oder Wasser=Kornes, selbst nach Beschaffenheit des trocknen oder feuchten Bodens, kommt das Getreide mehr oder weniger feucht in die Scheune; wie trocken es aber auf den Boden komme, das hängt von der kürzern oder längern Zeit ab, in der es nach dem Einfahren ausgedroschen wird. Denn es ist kein Zweifel, daß die Körner nicht in den Garben noch etwas trocknen, wenn diese einige Zeit in der Scheune liegen, ehe sie zum Ausdrusch kommen. Die Bestimmung also, wie viel ein Getreide auf dem Boden durch das Austrocknen verliere, kommt auf den Grad der Trockenheit an, womit es auf den Boden gebracht wird. Und diesen muß man herauszubringen suchen. Mit dem Dörren des Getreides hat man sehr viele schöne Proben angestellt, und niemand sorgfältiger, als Dühamel. Aber diese Versuche geben einen weit höhern Grad der Trockenheit an, als den das Korn in freyer Luft auf dem Boden annimmt. Ueber diesen hat sich noch niemand mit Grunde erklärt, <44, 929> ungeachtet er in die Korn=Rechnungen, selbst in die Korn=Polizey, einen nicht geringen Einfluß hat. Ich würde, um den Grad des Eintrocknens hierbey zu erforschen, folgenden Weg vorschlagen. Man nehme von dem eben ausgedroschenen Getreide, wie es jetzt auf den Boden gebracht worden ist, und wäge eine kleine Quantität von gegebenem Maße, z. B. eine Metze, genau. Das gesammte Getreide wende man fleißig auf dem Boden, und erhalte es mit guter Sorgfalt unverdorben ein ganzes Jahr lang. Man nehme nach Verlauf dieser Zeit von demselben Getreide wieder eine Metze, und wäge sie: so viel das Gewicht Differenz gibt, so viel ist dem Getreide an Feuchtigkeit abgegangen. Nun feuchte man diese Metze Getreide ganz allmählich so weit an, bis das vormahls von dem frischen Korne erhaltene Gewicht gerade wieder eine Metze ausmacht. Es wird alsdann das Ganze etwas mehr, als eine Metze, ausmachen. Dieses übrige messe man, so wird sich finden, wie viel das Korn, das Jahr über, an der Räumlichkeit, folglich am Maße, abgenommen habe. Oder, man verfahre im Anfange wie zuvor, messe und wäge eine Metze frisches Korn. Nach einem Jahre nehme man von demselben wohlerhaltenen Haufen so viel am Gewicht, als eine Metze vom frischen Korn vormals wog. Dieses überschlage man mit der Metze; es wird alsdann daran etwas fehlen, und dieses Fehlende ist vom Eintrocknen. Auf ähnliche Art lässet es sich durch Anfeuchten einer Probe von trocknem Korne so weit bringen, daß man hinter den Grad der Feuchtigkeit kommt, den ein Getreide sowohl bey nasser als trockner Aernde=Zeit, auch bey dem Wasser= und Land=Korne an sich hat. Denn aus vielen mit dergleichen Korne angestellten Versuchen wird sich ein Mittel heraus nehmen lassen, was eigentlich für das Eintrocknen auf dem Boden während einer gewissen Zeit festzusetzen sey, ohne dem Eigenthümer <44, 930> und dem Korn=Aufseher Schaden zu thun. Eigentlich ist der Zustand, den das Getreide, wenn es eben ausgedroschen ist, hat, ein solcher, der schon trocken kann genannt werden, wenigstens soll er es allemahl seyn, um das Korn auf dem Boden nachher mit mäßiger Mühe und Kosten gut zu erhalten. Stellt man über das auf den Boden geschüttete Getreide, gleich nach dem Ausdreschen, viele solche Erfahrungen an, die Feuchtigkeit desselben zu bestimmen, so lässet sich auch diese alsdann sehr nahe treffend angeben. Selbst die höhern Stufen der Feuchtigkeit im Getreide lassen sich auf diese Weise erforschen. Von einerley Haufen Korn, auch von der nähmlichen Aernde, selbst von dem nähmlichen Felde, lassen sich mehrere vorher abgemessene und abgewogene Portionen, mit verschiedenen proportionirlichen Quantitäten Wasser anfeuchten. Wenn sie in einer Wärme von 80 bis 90 Farenh. Graden wieder eine Zeitlang insgesammt ausgetrocknet sind, wird man Maß und Gewicht von jeder aber mahl genau untersuchen, und dadurch hinter das Maß der Austrocknung, folglich hinter die Verminderung des Maßes, unter diesen gegebenen Umständen kommen. Man nehme z. B. 1/8 wittenb. Metze altes Getreide; diese wird, wenn das Getreide etwa mittlerer Güte ist, 7 3/4 Loth wiegen, und 20 par. Kubik=Zoll nach dem Maße betragen. Man feuchte dieses Getreide mit 1/2 par. Kubik=Zoll Wasser an, und lasse es einen halben Tag, oder 12 bis 18 Stunden, in einem mäßig warmen Zimmer stehen. Man wäge und messe es sodann. Es wird sich im Maße beynahe 22 par. Kubik=Zoll, und am Gewichte 18 Loth 1 1/2 Quent, finden. Folglich hat das Maß fast um ein Zehntel zugenommen; und von dem Wasser, womit es angefeuchtet worden, welches 266 Ducaten=Asse am Gewichte betragen möchte, sind 155 Gran im Getreide geblieben, die übrigen aber sonst verdunstet und im Gefäße, worin die Anfeuchtung ge<44, 931>schehen ist, zerstreuet worden. Dühamel nahm Weitzen von einer nassen Aernde, der also sehr feucht eingekommen war, that ihn in einen kleinen Darr=Ofen, und trocknete ihn unter einer Hitze von 50 bis 60 reaum. Grad, wobey er ein Achtel seines Gewichtes verlor. Aber so viel verliert er selten, wenn er etwas trockner eingebracht worden ist. Das Eintrocknen des Getreides ist also sehr erweislich; und es würde gewiß im Maße erheblich seyn, wenn nicht die Landwirthschaften darauf jederzeit bedacht wären, es, so viel möglich, trocken auf den Boden zu bringen.

