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Frisiren, ein Wort, welches aus dem Franz. friser kräusen, kraus machen, entlehnt ist, und vornehmlich in folgenden Fällen im gemeinen Leben gebraucht wird.

Klassifizierung: 393 Sterbe- und BestattungsritenDDC-Icon Klassifizierung: 677 Textilien DDC-Icon 1. Bey den Tuch=Bereitern, ein Tuch oder sonst einen tuchartigen und wollenen Zeug frisiren, d. i. die Oberfläche (oder rauhe Seite) des Zeuges aufkratzen, und die Wolle dergestalt in die Runde unter einander reiben, daß sie kraus wird, und sich in kleine, dicht neben einander sitzende Knötchen oder Zöpfchen zusammen drehet. Ueberhaupt werden daher alle wollene Tücher oder Zeuge, welche entweder auf der rechten oder auf der verkehrten Seite etwas gekräuseltes haben, frisirte Tücher oder Zeuge genannt. Diese Tuch= oder Zeug=Krause, die man schon vor Alters in den Ratinen *

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Weil die Ratine vornehmlich auf diese Weise bearbeitet werden: so rührt auch die französische Benennung ratiner, welche mit friser von gleicher Bedeutung ist, eben daher.

gehabt hat, war sonst den Tuch=Machern in Deutschland nicht bekannt, hernach aber haben es die Tuch=Scherer als eine ihrer vornehmsten Arbeiten bekannter gemacht, und <15, 131> nennen es auch couttoniren oder narbicht machen, imgleichen crispiren. Auf der verkehrten Seite werden gemeiniglich nur die zur Trauer bestimmten schwarzen Tücher, auf der rechten Seite aber die Ratine, frisirt. An einigen Orten wird diese Arbeit unter die Meister=Stücke mit gerechnet. In England hat man diese Arbeit besonders schön gemacht, und uns allerley crispirtes oder frisirtes Zeug, unter verschiedenen Nahmen, z. E. Tüffel etc. geliefert, welche aber nunmehr ebenfalls bey uns verfertiget werden.

Sonst nennt man auch wohl die Draps d' Or und Draps d' Argent frisin, wenn solche auf der rechten Seite nicht recht glatt, sondern auf der Oberfläche etwas gekräuselt und ungleich sind; und diese werden insgemein für die reichsten geachtet.

Nicht sowohl jetzt, als vor einiger Zeit, machte die Mode die frisirten Tücher beliebt. Heut zu Tage frisirt man wenigstens noch die Flanelle, und zuweilen auch den von allerley Farben bestehenden Moll, welcher stark zu Ueberröcken gebraucht wird. Durch das Frisiren wird die Wolle auf der rechten Seite eines Tuches oder tuchartigen Zeuges kraus, und es entsteht hierdurch eine Knospe (ein Knötchen oder Zöpfchen) neben der andern. Es kann aber ein solches Frisiren der Tücher eben nicht vortheilhaft seyn, denn, wenn sich die Knospen abgetragen haben, welches leicht geschieht, so ist das Tuch kahl und ohne Bedeckung.

Klassifizierung: 621.8 MaschinenbauDDC-Icon Grobe Tücher pflegen die Tuch=Macher zuweilen mit einer so genannten Handscheibe zu frisiren. Diese hölzerne Scheibe hat an der obern Seite einen Stiel, auf der untern aber eine Bedeckung von Sand und zerstoßenem Glase, welches mit Leim Wasser aufgetragen, und wenn es trocken ist, abgerieben wird. Die Haare oder die Wolle des Tuches bleiben beym Scheren lang stehen, und beym Flanell und Moll werden bloß die obern Spitzen abgeschnitten. In dieser Beschaffenheit leget man den Zeug auf einen gepolsterten Tisch, be<15, 132>streicht ihn mit einer Salbe, die aus fettigen und öhligen Bestandtheilen zusammen gesetzt wird, und reibet auf der Oberfläche des Tuches mit der vorgedachten Scheibe, so daß man diese im Kreise herum drehet. Allein, diese Arbeit ist mühsam, und gibt dem Zeuge doch keine rechte Frisur. Einige Tuch=Scherer frisiren das Tuch vermittelst Bimssteines mit den Händen, welches aber eine saure und langweilige Arbeit ist; und es muß für die Elle 1 bis 2 Groschen bezahlt werden. Weil nun alle diese Kunstgriffe nicht allzu wohl von Statten gehen, auch sehr mühsam, und bey einer großen Menge Zeuge oder Tücher, welche frisirt werden sollen, überhaupt sehr langsam und nicht wohl anzubringen sind: so hat man zu dieser Absicht eine sehr künstliche und sinnreiche Maschine erfunden, welche eigentlich die Frisir=Mühle, Fr. Frise oder Frisoir, genannt wird, wodurch diese Arbeit um ein Großes erleichtert und befördert wird. Diese Maschine haben die Franzosen zuerst erfunden, und von ihnen hat sie Deutschland angenommen. Eine solche Mühle kann entweder durch Menschenhände, oder durch ein Pferd, oder auch durch das Wasser, in Bewegung gesetzt werden, ohne daß es nöthig ist, die innern und wesentlichen Theile abzuändern. Wenn man sich von dieser Maschine, welche aus sehr vielen künstlich zusammen gesetzten Theilen besteht, einen deutlichen Begriff machen will, so muß man sich vorstellen, daß die Bewegung derselben von der Beschaffenheit seyn müsse, damit alle und jede Theile eines Stückes Zeuges ganz langsam und beständig gleichförmig durch diejenigen Theile der Ma schine, welche die Mühle genannt werden, gehen. Diese Maschine dient nun eigentlich dazu, daß der obere Theil derselben, welcher mit Leim bestrichen, und über diesen mit ganz feinem Sand bestreuet worden ist, dergestalt, daß beyde Schichten zusammen genommen, wenigstens den vierten Theil eines Fingers dick, und so gut als möglich geebnet sind, desto hurtiger beweget werde.

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PfeiliconFig. 798, stellt eine solche Maschine vor, welche durch ein Pferd in Bewegung gesetzt wird. Es steht dieselbe in einem geräumigen Gebäude, welches in zwey Böden abgetheilt ist. a ist der untere Boden; b, der obere. In dem untern Boden befindet sich eine verticale Welle c, welche 12 Fuß hoch, und 10 Zoll im Durchschnitt dick ist. Diese Welle geht bis an den Boden des obern Stockwerkes, wo sie mit ihrem Zapfen in einer Pfanne d, welche in dem Balken des Bodens angebracht ist, sich um ihre Achse drehet, so wie sich solche mit ihrem untersten Zapfen auf dem untern Boden in e gleichfalls in einer Pfanne umdrehet. Ungefähr 4 Fuß von der Erde, hat diese Welle Speichen f, auf welches ein großes Stirn=Rad g liegt. Die Speichen sind so lang, daß das Rad 10 Fuß hoch über der Erde liegt. Das Stirn=Rad greift in einen Drilling h, welcher vertical neben dem Stirn=Rade auf einer Welle i steckt. Diese Welle läuft mit ihren Zapfen in einer Pfanne des Gerüstes. Der Drilling ist ungefähr 15 Zoll hoch, und die Scheiben desselben haben 20 Zoll im Durchmesser. Er hat 12 Stöcke. Nahe an dem Fußboden auf dieser Welle i, steckt ein horizontales Kamm=Rad k, welches mit seinen Zähnen in einen horizontalen Drilling l greift. Dieser Drilling steckt auf einer gleichfalls horlzontal liegenden Welle m. Neben dem Drilling l befindet sich ein Kamm=Rad n, so wie auch auf dem andern Ende eben ein solches Rad o anzutreffen ist. Von diesen beyden Kamm=Rädern, n und o, setzt jedes einen kleinen Drilling p, welcher vertical auf einer eben so gestellten eisernen Welle steckt, in Bewegung. Da man aber vor den Säulen des Gerüstes solche nicht gut sehen kann, so werde ich sie in einer besondern Zeichnung vorstellen.