Zu dieser Verminderung im Maße durch das Eintrocknen kommt nun auch noch der Mäuse= und Ratzen=Fraß, auf den man ebenfalls ein vieles rechnen will. Die Bestimmung hierüber ist noch ungewisser. Denn ein solcher Abgang richtet sich nach der Menge Mäuse und Ratzen, die auf einem Boden sind. Wenn tausend derselben jährlich von einem Getreide=Haufen zehrten, so würde freylich dadurch einige Scheffel Abgang entstehen. Aber dieser ist auch gegentheils sehr zu vermindern, wenn die Thiere theils durch Katzen, theils durch Fallen weggefangen werden, als welche letztere unaufhörlich um die Korn=Haufen aufgestellet, und mit Speck versehen seyn müssen. Fängt man hier die alten Mäuse ziemlich weg, welches um die Zeit ihrer Begattung und Trächtigkeit geschehen muß, so tilget man auch die Nachkommenschaft; und ich bin überzeugt, daß ein guter Korn=Aufseher sich hierdurch gut verwahren kann. Zwar werfen sie das Jahr etliche Mahl und vermehren sich erstaunend, aber ihr Leben ist auch von kurzer Dauer, und die Nachstellungen gegen sie sind groß. Auch entsteht durch sie eine merkliche Verschiedenheit im Verluste, wenn das Getreide auf mehrern, als bloß auf einem einzigen Boden auf bewahrt liegt. Je mehr dergleichen Korn=Behältnisse sind, je mehr sind auch Ratzen und Mäuse ver<44, 932>theilt, und folglich entsteht auch dadurch eine größere Verminderung am sämmtlichen Korn=Vorrathe. Aber nun entsteht diese Einwendung, daß es eine Pflicht für den Korn Officianten sey, diesen Thieren durch allerley Mittel Einhalt zu thun, unter welchen das Giftsetzen das allerschädlichste und bedenklichste ist. Oftmahls wird demselben jährlich etwas für Vertreibung der Ratzen und Mäuse auf den Böden in Ausgabe anzusetzen erlaubt; dieses aber geschieht darum, damit er auf den Ratzen= und Mäuse=Fraß eigentlich nichts in Abgang rechnen sollte. Denn wenn der Korn=Besitzer diese Thiere auf seine Kosten vertreiben hilft, so trägt er schon eigentlich einen guten Theil Aufwand des Korn=Abganges in Gelde. Will der Korn=Aufseher hierin etwas an Korne passirlich in Ausgabe verschreiben, so muß die Vertreibung der Mäuse auch auf seine Kosten geschehen, und die Geld=Anlage dafür nicht in Ausgabe kommen. Denn es ist seine Pflicht, den Korn=Abgang in diesem Falle so viel möglich zu verhüten. Hätte er von Mäusen gar keinen Abgang, zu was Ende würde ihm derselbe in Rechnung auf Mäuse=Fraß gut gethan? Aber es würde alsdann, wenn er die Thiere nicht zu verringern suchte, noch viel mehr Abgang seyn! Das ist einzuräumen; gleichwohl bleibt es richtig, der Aufseher muß Sorge dafür tragen, daß dieser Abgang, für den ihm etwas gut gethan wird, der kleinstmöglichste sey. Auch ist noch zu merken, daß wirklich des Kornes weniger wird, wenn diese Gäste die Körner ganz verzehren. Sie lassen inzwischen einen andern Theil, vermuthlich wenn sie auslesen oder satt sind, geschrotet und angebissen im Haufen liegen, und dieser wird die mehreste Zeit mit dem Korne wieder vermessen. Bisweilen hat man auch welches vom Boden gegeben, das bis zum Uebelstande mit Mäuse= und Ratzen Unrath durchmengt gewesen ist. Sollte dieser im Maße nichts austragen? Ich bin der Meinung, daß diese Unreinigkeit mit dem Ersatze zu Vertreibung der Mäuse, den von ihnen vorgeblichen Abgang aufheben könne.