Diese Welle mit ihren Drillingen läuft mit ihren untern Zapfen in einer am Boden angebrachten Pfanne, wie PfeiliconFig. 799 in a zeigt; das obere Ende der Welle aber dreht sich in einer kupfernen Pfanne b, welche 8 Zoll lang, 2 dick, und 3 breit ist. Diese obere Pfanne ist mit Schrauben an dem untern Theile der Mühle oder Kratze o fest geschraubet. Das Ende dieser Welle d, welche nicht mit der Achse in gleicher Linie liegt, sondern nach der Seite gebogen ist, endiget sich in der obern Mutter e, welche an den obern Theil der Mühle f mit Schrauben g fest geschraubet ist. Diese Art von gebogenen Haken d, geht in das Loch dieser Pfanne, PfeiliconFig. 800, hinein, und beweget sich in derselben hin und wieder. Well nun die äusserste Krümmung desselben, während der Bewegung, einen Zirkel beschreibt, dessen Mittel<15, 134>punct in der Achse liegt, so wird dadurch die Pfanne e, PfeiliconFig. 799, wie auch der obere Theil der Mühle f, wo an solche befestigt ist, in eben eine solche Art der Erberschütterung und zirkelrunden Bewegung gesetzt, als welche erfordert wird, wenn der Zeug verlangter Maßen die erwähnten Knöpfchen erhalten soll.

Die Mühle selbst, oder diejenigen Theile, welche das Frisiren bewerkstelligen, sind folgende: Ein doppeltes Gerüste von starkem Zimmerholze, wovon der Untertheil q, PfeiliconFig. 798, auf der Welle der Drillinge p ruhet, als worin der Zapfen d, PfeiliconFig 799, der Welle durchgehet. Der Obertheil der Mühle r, PfeiliconFig 798, oder f, PfeiliconFig. 799, ist ein schweres Stück, welches ungefähr 6 Zoll breit. Unter diesem Ober=Theile ist ein Bret angebracht, welches mit Lehm bestrichen, und mit feinem Sande überstreuet wird, so, daß es durch dende Materien einen Ueberzug 1/4 Fingers dick erhält, welcher aber sehr geebnet ist. Die Puncte in der Pfeilicon799 Fig. bezeichnen das Bret, bey f des Obertheiles der Mühle. Da dasselbe schwer ist, so muß es durch ein Hebezeug in die Höhe gehoben werden. Zu dieser Absicht ist oben über der Maschine, am Balken, an einer eisernen Stange h, PfeiliconFig. 799 eine andere wagerechte Stange i an einem Bolzen k beweglich angemacht; und an dem Ende l sind zwey starke Stricke an den Enden des Obertheiles der Mühle f in m mit Ringen befestigt, damit, wenn man an dem Ende der Stange i zieht, vermittelst der Stricke der Ober heil in die Höhe gehoben werde, um den Zeug unterlegen zu können.

Der Untertheil der Mühle q, PfeiliconFig. 798, ist mit kurzen Haaren ausgestopft, mit einem recht glatten Plüsch überzogen, und an beyden Seiten des Holzes recht stramm ausgespannt. Auf diesen Untertheil kommt der zu frisirende Zeug zu liegen, weshalb er eine weiche und gleiche Unterlage haben muß. Wenn nun der Obertheil r, PfeiliconFig. 798, und f, PfeiliconFig. 799, mit dem Hebel i k in die Höhe gehoben wird, so kann man das zu frisirende Tuch darunter legen. Damit aber auch der frisirte Zeug, welcher nicht allzu lang unter den Gängen bey dem Frisiren liegen bleiben muß, auch allmählig wieder von der Mühle gebracht werde, so wird solches folgender Gestalt bewerkstelliget. Die Welle m, PfeiliconFig. 798, des Getriebes l, drehet zugleich ein Getriebe oder einen Drilling s mit um, welches die Welle auf ihrem Zapfen horizontal stehen hat. Diese greift in ein Stirn=Rad t, welches abermahl das an seiner Welle befestigte Getriebe u mit sich herum drehet; dieses Getriede greift ferner <15, 135> in ein großes Stirn=Rad v, welches auf einer horizontal liegenden Welle w steckt, welche eigentlich ein, der ganzen Länge der Maschine nach, mit einer Woll=Kratze (oder einem Leder, worauf sich mehrere Reihen eiserner Haken hefinden) umgebenen Cylinder ist, und wälzet solche mit herum. Dieser letztere Mechanismus und diese Welle dient dazu, das frisirte Tuch von der Mühle herunter zu ziehen; denn die kleinen kratzenmäßigen Haken fassen in das Tuch, und ziehen dasselde ganz langsam herunter.

Unter der Walze und Mühle steht ein Schragen x, worin das Tuch zum Frisiren liegt, und worauf dasselbe zur Mühle geleitet wird.

Damit aber auch das zu frisirende Tuch recht stramm und gleich in die Mühle geleitet werde, so sind hinter der Mühle, der Länge nach, 3 Stangen angebracht, durch welche geschlungen das Tuch in den Gängen q r geleitet wird. Man findet solche in PfeiliconFig. 801 besonders vorgestellt. Diese 3 Stangen liegen hinter der Mühle horizontal, und es geht das Tuch unter der Stange a über der Stange b, und endlich unter der Stange c, nach der Mühle.

Damit nun diese Maschine in Bewegung gebracht werden könne, sind lange Stangen y an die Speichen des großen Rades f, PfeiliconFig. 798, und an deren Ende wieder Schwengel z angebracht, woran ein Pferd angespannet werden kann. Damit aber das Pferd in seinem Kreislaufe bleibe, und nicht ausweichen könne, sind an die Welle c Stangen t z angemacht, woran das Pferd mit seinen Halftern angebunden werden kann, damit es in gleichem Gange erhalten werde. Damit aber auch die Walze w ihren Endzweck erreiche, das Tuch mit ihren Haken zu fassen, und sie solches nicht bewerkstelligen könnte, wenn das Tuch frey hinge: so ist vor dieser Wolze eine Stange a a angemacht, damit das Tuch zwischen der Walze und der Stange, dicht neben ihr herunter gehe.

Ich komme nunmehr auf die besondern Handgriffe, welche zu dem Frisiren gehören. Man schlägt zuvörderst das Tuch oder den wollenen Zeug über einen Tisch schlangenweise über einander in Falten, reiniget es aber dabey von den Knoten. Ich habe bereits oben erwähnt, daß man das Tuch, welches man frisiren will, nicht allzu lang scheren, sondern die Haare der Wolle lang lassen muß, weil es sonst nicht möglich wäre, daß man die Zöpfchen zuwege bringen könnte. Wenn nun also das Tuch auf solche Art gefaltet, und von den Knoten gereiniget worden ist, legt <15, 136> man dasselbe so gefaltet in den Schragen unter der Mühle. Das letzte Ende desselben wird mit einem andern Stücke Tuch vereiniget, jedoch nicht vermittelst einer Naht durch einen Faden, sondern vermittelst eines Drahtes; siehe PfeiliconFig. 802 Es wird nähmlich der Draht durch das eine Ende des Stückes b durchgesteckt, und dergestalt vereiniget daß ein Ende über dem andern zu liegen kommt, wie bey c d zu sehen ist.

Wenn nun die Mühle zum Frisiren in den Stand gesetzt werden soll, wird der obere Theil der Mühle, r, PfeiliconFig. 798, oder f, PfeiliconFig. 799, vermittelst der Stange oder des Hebels i, PfeiliconFig. 799, in die Höhe gehoben. Alsdann nimmt man das Stück Tuch, welches mit dem neuen zu frisirenden Tuche vereinigt ist, und zieht es über und unter die drey Stangen a b c, PfeiliconFig. 801, durch, so weit, daß das Ende des Tuches genau auf den gepolsterten Untertheil q, PfeiliconFig. 798, oder c, PfeiliconFig. 799, zu liegen komme. Sodann läßt man den Ober=Theil der Mühle darauf, und stellet obenauf Stäbe, b b, PfeiliconFig. 798, welche auf dem Obertheile der Mühle, und dem Gerüste c c, gestützet werden, damit die Mühle nicht wanke. Das Stück Tuch, welches aus der Mühle heraus hängt, wird nach der wie eine Kratze gestalteten Welle w, zwischen den Stab a a geleitet, und um die Welle etwas umgeleget, damit, wenn solche herum gehet, sie gleich anfänglich im Stande sey, vermittelst ihrer Haken das Tuch herunter zu ziehen. Denn, wenn die Mühle im Gange ist, so steht ein Arbeiter mit einer Krücke, und stößt das von der zackigen Welle herunter gezogene Tuch beständig von den Haken, damit diese beständig frisches Tuch ziehen können. Ein anderer Arbeiter gibt Acht, daß das Tuch auf dem Schragen x gerade und gleich nach der Mühle zu gehe, und keine Runzeln oder Falten mache, weil sonst dieser Theil, wo Falten sind, nicht frisiret würde, sondern so genannte Ratzen=Schwänze darstellete.