<44, 933>

Bey dem Wurm=Fraße wird der Abgang noch unbestimmter; er kommt indessen nicht minder auf die Sorgfalt des Korn=Beamten an. Dafür verrechnet er jährlich das Umschipper=Lohn. Geschieht dies Wenden fleißig, zumahl im ersten Jahr, so lehrt die Erfahrung, daß ein aufgeschüttetes Getreide fast gar nicht vom Wurme angefallen wird; denn er verlangt Ruhe und Ungestörtheit, wo er sich einnisten soll. Er frißt sich in die Hülse, und beraubt das Samenkorn seiner innern mehligen Substanz. Es scheint daher, als würde hierdurch das Korn nur der innern Beschaffenheit, nicht aber der Menge und dem Maße nach, vermindert. Allein, man muß auch hier etwas zugeben. Wenn die Körner von den Würmern ausgehöhlet und ausgefressen werden, so wiedersteht die meist leere Hülse dem Drucke der Körner im Scheffel nicht mehr stark genug; daher erfolgt Einmaß. Doch bleibt hier immer die vorhin angeführte Einwendung des Korn=Besitzers aufrecht: die Korn=Officianten werden dafür besoldet, und bekommen das Geld, damit sie den Wurm vom Korne durch fleißiges Umarbeiten, vorzüglich wenn es noch frisch ist, abhalten müssen. Ich sagevorzüglich wenn es noch frisch ist. Denn in folgenden Jahren, wenn das Korn älter wird, ist das Umschippen, sowohl des Ansteckens, als des Wurmes halber, so oft nicht mehr nöthig, weil es alsdann schon mehr ausgetrocknet ist, und jedes Körnchen bereits einen kühlern Dunstkreis um sich hat. Gleichwohl bleibt das Umschipper=Lohn in allen Jahren, nach der Menge des Getreides, wohl überall einerley, ungeachtet der Arbeit an den länger liegenden Getreide=Haufen in folgenden Jahren weniger wird. Dieser Zuwachs im Lohn wird den Beamten nicht in Anschlag gebracht, oder er müßte höchstens dahin gezogen werden, daß jährlich wieder neues Getreide auf den Boden kommt.