Wenn, gedachter Maßen, das Tuch in der Mühle lieget, und diese in Bewegung gesetzt werden soll, so spannt man ein Pferd an die Stange y, und mit der Halfter an die Stange t z, läßt dasselbe im Kreise herum gehen, und setze solcher Gestalt die Mühle in Bewegung; denn der Zapfen d der Welle des Drillinges q, indem er sich in der obern kupfernen Pfanne e, PfeiliconFig. 799 und Pfeilicon800, im Kreise herum bewegt, setzt den Obertheil der Mühle r, PfeiliconFig. 798, oder f, PfeiliconFig. 799, in eine zitternde Bewegung, und zieht, vermittelst ihrer mit Lehm und Sand bestrichenen Fläche <15, 137> die Haare in geründete Zöpfchen, oder rollet sie vielmehr im Kreise zusammen. Die Stäbe bb sind deswegen aufgesetzt, und unter das Gerüste cc gestützt, damit sie auf dem Tuche, welches frisiret wird, dicht aufliegen, und die dadurch bewerkstelligte Erschütterung ihre Absicht erreiche. Da das Getriebe s dazu bestimmt ist, die Getriebe und Räder t, u, v in Bewegung zu setzen, so geschieht dieses darum, damit die kratzige Welle w ganz langsam sich herum wälze, um den Zeug aus der Mühle zu ziehen.

In der Pfeilicon798 Fig bey dd sieht man, wie das Tuch aus dem Schragen x, nach der Mühle q und r, und von da wieder zwischen der Stange a a nach der mit Häkchen besetzten Welle w geht. Wenn das ganze Stück Zeug die Mühle durchgegangen ist, wird der obere Theil der Mühle in die Höhe gezogen, und man klopfet denselben mit einer Ruthe aus, damit keine kurze Wolle darauf sitzen bleibe. Sodann wird das Stück wieder in den unter dem Tische befindlichen Schragen geleget. Ueber diesen wird es ausgebreitet, und von einem Ende bis zum andern mit einer, wie ein kleiner Besen gestalteten, Bürste ausgefeget, um es alsdann zum zweyten Mahl zu frisiren, welches auch wohl bis zum dritten Mahl wiederhohlet wird, je nachdem das Tuch oder der Zeug gut oder schlecht frisiret werden soll.

Will man die etwa wegen der Falten entstandenen schadhaften oder unfrisirt gebliebenen Stellen, oder die Ratten=Schwänze, wieder heraus haben, so fährt man mit einer Kardetsche, wieder den Strich der Wolle, darüber her, da alsdann solche Stellen, nachdem dadurch die Wolle in die Höhe gebracht worden ist, ungleich besser frisirt werden, als die übrigen.

Die Arbeit bey dem Frisiren der Tücher geschieht auf einerley Art, ausser daß solche manchmahl weniger oder auf eine etwas andere Art verrichtet wird, nachdem nähmlich die Tücher feiner oder gröber sind. Es sind dieses aber besondere Handgriffe, welche durch viele Erfahrung und öfters angestellte Versuche erlernet werden.

Man kann auch durch das einzige Rad g, PfeiliconFig. 798, die Maschine dermaßen vervielfältigen, daß zugleich vier solche Mühlen in Bewegung gesetzt werden können, indem das Rad so gestellet wird, daß von allen vier Seiten dergleichen Getriebe mit ihren Wellen in Bewegung gesetzt werden können.

Hrn. Prof Beckmann Anleitung zur Technologie, Gött. 1777, 8. S. 33.

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Die Tuchfrisirerkunst, von Hrn. Duhamel, st. im 6 B. des Schaupl. der Künste und Handwerke, Leipz. und Königsb. 1767, gr. 4 S 1--16, n K T.

(Hrn Prof Ebert Kurzer Begriff der menschlichen Fertigkeiten und Kenntnisse 1 Th. Lpz 1778, 8. S 296.

Jacobsson Schauplatz der Zeugmanufacturen in Deutschland, 2 Band, Berl. 1774, gr 8 S. 284 295.

Sprengels Handwerke und Künste, 14 te Samml. Berl. 1776, 8 S 340--347.

Klassifizierung: 646.724 HaarpflegeDDC-Icon 2. Die Kopf=Haare nach der Kunst kräuseln, welches eigentlich eine Arbeit der Perrückenmacher ist. Nachdem aber heut zu Tage sowohl bey dem männlichen als weiblichen Geschlecht die Haar=Touren von fremden und eigenen Haaren Mode geworden sind, so ist beynahe eine besondere Profession der Frisirer oder Friseurs entstanden, welche an vielen Orten noch von den Perrückenmachern unterschieden sind.

Unter die Vorbereitungen der Haare, welche zu der Verfertigung der Perrücken erfordert werden, gehört unter andern auch das Kräuseln oder Krausen der sortirten Haare. In dieser Absicht befestigt der Perrücken=Macher ein Packet nach dem andern an den zusammen gebundenen Köpfen neben dem Rande eines Tisches mit einem hölzernen Schraubenstocke, oder einem andern hier zu schicklichen Instrumente, und zwar so, daß die Spitzen der Haare gegen ihn zugekehrt sind. Auf die Spitzen leget er oberhalb den dünnern Mitteltheil eines Kräusel=Holzes, und unterhalb breitet er auf den sämmtlichen Haar=Spitzen einen Streif Papier aus, damit diese Spitzen beym Kräuseln nicht ausspringen, siehe PfeiliconFig. 803. Ein solches Kräusel=(Kraus= oder Frisir=)Holz Fr. Bilboquet, a, ist ein rundes Stäbchen von Buchsbaum= oder anderm hartem Holze verfertigt, etwa 2 bis 3 Zoll lang, und in der Mitte merklich dünner, als an beyden Enden. Der Perrückenmacher muß mehrere Krause=Hölzer von verschiedener Dicke haben. Zur Stirn=Krause (Toupet) sind die Frisir=Hölzer kleiner, zu den übrigen Krausen gröber, weil dazu län<15, 139>geres und mehreres Haar kommt. Manche pflegen auch vor dem Kräuseln ein Packet langer Haare zu theilen, und auf zwey Frisir=Hölzer zu wickeln, weil es Kräfte und Mühe erfordert, ein starkes Packet von langen Haaren aufzuwickeln.

Was nun zuvörderst das Frisiren oder Accommodiren der Perrücken betrifft, so kämmt der Perrückenmacher, nach dem Annähen der Tressen die sämmtlichen Haare der Perrücke mit einem Frisir=Kamme (siehe unter Pfeil-IconKamm) aus einander, damit jedes an seinen gehörigen Ort zu liegen komme. Alsdann schmiert er die sämmtlichen Haare mit weicher Pomade, welche aus Schweinschmalz, Wachs und wohlriechenden Oehlen verfertiget wird, ein, und pudert sie, wodurch sie sich auflockern. Nach dem Pudern schneidet er die Schnüre ab, nimmt die Perrücke von dem Montirungs= (Form=)Kopfe, und hängt sie auf einen Perrücken Stock. Auf diesen befestigt er sie an den Schläfen mit zwey Schnüren, streicht alsdann die Vorder Haare der Tour mit einem Kamme zurück, und bügelt sie mit einem warmen Bügel=Eisen, damit sie sich hinlänglich niederlegen, und nicht wieder aufsteigen. Hierauf zertheilt er die Seiten=Haare, und bey den Stutz=Perrücken auch die Hinter=Rangen in Locken, toupirt jede Locke mit dem Frisir=Kamme, lockert sie hierdurch auf, schlägt sie mit dem Kamme um einen Finger, und gibt ihr die gehörige Form und Lage. Die Fronte toupirt er gleichfalls, und gibt ihr nach der Mode mit dem Kamme die gehörige Gestalt. Hierbey streicht er die Haare mit einer harten Pomade, welche aus Talg, Wachs und wohlriechenden Oehlen zusammen geschmolzen wird. Er befefligt auch wohl die Locken mit Haar=Nadeln, und gibt ihnen hierdurch die erforderliche Lage und Haltbarkeit. Uebrigens muß der Perrückenmacher schon bey Verfertigung der Perrücke die Anlage so machen, daß er sie nach der Mode frisiren kann. Zuletzt wird die Perrücke gepudert.