Die Schmetterlinge der Korn Maden, welche nun nach den Korn=Würmern einen neuen Verlust im Maße <44, 934> verursachen sollen, werfen auf das Getreide eine große Menge Eyer, deren ausgekrochene Thiere sich zwischen die Körner setzen, und sie mit einer Art von Seide zusammen spinnen. Sie ziehen vielmahls, wenn sie in Menge sind, über den ganzen Getreide Haufen eine 3 Z. dicke Rinde; darneben nagen sie von den Körnern meist die Spitze, fressen aber zuletzt selbst das Korn aus, und es ist unrichtig, als wenn sie das Innere des Samenkornes ganz unbeschädigt liessen. Indem sie solcher Gestalt eine große Menge Gespinnstes über das Korn ziehen, und noch überdies eine unbeschreibliche Anzahl kleiner röhrichter Gehäuse, worin sie sich aufhalten, im Korne anlegen, so wird aller dieser Unrath richtig unter den Haufen gebracht, wenn man ihn umwendet. Ich glaube, daß der Abgang, den die Made durch das Abnagen und Ausfressen, welches beydes man nicht läugnen kann, durch die vielen Unreinigkeiten, die sie im Getreide zurück lässet, dem Maße nach gänzlich ersetzet werde, und man hierauf im Einmaße wenig zu rechnen habe. Bey altem Getreide, worüber solches Gespinnst gezogen wird, könnte man die Probe gar leicht anstellen, was der Maden=Fraß für Verlust im Maße hervorbringe, der, meines Erachtens, nicht viel bedeutend seyn wird. Viel Maden=Gespinnst kann eher mehr, als weniger, ausgeben (s. oben, Pfeil-IconS. 819, fgg.)

Noch wendet man den Boden=Riß als eine beträchtliche Ursache des Korn=Abganges vor. In meinem Betracht bedeutet er wenig. Alle Böden sollen tüchtig, ohne Ritzen und Spalten seyn. Findet sich hierin ein Fehler, so muß der Beamte ihn anzeigen, und der Eigenthümer abstellen, oder wiedrigenfalls den Abgang mit Grunde einräumen. Ueberdies aber füllen sich die Ritzen nur ein Mahl aus; und wenn sie voll sind, kann weiter kein Boden=Riß vorgehen. Sind Mäuse und Ratzen, die das Korn aus den Ritzen des Fußbodens wegschleppen, damit neues nachfallen kann, so geht dies auf den Mäuse=<44, 935>Fraß. Verbröckelt sich wirklich etwas in den Ritzen, so geschieht solches um so viel mehr, um so mehr Böden sind, auf welchen das Getreide bewahrt liegt. Wenn ich hier beym Mangel genauer Beobachtungen, die Mittelstraße gehe, so wollte ich bey eingenommenem abgestrichenen, auf 6 bis 8 Jahr, für 100 Sch. etwa 1/2 Sch. Abgang passiren lassen.

Wird aber auch nicht das Getreide durch das Umschippen weniger? Da sich durch dasselbe die Spitzen der Körner abnutzen, so bekommen diese dadurch eine geringere Räumlichkeit, d. i. sie liegen enger beysammen, und tragen weniger im Scheffel auf. Dieser abgenutzte Hüssen Staub verstiebt sehr beym Umarbeiten; daher denn Manche sagen, das Korn leide einigen Abgang durch das Verstieben. Aber eben dieser Staub, und noch viel mehr dazu, fällt wieder auf den Korn=Haufen zurück, und wird beym Ausmessen mit in den Scheffel geworfen. Ob er nun gleich zu weich und zu klein ist, als daß er im Maße viel auftragen und die Körner aus einander halten sollte, so hilft er doch seines Theils den Raum im Scheffel ausfüllen; und ich denke nicht zu irren, wenn ich durch ihn dem Getreide wieder so viel Zugang gebe, als es durch vermeintliches Verstieben und Umschippen Abgang gelitten hat. Bey einem Korn=Vorrathe, wo alle diese bisher angezeigte Arten von Abgang im hohen Grade vorwalteten, ward der sämmtliche, an 4 bis 6 Jahr gelegene Rocken über drittehalb tausend dresdn. Scheffel vor kurzem umgemessen, und statt des Abganges noch etliche 40 Sch. Uebermaß gefunden. Es dient zur Bestätigung dessen, was im Vorhergehenden vom Ummessen beygebracht wurde.

Das wären alle die Ereignisse, worauf sich der so berufene Korn=Abgang gründet. Aus ihnen insgesammt ist das Eintrocknen der bedeutendste; denn allen übrigen kann und soll durch Vorsicht des Officianten sowohl, als auch des Eigenthümers, vorgebeuget werden. Geschieht es nicht, so leiden sie den Abgang aus Schuld und Ver<44, 936>säumniß. Aber das Eintrocknen kann niemand abwenden, und ist im Grunde ein wohlthätiger Abgang, der auch vornehmlich um dieser Ursache willen in Ausgabe genehmiget wird. Unter den beym Aufmessen eingeführten Gewohnheiten, denen auch von den hohen Landes=Regierungen hin und wieder Nachsicht verstattet wird, bin ich sehr überzeugt, daß der in Chur=Sachsen angenommene Satz: eins von hundert als Abgang passiren zu lassen, der billigste sey, welchen man für die Korn=Officianten und für den Eigenthümer annehmen kann. Diese Gewohnheiten beym Aufmessen, worauf ich mich hier beziehe, sind beym Aufmessen auf den Korn=Boden: ein weniger knappes Maß, welches theils durch sanfteres Abstreichen und derberes Einschütten in den Scheffel, theils manchmahl durch einen kleinen Kamm erhalten wird, der beym Empfange auf dem Scheffel stehen bleibt. Dieser Kant oder Kamm, der ganz am Rande ein Häufchen vorstellt, so geringe er auch scheint, macht nach einigen Versuchen eine halbe Metze aus, und thut auf hundert, 3 Scheffel und 2 Metzen. Wäre er nur auf jedem Scheffel eine Viertel=Metze, so betrüge er doch auf das Hundert 1 1/2 Scheffel. Wo diese Einnahme üblich ist, da muß vom Getreide, bis in das 8te und 12te Jahr hinein, gar kein Abgang in Rechnung passiret werden. Auf ein solches etwas reichliches Einmaß ist wohl in denen Ländern gesehen worden, wo gar kein Abgang gut gethan wird. Inzwischen in Ländern, wo er zum Theil gut gethan wird, darf man nicht denken, als wenn die Einnehmer ihren Censiten und Andern, die Getreide abliefern, nicht ebenfalls die im Vorigen erzählten Gründe vorlegen werden, warum sie bey der Ablieferung nicht so genau mit dem Maße verfahren sollen und müssen. So fern sie darin die Mittelstraße halten, wird ihnen auch hierin gefuget, und die Korn=Schuldner, wenigstens die mehresten darunter, tragen immer reichlicher, als kärglicher, ab. Man hat auch nicht nöthig einzuwenden, daß daraus dem Censiten ein merklicher Scha<44, 937>den zuwachse. Denn einmahl hat er kein Recht dazu, daß er das Getreide eben auf das schärfste zumessen soll; zweytens pflegt er die Güte des Pacht=Kornes schon darnach einzurichten, daß er eine Handvoll mehr auf den Scheffel gerade nicht anzusehen Ursache hat. Auch das mancherley Maß, womit auf den Boden aufgemessen und wieder abgemessen wird, pflegt bisweilen die Quelle eines kleinen Zuganges für den Korn=Boden zu seyn. Feuchte Luft, ich hätte bald gesagt ein feuchter Boden, beym Abmessen vom Vorraths=Hause hilft auch etwas zur Vermehrung und Verlängerung des Maßes. Ja, die Bezahlung mit Gelde statt der Natural=Lieferung gewähret dem Korn=Beamten einen andern kleinen Kunstgriff, sich für den Abgang in etwas schadlos zu setzen. Zwar soll von allem Getreide, das in Geld verwandelt und bezahlet, oder sonst angewiesen, oder gleich beym Einnehmen wieder weggemessen wird, und nicht auf dem Boden liegen bleibt, kein Abgang in Ausgabe angesetzet, vielmehr solches abgesondert, von dem wirklich in Substanz erschütteten, angezeiget werden. Aber wer kann hier allen und jeden einzelnen Ertrag durchgehen, darüber die Beweise führen, oder auch die Umstände einsehen, unter welchen sich der Vorgang noch irgend entschuldigen liesse? Genug, mir scheint der Ansatz für das Korn=Maß: eins von hundert, am meisten durchgedacht, praktisch geprüft und der billigste zu seyn. Und wenn man, wegen aller übrigen Arten von Abgang noch ein halbes hinzu thut, und anderthalb von hundert als Abgang passiren lässet, so ist das alles mögliche, was man geben und annehmen kann.”