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Bey eigenen Haaren ist der Perrückenmacher auch Friseur: und hierdurch wird der Schade wieder ersetzt, welcher daraus entsteht, daß die Perrücken jetzt nicht mehr so Mode sind, als vordem. Unterdessen entgeht ihm doch in diesem Falle dadurch vieles, daß es in großen Städten bloße Friseurs gibt, welche übrigens nichts mehr von der Perrückenmacher=Kunst verstehen, sondern das Frisiren nur aus dem Zusehen und aus der Uebung erlernt haben.

Bey dem Frisiren der Haare des Kopfes an Manns=Personen, werden dieselben von dem Friseur wohl durchgekämmt, das hintere Flecht=Haar von dem Seiten=Haare abgesondert, und das Hinter=Haar am Kopfe fest zusammen gebunden. Er verschneidet die zerscheitelten Seiten=Haare mit der Schere dergestalt schräge hinter dem Kamme, daß die untersten Haare stufenweise länger, und die der Scheitel nahe liegenden, immer kürzer gelassen werden. Hieraus entstehen gleichsam Etagen zu den Locken. Auf gleiche Art wird auch das Haar von der Scheitel bis an die Seiten=Haare herab stufenweise verschnitten, um hernach diese Scheitel=Stockwerke (Fronte), wie die Stirn=Krause (das Toupet, Toupee) mit der heißen Frisir=Zange in Locken aufzurollen.

Klassifizierung: 612.7 Bewegungsapparat, IntegumentDDC-Icon Statt dessen bringt es die jetzige Mode so mit sich, daß man dieses Haar der Scheitel an der Haut ganz kurz, und wie gestachelt, in Gestalt einer Kehrbürste verschneidet, daher man ihm auch die aus dem Französischen entlehnte Benennung Vergette gibt. Es ist dabey kurz, straubig, und wird nicht weiter gekräuselt. Das Toupet wird mitten über der Stirn etwas länger gelassen, als gegen die Schläfe zu, und nach einer geraden Linie verschnitten. Nach dem Verschneiden der Haare, lieset man mit der Ecke des Frisir=Kammes etwas Haar aus einerley Schicht zusammen, und bieget die Spitze dieses beschnittenen Seiten=Haares zu einer Locke um, um welche man ein dreyeckiges Papier herum fal<15, 141>zet, und es nach dem Hinterkopfe zusammen drehet, damit die Haar=Locke nicht wieder zurück laufen möge. Dieses heißen die Locken=Papiere (Papilloren), und das Einschlagen der Haare in dergleichen Papiere wird das Papillotiren genannt. Wenn die Haare um den ganzen Kopf aufgewickelt sind, werden dieselben gebrannt. Hierzu hat der Friseur zwo verschiedene Arten von Eisen. Das eine, das Frisir=Eisen, das Quetsch Eisen, oder die Brenn Zange genannt, PfeiliconFig. 804, ist wie eine Zange, und an dem Ende mit zwey Backen, welche inwendig glatt sind, gemacht. Das andere, das Schnabel=Eisen, Toupet=Eisen, oder die Toupet=Zange, Fr. Fer à toupet, genannt, PfeiliconFig. 805, sieht einer länglichen Schere gleich, welche statt der beyden Klingen oder Arme, eben so viel eiserne Stäbe hat, deren einer rund, und der andere hohl ist, daß jener in diesen hinein passet. Es muß dieses Eisen gut schließen, besonders an der Spitze, oder es muß der rundliche Arm in der Ninne des andern überall gleich anliegen. Man zieht diejenige vor, deren Vernietung nicht zu sehen ist. Das Quetsch. Eisen muß niemahls über Kohlen, sondern beständig in der Gluth heiß gemacht werden. Wenn es die nöthige Hitze hat, welches man daran erkennt, wenn es ein Papier nicht mehr schwarz brennet, so wird eine Papillote nach der andern dazwischen gefasset, und ein wenig, entweder eine kürzere oder längere Zeit gedrückt, nachdem das Eisen mehr oder weniger heiß ist; es ist aber besser, dasselbe so heiß, als es das Haar leidet, zu gebrauchen, weil man alsdann jede Papillote in kürzerer Zeit brennen kann. Aus dieser Ursache pflegt man auch mehrere dergleichen Eisen zu haben und in das Feuer zu legen, wenn man die Haare auf dem ganzen Kopfe brennen will. Es bleiben solcher Gestalt die Haare etliche Stunden lang, natürlichen Locken gleich, aufgerollt, da die Wärme einen Theil von den Materien der Haare heraus getrieben hat, wodurch sie sich zu krümmen genöthi<15, 142>get werden, bis die verkürzten Haar=Fasern und ausgeleerten Mark=Bläschen von neuem ihre Elasticität von dem Blute, oder von der Nässe der Luft erreichen, aufschwellen, und die Kräuselung (Frisur) völlig vertilgen. Selbst die Erschütterung des Windes, und alle Bewegungen, spannen die Haare wieder gerade aus, wie sich ein trockner Schwamm vom Wasser ausdehnt. Werden indessen die Haare zu oft gebrannt, so verlieren sie nach und nach alle ihre Elasticität, sie werden kraftlos, ihr Glanz und ihre Ründung verschwinden, sie zerbrechen vor der Zeit, und der Kopf wird davon so dünnhärig, daß man, statt des eigenen Haares, eine Perrücke aufsetzen muß.

Wenn die Papilloten wieder erkaltet sind, macht man das Papier los, kämmet die gebrannten Haare zusammen aus, feuchtet sie mit ein wenig Pomade, die man in der hohlen Hand verreibet, an, und pudert die Locken ein wenig ein, um sie desto besser mit dem Kamme aufzulockern, oder damit sie von der Pomade nicht zu fest zusammen kleben mögen. Hierauf ergreift der Frisirer die Reihen der Haare nach einander mit der linken Hand, indessen daß er diese Etagen der Seiten=Haare mit dem Kamme in der rechten, von unten herauf enge zusammen filzet, so daß die Spitzen der Haare durch den Kamm heraus gehoben werden. Solcher Gestalt wird das krause Seiten=Haar locker zusammen in eine krause Verwirrung gekämmt, oder lose in einander verfilzet. Aus dieser Verwirrung von verfilzten Krausen zieht man so viel Haare, als zu einer Locke kommen sollen, mit dem Kamme hervor; dieses Packet wird gleichsam von neuem verfilzt, oder zusammen geschabet, und man theilt demselben dadurch die Figur einer dicken und lockern Krause, oder einer Buckel, mit, daß man das längste Haar, über dem Finger, in eine Buckel über die Verfilzung herauf kämmt. Und dieses wird sowohl an Perrücken, als am eigenen Haare, das <15, 143> Accommodiren oder das Legen in Locken genannt.

Wenn man ein Toupet tragen will, welches über die Stirn her geht, oder wenn die ersten Haare über der Stirn nicht zu kurz, sondern glatt gekräuselt und hinterwärts gebogen seyn sollen, so muß dieses mit dem Toupet=Eisen geschehen. Dieses läßt man mäßig heiß werden, fasset alsdann die Reihe von Haaren, welche das Toupet geben soll, dazwischen, hält sie gerade in die Höhe, drehet alsdann das Eisen um, in welchem der runde Theil desselben nach unten gekehrt ist, damit die Haare niederwärts gebogen werden, und brennt auf diese Art das Toupet.

Unter denen Arten von ringförmig gekräuseten Locken (Buckeln), in welche man das Seiten=Haar leget, erhebt sich heut zu Tage diejenige Art, welche man Tauben=Flügel (Ailes de pigeons) nennt, weil diese Buckeln, wie Flügel, vom Kopfe nach hinten zu laufen. Zu einem solchen Locken=Flügel werden die Haare der Seiten mit schmieriger Wachs=Pomade am Kopfe zusammen geklebet, die Spitzen dieser Buckeln über dem Finger gelockt, und wie ein Flügel im Schwunge, vom Kopfe nach hinten weggestreckt. Man macht zwey oder drey solcher abstehender Flügel Buckeln in einer Reihe, und zwar so, daß die Ohren völlig bloß bleiben.

Die zweyte Art von unsern Buckeln ist, wenn man diese lockere Verfilzung (Kreppe) der Seiten=Haare läßt, wie sie ist, und nur eine einzige große, klare und lange Locke über die Ohren unterzieht, da alles übrige Seiten=Haar gleichsam durchsichtig hohl mit dem Kamme aufgelockert ist.