2 und 3 St. des W. Wittenb. Wochenbl. v. J. 1783.

No. 174 und 176 des neuen berl. Int. Bl. v. J. 1784.

In No. 55 des leipz. Int. Bl. v. J. 1777, stellt ein Ungenannter folgende Berechnung des Gewinnes und Verlustes von Aufschüttung des Getreides an, wobey zweyerley zu erinnern ist; erstlich, daß der Verf. dieses Aufsatzes geglaubt hat, zur <44, 938> Vollständigkeit der Rechnung wäre erforderlich, Interessen von Interessen zu rechnen, welches doch nicht nöthig ist; zweytens scheint auch der Abgang, gegen mancherley Erfahrungen zu hoch berechnet zu seyn, wovon ein Mehreres in den folgenden Anmerkungen gedacht worden ist.

Bilance,

vom Getreide=Aufschutt auf 10 Jahr.

  Thlr. Gr.
2000 Scheffel aufgeschüttet, mit Preis à 1 Thlr. 18 Gr. machen Capital 2666 18
In 10 Jahren tragen die Interessen davon das halbe Capital 1333 8
In dem ersten Jahre wären von den 2666 Th. 16 Gr. Zinsen zu erheben 133 Th. 8 Gr.    
Diese im 2ten Jahre verliehen Zinsen wiederum 6 16
Und nun erhöhen sich die Capitals=Zinsen alljährlich mit 133 Thlr. 8 Gr., folglich sind Zinsen von Zinsen:    
im 3ten Jahre 13 8
im 4ten 20 --
im 5ten 26 16
im 6ten 33 8
im 7ten 40 --
im 8ten 46 16
im 9ten 53 8
im 10ten 60 --
Latus 4300 2
<44, 939>
  Thlr. Gr.
Transport 4300 2
Ferner wären vorstehende Zinsen wieder zu nutzen, und zwar:    
die 6 Thlr. 16 Gr. im 3ten Jahre, mit -- 8
die 20 Thlr. im 4ten Jahre, mit 1 --
die 40 Thlr. im 5ten Jahre, mit 2  
die 66 Thlr. 16 Gr. im 6ten Jahre, mit 3 8
die 100 Thlr. im 7ten Jahre, mit 5 --
die 140 Thlr. im 8ten Jahre, mit 7 --
die 186 Thlr. 16 Gr im 9ten Jahre, mit 9 8
die 240 Thlr. im 10ten Jahre, mit 12 --
Hierzu noch zum Boden Zins, zu Wendung des Kornes, und zu andern etwa vorfallenden Spesen, jährlich à 20 Thlr., thun 200 --
Summa aller Kosten für 2000 Scheffel auf 10 Jahr aufgeschüttetes Korn Thlr. 4540 Thlr.

Nunmehr wäre von den aufgeschütteten Sch. Korn Abgang zu erwarten, nähmlich vom Eintrocknen, Bodenriß und Mäusefraß:

80 Scheffel im 1sten Jahre, à 4 pro Cent.

38 2/5 Scheffel im 2ten Jahre, à 2 pro Cent.

145 5/20 Scheffel in den übrigen 8 Jahren, als:

18 4/5 Sch. im 3ten J. à 1 pro Cent.
18 3/5 Sch. im 4ten J.
18 2/5 Sch. im 5ten J.
18 5/20 Sch. im 6ten J.
18 3/40 Sch. im 7ten J.
17 9/10 Sch. im 8ten J.
17 14/20 Sch. im 9ten J.
17 21/40 Sch. im 10ten J.