Ferner pflegt man auch das lockere Seiten=Haar mit Haar=Nadeln in Buckeln zusammen zu heften, und das sind die Nadel=Buckeln. Man filzet das gebrannte Haar, man schlägt daraus über dem Finger eine Locke, und es wird diese Verfilzung durch die zweyarmigen Haar=Na<15, 144>deln fest gehalten, die man wie eine aufgesperrte kleine Haar=Gabel durch die Locken stecket.

Viertens schlägt man die Haare in verworfene Buckeln, da eine Locke nach der andern nachlässig weg fällt, ohne gerade Schichten von Locken zu machen. Die Hammel Pfoten sind senkrecht hängende Rollen, da alle vorige Arten von Locken Quer=Buckeln waren. Ketten=Locken, sind gerade Reihen von unterbrochenen Quer=Buckeln, die man locker in einander kämmt. Sie scheinen wie die Ringe der Ketten in einander einzugreifen.

Das Frisiren oder Kräuseln der Haare ist zum rechten Arme des Wohlstandes im Putze geworden. Man ahmt dadurch die von Natur krausen Locken nach, welche freylich ein frischeres und gefälligeres Ansehen haben, als ein gerades Haar ohne Ordnung hat. Auch der Soldat schmieget sich unter den Zepter des Frisir=Eisens, ob er gleich im Felde mit den Perrücken schlecht zu rechte kommen würde.

Klassifizierung: 355 MilitärwissenschaftDDC-Icon In Frankreich hat man seit einiger Zeit für die Soldaten und die Schweitzer=Garde eine besondere Art der Frisur erdacht, welche in allen Arten der Witterung beständig bleiben möchte, die sich zwar nicht für alle und jede ohne Unterschied schicket, nichts desto weniger aber einerley Wirkung thut. Das Verfahren der französischen Garde besteht darin, daß sie sich eines dünnen und geraden Bleches von Bley, welches ungefähr 3 Zoll lang ist, (siehe PfeiliconFig. 806, A.) bedienen. Nachdem sie nähmlich die Papilloten an beyden Seiten weggenommen haben, nehmen sie die Masse zwischen die Finger, legen über die Mitte derselben ein Stückchen gedachten Bleyes, wickeln dasselbe aufwärts, die Haare aber über diese erste Falte, und machen, daß diese Locke auf diese Weise erhalten wird, indem sie den Rest des Bleyes zum zweyten Mahl zusammen biegen. Das übrige von den Haaren oberhalb dieser zweyten Falte, ist herabwärts gekehrt, fällt wieder zurück und bedeckt sie; wodurch denn zwo neben einander liegende Locken B entstehen. Die Schweitzer thun weiter nichts, als daß sie nur die Locke um ein rund gebogenes Kartenblatt wickeln, und sie an diesem mit einer Stecknadel fest stecken.

Ich komme auf das Frisiren der Frauenzimmer=Haare. Das Frauenzimmer hat gemeiniglich ein dic<15, 145>kes und langes Haar, welches sich auf mancherley Weise accommodiren läßt. Es muß dasselbe, wie die Männer, sein Haupt=Haar in gutem Stande erhalten, und sich selbige zu verschiedenen Zeiten verschneiden lassen. Dieses Verfahren bleibt beständig, die Mode möge beschaffen seyn, wie sie will. Der ganze Umfang des Gesichts bis zu den Ohren ist sehr kurz, und wird immer allmählich länger, bis auf 2 1/2 Zoll, in der Entfernung von ungefähr 2 Zoll hinterwärts; alsdann gehen die längern Haare und der Nacken, in Proportion ihrer Länge, nach einander fort.

Was die gewöhliche Art, die eigenen Haare zu frisiren, betrifft, so ist das Toupet um die Stirn und Wangen bis zu den Ohren bald schmähler, bald breiter, wie solches aus PfeiliconFig. 807, Pfeilicon808 und Pfeilicon810, a, a, a, erhellet. Nach dieser kleinen Krause gehen die Locken an, welche über den Finger geformt, neben einander her, und bis hinter die Ohren, liegen; PfeiliconFig. 808 und Pfeilicon810, b, b. Der ganze hintere Theil des Haupt=Haares von oben bis unten wird nicht gekräuselt, sondern von unten auf, bis zu der Scheitel in die Höhe geschlagen, welches man den Chignon nennet, PfeiliconFig. 809, c. Diejenigen, welche nur ganz kurze Haare haben, lassen sich gemeiniglich den ganzen Kopf kräuseln, oder wie eine runde Stutz=Perrücke in Buckeln legen; vorn aber wird derselbe auf eben die vorgedachte Weise kurz gekräuselt; den ganzen übrigen Theil des Kopfes aber leget man in Locken, welche bald so, bald anders liegen. Diese Art der Frisur nennen die Franzosen Bichon, und die deutschen Affen der Franzosen, welche kein Bedenken tragen, bey ihrem Kopf=Putze die Aehnlichkeit mit den Hunden jenen nachzumachen, einen Budel (im Hochdeutschen Pudel). Der PfeiliconFig. 807 vorgestellte Kopf ist nach ungarischer Art gekräuselt.

Wenn man ganz kurze Haare kräuseln will, nimmt man eine besondere Art gedrehter Papilloten, d d. Die<15, 146>se zu machen, dreht man zwischen den Fingern einen kleinen Streifen Papier zusammen, welcher alsdann gleichsam die Dienste eines Frisir=Hölzchens leistet. Dieses Papier legt man quer über die Spitzen eines gerade ausgedehnten Zopfes Haare, und wickelt sie damit so weit auf, als man kann; nachher aber drehet man die beyden Enden des Papieres zusammen, und schlägt eine andere gewöhnliche Papillote darum.

Uebrigens bedient man sich zum Frisiren der Frauenzimmer=Köpfe, besonderer Frisir=Kämme, welche ich im Art. Pfeil-IconKamm beschreiben werde.

Man verfertiget auch für das männliche und weibliche Geschlecht, wenn sie schlechtes Seiten=Haar haben, falsche Seiten=Krausen (Haar=Touren), oder auch Halb=Perrücken mit einem halben Netze, und es werden jederzeit die natürlichen Haare übergekämmt.

Ueberhaupt haben die Perrücken des Frauenzimmers mit den Beutel= oder auch Stutz=Perrücken der Mannspersonen viel Aehnlichkeit; daher sie auch ebenfalls zuweilen Stutz=Perrücken genannt werden. Was beyde besonders haben, sind; die Vordertheile, die Seitentheile, der Nacken etc. Die Frauenzimmer=Perrücken werden niemahls über die Ohren gemacht; die Montur aber ist darin verschieden, daß man gar keine Ausschweifung daran sieht; und, so wie sie ein merklich freyer Angesicht haben müssen, als die Mannspersonen, so wird auch das Montur=Band ungleich eher umgeschlagen und zurück gebogen, als an den Männer=Perrücken. Das übrige der Montur ist selten ein Netz, sondern gemeiniglich von Taffet, feiner Leinwand, zusammen genähten Bändern u. d. gl. Gemeiniglich bindet man dieselben hinten zu, oder auch mit Haar=Zöpfen oder andern dergleichen Hülfsmitteln. Die Vorder=Touren gehen von oben von den über einander liegenden Locken schräge herunter; die Locken aber, so wie man diesen die Lage gibt, und der Nacken, wie bey einer in <15, 147> Locken gelegten Perrücke. Die vorerwähnten Theile der Perrücke werden besonders auf dem hölzernen Kopfe entweder auf feine oder gemeine Leinwand, oder auch Taffet, gearbeitet, welcher aber auf dem Kopfe recht wohl ausgedehnet werden muß. Auf den vordern Theil des Kopfes, wo das Toupet gemacht wird, kommen nur kurze und feine Tressen; der aufgeschlagene Nacken (Chignon) aber wird aus solchen gemacht, welche ein langes Haar haben, und eigentlich dazu gearbeitet sind; die Seiten=Locken werden auf recht wohl ausgedehntes Floret=Band genähet.

Wenn ein Frauenzimmer nicht so starke Haare hat, daß man ihr einen Chignon machen kann, welcher die gehörige Dicke hat: so macht man ihr einen Haar=Wulst, Fr. Toupe, welcher nichts anders ist, als eine Menge von zusammen gewickelten kurzen Haaren, sie seyn von welcher Art sie wollen. Diese rollet man in den Händen zusammen, da sie denn dermaßen zusammen laufen, und in einander verwickelt werden, daß sie gleichsam einen festen Körper auszumachen scheinen, dem man doch aber eine Gestalt nach Belieben geben kann. Diesen Haar=Klumpen pflegt man indessen länglich rund, in der Mitte aber dicker, als an beyden Enden, zu machen. Man leget ihn oben auf den Kopf unter den Aufschlag der Haare des Nackens, wenn man ihn in die Höhe hebet, wodurch derselbe schon das Ansehen gewinnt, als ob er von Natur sehr stark wäre.

Zuweilen bedient man sich auch bey den aufgeschlagenen Nacken=Haaren, eines besondern, ziemlich großen und zirkelförmig runden Kammes, e, mit dicken und langen, ungefähr 1/2 Zoll von einander stehenden Zähnen. Den obern Theil dieses Kammes besetzt man mit zwo oder mehrern Locken, f. Diese Locken werden von Treffen gemacht, welche man nach Schraubengängen zwischen den Zähnen hindurch und auf den Kamm wickelt; die Locken=Krause bieget man daher auf beyden Sei<15, 148>ten aus einander, und steckt gedachten Kamm in die bis auf die Scheitel hinauf geschlagenen Nacken=Haare, es mögen dieselben eigen seyn, oder zu einer Perrücke gehören, wofern alles mit Haaren bekleidet seyn soll; PfeiliconFig. 809. Zuweilen besetzt man diesen Kamm auch wohl mit Steinen.

Ausser den jetzt gedachten Arten zu accommodiren, gibt es noch eine andere, welche der Perrückenmacher oder Friseur zu machen wissen muß, und welche bloß zur Zierde dienet. Dieses sind die so genannten falschen Locken, welche zu dem Ende verfertigt sind, damit man sie sowohl zwischen die eigenen Haare als Perrücken, an verschiedene Oerter auf dem Kopfe des Frauenzimmers stecken könne. Die zwey gewöhnlichsten Arten dieser Locken sieht man bey g und h abgebildet. Es befindet sich an denselben ein langer Stiel von gedrehetem Eisendraht, vermöge dessen man die Locke an jeden beliebigen Ort des Kopfes oder der Perrücke stecken kann.

Die Schönheit des Haares erhält durch die Hand des Friseurs nicht geringen Zuwachs. Daher gibt Ovidius den Frauenspersonen, welche gern geliebt seyn wollen, den Rath, immer gut frisirt zu seyn. de arte amandi, L. 13, v. 133.

Munditiis capimur: non sint sine lege capilli;
  Admotae formam dantque negantque manus.

Klassifizierung: 937 Italienische Halbinsel und benachbarte Gebiete bis 476DDC-Icon Die Griechen nannten diese Frisirer βοσρυχοπλοκους, τριχοβοσρυχους, καλλοπισας; die Römer Cinoflones, Cineratios. Jenes Wort gebraucht Horaz 1 Sat. 2. v. 98; dieses, Catull Epigr. 62. Juvenalis Sat. 6. v. 476, nennt sie Cosmetas. Die Römer hatten die löbliche Mode, daß sie die Frauenspersonen nicht durch Mannsleute, sondern durch Mädchen bedienen ließen. Das Kammer=Mädchen, welches sie ankleidete und ihnen den Kopf zurecht machte, hieß Ornatrix. Eine Dame hatte bisweilen eine große Menge, welche durch besondere Meister in der Kunst des Haar=Frisirens unterrichtet wurden; Marcian. in l. 65, §. 3 D. de Legat. 3. Ovidius rühmt das Mädchen seiner Liebsten, wegen ihrer Geschicklichkeit im Frisiren, weswegen sie wohl mehr verdiente, als Magd zu seyn; 1 Amor. XI.

<15, 149>

Colligere incertos, & in ordine ponere crines
  Docta, neque ancillas interhabenda, Nape.

Eine andere ihrer Mägde Cypassis war so geschickt, daß sie dem Haare ihrer Frau tausend verschiedene Gestalten geben konnte, und daß sie wohl werth gewesen wäre, nur Göttinnen zu frisiren; 2 Amor. VIII.

Ponendis in mille modos perfecta capillis,
  Comere sed solas digna, Cypassi, Deas.

Bey einem Frauenzimmer, welches eitel genug war, einen wohlgeputzten Kopf für den größten Theil ihrer Herrlichkeit anzusehen, hatte es Frisir=Mädchen sehr übel. Wenn es das geringste versahe, so hatte es sich selten etwas besseres, als Schläge und einen blutigen Denkzettel, zu versprechen. Jene Frau bey dem Juvenal, mit deren Beyspiele er beweiset, daß nichts unerträglicher ist, als eine reiche Frau, ließ die Kaltsinnigkeit des mit ihr unzufriedenen Mannes, weicher sie die Nacht allein schlafen lassen, ihre Domestiken entgelten; sie schlug sie nach der Reihe. Nun hatte sie ihren Liebhaber entweder nach einem Garten, oder nach dem Tempel der Ists, dem gewöhnlichen Sammelplatze der Verliebten, bestellet. Da sie sich nun mehr, wie gewöhnlich, schmücken will, muß die unglückselige Psecas, der noch die Haare, bey welchen sie von ihrer Frau war herum gezogen worden, um den Kopf fliegen, und welche das ihr abgerissene Halstuch noch nicht wieder umwerfen können, ihr die Haare frisiren. Mensch! warum steht diese Locke höher, als die andern? Eine lederne Peitsche straft sogleich das Verbrechen des gebogenen Härchens. Was hat Psecas verbrochen? Ist es ihre Schuld, daß ihre Frau so häßlich ist? Sat. VI. v. 491, fgg.

Der Lalage ihr Mädchen, Plecusa, hatte es auch nur mit einer Locke versehen, welche sie nicht fest genug gesteckt hatte, und mußte hart dafür büßen. Maritial. 2 Epigr. 46.

Der Lehrmeister in der Kunst zu lieben, Ovid, fordert von seinen Schülerinnen mehr Sanftmuth, Die Haarputzerinn muß nichts zu befürchten haben, sagt er; ich hasse diejenigen welche ihr sogleich mit den Nägeln in das Gesicht fahren, ihr die Haarnadel aus der Hand reissen, und ihr damit die Arme zerstechen. Das blutrünstige Mädchen verwünscht den Kopf seiner Frau, und weint bey dem Frisiren der verdammten Haare; de arte amandi l. 3. v. 239. Des Ovid seiner Geliebten ihr Mädchen hatte niemahls was zu befürchten. Ihr schmeidiges Haar nahm <15, 150> hundert Formen an. Es wurde so wenig durch die Nadel, als durch den Kamm, ausgerissen; das Mädchen kam immer mit heiler Haut davon. Sie hat sich oft in seiner Gegenwart frisiren lassen, und niemahls hat sie dem Mädchen die Haarnadel aus der Hand gerissen und ihm damit die Arme verwundet.

Adde, quod et dociles et centum flexibus apti,
  Et tibi nullius causa doloris erant.
Non acus abrupit, non vallus pectinis illos:
  Ornatrix tuto corpore semper erat.
Ante meos saepe est oculos ornata, nec unquam
  Brachia derepta saucia fecit acu.

Wie leicht war es nicht, daß die Frisirer was versahen, da die Damen fast alle Tage neue Moden, das Haar zu tragen, erfanden! So wenig als man die Eicheln auf dem Baume, die Bienen auf dem Berge Hybla, oder das Wild auf den Alpen zählen kann: so wenig ist es mir, sagt Ovid de arte am. l. 3. v. 149, möglich, alle Haar=Trachten zu zählen. Jeden Tag kommt eine neue Mode zum Vorschein.

Der Geschmack ist unterschieden; der einen gefällt diese, der andern eine andere Mode; was auch die eine kleidet, das kleidet die andere nicht. Ovid, de arte am. l. 3. will, daß die, welche ein längliches Gesicht hat, nichts auf dem Kopfe haben, und, wie die Laodamia, die Haare auf beyde Seiten frisiren soll.

Longa probat facies capitis diserimina puri:
  Sic erat ornatis Laodamia comis.

Die eine kleidet es, wenn sie ihr Haar ungebunden, wie Apollo, wenn er die Leyer spielt, fliegen läßt; die andere aber, wenn sie es, wie die Diana, wenn sie auf die Jagd geht, durch ein Band zusammen bindet.

Alterius crines humero jactentur utroque.
  Talis es assumta, Phaebe canore, lyra.
Altera succinctae religetur more Dianae:
  Ut solet, attonitas cum petit illa feras.

Als Corinna den Ovid besuchte, so bedeckten die Locken auf beyden Seiten ihren weißen Hals, so wie Semiramis an ihrem Brauttage frisirt war, 1 Amor. r. v. 9.