<44, 940>

Weil nun nach diesem, 263 13/20 Scheff. in Summa betragenden, Abgange noch 173 6 7/20 Scheff. Korn zum Verkauf verblieben, so käme alsdann der Scheff. auf 2 Thlr. 14 Gr. 9 969/34727 Pf.

Ueber vorstehende Berechnung hat ein erfahrner Wirth folgende Anmerkungen gemacht.

2000 Scheffel Korn zu einem zehnjährigen Vorrath aufzubehalten, würde ich:

1. solches nur nach einem trocknen Jahreszuwachs und dergleichen guten Aernde=Witterung, da die Körner hart und mehlreicher sind, vornehmen;

2. den Einkauf aus sandigen Gegenden wählen, wo das Korn meist 10 lb. schwerer, heller und dünnschäliger ist, auch weniger Kleyen hat;

3. besorglicher Wärme halber, das Korn gleich von der Tenne weg behandeln, ohne es vorher aufschütten zu lassen, mich auch auf meinem Boden durchgängig eigener Säcke bedienen;

4. zur Zeit, wenn der ordinäre Preis 30 bis 32 Gr. ist, meinen Einkauf lieber mit 36 Gr. bezahlen, dafür aber reichliches Maß, tüchtig ausgesuchtes und von allem Zusatz, Unrath, von Staub gereinigtes, und durch die Fege gelassenes Korn, und zwar frey auf den Boden geschafft, verlangen.

<44, 941>

Also à 1 Thlr. 12 Gr.

3000 Thlr. für 2000 Scheff. Korn betrüge.
Hierzu
1500 Thlr. zehnjährige Interessen, à 150 Thlr.
500 Thlr. Zins von einem wohlverwahrten, wo möglich feuerfesten, Boden, auf Wenden, zweymahliges wiederhohltes Durchfegen, im 3ten und 5ten Jahre, Wartung und Reinhaltung des Getreides und der Böden von Würmern, Ratzen, Mäusen etc. auf Geräthe an Fege, Mulden, Schaufeln, Besen, Säcken, u. d. gl. ein Jahr ins andere, 50 Thlr.
5000 Thlr. in Summa.

Nun rechne ich, nach dem in obbeschriebener Maße beobachteten Einkauf und Reinhaltung des Getreides und Böden, worauf bey Magazinen alles ankommt, auf das Eintrocknen, und etwanigen Abgang, diese 10 Jahr über, höchstens 6 pro Cent Verlust, und dieses aus Erfahrung, da ich Getreide von 1 bis zu 30 Jahr lang auf Böden liegen und unter meiner Besorgung gehabt, webey gefunden, daß der Abgang nur in den ersten 6 Jahren existiret, nachher aber, wenn das Korn recht hart, fast gar nichts sagen will. Auf gewisse pro Cent oder Jahre lässet sich nichts mit Zuverlässigkeit bestimmen. Dieser Abgang à 6 pro Cent an 120 Scheffel, von den 2000 Scheff. abgezogen, würden 1880 Sch. verbleiben, und hiernächst der Sch. alsdann auf 2 Thlr. 16 Gr. zu stehen kommen. Wobey jedoch zu bemerken, daß sodann 1 Sch. dieses 10 jährigen Kornes, da es seiner Trockenheit halber, und durch so vielfältiges Wenden, Schale und Spitzen verloren, vor dem Einmahlen stark genetzet werden muß, auch beym Einmachen, zum Auswirken, mehr Wasser annimmt und quillt, 15 lb. mehr Brod, *

*
Im J. 1746, wurde, unter gehöriger Vorsicht, 1 Scheff. Korn von 1720 gemahlen und gebacken, und nach dem richtigern Satz: 5 Pfund Mehl geben 7 Pf. Brod, 240 Pf. wohlschmeckendes Brod, obschon mit eingemahlnen Kleyen, erhalten.

und dieses in besserer Güte und Weiße gibt, indem das Korn mit den Jahren weder an Güte noch an Kraft etwas verliert.

<44, 942>

Von Getreide= und Malz=Böden der Brau=Häuser, s. im V Th. Pfeil-IconS. 62, und Pfeil-Icon100.

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