Ecce Corinna venit, eunica velata recincta,
  Candida dividua colla regente coma:
Qualiter in thalamos formosa Semiramis isse
  Dicitur -- -- --

<15, 151>

Wenn Horaz 3. Od. 14. nach der glücklichen Wiederkunft des Augustus ein Fest anstellen will, so muß sein Diener die Sängerinn Neära rufen; er soll ihr sagen, daß sie, um eilig zu kommen, ihr braunes Haar nur in einen Knoten schlage.

Die & argutae properet Neaerae
Myrrheum nodo cohibere crinem.

Eben so, ohne sich mit dem Kopfputze lange aufzuhalten, soll die Lyde, einen Knoten in die Haare geschürzt, wie die spartanischen Weibsleute gehen, mit ihrer elfenbeinernen Laute zu ihm kommen; 2. Od. 11.

Die herrschende Mode war, die Haare rund um den Kopf in unterschiedene Reihen Locken zu legen, und alle diese Reihen durch eine zirkelförmige Nadel zusammen zu halten. Tertullian. de vel. virg. und Isidor. I. 19. Eine Abbildung solcher Haar=Nadel liefert Montfaucon Antiqu. expliqu. T. III. p. 50. Eine andere Art silberner Nestel=Nadeln, die Zöpfe um dieselben zu winden, welche man zu Herculanum gefunden hat, beschreibt Winkelmann, in seinem Sendschreiben von den herculanischen Entdeckungen, S. 61. Die größte, 8 Zoll lang, hat, an statt des Knopfes, ein korinthisches Capitäl, auf welchem die Venus steht, die mit beyden Händen ihre Haare gefaßt hat; neben ihr steht Amor, und hält ihr einen runden Spiegel vor. Auf einer andern haben sich Amor und Psyche umfasset. Je höher sie das Haar in die Höhe aufthürmen konnten, desto lieber war es ihnen. Weil das eigene Haar nicht dazu hinreichte, so fügten sie viel falsches Haar dazu. Tertullian de cult. serm. c. 7. nennt einen solchen Haar=Thurm eine Scheide und Futteral des Kopfes: Nescio quas enormitates sutjlium atque textilium ea pillamentorum, quasi vaginam capitis & operculum verticis; und Hieronymus, einen Thurm fremder Haare, alienis capillis turritum verticem struere. Juvenalis Sat. 6. v. 501, sagt von der schon oben angeführten Frau: sie bauer sich einen so hohen Thurm von vielen Reihen Haarlocken auf dem Kopf, daß sie vorn so lang als die Andromacha scheinet; von hinten ist sie weit kleiner: man sollte sie für eine Andere halten. Als sie sich frisiren ließ, mußten alle ihre Mädchen, jung und alt, zugegen seyn, und alle wurden bey einer jeden Locke zu Rathe gezogen, nicht anders als wenn ein Ansehen im Anputze den Verlust der Ehre oder des Lebens nach sich zöge.

<15, 152>

Es sey mir erlaubt, dem Frauenzimmer und einigen Kunstverständigen zu Gefallen, welche die wichtige Kunst zu frisiren oder in Haaren aufzusetzen, gehörig zu schätzen wissen, hier eine kurze Nachricht von einem französischen Werke mitzutheilen, welches in seiner Art das einzige ist, und mit zu den seltenen Erscheinungen unsers aufgeklärten Jahrhunderts gehört.

Herr Legros hat nicht nur in einem eigenen Buche von 61 Seiten, ein vollständiges System vom Haarputze der französischen Damen vorgetragen, sondern seine Regeln auch noch durch 33 hierzu gehörige Kupfertafeln sinnlicher und deutlicher zu machen gesucht. *

*
Livre d' estampes de l' art de la coëffure des Dames françoises, sur les desseins originaux, d' après les accommodages, avec le traité abregé d' entretenir & conserver les cheveux naturels, par le Sr. le Gros. à Paris, 1765, 4.
Eb. Dess. l' art de la coëffure des Dames françoises, avec le traité abregé sur la façon d' entretenir & de conserver les cheveux naturels, & les plans des largeurs des cheveux des faces, qu' il faut observer pour faire toutes ces coëffures, & la façon de se coëffet avec des cheveux faux, à Paris, 1767.

Ja, was noch mehr ist, er hat zu Paris eine eigene Akademie gestiftet, von welcher er Director ist, und wo man in verschiedenen Classen dieser seiner zur höchsten Vollkommenheit gebrachten Kunst sich unterrichten lassen kann. Er versichert, auf 42 erley Manier die Damen aufgesetzt, und 300 verschiedene Haar=Touren, welche man für natürliche Haare angesehen hat, für sie gemacht zu haben. In der Messe 1763 stellte er 30 große Puppen auf, welche alle frisirt waren, und die Bewunderung der Damen erhielten; und im J. 1765, stellte er 100 Stück dergleichen frisirte Puppen auf, welche nicht nur den Beyfall der französischen Damen erhielten, sondern auch zum Theil an die vornehmsten französischen Höfe verschickt wurden. Ihnen zu Gefallen errichtete er drey Classen, worin Kammerdiener, Kammerfrauen, und Friseurs, gezogen werden.

Klassifizierung: 659 Werbung und ÖffentlichkeitsarbeitDDC-Icon Einige Feinde des Hrn. Legros sagten, daß man die Moden in seinen Kupferstichen mit natürlichen Haaren nicht nachmachen könne. Um das Publicum vom Gegentheil zu überzeugen, ließ er 33 junge Mädchen nach seinen 33 Kupferplatten frisiren, und alle Tage in den Monathen May und Jun. 1766 auf dem Walle spatzieren gehen. Dergleichen <15, 153> Mädchen nennt man in Paris Prêteuses de tête, Kopf=Leiherinnen. Sie sind 10 bis 12 Jahre alt, und verleihen ihre Köpfe, bey Friseurs, die ihre Lehrlinge, vom Morgen bis in den Abend, sich in ihren Haaren üben lassen, indem sie alle Stunden frisirt und wieder ausgekämmt werden. Sie bekommen dafür des Monaths ungefähr anderthalb Thaler, und haben noch überdieß das Vergnügen, manchmahl in einem Tage dreyßig Mahl anders aufgesetzt zu werden.

Die Kupferstiche sind sowohl für die gewöhnliche Toilette, als auch zum Gebrauch auf Bällen, und auf dem Theater, eingerichtet. Die ersten Exemplare des Buches hat der Verf. an die Kaiserinn Königinn, an die Kaiserinn von Rußland, und an die Königinn von England, Spanien, Preußen, Schweden, Dänemark und Portugall zu übersenden die Ehre gehabt. Das Werk kostet in Paris, gebunden und Mummirt, 48 Livres (ungefähr 16 Rthlr.), geheftet und nicht illuminirt 24 Livres.

Pro Memoria in Sachen der Damencoeffeurs in Paris, gegen die Perrückenmacher daselbst, st, im 54 St. des Hannov. Magaz. v. J. 1770.

The art of dressing the hair. A Poëm; humbly inscribed to the members of the T. N Club, by E P. Philocosm. and late HairDresser to the said Society. Lond. 1770, 4.

A treatise on the hair, shewing its generation -- -- -- also a description of the most fashionable methods of dressing Ladies and Gentlemens Hair, both natural and artificial; with an essay on Dress in general. Addressed to the Ladies of Great Britain. By DAV. RTTCHIE. Lond. 1770. 8.

Klassifizierung: 391.2 Kleidung für FrauenDDC-Icon Klassifizierung: 687 Kleidung und AccessoiresDDC-Icon 3. Bey dem andern Geschlechte, Kleidungsstücke, Vorhänge u. s. f. mit Band, Spitzen, Blonden, Agrements, Fransen und Streifen von Zeuge, zierlich besezzen und einfassen. Daher die Frisur, diese krause Besetzung selbst.

Ein Frauenzimmer=Kleid erhält gemeiniglich am Halse, und vorn herunter, eine Frisur. Die Mode hat aber mannichfaltige Arten der Frisur erfunden, wovon ich nur einige der gewöhnlichsten anzeigen werde. Die Pfeifenstiel=Frisur besteht aus schmahlen und runden Falten oder Tollen, nach der Breite des Frisur=Streifes. Die Spitzkäse= oder Schiff=Frisur, hat ihren Nahmen von ihrer Gestalt erhalten; denn die Falten werden in Gestalt eines Spitz=Käses, oder eines kleinen Kahnes, geleget. <15, 154> Die Carreaux=Frisur erhält rautenförmige Falten: sind diese Rauten verschoben, so nennt man es Waffen=Frisur. Fallen diese Falten etwas ins runde, so entsteht die gepuffte Frisur, und diese ist beynahe 1/4 Elle breit. Die vier letzten Frisuren werden mit Schaf= oder Baum=Wolle ausgestopft, damit sich die Frisur desto besser erhebe. Alle diese Frisuren müssen vorläufig in Falten geleget werden, und alsdann werden sie erst auf das Kleid genähet. Eben solche Frisur erhält auch der zur Roberonde gehörige Rock an seinem untern Umfange, und man nennt diese Frisur Falbel, Fr. Falbala, s. Th. XII, Pfeil-IconS. 125, f. Doch muß die Frisur des Rockes und der Roberonde jederzeit mit einander übereinstimmen.

Klassifizierung: 642 Mahlzeiten und TischkulturDDC-Icon Man sagt auch: eine Serviette frisiren, Fr. friser une serviette, d. h. eine Serviette brechen, oder in zierliche Falten legen; siehe Pfeil-IconServiette.

Frisir=Bohrer, Fr. Fraise, siehe in den künftigen Supplementen, unter Bohrer der Schlösser.

Frisir=Eisen, siehe oben, Pfeil-IconS. 141.

Frisir=Holz, siehe oben, Pfeil-IconS. 138.

Frisir=Kamm, siehe oben, Pfeil-IconS. 139, und Pfeil-IconS. 146.

Frisir=Mühle, siehe oben, Pfeil-IconS. 132.

Frison Klassifizierung: 391.2 Kleidung für FrauenDDC-Icon Klassifizierung: 677 Textilien DDC-Icon , Fr. Frison, ein schlechter Fries, oder gekräuseltes wollener Zeug, welcher warm und weich ist, in England verfertigt wird, und woraus füglich Weiber=Unter=Röcke oder auch Jupen, gemacht werden können. Man nennt ihn auch englischen Schwanen=Boy; s. Th. VI, Pfeil-IconS. 301.

Klassifizierung: 687.8 KurzwarenDDC-Icon Ferner ist Frison auch eine Gattung frisirter oder gekräuselter Cantillen, welche mit zur Stickerey, oder auch wohl zur Verfertigung der goldenen und silbernen Zeuge gebraucht wird.

Klassifizierung: 389 Metrologie und NormungDDC-Icon In der Normandie ist Frison ein Maß zu flüssigen Sachen. Er hält 2 Pots, welche ungefähr 4 pariser Pinten betragen.

<15, 155>

Frisquette, das Rähmchen der Buchdrucker; siehe Pfeil-IconRahmen 3.

Frisson, siehe Pfeil-IconSchauer.

Frist Klassifizierung: 347 Zivilprozessrecht und ZivilgerichteDDC-Icon Klassifizierung: 340 RechtDDC-Icon , die Frist, ein noch in den Gerichten sowohl, als im gem. Leben übliches altes Wort.

1. Eine bestimmte Zeit, innerhalb welcher etwas geschehen soll, ein Termin, oder eine Rechts=Frist, L. Terminus legalis; imgleichen die Verlängerung dieser Frist, Aufschub der bestimmten Frist, d. i. eine Erstreckung oder Verlängerung der Zeit, eine Nachsicht, oder ein Aufschub dessen, z. E. was man entweder bezahlen soll, oder sonst auszurichten hat; in den Rechten auch Dilation, oder Frist=Verstattung, d. i. ein Anstand oder Verzug, welcher den Parteyen zu Beybringung ihrer Nothdurft, oder zu Leistung desjenigen, was ihnen zu thun auferlegt worden ist, entweder schon in den Rechten versehen ist, oder von dem Richter verstattet wird. Es sind dieselben nach den Sachen und Orten unterschieden; insgemein aber sind es 4 Wochen; beym Kammergerichte in der Mark Brandenburg, 6 Wochen; und nach Sachsen=Recht, 6 Wochen 3 Tage, oder 45 Tage, welches eine sächsische Frist heißt, (so wie eine doppelte sächsische Frist, eine Zeit von 4 Monathen,) wiewohl jene, nach Beschaffenheit der Umstände und Sachen, bald vermindert, bald aber auch erhöhet werden kann. So ist z. E. zur Bescheinigung im Handels=Gerichte 3 Wochen; in Berg=Sachen, 4 Wochen; zum Beweis der Brau=Gerechtigkeit, 2 Monathe, geordnet. Zum Verfahren der Parteyen in Concurs, werden ebenfalls nach Beschaffenheit der Sache und des Richters Ermessen, 3, 6, 9 und höchstens 12 Wochen verstattet; worüber aber dergestalt zu halten ist, daß weder von dem Richter noch von den Parteyen oder deren Advocaten, einige Dilation oder Compromiß zu zulassen ist; und gleichwie sonst das Septiduum oder eine siebentägige Frist auch bey dem mündlichen Verfahren über den Beweis Statt <15, 156> findet, also ist hingegen zu dem schriftlichen Verfahren darüber zu jedem Satze eine Frist von 3 Wochen gesetzt. Zur Hülfs=Frist wird bey der Auflage ohne Unterschied eine Frist von 14 Tagen gesetzt; ehe man aber zur Subhastation schreitet, eine vier= und zum Subhastations=Termin wenigstens eine achtwöchentliche erfordert. Zur Wieder=Einlösung eines subhastirten Gutes, wird nur eine sechsmonathliche Frist gestattet. Bey der dem Schuldner verstatteten längern Frist, wird sein Bürge nicht los, er hätte sich denn ausdrücklich bedungen, daß er nach Ablauf der ersten Frist nicht haften wolle. Wenn in einem Documente die Bezahlung nach und nach, oder nach guter Gelegenheit versprochen worden ist, so hat der Richter die Zahlungs=Fristen nach Billigkeit, und Beschaffenheit des Gläubigers und Schuldners, von Amts wegen zu bestimmen. Sonst aber werden die erbetenen Frist=Verstattungen nur um erheblicher Ursachen und Hindernisse willen, und auch nicht mehr, als zum dritten Mahl, zugegeben.

Siehe auch Pfeil-IconGalgen=Frist.

2. Eine gegenwärtige, besonders aber künftige Zeit überhaupt, doch nur noch selten, und auch hier nur noch im gemeinen Leben. Ich habe ihn in Jahres Frist, in Monaths Frist nicht gesehen.

Klassifizierung: 622 Bergbau und verwandte TätigkeitenDDC-Icon 3. Auf Bergwerken, bedeutet Frist, oder Fristung, eine zu Berg=Recht angemessene und übliche Zeit, worin etwas geschehen muß, wenn es beständig seyn soll. Sie wird sowohl zum Entblößen und Bestätigen, als auch zu Belegung einer Zeche, und so oft etwas nicht zur sonst gesetzten Zeit geschehen mag, gesuchet und gegeben, jedoch nicht ohne besondere und hinreichende Ursachen, als da sind: Wettermangel, Wassersnoth, Streit, Gebrauch der Arbeiter, Absenkung der Lichtlöcher, Winterszeit, Ungewitter u. d. gl. m. Jedoch wird auch hier eine solche Frist nicht leicht über zwey, oder höchstens drey Mahl gegeben, zumahl in verstolltem Fel<15, 157>de, und zwar auf Silber=Bergwerken nicht über 1 Quartal; auf Zwitter=Kies und Eisenstein=Zechen aber nicht über 2 Quartale, oder längstens eine Jahrs=Frist, nach der chursächsischen Berg=Ordnung. Wer auch in solchem Quartale oder Jahrs=Frist um neue Verschreibung und Nachlassung zu bitten unterläßt, dessen Fundgruben und Massen sind alsdann ins Freye gefallen.

Fristen aufsagen, nennt man auf Bergwerken, wenn Andere sich angeben, die Grube zu bauen; da denn von dem Berg=Meister anbefohlen wird, daß sie ihre Gebäude mit völligen Schichten wirklich versehen möchten, wiedrigenfalls die Zeche dem Angemeldeten verliehen werden würde.

Frist=Buch Klassifizierung: 657 RechnungslegungDDC-Icon Klassifizierung: 622 Bergbau und verwandte TätigkeitenDDC-Icon , im Bergbaue, ein Buch, in welches die Fristen, Nachlassungen, Steuern, vierte Pfennig, und andere Angelegenheiten, verzeichnet werden.

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